Himbeerblättertee: Wirkung auf die Wehen und ab wann trinken?
Am Ende der Schwangerschaft soll Himbeerblättertee durch seine durchblutungsfördernde und gewebeauflockernde Wirkung dazu beitragen, Wehen sanft auszulösen und die Geburt zu erleichtern. Eindeutige wissenschaftliche Beweise dafür gibt es nicht. Ob sich das Trinken trotzdem lohnt? Ein Überblick.
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Abwarten und Tee trinken, bis das Baby kommt: Bei Schwangeren scheint genau das kurz vor der Geburt zu funktionieren. Zumindest, wenn es nach dem Erfahrungsschatz einiger Hebammen geht: Sie raten Frauen je nach individueller Situation dazu, in den letzten Schwangerschaftswochen regelmäßig Himbeerblättertee zu trinken. Was dieser Tee bewirkt und was du bei der Anwendung beachten solltest.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist Himbeerblättertee?
Himbeerblättertee ist ein altbewährtes Hausmittel, das traditionell von Hebammen empfohlen wird, um die Geburt zu erleichtern. Es handelt sich dabei um eine Teemischung aus getrockneten, ganzen oder geschnittenen Blättern der Himbeere (Rubus idaeus), die Gerbstoffe und Flavonoide enthalten. Sein Geschmack ist herb-süßlich und leicht fruchtig.
Der Himbeerblättertee ist in der Apotheke, im Bioladen, Reformhaus oder im Online-Handel erhältlich. Die Preise variieren je nach Hersteller und liegen bei etwa zehn Euro für 100 Gramm.
Welche Wirkung hat Himbeerblättertee?
Das Wissen um die Wirkung von Himbeerblättertee in der Schwangerschaft beruht auf der traditionellen Heilkunde, definierte Anwendungsgebiete als Arzneimittel gibt es nicht.
Himbeerblättertee zur Geburtsvorbereitung: In der Geburtshilfe gilt Himbeerblättertee als alternatives Mittel zur Geburtsvorbereitung. Traditionell ist der Einsatz weit verbreitet und wird als altbewährtes Hausmittel verwendet, um Wehen auszulösen. Aufgrund seiner durchblutungsfördernden Wirkung sollen Beckenmuskulatur und Muttermund weicher und die Wehen erträglicher werden, sodass die Geburt insgesamt weniger schmerzhaft verlaufen könnte. Auch zur Vorbeugung von Dammschnitt und Dammriss wird Himbeerblättertee häufig empfohlen.
Himbeerblättertee bei Frauen mit Regelschmerzen und Kinderwunsch: Nicht schwangere Frauen trinken Tee, um krampfartige Regelschmerzen zu lösen. Durch seine zyklusregulierende Wirkung und die Förderung des Aufbaus der Gebärmutterschleimhaut soll der Tee auch bei Kinderwunsch eine gute Wahl sein.
Andere mögliche Einsatzzwecke: Himbeerblättertee wird unter anderem zum Gurgeln bei Entzündungen der Mundschleimhaut oder bei grippalem Infekt eingesetzt. Außerdem regt der Tee die Darmtätigkeit an und fördert die Verdauung.
Erfahrungen zu Himbeerblättertee: Hilft er wirklich?
Wissenschaftliche Untersuchungen zu Himbeerblättertee gibt es nur sehr wenige, weshalb der Nutzen und die Effektivität von Himbeerblättertee nicht eindeutig belegt werden können. Da bislang keine signifikante Wirkung der Blätter in Studien nachgewiesen werden konnte, beruht das Wissen um die mögliche Wirkung allein auf Erfahrungsberichten.
Hebammen empfehlen Himbeerblättertee häufig, da sie in ihrer praktischen Tätigkeit positive Erfahrungen damit gemacht haben. In deinem individuellen Fall könnte er daher möglicherweise ebenfalls hilfreich sein – zum Beispiel als Bestandteil eines Entspannungsrituals. Wie sinnvoll der Einsatz ist, sollte aber vorab mit der Hebamme besprochen werden.
Hat Himbeerblättertee Nebenwirkungen?
Da zu Himbeerblättertee nicht genügend wissenschaftliche Untersuchungen vorliegen, kann nicht eindeutig beantwortet werden, ob der Konsum unter bestimmten Umständen Nebenwirkungen haben könnte. Die EMA (European Medicines Agency) stuft Himbeerblättertee in der Schwangerschaft laut eines Prüfberichts als sicher ein. Sie empfiehlt Schwangeren den Konsum aber trotzdem nicht. Auch in anderen Studien heißt es, dass die Einnahme nicht empfohlen werden sollte, solange nicht nachgewiesen ist, dass der Nutzen klar überwiegt.
