Zimt in der Schwangerschaft: Schädlich oder gesund?
Du liebst Zimt und weißt nicht, ob das Gewürz auch in der Schwangerschaft sicher ist? Hier erfährst du, warum du beim Genuss von Zimt Vorsicht walten lassen solltest, wenn du gerade schwanger bist, und ob Zimt wirklich die Wehen anregt.
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Kurzübersicht: Zimt in der Schwangerschaft
Darf ich in der Schwangerschaft Zimt essen? Ja, du brauchst auch als Schwangere nicht auf das Gewürz zu verzichten. Jedoch raten Fachleute dazu, Ceylon-Zimt zu verwenden und das auch nur in moderaten Mengen.
Regt Zimt wirklich die Wehen an? Die Frage, ob Zimt wehenfördernd wirkt, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Es gibt bislang keine Studien, die darauf hinweisen. Aber auch keine, die das Gegenteil zeigen.
Cassia oder Ceylon-Zimt? Cassia-Zimt enthält viel Cumarin. Der Aromastoff kann in höheren Mengen die Leber schädigen. Da der teurere Ceylon-Zimt nur wenig oder gar kein Cumarin enthält, solltest du in der Schwangerschaft zu dieser Variante greifen.
Senkt Zimt den Blutzuckerspiegel? Die Studienergebnisse, ob Zimt die Insulinsensitivität verbessert, sind nicht eindeutig. Wirksamer zur Vermeidung von Blutzuckerspitzen ist der Verzicht auf Zucker und Weißmehlprodukte.
In diesem Artikel:
- Darauf solltest du achten
- Ist Zimt in der Schwangerschaft schädlich?
- Cumarin in Zimt
- Zimtkapseln
- Kann Zimt die Wehen anregen?
- So gesund ist Zimt
- Sichere Mengen
Zimt in der Schwangerschaft: Darauf solltest du achten
Studien zur Sicherheit von Zimt in der Schwangerschaft fehlen – das betrifft übrigens auch viele andere Gewürze wie Kurkuma –, daher raten Fachleute zur Vorsicht:
Menge begrenzen: Ein paar Zimtsterne in der Vorweihnachtszeit oder ab und zu eine Zimtschnecke sind okay. Vermeide aber übermäßigen Konsum von Zimt.
Ceylon statt Cassia: Bevorzuge in der Schwangerschaft den etwas teureren Ceylon-Zimt, da er keine oder nur geringe Mengen des potenziell leberschädigenden Cumarins enthält.
Verzichte auf zimthaltige Nahrungsergänzungsmittel: Zimtkapseln oder Extrakte mit Zimtöl solltest du meiden, da in ihnen sehr hohe Konzentrationen an Cumarin und Zimtaldehyd stecken können.
Ist Zimt in der Schwangerschaft schädlich?
Die kurze Antwort lautet: Nein, zumindest nicht, wenn du Zimt in der Schwangerschaft nur in moderaten Mengen als Gewürz und nicht als hochdosiertes Nahrungsergänzungsmittel konsumierst.
Zudem hat Zimt eine lange Verwendungsgeschichte in der Naturheilkunde, wird traditionell sogar als Mittel gegen Verdauungsbeschwerden eingesetzt. Zimt wird eine blutzuckerregulierende Wirkung nachgesagt, was für Schwangere natürlich besonders interessant ist.
Zimt gilt aber auch als wehenanregend, zumindest, wenn du ihn größeren Mengen verzehrst. Es gibt aber keine wissenschaftlichen Erkenntnisse über eine unbedenkliche Menge für Schwangere. Wenn du auf Nummer sicher gehen möchtest, dosierst du Zimt in der Schwangerschaft also sparsamer.
Cumarin in Zimt
Zimt enthält von Natur aus Cumarin. In größeren Mengen kann der natürliche Aromastoff laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bei manchen Menschen Leberschäden hervorrufen. Als tägliche tolerierbare Menge ("tolerable daily intake") gilt 0,1 mg Cumarin pro Kilogramm Körpergewicht.
Wie viel Cumarin Zimt enthält, kann jedoch nicht immer genau gemessen werden. Im Durchschnitt sind dies:
- Cassia: 3.000 mg pro Kilogramm Zimt
- Ceylon: weniger als 8 mg pro Kilogramm Zimt
(Quelle: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Abruf: August 2024)
In Kosmetikprodukten darf Cumarin als Duftstoff ohne Beschränkung verwendet werden. Da er vom Körper auch über die Haut aufgenommen wird, solltest du auch darauf achten.
Bevorzuge in der Schwangerschaft Ceylon-Zimt
Ursprünglich stellte man Zimt aus der Rinde des Echten Zimt-Baumes her. Der in Sri Lanka beheimatete Baum ist daher auch als Ceylon-Zimtbaum und das aus seiner Rinde hergestellte Gewürz als Ceylon-Zimt bekannt – nach dem während der Kolonialzeit verwendeten Namen Sri Lankas, "Ceylon".
Ceylon-Zimt ist das qualitativ hochwertigere Produkt. Es enthält nur wenig bis gar kein Cumarin und ist im Geschmack aromatischer und weniger scharf.
Den Unterschied zwischen Ceylon und Cassia sieht man nicht bei gemahlenem Zimt, wohl aber bei ganzen Zimtrollen: Die Ceylon-Rolle besteht aus vielen dünnen zusammengerollten Schichten, weil die Rinde hauchdünn abgeschabt wird. Je dünner die Schichten, desto besser ist das Aroma. Das günstigere Pendant Cassia wird wesentlich dicker abgeschnitten, die Rollen bestehen also aus manchmal sogar nur einer Schicht bzw. nur wenigen dicken Schichten.
