Biochemische Schwangerschaft: Erst schwanger und dann doch nicht?
Der Schwangerschaftstest ist positiv, aber bei der Ultraschalluntersuchung kann das Ergebnis nicht bestätigt werden? Der Grund dafür könnte eine biochemische Schwangerschaft sein. Was es damit auf sich hat, erklären wir dir hier.
- © Getty Images/PhotoAlto/Frederic Cirou
Kurzübersicht: Biochemische Schwangerschaft
Was ist das? Jede Schwangerschaft kann anfangs nur biochemisch festgestellt werden. Das bedeutet: In Urin oder Blut kann das Schwangerschaftshormon HCG nachgewiesen werden. Die Bezeichnung biochemische Schwangerschaft wird aber auch dafür verwendet, wenn der kurzzeitige HCG-Anstieg der einzige Nachweis für eine Schwangerschaft bleibt. Der Embryo hat sich in solchen Fällen zwar eingenistet, geht mit der nächsten Periode aber wieder ab. Bei einer Ultraschalluntersuchung können keine Schwangerschaftsanzeichen mehr festgestellt werden, auch ein erneuter Test fällt negativ aus.
Wie kommt es dazu? Bei einer biochemischen Schwangerschaft bricht die Entwicklung des Embryos sehr früh ab. Die Ursachen dafür sind unklar. Man nimmt an, dass ein solcher Embryo Schädigungen besitzt, durch die er nicht überlebensfähig wäre. Der Körper stößt ihn daher ab. Es wird vermutet, dass etwa die Hälfte aller Schwangerschaften unbemerkt auf diese Weise endet.
Was tun? In der Regel bemerken Frauen von biochemischen Schwangerschaften gar nichts, da die Periode normal oder leicht verzögert einsetzt. Wenn ein Frühtest durchgeführt wird, kann es sein, dass dieser den HCG-Anstieg bereits erkennt. Wer einen positiven Schwangerschaftstest hatte, sollte zur Abklärung die gynäkologische Praxis kontaktieren und um Abklärung bitten. Eine Behandlung ist in der Regel nicht erforderlich, aber Komplikationen wie eine Eileiterschwangerschaft können auf diese Weise ausgeschlossen werden.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist eine biochemische Schwangerschaft?
Der Begriff biochemische Schwangerschaft wird dafür verwendet, wenn eine Schwangerschaft durch den Nachweis von HCG (Humanem Choriongonadotropin) im Blut oder Urin festgestellt werden konnte. Das Wort „biochemisch“ bezieht sich auf den Nachweis durch biochemische Labormethoden.
Jede Schwangerschaft kann anfangs auf diese Weise durch einen Urintest oder eine Blutabnahme festgestellt werden, eine Ultraschalluntersuchung ist erst ungefähr ab der 6. Schwangerschaftswoche aussagekräftig.
Aber nur wenn später auch in der Ultraschalluntersuchungen entsprechende Zeichen sichtbar sind, handelt es sich um eine klinische Schwangerschaft. Das Wort „klinisch“ bedeutet, dass sichtbare Symptome einer Schwangerschaft vorhanden sind.
Die Bezeichnung „biochemische Schwangerschaft“ wird im Allgemeinen auch für ein anderes Phänomen benutzt, hierauf bezieht sich auch dieser Artikel. Gemeint ist eine Schwangerschaft, die zwar durch den Anstieg von HCG festgestellt wird, sich dann aber nicht weiterentwickelt und ein paar Tage später mit dem Einsetzen einer Periodenblutung abgeht. Bei einer Ultraschalluntersuchung kann die Schwangerschaft in solchen Fällen nicht bestätigt werden. Auch ein späterer Schwangerschaftstest fällt wieder negativ aus.
Ist eine biochemische Schwangerschaft eine Fehlgeburt?
