Übertragung und Terminüberschreitung in der Schwangerschaft
Eine Überschreitung des errechneten Entbindungstermins ist prinzipiell kein Grund zur Sorge. Nur etwa vier Prozent aller Babys kommen von selbst am ausgerechneten Termin. Bei der Übertragung wird zwischen Terminüberschreitung und rechnerischer Übertragung unterschieden.
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Terminüberschreitung bezeichnet den Zustand der Schwangerschaft ab der (40+0), denn die meisten Babys werden zwischen der 38. Schwangerschaftswoche (37+0) und dem Ende der 42. Woche (41+6) geboren. Dies ist zunächst mal kein beunruhigender Zustand, wenn das CTG (Kardiotokographie) unauffällig und die Fruchtwassermenge ausreichend ist. Häufig entsteht eine vermeintliche Übertragung dadurch, dass der genaue Geburtstermin nicht bestimmt werden kann, weil auch das Datum der Befruchtung (Konzeption) unklar ist oder ein unregelmäßiger Zyklus der Schwangerschaft vorausgeht. Zur Kontrolle kann im Abstand von zwei bis drei Tagen ein CTG zur Kontrolle der Herztöne des Kindes sowie Ultraschall zur Kontrolle der Fruchtwassermenge durchgeführt werden. Bei Auffälligkeiten erfolgt eine medikamentöse Geburtseinleitung. Sind alle Werte unauffällig, wird sieben bis zehn Tage nach dem errechneten Geburtstermin medikamentös eingeleitet.
Rechnerische/Echte Übertragung in der Schwangerschaft - Zeichen & Risiken
Rechnerisch spricht man ab der 43. Schwangerschaftswoche (42+0) von einer echten Übertragung. Ab diesem Zeitpunkt ist die ausreichende Versorgung des Kindes oft gefährdet und das Sterberisiko des Kindes dreifach erhöht gegenüber vorher.
Zeichen für eine echte Übertragung sind:
- reduzierte Fruchtwassermenge
- grünes Fruchtwasser, welches Kindspech (Mekonium) enthält
- wenig Kindsbewegungen
Bei echter Übertragung nehmen die Risiken fürs Baby mit jedem Tag zu:
- zu wenig Fruchtwasser kann zu Zwangshaltungen und Fehlstellungen führen
- die Plazenta altert zu stark und kann das Kind nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgen
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Was passiert bei der Einleitung bei echter Übertragung?
Wenn wegen der Übertragung eine Einleitung zur Geburt notwendig ist, wird Ihre Hebamme nach dem CTG den Muttermund kontrollieren, die Kindslage erneut bestimmen, routinemäßig Blut entnehmen und Ihnen eine Kanüle legen. Danach wird mit Ihnen zusammen idealerweise die Einleitungsmethode ausgewählt. Dabei kann eine Tablette zur Wehenanregung geschluckt oder vaginal eingeführt werden. Auch besteht die Möglichkeit, ein wehenanregendes Gel in die Scheide einzuführen oder Oxytocin per Infusion zu geben. Wenn der Muttermund bereits leicht geöffnet ist, kann auch eine Blasensprengung erfolgen und das Fortschreiten der Geburt unterstützen.
Relative Übertragung
Neben der rechnerischen Übertragung gibt es auch die relative Übertragung. Diese bezeichnet eine vorzeitige Alterung der Plazenta im Verhältnis zum Schwangerschaftsalter. Dabei setzt eine frühzeitige Plazentainsuffizienz vor dem eigentlichen Entbindungstermin auf. Die relative Übertragung tritt gehäuft bei Mehrlingsschwangerschaften und Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) auf.
Empfehlungen bei Terminüberschreitung und Übertragung
40+0 bis 40+6 SSW | 41+0 bis 41+6 SSW | ab 42+0 SSW |
keine Einleitung, wenn alles komplikationslos ist | Empfehlung zur baldigen Einleitung der Geburt | Indikation zur Einleitung oder Kaiserschnitt, da ab jetzt die Risiken deutlich ansteigen. Bei weiterem Abwarten sollte täglich eine CTG-Kontrolle erfolgen. |
bei 40+0 Ultraschall mit Vermessung des Kindes und Messung der Fruchtwassermenge, ab da alle drei Tage Ultraschallkontrolle | wenn die Frau keine Einleitung zu diesem Zeitpunkt möchte: alle 2-3 Tage Bestimmung Fruchtwassermenge und CTG | |
Einleitung auf Wunsch der Schwangeren möglich, wenn ein geburtshilflich reifer Befund vorliegt |
Quelle: Empfehlungen gemäß den AWMF Leitlinien für Gynäkologie und Geburtshilfe
Hinweise auf Übertragung beim Kind
Wird ein Kind nach Übertragung geboren, wird es besonders gründlich auf Zeichen der Übertragung untersucht. Zu diesen sogenannten Runge-Zeichen nach der Geburt zählen:
- Gelbfärbung der Haut, der Eihäute oder der Nabelschnur
- Waschfrauenhände (sehr schrumpelige Hände wie nach langem Wasserbad)
- Abschälungen an der Haut
- gerötete Schamlippen/Hodensäcke
- fehlende oder sehr wenig Käseschmiere
- relativer Entwicklungsrückstand/reduziertes Fettgewebe
Trotzdem besteht in den allermeisten Fällen kein Grund zur Sorge und das Kind zeigt keine Langzeitschäden durch die Übertragung der Schwangerschaft.
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