Wie erkenne ich, welche Zimtsorte enthalten ist?
Über die Hälfte aller in Deutschland verwendeten Produkte mit Zimt enthalten Cassia-Zimt. Da Ceylon-Zimt hochwertiger und damit auch teurer ist, kannst du davon ausgehen, dass dies auf der Verpackung des Lebensmittels angegeben ist.
Umgekehrt ist Cassia immer dann wahrscheinlich, wenn auf der Packung einfach nur "Zimt" steht. Um auf Nummer sicher zu gehen, bleibt dir ohnehin nur, Zimt, Zimtschnecken und Co. selber zu backen und dafür die Sorte Ceylon zu verwenden.
Zimtkapseln: Sind sie in der Schwangerschaft sicher?
Diese Frage lässt sich mit einem klaren Nein beantworten. Nahrungsergänzungsmittel wie Zimtkapseln enthalten Cumarin und Zimtaldehyd in Mengen, welche die als sicher geltende maximale Tagesdosis bei weitem überschreiten können. In Sachen Zimtaldehyd ist die Zimtsorte übrigens egal, denn die Menge ist in Ceylon- und Cassia-Zimt vergleichbar.
Ergebnisse tierexperimenteller Studien weisen auf eine potenziell schädigende Wirkung von größeren Mengen Zimtaldehyd auf das Ungeborene hin. Das Problem an zimthaltigen Nahrungsergänzungsmitteln ist, dass die genaue Menge dieser Inhaltsstoffe meist gar nicht angegeben werden kann.
Kann Zimt die Wehen anregen?
Immer wieder liest man im Zusammenhang mit Zimt in der Schwangerschaft auch davon, dass Zimt die Wehen anregen kann. Das gilt besonders für die sogenannte traditionelle Heilkunde. Konkrete Studien am Menschen, die eine direkte Verbindung zwischen Zimt und Wehen untersuchen, fehlen bislang jedoch.
So gesund ist Zimt
Zimt enthält außerordentlich viele Antioxidantien. Sie helfen, den Körper vor freien Radikalen und Zellschäden zu schützen und wirken sich positiv auf das Immunsystem aus.
Dafür reicht schon eine Prise Zimt im morgendlichen Haferbrei oder Müsli aus. Mit einer solch geringen Menge bist du auch in der Schwangerschaft auf der sicheren Seite, egal ob Cassia oder Ceylon.
Zimt und der Blutzuckerspiegel
Zimt soll regulierend auf den Blutzuckerspiegel wirken. Das macht ihn für Schwangere interessant, da die Körperzellen in der Schwangerschaft deutlich schlechter auf Insulin ansprechen, besonders ab der zweiten Schwangerschaftshälfte. In dieser Zeit entwickelt sich bei bis zu fünf Prozent aller Schwangeren Schwangerschaftsdiabetes.
Dieser Effekt des Gewürzes konnte wissenschaftlich bislang jedoch nicht eindeutig belegt werden. Zudem ist bei den bisherigen Studien völlig unklar, ob Cassia- oder Ceylon-Zimt verwendet wurde.
Von zimthaltigen Nahrungsergänzungsmitteln zur Blutzuckersenkung solltest du ohnehin unbedingt die Finger lassen. Das gilt vor allem für Produkte aus dem Ausland. Viele zimthaltige Nahrungsergänzungsmittel enthalten wesentlich mehr Cumarin als die täglich tolerierbare Aufnahmemenge von 0,1 mg pro Kilogramm Körpergewicht. Unverträglichkeitsreaktionen können darüber hinaus nicht ausgeschlossen werden.
Traditionelles Mittel gegen Magen-Darm-Beschwerden
Wenn dir beim Duft von Zimt sofort das Wasser im Munde zusammenläuft, dann hat das tatsächlich einen gesundheitsfördernden Effekt. Zimt wirkt nämlich anregend auf die Verdauung, die bekanntlich schon im Mund beginnt. Dadurch liegen die Speisen nicht so schwer im Magen.
In der Naturheilkunde wird das Gewürz gern als "natürliches Antibiotikum" empfohlen. Unter Laborbedingungen konnte gezeigt werden, dass der enthaltene Stoff Zimtaldehyd gegen verschiedene Pilze und Bakterien wirkt, indem er deren Ausbreitung hemmt. Weitere Forschungen sind aber noch nötig.
Diese Mengen an Zimt gelten als sicher
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nennt als tägliche maximal tolerierbare Aufnahmemenge von Cumarin 0,1 mg pro Kilogramm Körpergewicht.
In der europäischen Union sind die Höchstwerte von Cumarin in Lebensmitteln gesetzlich vorgeschrieben:
- 50 mg/Kilogramm in saisonalen und traditionellen Lebensmitteln (Weihnachtsgebäck wie Zimtsterne oder Lebkuchen)
- 20 mg/Kilogramm in Getreideerzeugnissen wie Frühstückscerealien
- 15 mg/Kilogramm in feinen Backwaren
- 5 mg/Kilogramm in Desserts (z.B. Milchreis)
Eine Untersuchung des Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit im Jahr 2015 ergab übrigens, dass sich die Herstellerfirmen weitestgehend an die gesetzlichen Höchstmengen halten. Lediglich eine Probe lag über dem Grenzwert, alle anderen hatten niedrige Cumaringehalte.