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Baby mit Blick nach oben

Sternengucker: Was bedeutet die Lage für die Geburt?

Liegt ein Kind als Sternengucker in der Gebärmutter, kann diese Haltung die Geburt erschweren. Trotzdem ist nicht in allen Fällen ein Kaiserschnitt notwendig. Was du über Sternengucker und ihren Geburtsverlauf wissen musst.

Sternengucker: Was bedeutet die Lage für die Geburt?
© Getty Images/Catherine Delahaye

Auf dem Weg durch den Geburtskanal vollzieht ein Baby Bewegungen und Drehungen, um möglichst leicht durch das mütterliche Becken zu kommen. Doch manchmal liegt ein Baby beim Geburtsbeginn nicht passgenau im Mutterleib. Was es mit den sogenannten Sternenguckern auf sich hat, erfährst du in unserem Artikel.

Artikelinhalte im Überblick:

Welche Geburtspositionen gibt es?

Was sind Sternengucker?

Als Sternengucker werden Babys bezeichnet, die in der Gebärmutter eine besondere Haltung einnehmen. Das Baby liegt zwar mit dem Kopf nach unten (Schädellage), aber: Befindet sich die Mutter in Rückenlage, blickt das Baby in Richtung der Sterne am Himmel, also in die Richtung des Bauches der Mutter.

Diese Haltung wird medizinisch als hintere Hinterhauptshaltung, hintere Hinterhauptslage (hiHHL) oder als dorsoposteriore Hinterhauptshaltung (d.p.HHH) bezeichnet. „Dorsoposterior“ ist ein medizinischer Fachbegriff. Er besagt, dass ein Kind mit dem Rücken nach hinten (also zum Rücken der Mutter) liegt.

Warum ist die hintere Hinterhauptslage eine Besonderheit?

Die meisten Babys kommen in der vorderen Hinterhauptslage (vHHL) zur Welt. Hierbei befindet sich das Baby in der Schädellage mit dem Kopf nach unten und der Rücken des Ungeborenen zeigt in Richtung des Bauches der Mutter. Diese Geburtsposition wird als optimal betrachtet, weil sich das Baby so mithilfe seiner Drehungen perfekt den Weg durch den Geburtskanal bahnen kann.

Haltungen, die bei der Geburt von dieser regelrechten Lage abweichen, werden als Einstellungs- oder Haltungsanomalien bezeichnet. Eine Einstellungsanomalie ist zum Beispiel der tiefe Querstand: Hierbei weicht der vorangehende Kindsteil von der vorderen Hinterhauptslage ab. Als Haltungsanomalie ist unter anderem die Vorderhauptslage bekannt – hier ist der Kopf des Babys nicht in der idealen Beuge.

Bei einem Sternengucker befindet sich das Baby zwar mit dem Kopf nach unten im Mutterleib und der Kopf hat auch eine gebeugte Haltung. Doch aufgrund der Lage geht bei der Geburt der Hinterkopf des Babys in Führung. In der Fachsprache heißt es auch, dass die kleine Fontanelle führend ist, denn sie befindet sich am Hinterhaupt des Babys.

Wie häufig kommen Sternengucker vor?

Sternengucker sind selten. Zur exakten Häufigkeit existieren jedoch unterschiedliche Angaben in der Literatur. Wichtig zu wissen ist, dass ein Baby während des Geburtsverlaufs seine Haltung ändern und sich somit von der hinteren in die vordere Hinterhauptslage drehen kann. Zu Beginn der Wehen befinden sich daher noch wesentlich mehr Kinder in der Sternengucker-Haltung als es dann bei der Geburt der Fall ist. Je nach Quelle sind es dann noch 5,5 bis acht Prozent oder weniger.

Sternengucker: Welche Ursachen gibt es?

Häufig ist die Ursache für die Sternengucker-Haltung unklar. Man weiß also nicht, warum sich ein Baby bei der Geburt noch in dieser Lage befindet. Mögliche diskutierte Gründe, die einen Sternengucker begünstigen könnten, sind ein vorzeitiger Blasensprung, ein hohes Geburtsgewicht oder eine Frühgeburt.

In manchen Fällen hat es sich ein Baby aber auch einfach bereits in der Schwangerschaft als Sternengucker gemütlich gemacht und möchte seine Position nicht mehr verlassen. Manchmal haben Babys dafür ihre Gründe – zum Beispiel die Form des mütterlichen Beckens.

Wurde das erste Baby als Sternengucker geboren, kann das nächste Kind ebenfalls ein Sternengucker werden. Ob dies tatsächlich zutrifft, hängt aber von unterschiedlichen Faktoren ab. War der Sternengucker nur ein Zufall oder haben zum Beispiel die knöchernen Strukturen im mütterlichen Becken dem Baby nur diesen Weg erlaubt? Lasse dich individuell zum Wiederholungsrisiko beraten.

