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Gestationsdiabetes

Schwangerschaftsdiabetes: Ursachen, Symptome und Behandlung

Schwangerschaftsdiabetes bezeichnet einen gestörten Zuckerstoffwechsel, der erstmalig in der Schwangerschaft festgestellt wird. Er zeichnet sich durch hohe Zuckerkonzentrationen im Blut aus. Meist entsteht er im Verlauf des zweiten Schwangerschaftsdrittels. Wie ein Gestationsdiabetes festgestellt wird und was du selbst dagegen tun kannst.

Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes)
© iStock.com/miodrag ignjatovic

Kurzübersicht: Schwangerschaftsdiabetes

Schwangerschaftsdiabetes ist die häufigste Stoffwechselstörung in der Schwangerschaft. Etwa drei bis fünf Prozent aller Schwangeren sind betroffen.

Das Tückische am Schwangerschaftsdiabetes: Er verursacht bei der werdenden Mutter kaum oder keine Symptome. Deshalb wird allen Schwangeren zwischen der 25. und 28. SSW ein Zuckertest zur Früherkennung angeboten.

Lebenstil-Maßnahmen wie eine angepasste Ernährung und viel Bewegung reichen in vielen Fällen aus, um die Blutzuckerwerte in den Normbereich zu senken. In rund 30 Prozent der Fälle braucht die werdende Mutter dazu eine Insulintherapie.

Unbehandelt birgt der Gestationsdiabetes in erster Linie Risiken für das ungeborene Kind. Diese reichen von einem hohen Gewicht bei der Geburt bis hin zu Fehlbildungen, Entwicklungsproblemen oder - im schlimmsten Fall - einer Totgeburt.

Artikel-Inhalt:

Therapie des Schwangerschaftsdiabetes: Blutzucker senken

Ziel der Therapie eines Schwangerschaftsdiabetes ist es, die erhöhten Blutzuckerwerte in den normalen Bereich zu senken. In den meisten Fällen genügt eine Umstellung auf kohlenhydratärmere Kost und mehr Bewegung.

Im zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittel liegt der tägliche Kalorienbedarf einer Schwangeren bei etwa 30 kcal pro Kilogramm Körpergewicht (25 kcal pro Kilogramm Körpergewicht bei einem BMI über 27 empfohlen). 40 bis 50 Prozent der benötigten Kalorien sollten Schwangere über Kohlenhydrate decken.

Schnell verfügbare Zucker, wie sie beispielsweise in Schokolade oder Softdrinks stecken, solltest du dabei möglichst meiden, da sie zu einem schnellen Blutzuckeranstieg führen. Stattdessen sollten Produkte wie Vollkornbrot, Vollkornnudeln oder Naturreis als Kohlenhydrate bevorzugt werden. Den detaillierten Diätplan arbeitet die betroffene Frau individuell mit der betreuenden Fachperson (Diabetologe*Diabetologin oder Ernährungsberater*in) aus. Ausdauersport kann die Therapie sinnvoll ergänzen, da auch Sport den Blutzuckerspiegel senkt.

Um den Erfolg der Ernährungsumstellung kontrollieren zu können, lernt die Schwangere, den Blutzucker mit einem Handmessgerät zu ermitteln. Erreicht sie durch Ernährungsumstellung und Sport keine ausreichende Blutzuckersenkung, ist es sinnvoll, zusätzlich eine Therapie mit Insulin zu beginnen.

Ernährungstipps bei Schwangerschaftsdiabetes

Um einen erhöhten Blutzuckerspiegel während der Schwangerschaft in den Griff zu bekommen, sollten werdende Mütter folgende Tipps beherzigen:

  1. Kleinere und dafür mehrere Mahlzeiten am Tag: Wer über den Tag verteilt immer wieder einen kleinen Snack (ein Vollkornbrötchen, ein Stück rohes Gemüse, etwas Obst) zu sich nimmt, kann seinen Blutzuckerspiegel gut konstant und auf niedrigem Niveau halten. Nach einer großen, üppigen Mahlzeit dagegen schnellt der Blutzuckerspiegel rasch in die Höhe.

  2. Viele Ballaststoffe aus Vollkornprodukten zu sich: Brot, Nudeln, Reis und Getreideflocken aus Vollkorn enthalten reichlich Ballaststoffe, komplexe Kohlenhydrate und sekundäre Pflanzenstoffe. Diese Nahrungsbestandteile sorgen dafür, dass dein Blutzuckerspiegel nicht zu hoch steigt und sich in einem engen Rahmen bewegt. So werden Blutzuckerspitzen vermieden.

  3. Wenig (Haushalts-)Zucker und Verzicht auf Süßigkeiten: Mit Zucker sind sogenannte kurzkettige Kohlenhydrate gemeint. Dazu gehören unter anderem der Kristallzucker (unser Haushaltszucker) und der Fruchtzucker. Sie lassen den Blutzuckerspiegel anders als die komplexen Kohlenhydrate schnell auf einen hohen Wert ansteigen. Iss deshalb wenig gezuckerte Speisen. Auch das Zuckern mit Fruchtzucker ist keine gute Alternative: Die Menge Fruchtzucker, die du verzehrst, sollte aus frischem Obst stammen.

