Schwangerschaftscholestase: Juckreiz in der Schwangerschaft
Juckreiz in der Schwangerschaft, doch es ist kein Hautausschlag zu sehen? Dann könnte es sich um die Schwangerschaftscholestase handeln, einen Gallenstau in der Leber. Welche Symptome typisch sind, wie sie behandelt werden und ob mit der Erkrankung Risiken für das Baby einhergehen, kannst du hier nachlesen.
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Artikelinhalte auf einen Blick:
- Was ist eine Schwangerschaftscholestase?
- Juckreiz ist das Hauptsymptom
- Wie wird sie festgestellt?
- Ist die Schwangerschaftscholestase gefährlich?
- Behandlung
Was ist eine Schwangerschaftscholestase?
Die Schwangerschaftscholestase ist eine Lebererkrankung, bei der es zu einem gestörten Abfluss von Gallensäure und Gallenbestandteilen kommt (Gallenstau). Dadurch erhöht sich die Konzentration der Gallensäure im Blutserum. Obwohl die Erkrankung sehr selten ist, handelt es sich bei ihr doch um die am häufigsten vorkommende Leberkrankung bei Schwangeren. Mediziner*innen bezeichnen die Krankheit auch als intrahepatische Cholestase in der Schwangerschaft (intrahepatisch = innerhalb der Leber).
Mögliche Ursachen
Die Ursachen einer Cholestase in der Schwangerschaft sind nicht eindeutig geklärt. Vermutet wird ein Zusammenhang mit schwangerschaftsbedingten hormonellen Veränderungen. Für eine hormonelle Beteiligung spricht, dass sich bei über der Hälfte der Betroffenen auch unter der Einnahme hormoneller Verhütungsmittel eine Cholestase entwickelte.
Auch eine genetische Veranlagung wird vermutet: Das Wiederholungsrisiko ist in folgenden Schwangerschaften sehr hoch, gleichzeitig tritt die Schwangerschaftscholestase familiär gehäuft auf. Daneben gibt es weitere Risikofaktoren wie bestehende Lebererkrankungen oder ein Mangel an Selen und insbesondere Vitamin-D-Mangel. So tritt die Schwangerschaftscholestase auch häufiger in den sonnenarmen Wintermonaten auf.
Geografisch zeigen sich große Unterschiede: Während in Skandinavien, Südamerika und China über gehäufte Vorkommen berichtet wird, ist die Schwangerschaftscholestase in Mitteleuropa eher selten. Nur etwa 0,2 bis zwei Prozent der Schwangeren sind hier betroffen. Ein größeres Risiko besteht für Frauen mit Mehrlingsschwangerschaften, wahrscheinlich aufgrund des höheren Östrogen- und Progesteronspiegels. Auch nach Stimulationsbehandlung bei assistierter Reproduktion kann eine Cholestase häufiger auftreten.
Schwangerschaftscholestase: Juckreiz ist das wichtigste Symptom, Gelbsucht seltener
Starker Juckreiz am ganzen Körper, oft beginnend an den Fußsohlen und Handinnenflächen, ist das Hauptsymptom der Schwangerschaftscholestase. Besonders betroffen ist außerdem der Körperstamm. Oft sind die Symptome in der Nacht stärker als tagsüber. Der Juckreiz nimmt bis zur Geburt zu und verschwindet einige Tage nach der Entbindung wieder von ganz allein. Meist beginnen die Beschwerden erst ab dem späten zweiten oder dritten Trimester der Schwangerschaft, jedoch können sie auch schon früher auftreten.
Nur etwa jede zehnte Frau mit Schwangerschaftscholestase entwickelt ein bis vier Wochen nach Beginn des Juckreizes einen milden Ikterus (Gelbfärbung der Haut und Schleimhäute, manchmal auch der Augäpfel). Etwa ein bis zwei Wochen nach der Geburt verschwindet der Ikterus ("Gelbsucht") ohne weiteres Zutun. Auch Übelkeit und Erbrechen können vorkommen, sind aber selten.
Wie wird die Schwangerschaftscholestase festgestellt?
Der starke Juckreiz ist bereits ein wegweisendes Symptom für die Diagnose Schwangerschaftscholestase. Zur Absicherung und zum Ausschluss anderer Lebererkrankungen wie der Virus-Hepatitis, der Schwangerschaftsfettleber oder des HELLP-Syndroms werden verschiedene Werte im Blutserum bestimmt.
