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Wenn die Plazenta zu stark haftet

Placenta accreta: Anzeichen und Folgen für Schwangerschaft und Geburt

Bei einer Placenta accreta haftet der Mutterkuchen ungewöhnlich stark an der Gebärmutter. Häufig wird aufgrund einer Placenta accreta ein Kaiserschnitt geplant. Unter Umständen ist aber auch eine natürliche Geburt möglich.

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© GettyImages/skynesher

Kurzübersicht: Placenta accreta

Die Placenta accreta ist eine seltene, aber ernste Komplikation. Sie tritt auf, wenn die Plazenta zu tief in die Gebärmutterwand eingewachsen ist.

Infolgedessen löst sich der Mutterkuchen nicht wie normalerweise in der Nachgeburtsphase ab, es kann zu starken Blutungen kommen.

Manchmal lässt sich eine Placenta accreta noch während der Schwangerschaft entdecken. Dann wird oft zum Kaiserschnitt geraten.

In schweren Fällen der Placenta accreta kann nach der Geburt eine operative Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie) nötig werden.

Die Wahrscheinlichkeit einer Placenta accreta liegt bei 1:2.500. Ihre Häufigkeit nimmt zu, was Fachleute vor allem auf die gestiegene Kaiserschnittrate zurückführen. Eingriffe an der Gebärmutter erhöhen das Risiko.

Bei der Placenta accreta ist die normale Plazentahaftung gestört: Der Mutterkuchen ist mit dem Myometrium verwachsen, der Muskelschicht der Gebärmutter (Uterus). Das führt dazu, dass sich die Plazenta nach der Geburt nicht ablöst und es zu starken Blutungen kommen kann. Wird eine Placenta accreta schon im Laufe der Schwangerschaft erkannt, legen die behandelnden Fachleute der Schwangeren meist eine Geburt per Kaiserschnitt nahe.

Artikel-Inhalte:

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Was ist eine Placenta accreta?

„Placenta“ ist der medizinische Fachausdruck für Mutterkuchen, „accreta“ kommt ebenfalls aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „herangewachsen“. Bei einer Placenta accreta reichen die Plazentazotten bis an die Gebärmuttermuskulatur (Myometrium) heran, statt wie normalerweise nur in die Uterusschleimhaut (Endometrium) einzuwachsen. Zu der Störung kommt es schon in den ersten Schwangerschaftswochen, wenn sich die Plazenta aus mütterlichem und kindlichem Gewebe bildet.

Weitere, seltenere Störungen der Plazenta-Anhaftung umfassen:

  • Placenta increta: Hier ist die Plazenta weiter in die Muskulatur eingewachsen als bei der Placenta accreta.
  • Placenta percreta: Bei dieser schwersten Form durchbricht das Plazentagewebe die äußerste Schicht der Gebärmutter und kann in benachbarte Organe hineinwachsen, etwa die Blase.

Häufigkeit der Placenta accreta, increta und percreta

Dass die Plazenta in das Uterusgewebe einwächst, kommt bei rund einer von 2.500 Schwangerschaften vor, die Häufigkeit nahm in den vergangenen Jahrzehnten zu. In drei Viertel der Fälle handelt es sich um eine Placenta accreta im eigentlichen Sinne. Etwa ein Fünftel (20 Prozent) entfällt auf die Placenta increta, die mit fünf Prozent seltenste Form ist die Placenta percreta.

Oft liegt eine Placenta accreta auch kombiniert mit einer Placenta praevia vor, bei der die Plazenta vor dem Muttermund liegt und eine natürliche Geburt unmöglich macht.

Ursachen und Risikofaktoren für eine Placenta increta

Vorangegangene Kaiserschnitte und andere Gebärmutteroperationen erhöhen das Risiko für eine Placenta accreta, genau wie das Vorliegen einer Placenta praevia, Myome sowie das sogenannte Asherman-Syndrom. Auch scheint die Plazentahaftung häufiger gestört, wenn die Mutter schon einmal eine Placenta accreta hatte, über 35 Jahre alt ist und/oder bereits Kinder hat. Die Placenta accreta kann aber auch ohne solche Risikofaktoren entstehen.

