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Häufige Geburtsverletzung

Dammriss: Grade und wie du die Heilung unterstützen kannst

Der Dammriss gehört zu den häufigsten Geburtsverletzungen. Je nach Grad unterscheiden sich Heilung und Beschwerden im Wochenbett. Die gute Nachricht: Hebammen haben viele Empfehlungen zur Vorbeugung von Dammrissen im Repertoire.

Mutter hält Köpfchen ihres Neugeborenen
© Getty Images/NataliaDeriabina

Kurzübersicht: Dammriss

Was ist ein Dammriss? Der Damm besteht aus Haut, Muskeln, Bindegewebe und Fett. Er bildet das Verbindungsstück zwischen Scheide und Anus. Bei einer natürlichen Geburt steht der Damm einer Frau unter großem Druck und kann reißen.

Welche Grade gibt es? Dammrisse werden in die Schweregrade I bis IV eingeteilt. Während Grad I und II als leichtere Risse gelten, zählen die Grade III und IV zu den schwereren Geburtsverletzungen. Sie sind aber deutlich seltener.

Kann ich vorbeugen? Hebammen empfehlen verschiedene Maßnahmen zur Vorbeugung von Dammrissen. Dazu zählen Dampf-Sitzbäder, die gezielte Massage des Dammgewebes und das Trinken von Himbeerblättertee. Beim Durchtritt des Köpfchens unter der Geburt führen Geburtshelfer*innen zudem häufig einen sogenannten Dammschutz durch.

Was hilft der Heilung? Kommt es dennoch zu einer Geburtsverletzung, stehen verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung. Häufig werden Risse mit einer chirurgischen Naht versorgt. Du kannst aber auch selbst einiges für eine problemlose Heilung tun: Beispielsweise lindert es das Brennen, deinen Urin nach der Geburt mit Wasser aus einer Podusche zu verdünnen. Auch Kühlung, körperliche Schonung und ballaststoffreiche Ernährung werden empfohlen.

Artikelinhalte auf einen Blick:

Datteln, Massage und Co.: Diese Maßnahmen können die Geburt erleichtern

Wie kommt es zum Dammriss?

Geburtsverletzungen wie der Dammriss kommen häufig und in ganz unterschiedlicher Ausprägung vor. Es gibt viele Faktoren, die darauf Einfluss nehmen. So haben manche Frauen ein sehr festes Gewebe, sodass sich der Damm nur schwer dehnt. Das ist auch der Grund, warum Erstgebärende häufiger betroffen sind. Ein kurzer Damm kann einen Dammriss begünstigen.

Auch die Größe des Babys, vor allem seines Kopfes und seiner Schultern, sowie die Kopfhaltung beim Durchtritt spielen eine Rolle. Nicht zuletzt sind geburtshilfliche Maßnahmen wie die Zangen- oder Saugglocken-Geburt mögliche Ursachen eines Dammrisses. Häufig wird dann auch ein Dammschnitt (Episiotomie) durchgeführt, um ein unkontrolliertes Reißen zu vermeiden. Dieses Vorgehen ist jedoch umstritten.

Dammschutz durch die Hebamme

Viele Geburtshelfer*innen versuchen beim Durchtritt des Köpfchens während der Austreibungsphase auch, den Damm mit verschiedenen Maßnahmen vor Rissen zu bewahren. Der sogenannte Dammschutz besteht aus speziellen Handgriffen, um zum einen den Damm zu stützen und zum anderen die Intensität der Dehnung durch den Babykopf etwas zu steuern. Manchmal kommen dazu auch Kompressen zum Einsatz. Allerdings bietet auch ein korrekt ausgeführter Dammschutz keine Garantie, dass es nicht zu einer Geburtsverletzung kommt. 

Dammriss oder Dammschnitt?

Obwohl er heute nicht mehr routinemäßig durchgeführt wird, beträgt die Dammschnitt-Quote in deutschen Kliniken immerhin noch etwa 25 Prozent. Mit nur knapp sechs Prozent ist der Dammschnitt bei außerklinischen Geburten wesentlich seltener.

Vor allem ein sich verschlechternder Gesundheitszustand des Kindes (auffälliges CTG-Muster) ist neben geburtshilflichen Operationen eine häufige Indikation für eine Beschleunigung der Geburt – und damit für den Dammschnitt.

In Studien ließ sich jedoch nachweisen, dass der Dammschnitt ein zusätzliches Trauma des Beckenbodens nicht zwingend verhindern kann. Zu bedenken ist, dass bei einer Episiotomie die im Dammbereich verlaufenden Blutgefäße und Nervenbahnen durchtrennt werden, sodass es vermehrt zu ungewollten Blutungen sowie zu Störungen der Nervenbahnen kommt.

