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Frühes Ende der Schwangerschaft

Missed Abortion: Was tun bei einer unbemerkten Fehlgeburt?

Etwa zwölf Prozent aller festgestellten Schwangerschaften in Deutschland enden noch im ersten Trimester mit einer frühen Fehlgeburt. Folgerichtig gehören Blutungen, eines der häufigsten Anzeichen einer Fehlgeburt, zu den besonders gefürchteten Symptomen in der Frühschwangerschaft. Doch nicht immer kündigt sich eine Fehlgeburt durch Blutungen oder Bauchkrämpfe an: Auch die sogenannte Missed Abortion ist häufig. Worum es sich dabei genau handelt und wie du nach einer unbemerkten Fehlgeburt vorgehen kannst, liest du hier.

Trauriges Paar
© GettyImages/kitzcorner

Kurzübersicht: Missed Abortion

Was ist das? Bei der Missed Abortion (deutsch: "verpasste Fehlgeburt") kommt es unbemerkt zum Ende der Schwangerschaft. Es treten keine Symptome wie Blutungen oder Bauchkrämpfe auf.

Ursachen: In der Frühschwangerschaft sind häufig Chromosomenstörungen oder Organfehlbildungen Gründe dafür, warum es zu einer Missed Abortion bzw. Fehlgeburt kommt. Aber auch andere Ursachen wie Hormonstörungen oder Abwehrreaktionen sind möglich.

Diagnose: Meist wird der fehlende Herzschlag des Kindes während der regulären Schwangerschaftsvorsorge per Ultraschall festgestellt.

Was passiert nach der Diagnose? Wenn aus medizinischer Sicht nichts dagegen spricht, ist das Warten auf einen natürlichen Abgang der Fruchtanlage durch den Geburtskanal möglich. Die sogenannte kleine Geburt kann auch medikamentös angeregt werden. Eine Ausschabung ist ebenfalls denkbar.

In diesem Artikel liest du:

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Missed Abortion: keine Anzeichen einer Fehlgeburt

Wie der Name schon vermuten lässt, gibt es bei der Missed Abortion erst einmal keine Symptome einer Fehlgeburt, da der Fötus oder Embryo mitsamt der Fruchtanlage noch in der Gebärmutter verbleibt; es handelt sich um einen "verpassten" (aus dem Englischen: "missed") Abort.

Im Deutschen ist auch die Bezeichnung "verhaltene Fehlgeburt" gängig. Meist wird erst bei der nächsten Vorsorgeuntersuchung festgestellt, dass das Kind nicht gewachsen ist und keinen Herzschlag hat.

Am häufigsten geschieht das in den ersten Schwangerschaftswochen. In dieser Zeit entwickeln sich die Organe des Kindes und die Schwangerschaft ist besonders anfällig für Störungen. Chromosomenstörungen oder Fehlbildungen führen oft zu einem Entwicklungsstopp und in der Folge dann zu einer Fehlgeburt bzw. einer Missed Abortion.

Wurde der Herzschlag eines Kindes das erste Mal festgestellt, sinkt das Risiko einer Missed Abortion oder Fehlgeburt zwar stark ab, liegt aber immer noch im Bereich des Möglichen.

Diagnose kommt oft völlig unerwartet

Die Diagnose Missed Abortion trifft die Eltern aufgrund der fehlenden Anzeichen völlig unvorbereitet und ist ein Schock. Oft sind die Schwangerschaftssymptome auch noch vorhanden – das Kind lebt nicht mehr, aber die Fruchtanlage ist in der Gebärmutter verblieben. Manchmal hat man aber auch vorher schon "ein schlechtes Gefühl", etwa weil Schwangerschaftssymptome wie Brustspannen oder Übelkeit zurückgehen.

Wie geht es nach der Diagnose weiter?

Fachpersonen raten, nach der Diagnose Missed Abortion eine zweite Meinung einzuholen bzw. sich die Fehlgeburt von einer anderen Stelle bestätigen zu lassen. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit einer Fehldiagnose eher gering ist, empfiehlt es sich, auf Nummer sicher zu gehen.

Oft erhält man in der ärztlichen Praxis direkt nach der Diagnose auch schon eine Überweisung zur Ausschabung. Es gibt aber noch zwei weitere Möglichkeiten: das Abwarten, also das Warten auf einen natürlichen Abgang, oder die medikamentöse Anregung eines Abgangs durch den Geburtskanal.

Nimm dir in jedem Fall ausreichend Zeit, das frühzeitige Ende der Schwangerschaft zu verarbeiten. Es besteht, sofern es keine anderen Komplikationen gibt, kein Grund zur Eile. Gemeinsam mit deiner Hebamme und deiner*deinem Ärztin*Arzt entscheiden du und dein*e Partner*in, was nun das Beste für dich und euch ist.

Ausschabung, Einleiten oder Abwarten?

Tatsächlich ist die Ausschabung immer noch die häufigste Vorgehensweise nach einer verhaltenen Fehlgeburt. Auch eine sogenannte kleine Geburt, bei der Fruchtanlage und Plazenta vaginal durch den Geburtskanal entbunden werden, ist möglich. Dies geschieht entweder durch Abwarten oder auch nach medikamentöser Einleitung.

