42. SSW: Geburt einleiten – ja oder nein?
Du bist in der 42. SSW und es tut sich weiterhin nichts? Jetzt wird deine Geduld wirklich auf eine harte Probe gestellt. Möglicherweise ist auch die Geburtseinleitung bereits ein Thema. Wir verraten dir alles, was du zur 42. Schwangerschaftswoche wissen solltest.
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Kurzübersicht: 42. SSW
In welchem Monat bin ich? In der 42. Schwangerschaftswoche (41+0 bis 41+6) bist du im zehnten Monat schwanger. Dein errechneter Geburtstermin ist verstrichen, daher wird von einer Terminüberschreitung gesprochen. Um eine Übertragung handelt es sich aber erst, wenn die 42. SSW vollendet ist – also deine Schwangerschaft 42+0 Wochen oder länger dauern würde. Dies ist jedoch sehr selten der Fall.
Dein Baby: Wird dein Baby in der 42. SSW geboren, gilt es als reifes Neugeborenes. Die verbleibende Zeit nutzt dein Nachwuchs, um weiter an Gewicht zuzunehmen. Lanugobehaarung und Käseschmiere nehmen hingegen ab.
Dein Körper: Achte auf Anzeichen, die auf die Geburt hinweisen. Denn jetzt kann es jeden Moment so weit sein! Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) liegt die Wahrscheinlichkeit für die Geburt ab Beginn der 42. SSW innerhalb der nächsten drei Tage bei 60 Prozent und innerhalb der nächsten sieben Tage bei 90 Prozent.
Einleiten oder nicht? Zu einer Geburtseinleitung wird dann dringend geraten, wenn sie medizinisch erforderlich ist. Ob sie auch bei einer normal verlaufenden, unkomplizierten Schwangerschaft in der 42. SSW infrage kommt, wird kontrovers diskutiert. Das genaue Vorgehen solltest du mit deinem*deiner Arzt*Ärztin, deiner Hebamme oder der Klinik besprechen.
Es ist nur allzu verständlich, wenn du in der 42. SSW ungeduldig auf den Beginn der Geburt wartest. Bei vielen werdenden Eltern ist die Nervenanspannung jetzt extrem hoch. Statistisch gesehen bewegt sich dein Geburtstermin aber auch in der 42. SSW noch in einem „normalen“ Bereich. 90 Prozent aller Kinder werden zwei Wochen vor oder nach dem errechneten Geburtstermin geboren. Halte also durch, bleib entspannt und lass dich fachlich zu deinen Möglichkeiten beraten!
In diesem Artikel liest du:
42. SSW: Größe und Entwicklung des Babys
Dein Baby ist in der 42. Schwangerschaftswoche vollständig ausgereift und für ein Leben außerhalb des Mutterleibs bereit. Warum es sich trotzdem noch Zeit lässt? Bisher ist wissenschaftlich nicht eindeutig erforscht, aus welchen Gründen sich manche Kinder später auf den Weg machen.
Ob beim CTG oder beim Ultraschall: Durch die engmaschigen Untersuchungen in der 42. SSW wird überprüft, ob es deinem Baby gut geht und der natürliche Beginn der Wehen abgewartet werden kann. Man spricht in der 42. SSW daher auch von einem „kontrollierten Abwarten“. Risiken sollen durch die häufigen Untersuchungen frühzeitig erkannt werden.
Theoretisch könnte es bei einer Terminüberschreitung in der 42. SSW zu Komplikationen kommen, wenn die Plazenta das Baby nicht mehr ausreichend versorgt, die Fruchtwassermenge abnimmt oder das Kind durch die längere Schwangerschaft besonders groß und schwer wird. In solchen Fällen wird es je nach individueller Situation notwendig, die Geburt einzuleiten oder das Baby in der 42. SSW per Kaiserschnitt auf die Welt zu holen. Die größte Sorge bei einer Übertragung wäre eine Totgeburt, bei der ein Baby im Mutterleib oder während der Geburt verstirbt. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sind Totgeburten in der 42. SSW aber äußerst selten: Sie treten in weniger als einem von 1.000 Fällen auf.
Mamas Bauch und Körper in der 42. SSW
Die 42. SSW kann ziemlich herausfordernd sein – alleine schon, weil der große Bauch den Alltag immer beschwerlicher macht. Körperlich machen sich typische Leiden wie Rückenschmerzen, Sodbrennen, Schlafstörungen oder Wassereinlagerungen bemerkbar. Doch auch emotional kann diese Schwangerschaftswoche für dich eine Achterbahnfahrt sein. Denn möglicherweise wird dir nun angeboten, die Geburt einleiten zu lassen und du musst hierzu eine Entscheidung treffen.
Die Geburtseinleitung in der 42. SSW kann mechanisch oder medikamentös erfolgen. Jede Methode geht mit unterschiedlichen Nutzen und Risiken einher. Lass dich daher ausführlich beraten. Wenn die Einleitung beginnt, wird der weitere Verlauf in der Klinik überwacht.
