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Fehlbildungen frühzeitig erkennen

Feindiagnostik in der Schwangerschaft: Wann ist das Organscreening sinnvoll?

Entwickelt sich das Baby im Mutterleib ohne Fehlbildungen? Die Feindiagnostik dient dazu, dies genauer unter die Lupe zu nehmen. Doch die spezielle Ultraschalluntersuchung wird nur in bestimmten Fällen durchgeführt.

Feindiagnostik in der Schwangerschaft: Wann ist das Organscreening sinnvoll?
© Getty Images/FatCamera

Als Feindiagnostik wird eine weiterführende Ultraschalluntersuchung bezeichnet, durch die Fehlbildungen beim Ungeborenen erkannt werden können. Es handelt sich dabei um eine Methode der Pränataldiagnostik (vorgeburtliche Diagnostik). Das bedeutet: Es wird gezielt nach Hinweisen gesucht, die auf Fehlbildungen oder Störungen beim Baby hinweisen können.

Artikelinhalte im Überblick:

Feindiagnostik: Was ist ein Organscreening?

Bei der Feindiagnostik kommt ein hochauflösendes Ultraschallgerät zum Einsatz. Es gewährt einen genauen Einblick in das Entwicklungsgeschehen im Mutterleib: Organe wie das Herz werden untersucht, um Hinweise auf mögliche Fehlbildungen zu erhalten. Bei der nicht invasiven Methode sind weder Einschnitte ins Gewebe noch das Einführen von Geräten notwendig. Die Ultraschalluntersuchung wird über die Bauchdecke durchgeführt.

Die Feindiagnostik ist auch unter verschiedenen anderen Namen bekannt:

  • Fehlbildungsdiagnostik
  • Organscreening
  • Feinultraschall
  • Organultraschall

Untersuchungen, die im Rahmen des Ersttrimesterscreenings durchgeführt werden, bezeichnet man übrigens auch als „frühe Feindiagnostik“. In der Regel ist mit dem Begriff „Feindiagnostik“ aber die Organuntersuchung um die 20. Schwangerschaftswoche herum gemeint.

Gründe für eine Feindiagnostik

Die Feindiagnostik gehört nicht zur normalen Schwangerschaftsvorsorge. Sie wird nur in bestimmten Fällen durchgeführt – zum Beispiel bei einer Risikoschwangerschaft oder wenn der Verdacht auf eine Erkrankung besteht.

In folgenden Fällen kann eine Feindiagnostik zum Beispiel veranlasst werden:

  • vorangegangene Schwangerschaften mit Chromosomenanomalien
  • Erbkrankheiten bei den Eltern oder Erkrankungen der Mutter, die sich negativ auf die Entwicklung eines Kindes auswirken können (beispielsweise Diabetes mellitus)
  • Einnahme von Medikamenten in der Frühschwangerschaft oder eine intensive Röntgenuntersuchung oder andere Strahlenbehandlung
  • bei familiärer, genetischer Vorbelastung
  • bei Problemen während einer früheren Schwangerschaft
  • bei Auffälligkeiten in den Basis-Ultraschalluntersuchungen
  • Mehrlingsschwangerschaften

Auch wenn keine medizinischen Indikatoren vorliegen, können sich Schwangere zu dieser freiwilligen Zusatzuntersuchung entscheiden. Die Kosten für die Feindiagnostik müssen in solchen Fällen selbst getragen werden.

Ablauf der Feindiagnostik

Die Feindiagnostik wird nur in spezialisierten Praxen oder Zentren durchgeführt. Es werden verschiedene Organe und deren Funktionen genau betrachtet. Beurteilt werden zum Beispiel:

  • alle gut darstellbaren Organe des Kindes, wie das Gehirn, den Magen, die Nieren, die Harnblase und besonders das Herz
  • altersgemäße Entwicklung des Kindes
  • Fruchtwassermenge
  • Blutfluss in der Nabelschnur
  • Lage und Aussehen des Mutterkuchens (Plazenta)
  • Durchblutung der Gebärmuttergefäße zur Prüfung der Plazentaversorgung und -reife

Geprüft wird dabei zum Beispiel: Sind alle Gliedmaßen vorhanden? Lassen sich Defekte der Bauchwand, der Wirbelsäule, der Schädeldecke oder etwa eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte ausschließen? Liegt eine Herzfehlbildung vor?

Zeitpunkt der Feindiagnostik

Die Feindiagnostik kann ab der 19. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden. In der Regel erfolgt sie zwischen der 20. und 21. Schwangerschaftswoche.