In einigen Quellen wird die biochemische Schwangerschaft als sehr frühe Fehlgeburt (Abort) bezeichnet. Auch Begriffe wie spontaner Frühabort oder Mikro-Fehlgeburt werden verwendet.
Da im medizinischen Sinn bei einer rein biochemischen Schwangerschaft (noch) keine klinische Schwangerschaft besteht, ist sie nicht identisch zu einer Fehlgeburt, bei der ein eingenisteter Embryo bereits per Ultraschall erkannt wurde. Aber die Entwicklung des Embryos wird bei einer biochemischen Schwangerschaft ebenfalls abgebrochen, womit die Schwangerschaft endet.
Wie häufig kommen biochemische Schwangerschaften vor?
Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) vermutet man, dass etwa die Hälfte der Frühschwangerschaften bereits ganz früh mit dem Einsetzen der normalen oder etwas verzögerten Monatsblutung verloren geht.
Verlässliche Zahlen sind hier schwer zu nennen, da solche frühen Fehlgeburten meist nicht bemerkt werden. Wird eine Schwangerschaft festgestellt, enden elf bis 15 Prozent in einer Fehlgeburt. Die meisten Fehlgeburten geschehen in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen.
Ablauf: Was passiert bei einer biochemischen Schwangerschaft?
Bei einer biochemischen Schwangerschaft wurde die Eizelle erfolgreich befruchtet und sie hat sich in der Gebärmutter eingenistet. Daher zeigt auch der Schwangerschaftstest ein positives Ergebnis. Solche Tests messen den HCG-Wert. Dieses Hormon wird vom Körper bereits in den ersten Tagen der Schwangerschaft produziert, da es ihrem Erhalt dient. Es wird deshalb auch als Schwangerschaftshormon bezeichnet.
Nistet sich die befruchtete Eizelle ein und entwickelt sich erfolgreich, steigt der HCG-Wert weiter an. Im Falle einer reinen biochemischen Schwangerschaft, die nicht zu einer klinischen Schwangerschaft führt, konnte sich der Embryo jedoch nicht weiterentwickeln. Der Körper stößt die befruchtete Eizelle ab und somit sinkt auch der HCG-Wert wieder.
In den nächsten Tagen tritt die Regelblutung auf und ein neuer Menstruationszyklus beginnt. Die Blutung kann zum gewohnten Zeitpunkt stattfinden oder um ein paar Tage verzögert sein. Mit ihr werden die aufgebaute Gebärmutterschleimhaut und die entwickelten Zellen abgesondert.
Biochemische Schwangerschaft: Welche Ursachen hat der frühe Abgang?
Warum sich der Embryo nicht weiterentwickelt, kann verschiedene Ursachen haben. In der Regel bleibt die Ursache unklar.
Fachleute gehen davon aus, dass sich in einem solchen Fall einfach kein überlebensfähiger Embryo entwickelt hätte und der Körper sich deshalb bereits in dieser frühen Phase davon getrennt hat. Gründe dafür könnten zum Beispiel Chromosomenstörungen sein, die eine weitere Entwicklung des Embryos verhindern.
Allgemein können für Fehlgeburten auch Hormonstörungen, Infektionen, Alkohol- oder Drogenkonsum als Ursachen infrage kommen. Oftmals sind aber keine Risikofaktoren vorhanden.
Symptome: Wie äußert sich eine biochemische Schwangerschaft?
In den meisten Fällen bekommen Frauen von einer biochemischen Schwangerschaft nichts mit. Häufig wird lediglich bemerkt, dass sich die Periode ein paar Tage verspätet. Möglicherweise zeigen sich erste, sehr frühe Schwangerschaftsanzeichen durch den Hormonanstieg, doch auch diese können eher als typische Vorboten der Periode interpretiert werden.
