35. SSW: Nur noch wenige Wochen bis zum Kennenlernen
Nur noch wenige Wochen bis zur Entbindung: In der 35. SSW ist dein Baby fast startklar für das Leben außerhalb von Mamas Bauch. Sogar Erinnerungen kann es jetzt schon speichern. Für dich stehen letzte Vorbereitungen für die Geburt an. Alles, was in der 35. Schwangerschaftswoche wichtig ist!
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Kurzübersicht: 35. SSW
In welchem Monat bin ich? In der 35. SSW bist du in der Mitte des neunten Schwangerschaftsmonats angekommen.
Wie groß ist mein Kind? Dein Baby brächte inzwischen gut zweieinhalb Kilo auf die Waage und ist im Schnitt 46 Zentimeter groß.
Babys Entwicklung: Dein Baby hat jetzt alles, was es fürs Leben außerhalb deines Bauchs braucht. Auch kann es sein, dass das Kind in der 35. SSW schon etwas tiefer in dein Becken rutscht.
Mutterschutz beginnt: Du arbeitest angestellt? Dann ist diese Woche die erste Woche deines Mutterschutzes.
In diesem Artikel liest du:
Größe und Entwicklung des Babys in der 35. SSW
Dein Baby hat in der 35. Schwangerschaftswoche (34+0 bis 34+6) ein Gewicht von 2.550 Gramm und eine Größe von 46 Zentimetern. Käme es jetzt auf die Welt, gälte es zwar immer noch als Frühgeburt. Seine Lungen sind aber nahezu ausgereift, sodass in der Regel auch keine Lungenreifungsspritze mehr nötig wäre.
Auch das Verdauungssystem deines Babys ist fast voll funktionsfähig: Saugen, Schlucken und Verdauen sind schon richtig gut aufeinander abgestimmt, auch die Verdauungsenzyme sind vorhanden. Der noch weiter reifende Darm produziert schon speziellen Schleim für den Transport des Speisebreis.
Zwar ist dein Baby während der Schwangerschaft gut geschützt im Babybauch, trotzdem bereitet sich sein kleiner Körper bereits auf die Zeit nach der Geburt vor: Mütterliche Antikörper gelangen über die Plazenta vermehrt in den kindlichen Kreislauf. Diesen Prozess nennt man "passive Immunisierung" – das Immunsystem deines Babys wappnet sich dadurch gegen krankmachende Keime außerhalb von Mamas Bauch.
Übrigens: Seit 2020 wird die Impfung gegen Keuchhusten (Pertussis) für Schwangere ab der 28. SSW empfohlen – ganz unabhängig davon, ob sie bereits vor der Schwangerschaft geimpft waren. Dadurch erhält das Baby von Anfang an einen guten Immunschutz vor dieser für Babys gefährlichen Erkrankung, denn die erste Keuchhusten-Impfung erfolgt frühestens ab der achten Lebenswoche.
Dein Baby speichert schon Eindrücke im Gedächtnis ab
Die Sinne deines Babys sind schon seit einigen Wochen funktionsfähig. Es lauscht interessiert Geräuschen von außen und innen, kann sich bei Krach ordentlich erschrecken und auch schon mal verärgert strampeln. Vor allem aber kann es Geräusche, sogar die Sprachmelodie, wenn ihm etwas vorgesagt, -gelesen oder -gespielt wird, schon in seinem Gedächtnis abspeichern.
Tipp: Lies deinem Baby bereits jetzt regelmäßig eine Geschichte vor oder lass ein Hörbuch laufen. In einem Experiment fanden Forschende heraus, dass sich Babys nach der Geburt an diese Geschichte erinnern und sich schneller beruhigen.
Freude, Ärger, Liebe: Dein Baby erlebt die volle Gefühlspalette
Über Nabelschnur und Plazenta ist dein Baby mit dir verbunden, erhält alle wichtigen Nährstoffe und Sauerstoff. Doch auch dein anderes Innenleben, deine Gefühlswelt, erlebt dein Baby mit. Hormone und Botenstoffe gelangen nämlich auch zum Baby: Adrenalin und Kortisol bei Stress, sogenannte Glückshormone wie Serotonin und Endorphine, wenn du dich gut fühlst.
Wohl in jeder schwangeren Frau reift deshalb auch der Wunsch, das Baby im Bauch vor allen negativen Gefühlen zu bewahren. Natürlich ist das nicht realistisch. Tatsächlich lernt dein Baby jetzt nicht nur die wichtigsten körperlichen Basics für sein Leben außerhalb des Mutterleibs wie Nahrungsaufnahme oder Festhalten, es wird auch schon mit den Lebensumständen draußen bekannt gemacht. Dennoch solltest du versuchen, großen Belastungen aus dem Weg zu gehen. Dauerhafter Stress kann neuen Studien zufolge beispielsweise das Depressionsrisiko beim Kind erhöhen.
