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Nagellack in der Schwangerschaft: Harmlos oder bedenklich?

Nagellack in der Schwangerschaft – erlaubt oder nicht? Für viele Frauen gehören bunte Fuß- oder Fingernägel einfach dazu. Doch was ist mit den enthaltenen Stoffen, können sie der Schwangerschaft schaden? Ein Überblick.

Hand mit lackierten Fingernägeln
© Getty Images/Kseniya Ovchinnikova

Kurzübersicht: Nagellack in der Schwangerschaft

Was ist bislang bekannt? Es gibt keine Studien, die eine direkte Schädigung durch Nagellack in der Schwangerschaft nachweisen. Trotzdem raten viele Fachleute zu Vorsichtsmaßnahmen.

Schadstoffe: Zahlreiche Bestandteile im Nagellack können sich auf das Hormonsystem auswirken, einige stehen sogar als Krebsauslöser in Verdacht. Im Nagellack sind sie jedoch nur in sehr geringen Mengen enthalten.

Alternative "Free"-Lacke: Manche Herstellerfirmen bieten Nagellacke mit weniger Schadstoffen an.

Artikelinhalte auf einen Blick:

Kurz und gut: Das solltest du über Nagellack in der Schwangerschaft wissen

Beim Thema Nagellack verhält es sich wie bei Haarfarben: Es gibt keine offiziellen Empfehlungen, diese Kosmetikprodukte in der Schwangerschaft zu meiden. Aber so richtig Entwarnung bedeutet das auch nicht, denn der Körper nimmt über die Haut Inhaltsstoffe von Kosmetikprodukten auf, und dazu gehören auch Chemikalien und Schadstoffe. Ob und in welcher Konzentration sie durch den Nagellack zum Baby gelangen können, ist jedoch unklar. Entsprechend reichen die Empfehlungen von "bloß nicht" bis zu "unbedenklich" – je nachdem, wen man fragt.

Hier erfährst du mehr über das Haarefärben in der Schwangerschaft.

Manche Inhaltsstoffe im Nagellack stehen in Verdacht, krebserregend zu sein, oder wirken sich auf das Hormonsystem sowie das Nervensystem aus. Wenn du dir ab und zu die Nägel lackierst, ist es jedoch eher unwahrscheinlich, dass du dein Baby schädigst.

Verwende aber in der Schwangerschaft auf jeden Fall acetonfreien Nagellackentferner und achte sowohl beim Auftragen als auch beim Entfernen des Nagellacks unbedingt auf eine gute Belüftung, denn viele Schadstoffe können auch durch Einatmen in den Körper gelangen. Um auf Nummer sicher zu gehen, kannst du entweder während der Schwangerschaft ganz auf Nagellack verzichten oder zu einer "Free"-Variante greifen, die weniger Schadstoffe enthält.

Woraus besteht Nagellack?

Um seine Funktion zu erfüllen, nämlich, deine Nägel möglichst lange und absplitterfrei bunt oder klar strahlen zu lassen, besteht Nagellack aus filmbildenden Polymeren, Lösungsmitteln, Weichmachern, Thixotropiermittel für das Fließverhalten und natürlich Farbpigmenten. Erst nach dem Auftragen des Nagellacks, wenn die Lösungsmittel verdampfen, entsteht der haltbare Lackfilm auf den Nägeln.

Schadstoffe im Nagellack: Schwangere sollten auf die Inhaltsstoffe achten

Chemikalien aus dem Nagellack können über das Nagelbett und die Nagelhaut in den Körper gelangen, aber auch eingeatmet werden. In zahlreichen Untersuchungen und Studien entdeckten Forschende immer wieder Stoffe in Nagellacken, die bereits während des Auftragens Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schwindelgefühle oder Übelkeit verursachen. Beim Auftragen von Nagellack solltest du also nicht nur in der Schwangerschaft – aber dann natürlich ganz besonders! – für eine gute Belüftung sorgen.

Auch Stoffe, die das hormonelle System des Körpers beeinflussen, sind in vielen Nagellacken enthalten: Forschende der Duke-Universität wiesen beispielsweise 2015 in Nagellacken die endokrin wirksame Chemikalie Triphenylphosphat (TPHP) nach, deren Abbauprodukt bereits zehn bis 14 Stunden später im Blut der Probandinnen messbar war. Der Stoff wird durch Inhalation und über die Hornplatte des Nagels aufgenommen, kann zu Störungen des Hormonsystems führen – nicht gerade empfehlenswert in der Schwangerschaft. In Tierversuchen führte er zu Fortpflanzungs- und Entwicklungsproblemen.

Die Verwendung von Phthalaten ist in der EU zwar eingeschränkt, die Weichmacher werden jedoch als Hilfsmittel bei der Produktion verwendet. Auch sie können das Fortpflanzungssystem schädigen. Gleiches gilt für Formaldehyd, das zwar nur in einer sehr geringen Konzentration verwendet werden darf, aber Bestandteil vieler Nagellacke ist.