Diagnose: Wie werden Sternengucker erkannt?

Während der Schwangerschaft kann die Lage eines Kindes im Mutterleib sowohl durch eine Tastuntersuchung als auch durch Ultraschall festgestellt werden. Hebammen können ein Sternengucker-Baby manchmal bereits an der Bauchform einer Schwangeren erahnen: Unterhalb des Bauchnabels zeigt sich dann eine leichte Eindellung.

Schwangere Frauen sollten aber weder ihre Bauchform interpretieren noch die Kürzel in ihrem Mutterpass selbst auswerten, die dort nach einer Ultraschalluntersuchung eingetragen werden. Bedenke: Auch ein Ultraschall ist lediglich eine Momentaufnahme. Bis zur Geburt kann sich die Lage des Babys immer wieder ändern. Solltest du dir Sorgen machen, besprich deine Gedanken mit deiner*deinem Frauenärztin*Frauenarzt oder der betreuenden Hebamme.

Relevant wird die Sternengucker-Haltung erst während der Geburt. Geht es los, kann die Hebamme die Lage zum Beispiel durch eine äußere Untersuchung feststellen: Bei Sternenguckern ertastet sie die Extremitäten (Arme und Beine) vorne. Bei einer innerlichen Untersuchung erkennt die Hebamme, wo die Pfeilnaht (Schädelnaht am Kopf des Kindes) verläuft und wo die Fontanellen liegen.

Wie läuft die Sternengucker-Geburt ab?

Dreht sich dein Baby auch während der Geburt nicht mehr, ist ein Kaiserschnitt trotzdem nicht zwingend erforderlich. Ein Baby kann auch als Sternengucker bei einer vaginalen Entbindung zur Welt kommen. Es befindet sich nun allerdings in einer ungünstigen Haltung, wodurch die Geburt möglicherweise erschwert wird. Denn in dieser Position muss der hintere Teil des Kopfes zuerst durch den Geburtskanal. Dies führt möglicherweise zu:

  • vermehrtem Pressdrang
  • früherem Pressdrang zum Ende der Eröffnungsphase
  • verzögertem (protrahiertem) Geburtsverlauf in der Eröffnungs- und Austreibungsphase

Das genaue Vorgehen hängt bei Sternenguckern vom individuellen Fall ab. Faktoren wie die Größe deines Kindes oder das Größenverhältnis von Kind und Becken der Mutter können dabei eine Rolle spielen. Durch den verzögerten Geburtsverlauf kann es vorkommen, dass die Geburt eines Sternengucker-Babys medizinischer Maßnahmen bedarf. Hierzu zählen unter anderem das Setzen einer PDA zur Schmerzerleichterung oder die Gabe von Oxytocin zur Wehenförderung.

Um das Baby bei seiner Austrittsbewegung zu unterstützen, kann ein Dammschnitt nötig werden. Brauchen Mutter und Kind mehr Unterstützung, kann die Geburt mithilfe von Zange oder Saugglocke (vaginal-operative Entbindungen) erfolgen. Sollte es zu einem Geburtsstillstand kommen, der eine Gefahr für Mutter und Kind darstellt, wird ein Kaiserschnitt durchgeführt.

Sternengucker: Lässt sich die Lage beeinflussen?

Möglicherweise könnten bereits Haltungen, die eine Frau während der Schwangerschaft einnimmt, die Lage des Sternenguckers begünstigen. Gemeint sind häufige und lange zurückgelehnte Positionen – etwa auf dem Sofa. Ein eindeutiger Zusammenhang lässt sich aber nicht herstellen und zudem kann sich das Baby ohnehin noch jederzeit drehen. Es existiert daher keine allgemeine Empfehlung, in der Schwangerschaft eine spezielle Sitzposition zur Vorbeugung eines Sternengucker-Babys einzunehmen.

Während der Geburt spielen verschiedene Körperhaltungen hingegen eine große Rolle, um das Baby noch zur Drehung in die vordere Hinterhauptslage zu motivieren. Welche Geburtsposition welchen Effekt hat – dazu bedarf es noch weiterer Forschung. Allgemein werden aber Bewegungen, insbesondere die des Beckens, als positiv eingeschätzt. Geduld ist allerdings trotzdem gefragt.

In der Eröffnungsphase kommen folgende Geburtspositionen zum Einsatz:

  • Haltungen, in denen die Frau vornüber geneigt ist und das Becken im Stehen oder im Sitzen auf einem Ball kreisen lässt
  • Knie-Ellenbogen-Haltung (Vierfüßlerstand)
  • asymmetrische Positionen
  • Seitenlagerung
  • stabile Seiten-Bauchlage

Deine Hebamme wird dich dabei anleiten. Sie erklärt dir genau, wie die Positionen bei einem Sternengucker ausgeführt werden müssen. In der Austreibungsphase drehen sich nur noch wenige Kinder in die richtige Geburtsposition. Daher wird jetzt versucht, dem Sternengucker-Baby den Weg zu erleichtern.

