Bauchhöhlenschwangerschaft: Wie erkennen und was tun?
Eine Bauchhöhlenschwangerschaft ist sehr selten. Doch wie macht sie sich bemerkbar? Und welche Folgen hat sie? Wir erklären dir, was passiert, wenn sich ein befruchtetes Ei an der falschen Stelle einnistet.
- © Getty Images/Laurence Monneret
Kurzübersicht: Bauchhöhlenschwangerschaft
Definition: Bei einer Bauchhöhlenschwangerschaft nistet sich die befruchtete Eizelle nicht in der Gebärmutter, sondern in der freien Bauchhöhle ein. Dies kommt nur sehr selten vor.
Ursachen: Nicht immer ist die Ursache für das verirrte Ei erkennbar. Generell gelten Verklebungen oder Verwachsungen der inneren Geschlechtsorgane als Risikofaktoren für eine Einnistung der Eizelle außerhalb der Gebärmutter, da sie die Durchlässigkeit der Eileiter beeinträchtigen können.
Symptome: Die Symptome reichen von vollkommener Beschwerdefreiheit über Blutungen und Unterbauchschmerzen bis hin zum Kreislaufschock.
Diagnose: Ob eine Schwangerschaft besteht, wird durch den Nachweis des Hormons HCG festgestellt. Wo sich die Eizelle eingenistet hat, kann bei einer Ultraschall-Untersuchung ermittelt werden. Bei Unklarheiten kommt eine Bauchspiegelung infrage.
Behandlung: Verschiedene Vorgehensweisen sind je nach individuellem Fall möglich. Im Allgemeinen kommen bei Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutter eine medikamentöse Behandlung oder das Entfernen des Embryos bei einer Bauchspiegelung oder Operation infrage.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist eine Bauchhöhlenschwangerschaft?
Bei einer Bauchhöhlenschwangerschaft hat sich die befruchtete Eizelle nicht in der Gebärmutter, sondern im Bauchraum eingenistet. Eine solche Schwangerschaft wird in der medizinischen Fachsprache als ektope Schwangerschaft oder als Extrauteringravidität (EUG) bezeichnet, weil sich das Ei an einem Ort außerhalb der Gebärmutter (Uterus) einnistet.
Es gibt verschiedene Formen der ektopen Schwangerschaft, die als Komplikationen in der Frühschwangerschaft gelten. Je nachdem, wo sich die eingenistete Eizelle befindet, wird unterschieden in:
- Eileiterschwangerschaft (Tubargravidität)
- Bauchhöhlenschwangerschaft (Abdominalgravidität)
- Eierstockschwangerschaft (Ovarialgravidität)
- Gebärmutterhalsschwangerschaft (Zervixgravidität)
Wie häufig kommt eine Bauchhöhlenschwangerschaft vor?
Wenn sich eine befruchtete Eizelle außerhalb der Gebärmutter einnistet, geschieht dies meist im Eileiter. Bei ein bis zwei von 100 Schwangerschaften handelt es sich um eine Eileiterschwangerschaft. Nur bei unter einem Prozent aller Extrauteringraviditäten liegt eine Bauchhöhlenschwangerschaft vor. Sie tritt demnach sehr selten auf.
Ursachen: Wie kommt es zu einer Bauchhöhlenschwangerschaft?
Nicht in jedem Fall lässt sich nachvollziehen, warum das befruchtete Ei nicht den richtigen Weg in die Gebärmutter gefunden hat. Fachleute gehen davon aus, dass Verklebungen oder Verwachsungen das Risiko erhöhen, dass ein Ei an die falsche Stelle gerät. Allgemein werden als Risiken für eine ektope Schwangerschaft folgende Faktoren angesehen:
- Schwangerschaft trotz Sterilisation
- Schwangerschaft trotz Spirale
- angeborene Veränderungen, welche die Durchlässigkeit der Eileiter beeinträchtigen
- vorangegangene Operationen im Bauchraum
- Vernarbungen aufgrund von früheren ektopen Schwangerschaften
- Vernarbungen aufgrund von Endometriose
- vorangegangene Entzündungen der inneren Geschlechtsorgane zum Beispiel durch eine Infektion mit Chlamydien oder Gonokokken
- künstliche Befruchtung
Symptome: Wie macht sich eine Bauchhöhlenschwangerschaft bemerkbar?
Die Bauchhöhlenschwangerschaft kann sich durch verschiedene, häufig eher unspezifische Symptome zeigen. In einigen Fällen löst sie keine Beschwerden aus und wird erst bei einer Ultraschall-Untersuchung erkannt.
Wenn du Beschwerden bemerkst, solltest du stets deine gynäkologische Praxis kontaktieren und sie abklären lassen. Äußern sich Symptome, sind Unterbauchschmerzen, Blutungen und Druckschmerzen möglich. Kommt es zu inneren Blutungen, können Synkopen (kurzzeitiger Bewusstseinsverlust) auftreten oder ein hämorrhagischer Schock mit Atemnot, niedrigem Blutdruck (Hypotonie) und Herzrasen (Tachykardie). Hierbei handelt es sich um einen Notfall, der sofortige medizinische Hilfe erfordert.