Die gute Nachricht: Schöne Momente, ein gemütlicher Abend auf dem Sofa, tolle Musik, köstliches Essen, die gemeinsame Freude von Partner*in, Familie und Freunden auf das Kind, all das sind Erlebnisse, die dein Baby mitfühlt und die es auch für sein späteres Leben prägen.
Mamas Bauch und Körper in der 35. SSW
Das Gewicht deines Babys und das Schwangerschaftshormon Relaxin führen in deinem Körper dazu, dass sich die Gelenke deines Beckens weiten. Dies geschieht zur Vorbereitung auf die bevorstehende Geburt. Wenn du im Beckenbereich also ein leichtes Ziehen oder Schmerzen spürst, ist das jetzt in der 35. SSW nicht ungewöhnlich.
Du kannst nicht mehr lange stehen, hast einen Watschelgang und weißt sowieso schon lange nicht mehr, wie du eigentlich gemütlich liegen sollst? Keine Sorge, mit diesen Problemen bist du nicht alleine. Viele Frauen sehnen in der 35. Schwangerschaftswoche so langsam die Entbindung herbei. Das ist völlig normal und auch ein Zeichen dafür, dass du demnächst auf die "Zielgerade" einbiegst.
Du und dein Beckenboden
Vielleicht hast du in den letzten Monaten schon einiges getan, um deinen Beckenboden für die Belastung von Schwangerschaft und Geburt zu stärken. Trotzdem kann dein Beckenboden in diesem Stadium der Schwangerschaft oder auch schon vorher schwächeln. Praktiziere dennoch weiter moderates Beckenbodentraining. In speziellen Kursen für Schwangere lernst du zur Vorbereitung auf die Geburt auch, deinen Beckenboden gezielt zu entspannen. Gerade im Schwangerschaftsyoga ist das Wechselspiel zwischen Anspannung und Entspannung Teil vieler Übungen.
Blasenschwäche?
Auf deinem Beckenboden lastet ein riesiger Druck. Nicht nur dein Baby legt immer noch ordentlich an Gewicht und Größe zu, auch Fruchtwasser, Plazenta, Wasser im Gewebe und neue Extra-Fettpölsterchen tun ihr Übriges. Unkontrollierter Abgang von Urin ist bei Schwangeren keine Seltenheit. Im Gegenteil – auch schon vor der 35. SSW gelingt es vielen nicht mehr, beim Lachen, Niesen oder Husten die Blase zu kontrollieren.
Was du dagegen tun kannst, ist zwar begrenzt, aber wie viele dieser typischen Schwangerschaftsbeschwerden ist es auch mit der Blasenschwäche oftmals schon bald nach der Geburt mit Hilfe einer ordentlichen Rückbildung vorbei.
Tipps bei Blasenschwäche:
- Entleere deine Blase beim Toilettengang so weit es geht.
- Spanne beim Husten oder Niesen deinen Beckenboden an.
- Stehe nicht zu lange auf einer Stelle.
Ganz wichtig: Trinke trotzdem ausreichend Wasser, denn der Urinverlust tritt auch auf, wenn du die Flüssigkeitsaufnahme reduzierst. Zudem braucht dein Baby genug Flüssigkeit. Du kannst zum Schutz deiner Wäsche Binden oder Slipeinlagen tragen. Hier erfährst du mehr über Inkontinenz in der Schwangerschaft.
Was tun gegen Verstopfung?
Neben den hormonellen Veränderungen und der damit verbunden Verlangsamung der Darmbewegungen führen im letzten Schwangerschaftsdrittel auch Gewicht und Lage deines Babys nicht selten zu Verstopfung. Du kannst jedoch einiges tun, um die Darmentleerung etwas anzuregen. Wichtig: Pressen auf der Toilette gehört nicht dazu. Im Gegenteil, unangenehme Hämorrhoiden können die Folge sein.
Versuche, dich möglichst ballaststoffreich zu ernähren. Vollkornprodukte, Kleie, aber auch Gemüse sind reich an Ballaststoffen und regen die Darmbewegungen an. Du kannst auch Flohsamenschalenpulver ausprobieren. Taste dich an die Dosierung bitte langsam heran und steigere diese dann langsam bis zur empfohlenen Aufnahmemenge (Empfehlung auf der Packung beachten!). Trinke ausreichend, damit die faserigen Nahrungsbestandteile im Darm gut aufquellen können.
Auch Trockenfrüchte können die Verdauung anfeuern. Am besten schneidest du sie klein, weichst sie über Nacht ein und isst sie dann morgens im Müsli oder Haferbrei.
Tipp: Besorge dir einen Toilettenhocker! Das kleine, unscheinbare Höckerchen bringt deinen Unterleib in die optimale Position für das große Geschäft. Im Sitzen oder auch im Stehen wird nämlich der Darm durch die umliegende Muskulatur abgedrückt. Die Hocke dagegen ermöglicht freie Fahrt. Gerade in der Schwangerschaft und übrigens auch unmittelbar nach der Geburt kann der Toilettenhocker eine echte Erleichterung sein.
