Geburt einleiten: Diese Methoden gibt es
Zur Geburtseinleitung gibt es unterschiedliche Methoden. Sofern der Muttermund reif ist, wird in Kliniken meistens ein Wehentropf verwendet. Prostaglandinpräparate werden üblicherweise zur Geburtseinleitung eingesetzt, wenn der Muttermund noch zu hart und nicht weit genug geöffnet ist.
Unter Geburtseinleitung versteht man die Anwendung von Medikamenten oder anderen Maßnahmen, mit denen sich die Wehentätigkeit anregen und somit die Geburt in Gang bringen lässt. Die Standardmethode in Kliniken ist die Verabreichung von Oxytocin über den sogenannten Wehentropf, häufig werden auch Tabletten gegeben.
Artikel-Inhalte im Überblick:
- Gründe für eine Einleitung
- Untersuchungen im Vorfeld
- Methoden der Geburtseinleitung
- Eipollösung
- Blasensprengung
- Prostaglandine
- Wehentropf
- Cytotec und Angusta
- Weitere, sanfte Maßnahmen
Gründe für die Geburtseinleitung
Eine Geburtseinleitung wird aus unterschiedlichen Gründen durchgeführt, medizinisch notwendig ist sie in der Regel nur in folgenden Fällen:
- Schwangerschaftserkrankungen wie Präeklampsie oder Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes)
- Wehenschwäche
- Wachstumsverzögerung und Erkrankungen des Babys
- Unregelmäßigkeiten in der Herzfrequenz des Kindes
- Mehrlingsschwangerschaft: Anzeichen und Wahrscheinlichkeit für Zwillinge oder Drillinge
- Vorzeitiger Blasensprung mit ausbleibender Wehentätigkeit
Intrauteriner Fruchttod (Totgeburt)
Wehenförderung bei Überschreitung des Geburtstermins
Umstritten sind der Nutzen und die Notwendigkeit einer Geburtseinleitung bei Übertragung und Terminüberschreitung in der Schwangerschaft des errechneten Geburtstermins. Denn das statistische Risiko, eine Totgeburt zu erleiden, steigt nach der 40. Schwangerschaftswoche leicht an. Allerdings erhöht auch die Einleitung der Geburt selbst das Risiko für Komplikationen. So dauern Geburten nach einer Wehenförderung oft etwas länger und es kommt häufiger zu einem Kaiserschnittrisiko.
Ab wann die Geburt einleiten?
Die meisten Geburtsmediziner*innen empfehlen, die Geburt spätestens zehn bis 14 Tage nach dem errechneten Termin in einer Klinik einzuleiten.
Einleitung der Geburt zum Wunschtermin?
Ebenfalls umstritten ist die Einleitung der Geburt zu einem festgesetzten Termin gegen Ende der Schwangerschaft, da das Komplikationsrisiko dabei ohne medizinische Notwendigkeit erhöht wird. Eine Einleitung sollte generell immer nur in Absprache mit Arzt*Ärztin oder einer Hebamme und nach entsprechenden Untersuchungen erfolgen.
Untersuchungen vor der Geburtseinleitung
Um herauszufinden, ob durch die Überschreitung des Geburtstermins eine Gefährdung für das Baby besteht, werden ab dem errechneten Geburtstermin häufiger CTG-Untersuchungen durchgeführt. Per Ultraschall kontrollieren Ärzte die Menge des Fruchtwassers. Der Blutfluss des Ungeborenen wird mittels Dopplersonographie überwacht. In manchen Kliniken wird außerdem ein Wehenbelastungstest vorgenommen. Dabei werden kurzzeitig Geburtswehen durch eine Infusion mit wehenfördernden Mitteln ausgelöst und über einen Wehen-Herztonschreiber (CTG) beobachtet.
Methoden, um die Geburt einzuleiten
Diese Methoden der Geburtseinleitung und Weheneinleitung werden in Kliniken durchgeführt:
- Eipolablösung
- Eröffnung der Fruchtblase (Blasensprengung)
- Verabreichung von Prostaglandin-Gel
- Wehentropf (Oxytocin-Infusion)
- Cytotec-Tabletten
Daneben gibt es eine Reihe anderer Maßnahmen, mit denen die Geburtswehen ausgelöst oder unterstützt werden können.