Auch Geburtspositionen, die deinen Damm möglichst gut schützen, können bei einer Sternengucker-Geburt empfehlenswert sein. Häufig wird zu einem Vierfüßlerstand geraten. Hierbei befindest du dich auf allen vieren: Knie und Hände oder Knie und Ellenbogen sind auf dem Boden, Oberkörper und Kopf können auf einem Kissen abgelegt werden.

Sternengucker: Welche Komplikationen und Spätfolgen sind möglich?

Die Geburt eines Sternenguckers geht nicht automatisch mit Komplikationen einher. Ob und welche Risiken auftauchen, ist abhängig vom individuellen Verlauf und der gewählten Methode. Medizinische Eingriffe wie die Zuhilfenahme von Zange oder Saugglocke sowie ein Kaiserschnitt werden nur durchgeführt, wenn sie in der Situation als medizinisch notwendig betrachtet werden. Das bedeutet auch, dass der Nutzen das Risiko überwiegt.

Sternengucker: Mögliche Komplikationen beim Baby

Käme es aufgrund der Sternengucker-Haltung zu einem Geburtsstillstand, könnte dieser mit einer Unterversorgung des Ungeborenen einhergehen. Würde es zu einem enormen Sauerstoffmangel kommen, wären Spätfolgen wie eine geistige oder körperliche Entwicklungsverzögerung und Behinderung möglich. Medizinische Eingriffe wie Zangen- oder Saugglockenentbindung oder ein Kaiserschnitt dienen aber dazu, bei einem drohenden Sauerstoffmangel schnell zu reagieren und möglichst zu verhindern, dass es zu einer Unterversorgung mit Spätfolgen kommt.

Die jeweiligen Eingriffe können wiederum mit spezifischen Risiken einhergehen: Hautabschürfungen, Hämatome oder vorübergehende Gesichtslähmungen durch die Zange oder Schwellungen und Blutergüsse durch die Saugglocke.

Auch wenn ein Kaiserschnitt erforderlich wäre, könnten Komplikationen auftreten. Die Operationsrisiken für ein Kind werden als gering eingeschätzt. Mögliche Risiken sind zum Beispiel: Anpassungsschwierigkeiten bei der Atmung nach der Geburt oder spätere gesundheitliche Probleme wie die Entwicklung von Asthma. Bei Letzterem sind die Zusammenhänge mit dem Kaiserschnitt bis heute noch nicht eindeutig geklärt.

Sternengucker werden oft mit dem KiSS-Syndrom in Verbindung gebracht. KiSS ist die Abkürzung für Kopfgelenk-induzierte Symmetrie-Störung. Es soll sich hierbei um eine Fehlstellung der Kopfgelenke handeln, die durch die Einstellungsanomalie bei der Geburt und den Einsatz von Zange oder Saugglocke verursacht werden könne. Die Existenz des KiSS-Syndroms wurde bis heute wissenschaftlich allerdings nicht erwiesen. Es handelt sich dabei nicht um ein definiertes Krankheitsbild. Sollte die Körperhaltung deines Kindes auffällig sein, lasse dich von deiner*deinem Kinderärztin*Kinderarzt fachlich beraten. Möglicherweise kommen dann auch Methoden der Alternativmedizin zum Einsatz – zum Beispiel eine osteopathische Behandlung.

Sternengucker: Mögliche Komplikationen bei der Mutter

Ein Geburtsstillstand kann dazu führen, dass die Mutter zu erschöpft ist, um weiter zu pressen. In solchen Fällen kommen die vaginal-operativen Eingriffe oder ein Kaiserschnitt in Betracht. Eine Zangen- oder Saugglockenentbindung könnte zu Damm-, Scheidenrissen oder Rissen im Gebärmutterhals führen. Solche Geburtsverletzungen können auch bei einer normalen vaginalen Entbindung entstehen. Ist ein Kaiserschnitt notwendig, birgt er die typischen Operationsrisiken. Dazu zählen unter anderem die Narkoserisiken, Gewebeverletzungen oder Wundheilungsstörungen.

Kam es bei der Geburt zu unvorhergesehenen medizinischen Maßnahmen, spielt die Nachbetreuung eine wichtige Rolle. Betroffene Frauen können vom Geburtsverlauf enttäuscht sein oder aufgrund der Geburtserfahrung Angst vor einer erneuten Schwangerschaft haben. Solltest du dich mit solchen Gedanken beschäftigen, spricht dies in deiner gynäkologischen Praxis oder bei deiner Hebamme an. Es kann zum Beispiel hilfreich sein, den Geburtsverlauf im Nachhinein noch einmal zu besprechen, um sich die Notwendigkeit der Maßnahmen erklären zu lassen. Bei einem Geburtstrauma kannst du auch therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen und dir in Selbsthilfegruppen Unterstützung holen.

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