Geburtsposition: So findest du die ideale Stellung für dich
Eines gleich vorweg – "die ideale Geburtsposition" für jede Schwangere gibt es nicht. Zudem können sich Geburtspläne und gute Vorsätze unter der Geburt rasend schnell ändern: Es kann sein, dass du unbedingt in der Geburtswanne sitzend entbinden möchtest, dann aber bemerkst, dass dies absolut nichts für dich ist. Vielleicht wird auch eine Bauchgeburt (Kaiserschnitt) nötig. Das ist völlig in Ordnung und auch absolut normal: Rund ein Drittel aller Babys kommt so zur Welt.
Zum Glück hat sich mittlerweile in den allermeisten Kreißsälen (und in Geburtshäusern und bei Hausgeburtshebammen sowieso) die Erkenntnis durchgesetzt, dass es mehr als eine Geburtsposition gibt.
Entbindung im Liegen, Stehen oder Hocken?
Gerade das Entbinden im Liegen ist nicht gerade förderlich für den Geburtsvorgang, da sich das Köpfchen deines Babys nicht so drehen kann, wie es für die Geburt am besten ist. Gleichzeitig ist das Becken in dieser Position enger als beispielsweise in der Hocke oder im Vierfüßlerstand. Trotzdem ist das Liegen immer noch die häufigste Geburtsposition in Deutschland. Gerade während der vielen, oft stundenlang dauernden verschiedenen Phasen der Geburt ist das Liegen auch einfach erholsam.
Die Schwerkraft zunutze macht man sich dagegen bei allen Geburtspositionen im Stehen, Knien oder Hocken. Zudem kann die Muskelspannung ebenfalls dazu beitragen, das Baby tiefer ins Becken zu schieben. Gerade im Knien oder Hocken ist das Becken maximal geweitet, sodass es dem Baby leichter fällt, sich hindurchzuschieben. Die verschiedenen Gebärhaltungen lassen sich natürlich auch kombinieren und vor allem ändern. Höre auf deinen Körper – was für die eine Frau angenehm ist, muss nicht automatisch für dich gelten und umgekehrt.
Für welche Geburtsposition du dich auch immer entscheidest: Äußere deine Wünsche klar deinem Geburtsteam gegenüber. Manchmal kann auch ein Geburtsplan helfen, denn im Eifer des Gefechts ist es oft nicht so einfach, diese klar und strukturiert zu artikulieren. Den Geburtsplan kannst du beispielsweise bereits zur Geburtsanmeldung in die Klinik mitbringen.
Kliniktasche schon gepackt?
Je eher du deine Kliniktasche oder die Tasche für das Geburtshaus packst, desto lässiger kannst du den nächsten Schwangerschaftswochen entgegensehen. Tatsächlich wird es so kurz vor der Geburt manchmal doch noch mal stressig. Wie gut, wenn da zumindest schon die Kliniktasche fertig gepackt auf Mitnahme wartet.
Was genau hineingehört, ist nicht nur von deinen persönlichen Vorlieben abhängig – ist dir zum Beispiel Musik wichtig? -, sondern auch davon, ob du ambulant entbinden oder noch einige Tage in der Klinik bleiben möchtest. Neben Kleidung und Pflegeartikeln solltest du auch veschiedene Papiere wie Krankenversicherungskarte und Familienstammbuch bzw. Geburtsurkunde von dir und dem Kindsvater und ggf. die Vaterschaftsanerkennung einpacken. Die ultimative Checkliste für die Kliniktasche zum Download findest du hier!
35. SSW: Spürst du schon Senkwehen?
Du hast plötzlich wieder einen vermehrten Harndrang, dafür lässt das fiese Sodbrennen nach und du kannst wieder größere Mengen auf einmal essen? Dann könnte es sein, dass dein Baby tiefer in dein Becken gerutscht ist und so langsam seine für die Geburt optimale Position einnimmt.
Ausgelöst wird dieser Vorgang durch Senkwehen. In den letzten drei, vier oder fünf Wochen vor dem errechneten Termin der Entbindung lösen sie die Übungswehen ab beziehungsweise kommen zusätzlich ins Spiel. Wie bei "echten" Geburtswehen zieht sich bei Senkwehen die Muskulatur der Gebärmutter zusammen. Dabei kann der Bauch hart werden, auch leichte bis stärkere Schmerzen sind möglich.
Zur Unterscheidung der Wehenarten eignet sich die Anwendung von Wärme. Leg dich dafür am besten in die warme Badewanne: Verschwinden die Kontraktionen, handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht um echte Geburtswehen. Erfahre hier mehr über Senkwehen.