Bei einem Dammriss dagegen – wenn er nicht zu ausgedehnt ist – kommt es zu einem Reißen des Gewebes entlang der Nerven- und Blutbahnen, sodass anzunehmen ist, dass es gerade im Dammbereich durch Erhalt der dort verlaufenden Nerven zu einem geringeren Verlust an Sensibilität kommt. Vergleichbar ist dieses mit einem Stoff, der entlang des Fadenlaufs reißt. So werden die Nerven- und Blutbahnstrukturen geschont.

Ein Dammschnitt allerdings empfiehlt sich bei einem übermäßig großen Kind, weil die Gefahr des Einreißens bis zum Darm (Dammriss 4. Grades) erhöht ist.

Dammriss: Versorgung nach der Geburt

Nach der Geburt des Kindes und der Plazenta ("Nachgeburt") folgt eine Untersuchung auf Geburtsverletzungen. Je nach individueller Situation und Schweregrad kann es sein, dass Rissverletzungen genäht werden müssen. Dies erfolgt entweder noch unter PDA oder unter örtlicher Betäubung durch die Hebamme oder die*den Ärztin*Arzt. Höhergradige Dammrisse müssen manchmal auch durch eine*n Chirurg*in versorgt werden. Das kann dann unter Regionalanästhesie oder sogar (in seltenen Fällen!) unter Allgemeinnarkose erfolgen.

Verschiedene Grade von Dammrissen

Fachleute unterscheiden vier Schweregrade. Leichtere Dammrisse 1. oder 2. Grades sind am häufigsten, wogegen höhergradige Dammrisse (3. und 4. Grades) entsprechend seltener sind.

Dammriss Grad I

Der Dammriss 1. Grades ist die leichteste Rissverletzung, bei der ausschließlich die Haut ohne Beteiligung der Muskulatur des Damms betroffen ist. Manchmal sind auch Teile der Scheidenhaut angerissen. Je nach individueller Situation muss dieser Dammriss nicht genäht werden.

Dammriss Grad II

Da beim Dammriss 2. Grades neben der Haut auch die oberflächliche Beckenmuskulatur betroffen ist, muss er genäht werden. Der Riss geht in der Regel auch etwas weiter in Richtung Schließmuskel, der Schließmuskel selbst ist aber nicht betroffen. In manchen Fällen ist nur das Nähen der Muskelschicht, nicht aber der Haut, nötig.

Dammriss Grad III

Der Dammriss 3. Grades gehört zu den höhergradigen und selteneren Dammrissen. Betroffen sind Schleimhaut, Dammmuskulatur sowie der Schließmuskel.

Je nach Ausmaß können nur einige Fasern gerissen sein, aber auch die Durchtrennung von äußerem und innerem Anus sind möglich.

Dammriss Grad IV

Ein Dammriss 4. Grades ist selten – etwa eine von 1.000 Gebärenden ist betroffen. Bei dieser Geburtsverletzung ist neben dem Schließmuskel auch die Rektumwand (Mastdarm) betroffen.

Dammriss: So kannst du die Heilung unterstützen

Das Gewebe im Bereich von Körperöffnungen ist gut durchblutet, deshalb bluten und schmerzen Verletzungen hier etwas mehr – heilen aber in der Regel auch recht schnell. Vier bis sechs Wochen nach der Geburt können an der Wunde noch Schwellungen, Schmerzen oder Druckgefühl auftreten.

Um die Wundheilung und die Bildung neuen Gewebes und feinster Blutgefäße in dem Bereich zu unterstützen, kannst du auch selbst etwas tun. Allem voran: kühlen!

Kälte am ersten Tag lindert Schmerzen und beugt Blutergüssen vor

Bereits kurz nach dem Nachlassen der örtlichen Betäubung oder PDA schmerzen Dammrisse oft schon deutlich. Hier verschafft Kühlung Abhilfe: Wickle ein Coolpack oder ein mit gefrorenem Wasser gefülltes Kondom in ein Tuch und lege es auf die Naht.

Auch der Bildung von Hämatomen – kein seltenes Phänomen nach Geburtsverletzungen – beugt die Kühlung vor. Achte darauf, dass die Kältequelle nicht direkt auf der Haut aufliegt und kühle sie nicht dauerhaft, um die Durchblutung (und damit die Heilung) durch die Kälte nicht zu sehr zu behindern. Verzichte aus diesem Grund spätestens ab dem dritten Tag auf die Kühlung.

Körperliche Schonung und Druckenentlastung

Bettruhe und Entlastung des genähten Bereichs sind nach Möglichkeit in den ersten Tagen nach der Geburt angesagt. Vor allem langes Sitzen und damit Druck auf die Naht sollte vermieden werden.