Geburt einleiten in der 42. SSW
Die Gesundheit von dir und deinem Baby steht auch in der 42. SSW stets an erster Stelle. Wenn es medizinisch notwendig ist, etwa weil das Ungeborene nicht mehr ausreichend versorgt werden kann, wird dir eine Geburtseinleitung in der 42. Schwangerschaftswoche dringend empfohlen. Wenn es sich um eine reine Terminüberschreitung und noch keine Übertragung handelt und es deinem Baby weiterhin gut geht, kann dir trotzdem bereits eine Geburtseinleitung angeboten werden. Ob du dieses Angebot annimmst, entscheidest du selbst.
Die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) zum Thema „Geburtseinleitung“ nennt folgende Zeiträume als Empfehlung:
Ab 40+0 (also in der 41. SSW) sollten engmaschige Verlaufskontrollen erfolgen, damit Risiken frühzeitig erkannt werden.
Ab 41+0 (also in der 42. SSW) kann eine Geburtseinleitung angeboten werden.
Ab 41+3 (ab Mitte der 42. SSW) sollte eine Geburtseinleitung empfohlen werden.
Ab 42+0 (in der 43. SSW) wird eine Geburtseinleitung dringend empfohlen.
Es handelt sich bei dem „besten“ Zeitpunkt für eine Einleitung allerdings um ein kontroverses Thema, zu dem noch weiter geforscht werden muss. In der Diskussion werden unter anderem folgende Argumente genannt:
Intervention durch künstliche Einleitung: Verläuft die Schwangerschaft normal und es bestehen keine Risiken, wird die Einleitung der Geburt bei reiner Terminüberschreitung von einigen Fachkreisen als zu starker Eingriff in den natürlichen Geburtsprozess betrachtet. Für eine Schwangere kann das Angebot der Geburtseinleitung aber auch eine Erleichterung in dieser nervenaufreibenden Zeit sein, weil das Warten einfach zu zermürbend und der emotionale Druck zu hoch ist.
Abwägung von Nutzen und Risiken: Diskutiert werden außerdem die potenziellen Nachteile, die mit einer Einleitung der Geburt einhergehen könnten, wie etwa einem möglichen Wehensturm aufgrund von unsachgemäßem Medikamenteneinsatz oder einer vermuteten höheren Kaiserschnittrate. Auf der anderen Seite werden die Risiken angeführt, die bei einem abwartenden Verhalten entstehen könnten – im schlimmsten, aber seltenen Fall die Gefahr einer Totgeburt.
Letztendlich muss die Entscheidung im Einzelfall getroffen und sorgfältig abgewogen werden. Wichtig ist, dass du dich gut beraten fühlst. Lass dich von deinem*deiner Gynäkologen*Gynäkologin oder deiner Hebamme zu allen Vor- und Nachteilen einer Geburtseinleitung in der 42. SSW informieren. Überstürze deine Entscheidung nicht und besprich deine Gedanken mit deinem*deiner Partner*in.
Wehen fördern in der 42. SSW
Keine Wehen in der 42. SSW – was kann man nun tun? In der Regel wird dein Baby bald selbst den Startschuss für die Geburt geben. Um die Wehen auszulösen, existieren aber ein paar natürliche Hilfsmöglichkeiten. Es handelt sich dabei um Hausmittel, für die es keine eindeutigen wissenschaftlichen Belege und keine Wirksamkeitsgarantie gibt. Jede Frau reagiert außerdem anders auf die Mittel und einige funktionieren wohl auch nur, wenn der Muttermund bereits weich oder leicht geöffnet ist. Wehenfördernde Medikamente dürfen ausschließlich unter ärztlicher Aufsicht eingesetzt werden!
Stimulation der Brustwarzen: Hierdurch kann die Ausschüttung von wehenanregendem Oxytocin gefördert werden.
Sex in der 42. SSW: Regelmäßiger Geschlechtsverkehr könnte den Beginn der Wehen begünstigen, weil dabei ebenfalls Oxytocin ausgeschüttet wird und das Sperma des Mannes Prostaglandine enthält.
Spazierengehen und Treppensteigen: Bewegung in der 42. Schwangerschaftswoche kann ebenfalls hilfreich sein. Aber Achtung: Überanstrenge dich nicht! Gönn dir auch Pausen, um Kräfte für die Geburt zu sammeln.
Hebammen wenden zudem noch weitere Methoden an, um die Wehen auszulösen. Hierzu zählen zum Beispiel Massagen, Wehentees oder die Eipollösung. Bei der Eipollösung handelt es sich um eine mechanische Geburtseinleitung: Die Eihäute werden vorsichtig vom Gebärmutterhals gelöst, damit der Körper vermehrt wehenfördernde Hormone ausschüttet.
Die Einnahme von Rizinusöl in einem sogenannten Wehencocktail zur Anregung der Darm- und Wehentätigkeit wird in der aktuellen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe aufgrund von Nebenwirkungen wie Übelkeit nicht mehr zur Geburtseinleitung empfohlen. Generell gilt für solche alternativen Methoden: Führe sie nie in Eigenregie, sondern nur unter fachlicher Anleitung durch.
Übersicht aller Schwangerschaftswochen im Schwangerschaftskalender