  4. Mehr Gemüse als Obst: Fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag gehören zu einer gesunden Ernährung. Obst enthält allerdings viel Fruktose (Fruchtzucker). Deshalb solltest du, wenn bei dir ein Gestationsdiabetes festgestellt wurde, Gemüse in allen Variationen bevorzugen: roh, gekocht, als Salat, zum Knabbern zwischendurch oder als Saft. Ganz auf Obst brauchst du aber nicht.

  5. Viel Bewegung für einen stabilen Blutzuckerspiegel: Durch regelmäßige, moderate Bewegung wird der Blutzuckerspiegel auf konstant niedrigen Niveau gehalten. Eine gute Möglichkeit, um in der Schwangerschaft sportlich aktiv zu sein, ist Schwangerschaftsgymnastik. Aber auch Walking, Schwimmen, Yoga, Pilates und viele weitere Sportarten eignen sich.

  6. Weniger und wenn dann nur gutes Fett: 70-90 g Fett am Tag liefern ausreichend lebensnotwendige (essentielle) Fettsäuren und fettlösliche Vitamine und sorgen als Geschmacksträger für einen guten Geschmack. 70-90 g Fett sind ungefähr ein Drittel weniger als das, was die meisten Menschen in Deutschland zu sich nehmen. Vermeide versteckte Fette in Wurst, Fertiggerichten, Süßigkeiten und Gebäck. Wenn du Fett zum Kochen verwendest, nimm am besten pflanzliches Fett.

  7. Viel Wasser trinken: Damit der Stoffwechsel einwandfrei arbeitet, ist ausreichende Flüssigkeitszufuhr nötig. Selbst wenn du zu Wassereinlagerungen neigst, solltest du die Flüssigkeitszufuhr nicht einschränken.

  8. Vor dem Schwangerwerden Normalgewicht anstreben: Übergewichtige Frauen neigen eher zu Gestationsdiabetes. Achte also am besten schon vor Beginn einer Schwangerschaft darauf, dein Normalgewicht zu halten oder zu bekommen. Den idealen Bereich kannst du mithilfe des Body Mass Index feststellen.

Schwangerschaftsdiabetes bleibt meist symptomlos

Schwangerschaftsdiabetes kann leicht unerkannt bleiben, da er meistens keine Beschwerden verursacht. Allerdings kann er sich beispielsweise hinter häufigen Harnwegs- und Scheidenpilzinfektionen oder Bluthochdruck verbergen.

Ursachen eines Schwangerschaftsdiabetes

Diabetes in der Schwangerschaft ist auf einen gestörten Zuckerstoffwechsel zurückzuführen. Es ist normal, dass bestimmte Schwangerschaftshormone wie humanes Plazentalaktogen (hPL) und Progesteron für einen erhöhten Blutzuckerspiegel der Mutter sorgen. So stellt der Körper sicher, dass auch das Baby mit genügend Nährstoffen versorgt wird.

Der erhöhte Blutzucker wiederum regt die Bauchspeicheldrüse der Mutter an, das Hormon Insulin vermehrt zu bilden. Insulin senkt den Blutzuckerspiegel wieder. Im Falle des Schwangerschaftsdiabetes schafft es die Bauchspeicheldrüse der Mutter nicht mehr, genügend Insulin zu bilden, um den Blutzuckerspiegel senken zu können. Er bleibt erhöht.

Häufig spielt auch falsche Ernährung eine Rolle: Nimmt die Schwangere zu viele Kohlenhydrate zu sich, wird die Entstehung eines Schwangerschaftsdiabetes gefördert. Insbesondere schnell verfügbare Kohlenhydrate, wie sie in Pommes frites oder Süßigkeiten stecken, führen zu steilen Blutzuckeranstiegen.

Schwangerschaftsdiabetes tritt häufiger bei Frauen auf, die folgende Risikofaktoren aufweisen:

  • Übergewicht mit einem BMI (Body-Mass-Index) über 27
  • Diabetes mellitus in der Familie
  • Schwangerschaftsdiabetes in der Vorgeschichte
  • Kind mit einem Geburtsgewicht über 4.500 Gramm in einer vorhergehenden Schwangerschaft
  • vorausgegangene Totgeburt
  • schwere Fehlbildungen des Kindes in einer vorhergehenden Schwangerschaft
  • Neigung zu Fehlgeburten

So läuft die Diagnose eines Schwangerschaftsdiabetes ab

Da Beschwerden häufig fehlen, wird bei allen Frauen, auch solchen mit bisher unauffälliger Schwangerschaft, zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche ein einfacher Zuckertest durchgeführt.