Bevorzuge weiche Sitzunterlagen und schaue, dass nicht zu viel Zug auf der Dammnaht liegt, wähle also keinen Frosch- oder Schneidersitz. Auch bestimmte Seitenhaltung verursachen Zug. Sobald du das bemerkst, sorge lieber wieder für Entlastung.

Lauwarme Sitzbäder beschleunigen die Heilung von Geburtsverletzungen

Kurze Sitzbäder (zehn bis 15 Minuten) in lauwarmem Wasser dürfen zum Ende der ersten Woche nach der Geburt versucht werden. Hebammen empfehlen als Zusatz die gerbstoffhaltige Eichenrinde, da diese zusammenziehend und entzündungshemmend wirkt.

Weiche dafür zwei Esslöffel Eichenrinde (aus der Apotheke) in einem Liter Wasser etwa zehn Minuten lang auf. Gib den gefilterten Sud anschließend in das Badewasser (Achtung, Eichenrinde färbt).

Alternativ eignen sich auch Calendulaextrakt oder einfach Meersalz. Sitzbäder tun auch bei Hämorrhoiden gut und wirken oft juckreizlindernd.

Ballaststoffreiche Ernährung für weichen Stuhl

Auf den ersten Stuhlgang nach einem Dammriss freut sich wohl niemand. Um möglichst wenig pressen zu müssen, empfiehlt sich ballaststoffreiche Ernährung und viel trinken. Tipp: Setze auf lösliche Ballaststoffe aus Obst und Gemüse, da diese Wasser an sich binden. Im Darm können diese besonders gut abgebaut werden, was den Stuhl voluminös und weich macht.

Podusche oder Wasserbecher beim Toilettengang

Beim Wasserlassen kann es besonders in den ersten Tagen nach dem Dammriss oder anderen Geburtsverletzungen (etwa an der Scheide) brennen. Verdünne den Urin, indem du etwas handwarmes Wasser über den Genitalbereich laufen lässt, während du urinierst. Bitte immer nur von vorne nach hinten, um die Keimbelastung der Wunde so gering wie möglich zu halten.

Vorsichtiges Abduschen dieses Bereiches ist insbesondere aus hygienischen Gründen sinnvoll und kann mehrmals am Tag erfolgen. Achte beim Abwischen nach dem Stuhlgang ebenfalls darauf, nur von vorne nach hinten zu wischen – und bitte auch nur ganz sanft.

Dammriss vorbeugen: Geht das überhaupt?

Geburtsverletzungen treten relativ häufig auf. Du kannst aber auch selbst einiges tun, um gute Voraussetzungen für eine rissarme Geburt zu schaffen. Wichtig ist dabei: Versuche nicht, bereits im Vorfeld alles zu kontrollieren. Es gibt Umstände, unter denen man trotz "guter Vorbereitung" einen Dammriss oder sogar Dammschnitt bekommt, ohne, dass sich dies beeinflussen ließe.

Trotzdem: Hebammen empfehlen Frauen vor allem die Dammmassage, um Verletzungen vorzubeugen. Etwa neun Wochen vor dem errechneten Geburtstermin kannst du mit der täglichen Massage Ihres Damms beginnen. Gib dazu etwas Öl auf deine Finger, massiere vorsichtig den Damm und dehne dabei den Scheideneingang. Wie das genau funktioniert, erfährst du hier!

Heublumendampfbäder für einen entspannten Beckenboden

Ebenfalls zu den häufigen Empfehlungen von Hebammen zählt das Heublumendampfbad oder -sitzbad. Heublumen enthalten verschiedene Inhaltsstoffe und ätherische Öle, die eine durchblutungsfördernde und entspannende Wirkung haben. Ab der 38. SSW ein- bis zweimal pro Woche angewendet, sollen Heublumendampfbäder Geburtsverletzungen vorbeugen. Lies hier mehr über Heublumendampfbäder!

Himbeerblättertee trinken und die Körpermitte stärken

Ebenfalls eine häufige Empfehlung ist das Trinken von Himbeerblättertee etwa ab der 34. Schwangerschaftswoche. Der Tee soll die Durchblutung fördern und das Gewebe auflockern, was auch Geburtsverletzungen vorbeugen könnte. Die Wirkung ist allerdings noch nicht eindeutig bewiesen. Hier liest du mehr über Himbeerblättertee zur Geburtsvorbereitung!

Tipp: Ein gut durchbluteter und aktivierter Beckenboden ist ebenfalls eine gute Vorbereitung auf die Geburt. In vielen Kursen steht der Beckenboden daher auch im Mittelpunkt. Zusätzlich kannst du zum Beispiel Yoga für Schwangere praktizieren. Viele Übungen verbessern auch das Gefühl für den eigenen Beckenboden, was unter der Geburt durchaus hilfreich sein kann.

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