Bei einer Cholestase sind die Werte der Enzyme Gamma-GT und alkalische Phosphate im Blut erhöht. Ein erhöhter Spiegel des direkten, konjugierten Bilirubins, eines Abbauprodukts des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin, ist ebenfalls messbar. Der Gallenfarbstoff Urobilinogen, wiederum ein Abbauprodukt von Bilirubin, ist im Urin nachweisbar. Zudem sind die Gallensäuren im Blutserum bei einer Schwangerschaftscholestase deutlich erhöht – je höher, desto größer ist das Risiko für Komplikationen beim Baby.
Ist die Schwangerschaftscholestase gefährlich?
Für die Mutter ist die Schwangerschaftscholestase an sich ungefährlich. Der Juckreiz kann sich stark auf das Wohlbefinden auswirken. Jedoch treten bei Betroffenen häufiger als bei anderen zusätzlich Schwangerschaftsdiabetes oder Präeklampsie auf.
Nach der Entbindung legen sich die Beschwerden schnell von alleine. Es besteht jedoch später grundsätzlich auch außerhalb der Schwangerschaft ein höheres Risiko für bestimmte Erkrankungen von Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse und Stoffwechsel. Zudem ist es sehr wahrscheinlich, dass die Cholestase in der nächsten Schwangerschaft erneut auftritt.
Mögliche Komplikationen für das Baby
Je höher die Gallensäurekonzentration im mütterlichen Blut, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen beim Baby. Da sich ein hoher Gallensäurespiegel auf die Plazentafunktion auswirken kann, sind Frühgeburten mit durchschnittlich 20 Prozent relativ häufig. Welche Prognose für das Kind getroffen werden kann, hängt auch davon ab, wie viel früher es zur Welt kommt.
Auch ein frühzeitiger Abgang von Mekonium ("Kindspech") und damit verbunden grünes Fruchtwasser kommen vor. Eine befürchtete, seltene Komplikation ist die akute fetale Asphyxie (Sauerstoffmangel) und damit verbunden der intraurine Fruchttod, also eine stille Geburt.
Behandlung einer Cholestase in der Schwangerschaft durch Arzt oder Ärztin
Mit Ursodeoxycholsäure (UDCA) lässt sich eine Cholestase in der Schwangerschaft behandeln. Das Medikament senkt den Gallensäurespiegel und kann dadurch das Risiko für Komplikationen beim Baby verringern. Ob es jedoch auch das Risiko für eine Totgeburt reduziert, ist umstritten.
UDCA verringert nachweislich den starken Juckreiz. Es wird gegen Schwangerschaftscholestase im sogenannten Off-Label-Use verwendet, das heißt, es ist eigentlich für andere Erkrankungen zugelassen. Trotzdem kann es auch gegen Schwangerschaftscholestase eingesetzt werden und gilt hier sogar als Mittel der Wahl.
Da gallensäurebindende Medikamente wie UDCA auch die Aufnahme fettlöslicher Vitamine vermindern können, wird auch der Vitamin-K-Spiegel regelmäßig überprüft, gegebenenfalls muss substituiert werden. Nach der Geburt ist eine Vitamin-K-Prophylaxe für das Baby unverzichtbar.
Geburtseinleitung wegen Schwangerschaftscholestase
Mutter und Kind werden engmaschig ärztlich überwacht, um eventuelle Komplikationen frühzeitig erkennen und handeln zu können. Die aktuellen Leitlinien empfehlen bei vorliegender Schwangerschaftscholestase die Geburtseinleitung ab SSW 37+0 (38. Schwangerschaftswoche). Je nach individuellem Risiko kann die Geburt auch schon zu einem früheren Zeitpunkt eingeleitet werden. Vor allem die Höhe des Gallensäurespiegels im Blut wird in diese Risikoabwägung mit einbezogen. So lautet die aktuelle Empfehlung auch, ab einer Gallensäurekonzentration von >100μmol/L die Entbindung bereits zwischen SSW 34+0 und SSW 36+6 ( 35. bis 37. Schwangerschaftswoche) einzuleiten, da sich ab dieser Höhe das Risiko für den intraurinen Fruchttod maßgeblich erhöht.