Eipollösung
Bei der Eipollösung wird die Fruchtblase per Hand vorsichtig vom Gebärmutterhals gelöst. Dadurch werden natürliche Prostaglandine freigesetzt, die die Wehentätigkeit anregen. In etwa 50 Prozent der Fälle lässt sich so die Geburt innerhalb der nächsten 48 Stunden einleiten.
Die Ablösung des Eipols kann schmerzhaft sein, hat aber den Vorteil, dass bei erfolgreicher Einleitung auf eine medikamentöse Wehenförderung verzichtet werden kann. Ein erhöhtes Infektions- oder Kaiserschnittrisiko entsteht durch die Eipollösung nicht.
Eröffnung der Fruchtblase (Blasensprengung) als Geburtseinleitung
Die Eröffnung der Fruchtblase, auch als Blasensprengung bezeichnet, ist eine alte Methode zur Einleitung der Geburt, die heute eher selten zum Einsatz kommt. Dabei wird die Fruchtblase mit einem Häkchen vorsichtig angestochen oder angeritzt und so das Fruchtwasser zum Ablaufen gebracht. Wie die Eipolablösung regt auch die Blasensprengung im Erfolgsfall die Ausschüttung von Prostaglandinen und somit die Wehentätigkeit an, allerdings meistens bereits innerhalb weniger Stunden.
Der Eingriff ist schmerzfrei, jedoch sind das Infektionsrisiko und die Wahrscheinlichkeit für einen Nabelschnurvorfall gegenüber einer nicht eingeleiteten Geburt leicht erhöht. Nach der Eröffnung der Fruchtblase muss die Entbindung innerhalb der nächsten Stunden erfolgen, da mit fortschreitender Zeit auch die Infektionsgefahr steigt.
Verabreichung von Prostaglandinen
Prostaglandine sind Hormone, die normalerweise vom Körper selbst gebildet werden. Sie werden meistens in künstlicher Form verabreicht, wenn der Muttermund unreif ist und sorgen dafür, dass er weicher wird und sich öffnet. Prostaglandine werden entweder in Tablettenform in die Vagina eingeführt oder als Gel direkt an den Muttermund gespritzt. Die Wirkung kann sich bereits nach kurzer Zeit entfalten, in einigen Fällen dauert es aber auch mehrere Tage bis Wehen einsetzen.
Mögliche Nebenwirkungen sind unter anderem Fieber, Übelkeit und Erbrechen sowie ein Absinken des Blutdrucks. Bei der Geburtseinleitung mit Prostaglandinen kann es außerdem vorkommen, dass zwar schmerzhafte und häufig wiederkehrende Wehen einsetzen, der Geburtsvorgang aber dennoch nicht weiter voranschreitet.
Wehentropf (Oxytocin-Infusion) zur Geburtseinleitung
Der Wehentropf ist heutzutage die Standardmethode zur medikamentösen Geburtseinleitung bei reifem Muttermund. Dabei erhalten Schwangere eine Infusion mit dem Hormon Oxytocin, das der Körper auch selber bildet und Wehen auslöst. Die Infusion wirkt meistens zuverlässig und schnell, sodass oft bereits zwei bis drei Stunden später entbunden werden kann.
Der Wehentropf sorgt dafür, dass sich der Wirkstoff gut dosieren lässt, schränkt allerdings die Bewegungsfreiheit der Schwangeren durch den intravenösen Zugang ein. Bei einigen Frauen führt die Wehenförderung mit Oxytozin zu übermäßig starken und schwer kontrollierbaren Wehenschmerzen, die nur durch Schmerzmittel oder eine PDA (Periduralanästhesie) erträglicher werden.
Angusta statt Cytotec: Tabletten zur Einleitung
Auch die Einleitung mit dem Wirkstoff Misoprostol ist im Klinik-Alltag häufig. Im Falle von Cytotec-Tabletten, die bis vor wenigen Jahren im Einsatz waren, handelte es sich dabei um eine sogenannte Off-Label-Nutzung: Eigentlich ist Cytotec nur zur Behandlung von Magengeschwüren zugelassen.
Um dem Problem der Überdosierung zu begegnen, kam 2021 das Präparat Angusta auf den Markt, das Misoprostol in geringerer Dosis enthält. Mehr Informationen über den Cytotec-Nachfolger Angusta gibt es hier!