Solltest du während der Einnahme von Himbeerblättertee Nebenwirkungen feststellen, kontaktiere unbedingt deine ärztliche Praxis oder die Hebamme. Bei Kräutermedizin in der Schwangerschaft ist generell Vorsicht geboten: Nimm jegliche Kräutermischungen nur nach fachlicher Rücksprache ein.
Ab wann Himbeerblättertee trinken?
Aufgrund seiner potenziellen Wirkung, die Wehentätigkeit anzuregen, sollte auf das Trinken von Himbeerblättertee in der Frühschwangerschaft verzichtet werden. Begonnen wird erst in einer SSW kurz vor dem errechneten Geburtstermin: Zur Wehenförderung und Vorbereitung auf die Geburt wird Himbeerblättertee meist etwa ab der 36. Schwangerschaftswoche empfohlen.
Ob und wann der Tee für dich passend ist, hängt aber auch von deiner persönlichen Situation ab. Bei Problemen in der Schwangerschaft oder erwarteten Komplikationen bei der Geburt kann zum Beispiel explizit vom Konsum solcher Tees abgeraten werden. Ist dein Muttermund schon vorzeitig leicht geöffnet, sehr weich oder setzen bereits Wehen ein, wird deine Hebamme dir von der Anwendung von Himbeerblättertee abraten.
Wie wird Himbeerblättertee zubereitet?
Richte dich bei der Zubereitung von Himbeerblättertee immer genau nach den Angaben auf der Packung. Auch in der Apotheke findest du dazu eine fachkundige Beratung. Himbeerblättertee gibt es als lose Teemischung oder als Aufgussbeutel. In der Regel läuft die Zubereitung in etwa folgendermaßen ab:
Gib je nach Produkt einen Aufgussbeutel oder ein bis zwei Teelöffel der Teemischung in eine Tasse (gegebenenfalls mit der Hilfe eines Teesiebs).
Bringe Wasser zum Kochen.
Übergieße die Teemischung mit sprudelnd kochendem (!) Wasser.
Lass den Himbeerblättertee je nach Herstellerangabe etwa fünf bis zehn Minuten ziehen.
Bereite Himbeerblättertee immer frisch zu!
Wie wird Himbeerblättertee dosiert?
Die Dosierungsempfehlung der Hebammen kann individuell unterschiedlich ausfallen – je nachdem, wie deine Schwangerschaft verläuft. Nimm den Himbeerblättertee genau so ein, wie es dir empfohlen wird und erhöhe die Dosis nicht eigenmächtig.
Meist wird zum Trinken von einer Tasse pro Tag geraten. Außerdem kann es sein, dass eine Steigerung der Dosierung mit entsprechenden Pausen dazwischen empfohlen wird, damit es nicht zu einer Überdosierung kommt. Von einem übermäßigen Konsum ist in jedem Fall abzuraten.
Himbeerblättertee in der Schwangerschaft: Das solltest du beachten
Du fragst dich, ob Himbeerblättertee das Richtige für dich ist? Bedenke Folgendes:
Nicht ohne Absprache einnehmen: Wende dich stets an deine Hebamme oder deine gynäkologische Praxis, wenn du Himbeerblättertee konsumieren möchtest. Führe die Anwendung während der Schwangerschaft nicht in Eigenregie durch.
Hinweise auf der Packung beachten: Halte auf der Verpackung Ausschau nach produktbezogenen Hinweisen. Auch die Herstellerfirmen weisen darauf hin, Himbeerblättertee nur nach Absprache mit dem*der Arzt*Ärztin oder Hebamme einzunehmen.
Besondere Vorsicht bei konzentrierten Präparaten: Himbeerblätter sind auch als Nahrungsergänzung in Kapselform erhältlich. Nimm solche Präparate ausschließlich auf ärztliches Anraten ein.
Keine Wunder erwarten: Die Erfahrungen, die Frauen mit Himbeerblättertee machen, können individuell sehr verschieden sein. Hebammen berichten sowohl von der erwarteten Wirkung als auch von keinerlei Veränderungen in Bezug auf die Geburt.
Teesorten abwechseln: Generell wird bei Kräutertees empfohlen, nie zu viel von einer Sorte zu trinken. Wasser ist die beste Lösung, um sich mit ausreichend Flüssigkeit zu versorgen.
Alternativen ausprobieren: Es gibt weitere natürliche Methoden, um den Beginn der Wehen sanft zu fördern. Dazu gehören zum Beispiel Akupunktur, Spaziergänge, warme Bäder oder auch Geschlechtsverkehr um den ausgerechneten Geburtstermin herum.
Achtung bei anderen Hausmitteln zur Wehenförderung: Pflanzliche Mittel zur Geburtserleichterung oder -einleitung sollten nur auf Anraten deiner Hebamme zum Einsatz kommen. Die Einnahme eines Wehencocktails sollte zum Beispiel niemals ohne geburtshilfliche Betreuung erfolgen.