In dem Zeitraum zwischen der 19. und der 22. Schwangerschaftswoche findet im Rahmen der normalen Schwangerschaftsvorsorge auch der zweite Basis-Ultraschall oder der erweiterte Basis-Ultraschall statt. Gemäß der Mutterschaftsrichtlinien werden diese beiden Untersuchungsoptionen jeder Schwangeren zur Auswahl angeboten. Sie unterscheiden sich dadurch, dass der erweiterte Basis-Ultraschall bestimmte Körperteile genauer betrachtet: zum Beispiel, ob das Kleinhirn sichtbar und die vier Kammern des Herzens ausgebildet sind.

Um die erweiterte Untersuchung durchführen zu dürfen, müssen Frauenärzte*Frauenärztinnen eine Wissensprüfung ablegen. Die Feindiagnostik ist mit dieser erweiterten Basis-Untersuchung nicht gleichzusetzen, da das Organscreening wesentlich umfassender ist. Hierfür sind auch weitere ärztliche Spezialisierungen notwendig, denn es bedarf besonderer Kenntnis, selbst äußerst seltene Fehlbildungen oder Störungen erkennen zu können.

Wie zuverlässig ist die Feindiagnostik?

Die Feindiagnostik ist eine wertvolle Methode, um Hinweise auf Fehlbildungen zu erhalten. Faktoren wie die Erfahrung des Arztes*der Ärztin oder eine ungünstige Lage des Kindes, können dabei eine Rolle spielen, wie aussagekräftig der Befund ist.

Es gibt immer auch die Möglichkeit, dass eine Fehlbildung bei einer Ultraschalluntersuchung nicht erkannt wird oder es zu falschen Beurteilungen kommt. Sollten Auffälligkeiten bei der Feindiagnostik auftreten, können diese jedoch bei weiteren Untersuchungen abgeklärt werden. Ein Verdacht auf eine Erkrankung könnte sich auch im weiteren Schwangerschaftsverlauf erübrigen.

Vorteile und Nachteile der Feindiagnostik

Ultraschalluntersuchungen gelten grundsätzlich als ungefährlich für Mutter und Kind, hierzu gehört auch der Organultraschall. Der Feinultraschall hat außerdem nichts mit dem mittlerweile untersagten „Babyfernsehen“ zu tun, denn er wird rein zur Fehlbildungsdiagnostik eingesetzt.

Ob das Organscreening durchgeführt werden soll, kann jede Schwangere selbst entscheiden. Es empfiehlt sich, dies für den persönlichen Fall mit der gynäkologischen Betreuung in einem Beratungsgespräch abzuwägen. Ein unauffälliges Ergebnis beruhigt oft. Andererseits können gefundene Normabweichungen Ängste und Sorgen auslösen, ziehen weitere Untersuchungen nach sich und können zu starken emotionalen Konflikten führen. Gesicherte Befunde bieten allerdings auch die Möglichkeit, sich mit Spezialkliniken oder -praxen in Verbindung zu setzen, um frühzeitig passende Behandlungen einzuleiten. Die gewonnenen Erkenntnisse können daher lebensrettend sein – zum Beispiel im Falle eines Herzfehlers.

In schweren, seltenen Fällen sind die Untersuchungsergebnisse der Feindiagnostik von ausgesprochen großer Tragweite. Bei äußerst schweren Erkrankungen oder Nichtlebensfähigkeit des Babys, kann zum Beispiel die Möglichkeit einer vorzeitigen Beendigung der Schwangerschaft diskutiert werden. In solchen Extremsituationen sollte unbedingt eine professionelle Beratung in Anspruch genommen werden.

Kosten der Feindiagnostik

Wenn eine medizinische Indikation vorliegt, werden die Kosten für die Feindiagnostik von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Ist der Frauenarzt*die Frauenärztin nicht selbst auf die Feindiagnostik spezialisiert, wird dann eine Überweisung in ein Zentrum oder eine Praxis ausgestellt. Auch private Versicherungen erstatten die Kosten in solchen Fällen in der Regel. Für den individuellen Fall sollte man sich bei seiner Versicherung erkundigen.

Entscheidet sich eine Schwangere ohne medizinische Notwendigkeit für das Organscreening, muss die Untersuchung selbst bezahlt werden. Die Kosten variieren je nach Praxis und können um die 200 Euro betragen. In einigen Fällen bieten gesetzliche Krankenkassen spezielle Zusatzleistungen für die Schwangerschaft an, wodurch diese Kosten erstattet werden.

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