Folgen der Placenta accreta für Schwangerschaft und Geburt

Manchmal fällt eine Placenta accreta im Rahmen einer Ultraschall-Untersuchung zur Schwangerschaftsvorsorge auf, besonders wenn Risikofaktoren wie vorangegangene Kaiserschnitte bekannt sind. Die Veränderungen sind beim Ultraschall über die Bauchdecke allerdings nur schwer zu erkennen, weshalb bei Verdacht auf eine Placenta accreta zusätzlich ein vaginaler Ultraschall erfolgen sollte. Auch ein MRT sowie Doppler-Sonographie können bei der Diagnose helfen.

Blutungen im letzten Trimester sind ein mögliches Symptom

Symptome verursacht eine zu stark anhaftende Plazenta in der Regel keine. Manchmal kann es, besonders im letzten Trimester (Schwangerschaftsdrittel), bei der werdenden Mutter zu Blutungen aus der Scheide kommen. Unter anderem deshalb solltest du vaginale Blutungen während der Schwangerschaft immer ärztlich abklären lassen.

Manchmal ist es infolge des starken Blutverlusts nötig, das Baby schnell auf die Welt zu holen. In aller Regel kommt es dazu aber erst, wenn dein Kind schon reif genug ist, um außerhalb des Bauchs zu überleben. Hier kannst du mehr über Frühgeborene nachlesen.

Behandlung besteht in manueller Plazentaentfernung

Blieb die Placenta accreta bis dahin noch unerkannt, kann sie sich bei der Geburt durch folgende Anzeichen bemerkbar machen:

  • Die Plazenta kommt nicht innerhalb von 30 Minuten nach der Geburt des Babys zum Vorschein.
  • Sie lässt sich manuell nicht von der Gebärmutterwand lösen.
  • Ziehen an der Nabelschnur bewirkt starke Blutungen.

Die Behandlung der Placenta accreta hängt von ihrem Schweregrad ab: Ist die Blutung kontrollierbar, wird versucht, die Plazenta manuell zu entfernen und die Blutung beispielsweise mit einer Ballontamponade innerhalb der Gebärmutter zu stillen. Bei der Placenta increta oder percreta ist dagegen häufig eine Hysterektomie (operative Entfernung der Gebärmutter) notwendig, um lebensbedrohliche Blutungen zu stoppen.

Folgeschwangerschaft nach Placenta accreta: Was beachten?

Solltest du nach einer Placenta accreta ein weiteres Kind erwarten, ist ein gewisses Wiederholungsrisiko gegeben. Es muss aber nicht wieder zu einer übermäßigen Plazentahaftung kommen. Dein*e behandelnde*r Gynäkologe*Gynäkologin wird bei den Ultraschalluntersuchungen besonderes Augenmerk auf die Plazenta legen. Sollte nichts dagegen sprechen, kannst du bei der Folgeschwangerschaft eine natürliche Geburt anstreben.

Placenta accreta: Kaiserschnitt oder natürliche Geburt?

Die meisten Ärzt*innen raten Schwangeren mit bekannter Placenta accreta grundsätzlich zu einer Kaiserschnittgeburt, um Risiken für Mutter und Kind, etwa durch starken Blutverlust oder einen verzögerten Ablauf der Geburt, zu umgehen. Der Termin dafür wird in der Regel um die 34. SSW herum angesetzt.

Kaiserschnitt ist bei Placenta accreta der sicherste Geburtsmodus

In leichten Fällen der Placenta accreta ist auch eine vaginale Geburt denkbar. Allerdings zieht eine zu stark haftende Plazenta auch im Fall einer natürlichen Geburt Interventionen nach sich: Der Mutterkuchen muss manuell gelöst werden, oft ist im Anschluss zudem eine Ausschabung der Gebärmutter (Kürettage) nötig. Aufgrund des möglichen, massiven Blutverlusts sollten passende Blutkonserven für die Gebärende bereitstehen.

Bei einer Placenta increta oder percreta ist ein Kaiserschnitt unumgänglich. Das gilt auch, wenn zusätzlich zur Placenta accreta eine Placenta praevia vorliegt, der Mutterkuchen also komplett oder teilweise den Muttermund bedeckt und so den natürlichen Geburtsweg versperrt.

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