Unabhängig von der Schwangerschaftswoche sollte ein Glukosetoleranztest (oGTT) möglichst rasch erfolgen, wenn Auffälligkeiten bestehen wie:

  • Risikofaktoren
  • Zuckernachweis im Urin
  • auffällig großes Kind in den Ultraschall-Untersuchungen
  • typische Beschwerden eines klassischen Diabetes mellitus, beispielsweise starkes Durstgefühl, große Harnmengen oder eine Neigung zu Infekten

Die während der Schwangerschaftsvorsorge durchgeführte Urinuntersuchung auf Zucker kann einen Schwangerschaftsdiabetes weder beweisen noch ausschließen. Auch der standardmäßig angebotene kleine Zuckertest ist in seiner Aussagekraft begrenzt.

Der genauere, große Glukosetoleranztest (Zuckerbelastungstest, oGTT) wird morgens auf nüchternem Magen durchgeführt und umfasst drei Blutzuckermessungen. Zunächst wird die Blutzuckerkonzentration im nüchternen Zustand bestimmt. Anschließend trinkt die Schwangere 300 ml einer Zuckerlösung. Jeweils eine und zwei Stunden später wird erneut Blut abgenommen und die Zuckerkonzentration darin gemessen.

Grenzwerte für Schwangerschaftsdiabetes

Ein Schwangerschaftsdiabetes liegt vor, wenn der Blutzuckerwert nüchtern über 91 mg/dl, nach einer Stunde über 179 mg/dl und nach zwei Stunden über 152 mg/dl liegt. Diese Grenzen beziehen sich nur auf den Diabetes in der Schwangerschaft.

Verlauf eines Schwangerschaftsdiabetes

Ein rechtzeitig erkannter Schwangerschaftsdiabetes lässt sich in der Regel gut kontrollieren. Nach der Schwangerschaft bildet er sich in den meisten Fällen zurück. In 50 Prozent der folgenden Schwangerschaften kommt es jedoch erneut zu einem Gestationsdiabetes. Darüber hinaus entwickeln bis zu 50 Prozent der Frauen mit einem durchgemachten Schwangerschaftsdiabetes danach innerhalb von etwa zehn Jahren einen Diabetes mellitus Typ 2.

Frauen mit einem Schwangerschaftsdiabetes neigen zu Harnwegs- und Scheidenpilzinfektionen, außerdem zu Bluthochdruck und Präeklampsie: Die sogenannte Schwangerschaftsvergiftung macht sich durch Bluthochdruck, erhöhte Eiweißausscheidung im Urin und rasch auftretende Wassereinlagerungen im Gesicht oder an den Händen bemerkbar.

Besonders große Bedeutung hat der Schwangerschaftsdiabetes für das Kind. Unbehandelt kommt es unter anderem gehäuft zu:

  • Frühgeburten
  • Totgeburten
  • Fehlbildungen insbesondere der Wirbelsäule, Nieren und des Herzens
  • Makrosomie: Die Kinder kommen besonders groß und schwer zur Welt (Geburtsgewicht über 4.000 Gramm). Die Größe des Kindes wiederum kann vorzeitige Wehen oder mechanische Behinderungen bei der Geburt zur Folge haben. Letzteres führt dazu, dass relativ häufig Kaiserschnitte oder Zangengeburten durchgeführt werden.
  • Entwicklungsstörungen: Die Organe, insbesondere Lunge und Leber, sind bei der Geburt noch unreif. Die Neugeborenen leiden häufiger an Atemnot und schwerer Gelbsucht (Ikterus). Organe wie das Herz lagern zudem Zucker in seiner Speicherform ein. Das Herz kann in der Folge groß und weniger leistungsfähig sein.
  • Unterzuckerung (Hypoglykämie) des Neugeborenen: Das Neugeborene ist beispielsweise schwach, zittert und trinkt schlecht. Weitere mögliche Folgen können ein niedriger Blutdruck oder Krampfanfälle sein.
  • erhöhte Fruchtwassermenge

Wegen der möglichen Komplikationen ist es empfehlenswert, dass die Geburt in einer Klinik mit Neonatologie stattfindet. In der Neonatologie werden speziell Frühgeborene und kranke Neugeborene behandelt.

Kinder von Schwangeren mit unbehandeltem oder schlecht eingestelltem Diabetes haben ein erhöhtes Risiko, später selbst dauerhaft an der Zuckerkrankheit zu erkranken.

Wie kann einem Schwangerschaftsdiabetes vorgebeugt werden?

Schwangerschaftsdiabetes lässt sich in einigen Fällen vermeiden, wenn Risikofaktoren wie Übergewicht abgebaut werden. Regelmäßiger Sport wirkt ebenfalls vorbeugend. Zusätzlich kann die Schwangere das Risiko mit einer ausgewogenen Ernährung senken.

Ansonsten gilt es, den Schwangerschaftsdiabetes rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln, um Komplikationen möglichst zu vermeiden. Ein Zuckerbelastungstest kann den Schwangerschaftsdiabetes aufdecken. Ein kleiner Vortest wird allen Schwangeren zwischen der 25. und 28. SSW angeboten. Sofern das Ergebnis auffällig ist, kann ein großer Zuckertest (oraler Glukosetoleranztest, oGTT) folgen, um einen Gestationsdiabetes sicher festzustellen oder aber auszuschließen.

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