"Hauptsache gesund": 3 Gründe, sich diesen häufigen Satz zu verkneifen!
"Junge oder Mädchen? Egal, Hauptsache gesund" ist ein Ausspruch, den werdende Eltern oft hören, wenn es um das Geschlecht ihres Babys geht. In der Regel steckt dahinter eine gute Absicht. Warum du diesen Satz trotzdem nie zu einer Schwangeren sagen solltest? Hier sind einige wichtige Gründe.
- © Yakobchuk Olena – stock.adobe.com
1. Die Aussage kann Druck und Ängste auslösen
Schwangere haben wenig Kontrolle über die Entwicklung ihrer Schwangerschaft. Es gibt viele Faktoren, die außerhalb des persönlichen Einflussbereichs liegen. Der Satz "Hauptsache gesund!" während der Schwangerschaft kann zu enormem Druck bei Frauen führen, die in der Regel schon alles tun, um ihr Baby zu schützen und Komplikationen zu vermeiden.
2. Die Aussage ist behindertenfeindlich
Gesundheit wird von verschiedenen Menschen und auch in der Wissenschaft unterschiedlich definiert. Für die einen ist Gesundheit die völlige Abwesenheit von Krankheit. Für andere stellt das Konzept Gesundheit vielmehr ein Kontinuum dar: Dabei sind Gesundheit und Krankheit nicht unbedingt sich ausschließende Zustände, sondern Individuen verfügen über gesunde und kranke Anteile. Gesundheit ist dabei der erstrebenswerte Zustand, da Krankheit oftmals einen Leidensdruck verursacht und eine Behandlung erforderlich macht. Das wünscht man natürlich niemandem!
Jedoch bezieht sich "gesund" in dem Kontext Schwangerschaft in der Regel nicht auf Krankheit per se, sondern wird als Gegenspieler zu "behindert" verwendet. Somit sagt "Hauptsache gesund" eigentlich "Hauptsache nicht behindert". Dahinter verbirgt sich also nichts weiter als Behindertenfeindlichkeit, sogenannter Ableismus. Verschleiert wird gesagt, dass nur ein nicht-behindertes Kind willkommen auf dieser Welt ist, ein Kind mit Behinderung jedoch nicht.
3. Ist nur ein "gesundes" Kind liebenswert?
Neben der Behindertenfeindlichkeit wertet die Aussage auch kranke Kinder und Menschen im Allgemeinen ab: Sie impliziert, dass ein krankes Baby weniger liebenswert und sein Leben weniger lebenswert sei. Werden dann während der Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen mögliche Defekte oder Krankheiten beim Fötus festgestellt, kann dies bei werdenden Eltern Scham und Schuldgefühle verursachen, wenn sie sich trotzdem dafür entscheiden, das Kind zu bekommen und die Schwangerschaft nicht zu beenden.
Ganz wichtig: Auch kranke und behinderte Kinder können ein erfülltes, glückliches Leben haben und von ihren Eltern sowie anderen Menschen geliebt werden. Gerade Eltern, die sich ganz bewusst für ein behindertes oder schwer krankes Kind entschieden haben, versetzt die Aussage "Hauptsache gesund" deshalb einen Stich. Wie wäre es stattdessen mit "Hauptsache geliebt"?
Auch spannend: