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Geburtspositionen: Welche gibt es?

Ganz anders als im Film: Statt passiv auf dem Rücken zu liegen, kannst und solltest du deine Geburtsposition möglichst selbst bestimmen. Denkbar sind zum Beispiel hockende, sitzende, stehende oder kniende Positionen. Ein oft gehörter Ratschlag in puncto Geburtsposition lautet: Bringe dein Baby so zur Welt, wie es für dich am angenehmsten ist. Doch welche Geburtspositionen gibt es überhaupt, wie werden Wehen erträglicher und wie funktioniert das mit einer PDA? Wir klären alle wichtigen Fragen.

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© GettyImages/RyanJLane

In Filmen und Serien laufen Entbindungen fast immer in der einen Geburtsposition ab: Die Frau liegt auf dem Rücken, der*die Partner*in hält am Kopfende ihre Hand und am unteren Ende warten die Geburtshelfer*innen darauf, dass das Baby das Licht der Welt erblickt. Viele Jahre lang war die Rückenlage auch in der Realität Usus. Doch heute darf es in den Kreißsälen ganz anders aussehen: Statt passiv die meiste Zeit auf dem Rücken liegend zu verbringen, können Frauen aktiv werden und ihre Geburtsposition selbst wählen und auch wechseln. Alles über Vor- und Nachteile der verschiedenen Gebärhaltungen.

Artikelinhalte im Überblick:

Welche Geburtspositionen gibt es?

Die besten Geburtspositionen: Welche ist die richtige für dich?

In der aktuellen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe zum Thema „Vaginale Geburt am Termin“ lautet die Empfehlung, die Rückenlage in der Austreibungsphase (von der vollständigen Öffnung des Muttermunds bis zur Geburt des Babys) möglichst zu meiden. Aber welche Geburtsposition ist dann „die Beste“?

  • Aufrechte Geburtspositionen: Generell heißt es, dass aufrechte Geburtspositionen in der Austreibungsphase mehr Vorteile bieten als liegende Gebärhaltungen. Bei einer aufrechten Position ist es der Schwerkraft zu verdanken, dass das Gewicht des Babys automatisch nach unten drückt und den Pressdrang verstärkt. Die Austreibungsphase könnte daher in einer aufrechten Geburtsposition schneller gehen und mit weniger Schmerzen verbunden sein.

  • Veränderung der Körperhaltung: Empfohlen wird, dass du deine Haltung während der Geburt wechselst, denn dadurch beeinflusst du den Tonus deiner Skelettmuskulatur und die Beweglichkeit deines Beckens. Beides kann sich positiv auf den Verlauf der Geburt auswirken. Trau dich daher ruhig, verschiedene Stellungen auszuprobieren, um die perfekte Geburtsposition für dich zu finden. Möglicherweise empfindest du eine Gebärposition als angenehm, die du vorher gar nicht in Betracht gezogen hast. Lass dich hierzu von deiner Hebamme anleiten – sie kann dir gute Tipps geben.

  • Dein Wohlbefinden steht an erster Stelle: Du selbst entscheidest, welche Geburtspositionen die besten für dich sind. Die Geburtshelfer*innen werden dich wahrscheinlich zum Aufstehen animieren. Aber wenn deine Wohlfühlposition die Rückenlage ist, darfst du auch diese „klassische“ Haltung einnehmen. Jede Geburt und jede Entbindungssituation ist anders und sollte individuell an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden. Bei einer komplikationslosen Schwangerschaft richtet sich die Geburtsposition nach deinen Wünschen. Sei daher ruhig aktiv, selbstbestimmt und folge deiner Intuition! Hilfreich ist es natürlich auch, wenn du dich vorher mit den verschiedenen Positionen vertraut gemacht und sie vielleicht während der Schwangerschaft auch schon einmal probehalber eingenommen hast.

Eröffnungsphase: Geburtspositionen für die Wehen

In der Eröffnungsphase (vom Beginn der regelmäßigen Wehen bis zur fast vollständigen Öffnung des Muttermunds) kannst du bestimmte Geburtspositionen einnehmen, um die Wehen erträglicher zu machen. Hier lohnt es sich auszuprobieren, was dir am besten hilft:

  • Bleibe in Bewegung: Tatsächlich gilt Bewegung als äußerst effektives Hilfsmittel bei Wehenschmerzen. Gehe langsam umher und bleibe stehen, wenn eine Wehe kommt – am besten im hüftbreiten Stand. Ruhe dich aus, wenn du eine Pause brauchst.

  • Lasse das Becken kreisen: Sanfte Kreisbewegungen schaffen Platz in deinem Becken und können dem Baby den Weg durch den Geburtskanal erleichtern. Du kannst dein Becken im Stand kreisen lassen und dich dabei mit den Ellenbogen auf einer geeigneten Unterlage abstützen. Alternativ eignet sich ein großer Gymnastikball besonders gut, um kreisende Beckenbewegungen auszuführen. In den Wehenpausen solltest du dich entspannt anlehnen können.

  • Stelle ein Bein hoch: Platziere dein rechtes Bein auf einer Erhöhung, zum Beispiel einem Hocker. Durch die Asymmetrie kippst du dein Becken seitlich und es entsteht mehr Platz für die Kopfrotation des Babys.

  • Nutze die Wehenpausen: In den Wehenpausen kannst du dich ausruhen, indem du dich zum Beispiel in die Seitenlage begibst.

Übersicht zu den Geburtspositionen in der Austreibungsphase

Hier geben wir dir einen Überblick zu bekannten Gebärpositionen in der Austreibungsphase und zu der Rolle, die dein*deine Partner*in dabei einnehmen kann. Auch bei deiner Hebamme oder im Geburtsvorbereitungskurs bekommst du Informationen zu den Geburtspositionen.

Wichtig zu wissen: Es gibt verschiedene Studien zu den Geburtspositionen, die teilweise zu unterschiedlichen Ergebnissen in Bezug auf die Vor- und Nachteile kommen. Die Empfehlung in der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe lautet, dass dich Hebammen und Ärzt*innen dazu motivieren sollen, die Geburtsposition einzunehmen, die du persönlich als angenehm empfindest.

Die Geburtspositionen im Überblick:

  • In der Rückenlage: Bei dieser Geburtsposition liegst du auf dem Rücken und dein*deine Partner*in kann am Kopfende in deiner Nähe sein. Als Nachteile dieser Geburtsposition werden häufig genannt, dass die Schwerkraft hier ungenutzt bleibt und die Frau sich nicht frei bewegen kann. Außerdem sei das Becken enger und die Vena cava (Hohlvene) könnte eingeengt werden (Vena-cava-Syndrom). Aus medizinischer Sicht hat die Rückenlage Vorteile, wenn bestimmte Eingriffe (medizinische Interventionen) durchgeführt werden müssen. Dies kann zum Beispiel erforderlich werden, wenn Risiken zu erwarten sind oder Komplikationen während der Geburt auftreten. Auch die allgemeine Überwachung von Mutter und Kind ist in dieser Geburtsposition einfach. Möchtest du die Rückenlage einnehmen, kann das Kopfteil des Bettes so hoch eingestellt werden, dass du dich in einer halbsitzenden Position befindest.

  • In der Seitenlage: In dieser Geburtsposition liegst du auf der Seite und es kann zusätzlich ein Bein hochgehalten werden. Das Becken bleibt in dieser Gebärposition beweglich. Manchmal ist es außerdem möglich, dass du dich an einem Seil festhältst, das von der Decke hängt. Dein*deine Partner*in kann ebenfalls eine Stütze sein.

  • Im Hocken: Du befindest dich in der Hocke und deine Geburtsbegleitung stützt dich von hinten. Oder du hältst dich in dieser Geburtsposition an deinem*deiner Partner*in, einer Sprossenwand oder dem Bettgestell fest. Da die tiefe Hocke gerade für Hochschwangere anstrengend sein kann, kommen hier auch Hilfsmittel wie ein spezieller Gebärstuhl oder Gebärhocker zum Einsatz. Sie ermöglichen die Geburt in einer sitzenden, aufrechten Haltung.

  • Im Hängen: Diese Geburtsposition ermöglicht dir eine freie Bewegung im Raum, denn du machst dir lediglich ein Gebärseil zum Festhalten als Hilfsmittel zunutze, das an der Decke befestigt ist. Außerdem ist es möglich, sich in einer Trageschlaufe in das Seil einzuhängen. Es funktioniert dann als Haltesystem, um eine aufrechte Geburt zu ermöglichen, ohne dabei aus eigener Kraft stehen zu müssen.

  • Auf den Knien: In dieser Geburtsposition kniest du breitbeinig auf dem Boden – meist auf einer weichen Matte. Dein*deine Partner*in kann vor dir sitzen und dich zum Beispiel in den Wehenpausen stützen. Empfohlen wird diese Geburtsposition vor allem, weil sie eine gute Beweglichkeit des Beckens ermöglicht und die Haltung einfach variiert werden kann, zum Beispiel durch einen Wechsel in den Vierfüßlerstand.

  • Im Vierfüßlerstand/Knie-Ellenbogen-Stand: Hierbei befindest du dich auf allen vieren – entweder mit Knien und Händen auf dem Boden oder mit Knien und Ellenbogen auf dem Boden. Der Oberkörper und der Kopf können dabei auf einem Kissen abgelegt werden. Auch die Begleitperson kann dabei eine Rolle spielen und als Stütze zum Ablegen des Oberkörpers dienen. Du kannst dich jederzeit in den Fersensitz zurücksetzen. Der Knie-Ellenbogen-Stand wird vor allem bei Mehrlingsgeburten oder sehr großen Babys empfohlen. Der Grund: Diese Geburtsposition soll den Damm am wenigsten belasten und das Risiko eines Dammrisses verringern.

Geburtspositionen mit PDA: Nur liegen?

Bei einer PDA (Periduralanästhesie) handelt es sich um eine lokale Betäubung zur Schmerzlinderung. Das Mittel wird im Bereich der Lendenwirbelsäule injiziert und soll den Wehenschmerz lindern.

Wer sich für den Einsatz einer PDA entscheidet, muss in der Regel nicht befürchten, sich deshalb gar nicht mehr bewegen zu können. Heute ermöglichen sogenannte „Walking PDAs“, dass du dich trotzdem relativ frei bewegen, sitzen, deine Position verändern oder mit Unterstützung laufen kannst. Wenn du dich mit einer PDA nicht mehr bewegen möchtest, bietet sich die Seitenlage als Geburtsposition an.

Dammriss vorbeugen durch Geburtsposition?

Ob sich ein Dammriss durch eine bestimmte Geburtsposition verhindern lässt? Hierzu existieren teilweise kontroverse Aussagen, die Studienlage hierzu scheint noch unzureichend. Eine eindeutige Empfehlung für eine Geburtsposition zum Schutz vor einem Dammriss wird in der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe nicht genannt. Am besten lässt du dich hierzu individuell von deiner Hebamme beraten.

Geburtspositionen bei einer Wassergeburt

Bei einer Wassergeburt kommt das Baby in einer speziellen Gebärwanne zur Welt. Es ist aber nicht zwingend erforderlich, dass du dich deshalb wie beim Baden in der Rückenlage befindest. Eine Wassergeburt kann sowohl in der Rückenlage als auch hockend, kniend oder im Vierfüßlerstand erfolgen. Die Gebärwanne kann zudem nur für die Eröffnungsphase genutzt werden. Hier trägt sie zur Entspannung und zur Schmerzlinderung bei.

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