Bauchhöhlenschwangerschaft: Schwangerschaftstest positiv?
Gerade zu Beginn der Schwangerschaft ist es nicht leicht, eine „normale“ Schwangerschaft von einer Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaft zu unterscheiden. Denn auch bei einer ektopen Schwangerschaft bleibt die Menstruation aus und typische Schwangerschaftsanzeichen wie Übelkeit und Brustspannen können sich bemerkbar machen.
Ein Schwangerschaftstest fällt bei einer Bauchhöhlenschwangerschaft ebenfalls meist positiv aus, da der Körper HCG produziert. Dieses Hormon wird mit handelsüblichen Selbsttests im Urin nachgewiesen. Falls die HCG-Konzentration (noch) zu niedrig ist, kann der Selbsttest gegebenenfalls negativ sein. Mit einem Bluttest bei deinem*deiner Frauenarzt*Frauenärztin lässt sich das HCG sicher nachweisen.
Diagnose: Wie wird eine Bauchhöhlenschwangerschaft festgestellt?
Durch eine Ultraschall-Untersuchung lässt sich erkennen, ob sich die befruchtete Eizelle in der Gebärmutter befindet oder ob es Anzeichen für eine ektope Schwangerschaft gibt. Eine solche Untersuchung wird der*die Arzt*Ärztin bereits bei deinem ersten Besuch durchführen, um deine Schwangerschaft zu bestätigen.
Auch ein Bluttest kann für die Diagnose einer Bauchhöhlenschwangerschaft wichtig sein, um den Verlauf des HCG zu kontrollieren: Bei einer Bauchhöhlenschwangerschaft steigt das HCG nicht so stark an wie es bei einer normalen Schwangerschaft der Fall wäre.
Sollte die Diagnose nicht eindeutig gestellt werden können, kann eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt werden.
Therapie: Wie wird eine Bauchhöhlenschwangerschaft behandelt?
Eine Bauchhöhlenschwangerschaft stellt eine Komplikation in der Frühschwangerschaft dar und bedarf zwingend einer ärztlichen Einschätzung. Ohne medizinische Überwachung und Behandlung ist eine Bauchhöhlenschwangerschaft aufgrund des Blutungsrisikos eine potenziell lebensbedrohliche Gefahr.
Ektope Schwangerschaften können generell auf folgenden Wegen beendet werden:
- medikamentös zum Abtöten des Schwangerschaftsgewebes – am häufigsten mit dem Wirkstoff Methotrexat
- per minimal-invasiver Bauchspiegelung
- bei einer Operation durch einen Bauchschnitt (Laparotomie)
Welche Therapie infrage kommt, hängt vom individuellen Fall ab. Die Bauchspiegelung ist der Goldstandard zur Behandlung von ektopen Schwangerschaften. Eine offene Operation kann zum Beispiel infrage kommen, wenn aus technischen, logistischen oder medizinischen Gründen keine Bauchspiegelung durchgeführt werden kann. Eine medikamentöse Behandlung kann nur stattfinden, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind – zum Beispiel bis zu einer Maximalgröße des Fruchtsacks.
Es gibt Fälle, in denen sich der Körper auf natürlichem Wege von der verirrten Eizelle verabschiedet. Sollte der*die Arzt*Ärztin aufgrund von Beschwerdefreiheit und bereits abfallendem HCG-Wert ein abwartendes Verhalten befürworten, werden Verlauf und Gesundheitszustand der Mutter engmaschig kontrolliert. Eine Operation könnte trotzdem jederzeit nötig werden.
Bei Nachuntersuchungen wird festgestellt, ob die Behandlung der Bauchhöhlenschwangerschaft erfolgreich war. Ist noch Schwangerschaftsgewebe vorhanden, wird eine weitere Behandlung vorgenommen.
Bauchhöhlenschwangerschaft austragen – ist das möglich?
Da eine Bauchhöhlenschwangerschaft ein Risiko für die Gesundheit der Mutter darstellt, wird sie nicht ausgetragen. Bei einer fortgeschrittenen Bauchhöhlenschwangerschaft besteht die Gefahr, dass es zu lebensbedrohlichen Blutungen kommt. In der Regel ist der Embryo im Bauchraum nicht überlebensfähig. In seltenen Fällen entwickelt sich bei einer Bauchhöhlenschwangerschaft ein lebensfähiger Fötus.
In Deutschland werden Bauchhöhlenschwangerschaft aufgrund der medizinischen Untersuchungsmöglichkeiten früh erkannt und behandelt. Dass eine Bauchhöhlenschwangerschaft erst spät festgestellt wird, ist sehr selten.
Noch seltener sind Fälle, in denen eine Bauchhöhlenschwangerschaft komplett unbemerkt bleibt und tatsächlich ausgetragen wird. Ein Fall wie der einer 33-jährigen Afrikanerin, die ihr Baby im Jahr 2013 aus einer Bauchhöhlenschwangerschaft per Kaiserschnitt zur Welt brachte, sind eine absolute Rarität.