Statt Symptome zu bemerken, erkennen Frauen eine biochemische Schwangerschaft meist daran, dass ein Frühtest positiv ausfällt: Wer bereits vor dem Ausbleiben der Periode einen Schwangerschaftstest durchführt, könnte ein positives Ergebnis bekommen, das einige Tage später negativ ausfällt. Hätten betroffene Frauen keinen Frühtest durchgeführt, wäre die biochemische Schwangerschaft unbemerkt geblieben.
Diagnose: Wie wird eine biochemische Schwangerschaft festgestellt?
Wie eingangs erwähnt kann jede Schwangerschaft anfangs nur biochemisch nachgewiesen werden. Dies erfolgt über einen handelsüblichen Schwangerschaftstest, der das HCG im Urin misst oder über einen Bluttest in der gynäkologischen Praxis.
Erreicht die Schwangerschaft nicht das Stadium, in dem auch eine Erkennung über den Ultraschall möglich wäre, wird sie gar nicht erst als klinische Schwangerschaft diagnostiziert. Der biochemische Nachweis der Schwangerschaft über das HCG in Urin oder Blut ist nach ein paar Tagen ebenfalls nicht mehr möglich.
Biochemische Schwangerschaft und Kinderwunschbehandlung
Frauen, die sich in einer Kinderwunschbehandlung befinden, werden den Begriff biochemische Schwangerschaft möglicherweise eher zu hören bekommen. Der Grund: Nach einer künstlichen Befruchtung wird früh getestet, ob sich eine Schwangerschaft eingestellt hat. Ein solch früher Test kann eine Schwangerschaft zu einem Zeitpunkt anzeigen, an dem sonst noch gar keine Testung erfolgt wäre.
Ob eine künstliche Befruchtung zu einer Schwangerschaft geführt hat, entscheidet über die weitere Kostenübernahme. Auch wenn eine Schwangerschaft in einer Fehlgeburt endet, gilt sie als erfolgreich eingetreten und die Krankenkassen beteiligen sich nach Ablauf der Versuche an den Kosten eines weiteren Versuchs. In der Regel geht es dabei aber um den Nachweis einer klinischen Schwangerschaft. Hier haben wir alles zu diesem Thema für dich zusammengestellt.
Behandlung: Was tun bei einer biochemischen Schwangerschaft?
Im Normalfall erfordert eine biochemische Schwangerschaft keine Behandlung. Es muss auch keine Ausschabung durchgeführt werden. Dennoch gilt: War dein Schwangerschaftstest einmal positiv, suche deine gynäkologische Praxis auf und lasse das Ergebnis abklären. Nur deine*dein Frauenärztin*Frauenarzt kann empfehlen, was in deinem individuellen Fall zu tun ist. Gegebenenfalls werden weitere Untersuchungen gemacht. Zum Beispiel die Kontrolle des HCG, um festzustellen, ob der Wert tatsächlich sinkt. Steigt das HCG, aber es lässt sich kein Embryo in der Gebärmutter nachweisen, könnte eine Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter vorliegen.
Der sehr frühe Abgang kann Gefühle der Enttäuschung und Traurigkeit auslösen. Manchmal hilft jetzt schon das Wissen, dass solche biochemischen Schwangerschaften häufig unbemerkt vorkommen und sie kein Zeichen für ein persönliches Versagen sind. Jede Frau geht mit der Situation aber anders um. Manche freuen sich über die Erkenntnis, dass der Körper zu Befruchtung und Einnistung fähig ist. Andere sind schockiert, dass sich die freudige Erwartung nun doch nicht erfüllt. Wenn du mit deinen Emotionen haderst, zögere nicht und lass dich ärztlich beraten.
Ärtz*innen werten eine biochemische Schwangerschaft meist als positives Zeichen dafür, dass eine Schwangerschaft generell möglich ist – und daher auch in Zukunft wieder eintreten könnte. Eine Wartezeit bis zum nächsten Versuch muss in der Regel nicht eingehalten werden. Möglicherweise fällt der nächste Monatszyklus aber unregelmäßig aus.