Diese Stoffe im Nagellack solltest du in der Schwangerschaft möglichst meiden:

  • Formaldehyd: Das Konservierungsmittel kann reizend und allergieauslösend wirken, es gilt außerdem als krebserregend.
  • Toluol: Das farblose Lösungsmittel verdunstet schnell und sorgt für eine kurze Trockenzeit, kann jedoch zu Schwindel und Kopfschmerzen führen. In größeren Mengen führt es zu Leber- und Nervenschäden, schon kleinere Mengen können möglicherweise die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen.
  • Phthalate: Die Weichmacher können das Hormonsystem stören und dadurch theoretisch auch zu Entwicklungsstörungen beim Baby führen und das Fehlgeburtsrisiko erhöhen. In Nagellacken wird häufig Dibutylphthalat (DBP) verwendet.
  • Triphenylphosphat (TPHP): Der Weichmacher erzeugt ein Abbauprodukt namens Diphenylphosphat, welches das Hormonsystem stören kann.
  • Benzophenon: Der UV-Filter soll den Nagellack vor Sonnenlicht schützen, ist aber möglicherweise hormonell wirksam. In der EU wird Benzophenon-1 als potenziell krebserregend eingestuft und ist deshalb ab 1. Dezember 2023 verboten. Bis dahin heißt es: Inhaltsstoffe prüfen.
  • Kampfer: Als Inhaltsstoff im Nagellack verkürzt dieser Weichmacher die Trockenzeit und sorgt für Glanz, er kann jedoch auch auf das zentrale Nervensystem wirken, unter anderem Krämpfe, Zittern und sogar Halluzinationen verursachen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Kampfer auch auf das Nervensystem des Babys wirkt.

Bedenkliche Nitrosamine im Nagellack

Bei zahlreichen Untersuchungen, unter anderem durch das Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz, das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) oder ÖKO TEST, wurden immer wieder potenziell krebserregende Nitrosamine in bunten Nagellacken gefunden. Verantwortlich dafür ist der als Bindemittel eingesetzte Inhaltsstoff Nitrocellulose. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gelangen die Nitrosamine durch Verunreinigung der Rohstoffe in den Nagellack.

Nitrosamine können über die Nahrung (etwa durch Erhitzen nitritpökelsalzhaltiger Wurstwaren), aber auch über die Haut sowie die Nägel in den Körper gelangen. Für die Stoffe gibt es keinen Schwellenwert, unter dem die Stoffe als unbedenklich gelten. Es empfiehlt sich deshalb, vor allem in der Schwangerschaft auf den Inhaltsstoff "Nitrocellulose" bei Nagellacken zu achten und ihn zu meiden.

ÖKO TEST hat 2018 farbige Nagellacke und Klarlacke hinsichtlich Inhaltsstoffen unter die Lupe genommen. In fast allen Proben herkömmlicher Hersteller steckten mindestens Spuren von Nitrosaminen. Naturkosmetik war nicht betroffen.

Lange gelagerte Lacke sind häufig stärker belastet

Auch das LGL ist in einer Untersuchung zu dem Ergebnis gekommen, dass Nitrosamine in fast allen Nagellacken enthalten ist. Sehr wahrscheinlich bilden sie sich oft auch erst bei der Lagerung: Je länger ein Produkt gelagert wird, desto höher sind die Nitrosamingehalte.

Fazit: In der Schwangerschaft oder auch in der Stillzeit kann es durchaus Sinn haben, eher neu gekauften Nagellack zu verwenden als solchen, der schon zwei Jahre im Badezimmerschrank steht.

In der Schwangerschaft auf Gel- oder Acrylnägel verzichten

Gel- und Acrylnägel sind beliebt, weil sie länger halten. Sie enthalten aber auch schärfere Chemikalien. Zwar gibt es keine Studien über die Auswirkungen in der Schwangerschaft, häufig werden jedoch Methylmethacrylate (MMA) als Bindemittel bei der Nagelmodellage verwendet. Sie können zu Reizungen der Atemwege führen und Asthmasymptome verstärken, Nagelfalzentzündungen und Nagelablösungen verursachen.

Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sind MMA Mittel, die "beim Aufbringen auf den Nagel die Gesundheit schädigen können". In zahlreichen Ländern außerhalb der EU ist Methylmethacrylat verboten. Es empfiehlt sich also tatsächlich, (nicht nur) in der Schwangerschaft darauf zu verzichten und lieber zu normalem oder "Free"-Nagellack zu greifen.

Übrigens: Beim beliebten Shellac handelt es sich um eine Mischung aus Nagellack und Gel. Zum Entfernen wird acetonhaltiger Nagellackentferner verwendet. Auf Aceton solltest du in der Schwangerschaft verzichten, denn das Einatmen kann die Atemwege reizen und in größerer Menge gesundheitsschädigend wirken.

"Free"-Nagellack: Alternative für die Schwangerschaft?

Auf der Suche nach Nagellacken, die mit möglichst wenigen Schadstoffen auskommen, bist du vielleicht schon auf die "Free"-Deklaration gestoßen. Manche Nagellacke werden zum Beispiel als "3-free" oder als "5-free" oder mit noch höherer "free"-Zahl angeboten.

Bei diesen Produkten handelt es sich um Nagellacke, bei denen die Hersteller auf verschiedene bedenkliche Inhaltsstoffe verzichten. Je höher die Zahl, desto weniger kritische Bestandteile enthält der Nagellack.

Meist gilt aber folgendes:

  • 3-free: verzichtet wird auf Phthalate, Toluol und Formaldehyd
  • 5-free: verzichtet zusätzlich auf Formaldehyd-Harze und Kampfer
  • 7-free: ist zusätzlich vegan und tierversuchsfrei
  • 10-free: verzichtet zusätzlich auf Duftstoffe, Parabene und Xylene
  • 15-free: verzichtet zusätzlich auf Silikone, Ethyltosylamide, Triphenylphosphat, Mikroplastik sowie halogenorganische Verbindungen

Wichtig zu wissen: Es handelt sich bei der "free"-Deklaration nicht um ein offizielles Siegel, sodass jeder Hersteller selbst entscheidet, auf was er verzichtet. Schau dir auf jeden Fall auch bei diesen Nagellacken die Inhaltsstoffe gut an.

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