Ausschabung oder Absaugung nach einer Missed Abortion

Obwohl sich immer mehr Frauen dafür entscheiden, nach einer Missed Abortion auf einen natürlichen Abgang zu warten, war und ist die Ausschabung immer noch das am häufigsten gewählte Vorgehen. Manchmal ist bei Anzeichen einer Infektion Eile geboten oder es kommt zu einer starken Blutung während der kleinen Geburt. Man muss sich durch die Ausschabung aber auch nicht mit dem Vorgang des Abgangs an sich auseinandersetzen und erlebt keine Schmerzen und Blutungen, was viele Frauen als angenehmer empfinden.

Ein weiterer Vorteil: Nach einer Ausschabung kann das abgegangene Gewebe im Labor untersucht werden, um den Grund für die Missed Abortion herauszufinden. Das empfiehlt sich vor allem dann, wenn es bereits mehrfache Fehlgeburten gab.

Die Ausschabung nach einer Missed Abortion wird in der Regel ambulant vorgenommen. Das bedeutet, dass du einige Stunden nach dem Eingriff, sofern nichts dagegen spricht, wieder nach Hause darfst. Der Eingriff erfolgt unter Narkose und entweder im Krankenhaus oder auch in speziell ausgestatteten gynäkologischen Versorgungszentren.

Einige Stunden vor der Ausschabung wird Progesteron an den Gebärmutterhals gegeben, um diesen weicher und dehnbarer für den Eingriff zu machen. Während der kurzen Operation entfernen die Ärzt*innen die Fruchtanlage samt Embryo oder Fötus. Ist der Eingriff komplikationslos verlaufen, kannst du kurze Zeit später das Krankenhaus mit deiner Begleitung wieder verlassen.

Kleine Geburt: Warten auf einen natürlichen Abgang oder medikamentöse Einleitung

Sofern die mütterlichen Werte in Ordnung sind, spricht nichts dagegen, darauf zu warten, bis dein Körper die sogenannte kleine Geburt von selbst einleitet. Im Gegenteil – manchen Frauen kann der Prozess des Wartens und das innerliche Abschiednehmen sogar bei der Trauerbewältigung helfen. Der Verzicht auf Interventionen und Medikamente und das aktive Gebären wird oft als selbstbestimmt empfunden.

Bis Blutungen und Wehen einsetzen, können Tage oder sogar mehrere Wochen vergehen. In dieser Zeit wirst du ärztlich betreut und regelmäßig untersucht. Wie bei jeder Fehlgeburt hast du auch Anspruch auf Übernahme der Kosten einer Hebamme, die dich in dieser Zeit und auch während der kleinen Geburt betreut und begleitet.

Auch eine Einleitung der kleinen Geburt mittels Medikamenten oder Infusionen ist möglich. Der Abgang wird dadurch planbarer, was viele Frauen als angenehm empfinden.

Nach der kleinen Geburt wird geprüft, ob das Gewebe auch wirklich vollständig abgegangen und der HCG-Wert gesunken ist. Wenn Gewebereste in der Gebärmutter zurückbleiben, wird trotzdem eine Ausschabung nötig.

Ursachen einer Missed Abortion

Im ersten Trimester der Schwangerschaft sind meist genetische Probleme des Embryos oder Fötus der Grund für eine Fehlgeburt. Aufgrund solcher Chromosomenstörungen oder Organfehlbildungen kommt es zu einem Entwicklungsstopp, durch den verhindert werden soll, dass ein nicht lebensfähiges Kind ausgetragen wird.

Aber auch Infektionen und Entzündungen, Störungen im Hormonhaushalt, Abwehrreaktionen des Körpers, Gebärmutterhalsschwäche und weitere Ursachen kommen infrage.

Ob sich das frühe Ende der Schwangerschaft mit Blutungen und Bauchkrämpfen oder verhalten als Missed Abortion zeigt, ist unabhängig von der Ursache.

Wie hoch ist nach einer Missed Abortion das Risiko einer weiteren Fehlgeburt?

Fehlgeburten sind recht häufig. Wahrscheinlich liegt die tatsächliche Zahl noch höher als die offizielle, denn viele Schwangerschaften enden so früh, dass die Frauen das gar nicht bemerken. Dann setzt die Periode vielleicht einige Tage später ein oder ist etwas stärker als üblich.

Nach einer Missed Abortion beträgt das Risiko einer weiteren Fehlgeburt rein statistisch gesehen 15 Prozent bei der nächsten Schwangerschaft. Die Wahrscheinlich erhöht sich mit jeder weiteren Fehlgeburt; nach zwei auf 35 Prozent und bei drei Fehlgeburten auf 80 Prozent. Das sind allerdings alles Durchschnittswerte. Viele Frauen erleiden eine Fehlgeburt und tragen dann die nächste Schwangerschaft erfolgreich aus.

Bei etwa einem Prozent der Paare mit Kinderwunsch treten drei oder mehr Fehlgeburten auf. In diesen medizinisch als habituelle Aborte bezeichneten Fällen ist es besonders wichtig, die Ursache herauszufinden.

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