Weitere Maßnahmen zur Geburtseinleitung nur nach Absprache
Die nachfolgenden Maßnahmen zur Wehenförderung dürfen nur nach Absprache mit einem Arzt, einer Hebamme oder einer Geburtshelferin durchgeführt werden! Nur sie können beurteilen, ob eine Förderung der Wehen im individuellen Fall sicher und sinnvoll ist. Zudem müssen einige wehenfördernde Maßnahmen unter ärztlicher Aufsicht und CTG-Untersuchungen erfolgen.
Aromatherapie
Die Aromatherapie bietet mit den ätherischen Ölen aus Nelke, Zimt, Eisenkraut und Ingwer eine alternative Möglichkeit der Wehenförderung. Die Öle können bei einer Massage, auf einer Kompresse oder als Badezusatz verwendet werden.
Baden
Ein warmes Bad kann zur Entspannung beitragen und die Wehen fördern. Als unterstützende Maßnahmen bieten sich beim Baden ätherische Öle und eine Stimulation der Brustwarzen an.
Darmentleerung (Einlauf)
Durch die Entleerung des Darms werden die Darmbewegungen angeregt, was bei manchen Frauen zum spontanen Einsetzen der Geburtswehen führt. Einige Hebammen oder Geburtshelfer raten außerdem zu scharfem Essen zur Anregung der Darmtätigkeit.
Gehen
Ein wenig spazieren zu gehen, kann die Wehentätigkeit unterstützen oder anregen. Schwangere sollten am besten in Begleitung gehen und sich nicht zu weit von zuhause oder dem geplanten Geburtsort entfernen.
Geschlechtsverkehr
Sofern die Fruchtblase noch intakt ist, kann durch Geschlechtsverkehr die Wehentätigkeit angeregt werden. Samenflüssigkeit enthält natürliche Prostaglandine, die zur Reifung der Gebärmutter und zur Auslösung der Wehen beitragen können.
Heublumendampfsitzbad
Laut der Hebamme Ingeborg Stadelmann ist ein Heublumendampfbad die ideale Geburtsvorbereitung, um den Muttermund weich und geschmeidig zu machen. Die Dämpfe des Heus sollen zudem die Muskulatur und den Damm lockern und entspannen sowie die Durchblutung fördern. Regelmäßig angewendet werden kann es ab der 35. Schwangerschaftswoche. Ab der 37. SSW kann es dann täglich gemacht werden, da die Wirkung auch wehenfördernd sein soll. Ein Heublumensitzbad kann einmal mit Dampf oder auch normalen warmen Wasser durchgeführt werden.
Zubereitung des Heublumensitzbads
Ein paar Esslöffel Heublumen in einen Topf geben und mit 1 – 2 l kochendem Wasser aufgießen. Einen Moment abkühlen lassen und das Gefäß dann in die Toilette stellen. Wie gewohnt auf die Toilette setzen und evtl. eine Decke über die Beine, damit Sie nicht frieren. Nur solange sitzen bleiben, wie es angenehm ist. Nach 20 Minuten ist der Dampf meist wieder deutlich abgekühlt. Manche Babys werden während des Heublumendampfsitzbads sehr aktiv. Dies ist kein Grund zur Sorge.
Homöopathische Mittel
Einige Mittel können in Absprache mit erfahrenen Ärzten oder Hebammen zur Einleitung der Geburt verwendet werden.
Kräuter
Ähnlich wie bei der Aromatherapie, können auch Kräutertees mit Zimt, Ingwer oder Nelken zur Wehenförderung beitragen.
Stimulation der Brustwarzen
Die Stimulation einer oder beider Brustwarzen kann dazu führen, dass sich die Muskulatur der Gebärmutter zusammenzieht und die Wehen einsetzen. In einigen Geburtshäusern wird dies unter CTG-Überwachung als Wehenbelastungstest genutzt. Lassen sich durch den Reiz innerhalb einer Stunde Wehen auslösen, gilt die Schwangere als geburtsbereit. Weitere Stimulation kann bei der Einleitung des Geburtsvorgangs helfen.
Wehencocktail
Als Wehencocktail bezeichnet man üblicherweise einen Mix aus Aprikosensaft, Rizinusöl, Eisenkraut und etwas Sekt oder Cognac. Diese Mischung kann, vor allem durch die darmanregende Wirkung des Rizinusöls, zum Einsetzen der Geburtswehen führen. Hier erfährst du mehr über den Wehencocktail.