Präeklampsie: Schwangerschaftsvergiftung frühzeitig erkennen
Die Präeklampsie, oft auch Schwangerschaftsvergiftung genannt, ist eine ernste Komplikation in der Schwangerschaft. Sie gehört zu den hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen, die mit Bluthochdruck einhergehen. In schweren Fällen kann eine sofortige Entbindung nötig werden.
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Kurzübersicht: Präeklampsie
Anzeichen: Neben Bluthochdruck (≥ 140/90 mmHg) und erhöhter Eiweißausscheidung (≥ 300 mg) über einen Zeitraum von 24 Stunden sind starke Wassereinlagerungen (Ödeme) sowie Kopfschmerzen typisch für die Präeklampsie. In schweren Fällen kommt es zu starken Oberbauchschmerzen, Schwindel oder sogar Benommenheit.
Was passiert bei einer Präeklampsie? Bei einer Präeklampsie kommt es zu Bluthochdruck und als Zeichen einer gestörten Nierenfunktion zu einer vermehrten Ausscheidung von Eiweiß über den Urin. Sie tritt in der Regel frühestens in der 20. Schwangerschaftswoche auf.
Wie sieht die Behandlung aus? Die Präeklampsie ist eine ernste Komplikation und gefährlich für Mutter und Kind. Je nach Schwere der Symptome kann die Schwangerschaft ambulant oder in der Klinik weiter betreut werden. Auch eine frühzeitige Entbindung kann nötig werden.
Ursachen: Wahrscheinlich schon zu Beginn der Schwangerschaft kommt es zu einem gestörten Aufbau der Plazentagefäße. Die Ursache dafür ist noch nicht geklärt.
Früherkennung: Regelmäßige Gewichts-, Urin- und Blutdruckkontrollen sind Teil der regulären Schwangerschaftsvorsorge. Mittels Präeklampsie-Screening lässt sich das Risiko konkreter beziffern.
Vorbeugen: Bei erhöhtem Risiko kann die täglich Einnahme von niedrig dosiertem ASS möglichst zu einem frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft einer Präeklampsie vorbeugen. Eiweißreiche und gesunde Ernährung und ausreichend Salz sind ebenfalls wichtige Maßnahmen.
Artikelinhalte auf einen Blick:
- Symptome
- Was ist eine Präeklampsie?
- Ursachen
- Diagnose und Früherkennung
- Präeklampsiescreening
- Behandlung
- Nach der Geburt
- Vorbeugen
Präeklampsie: Anzeichen ernst nehmen
Bluthochdruck und eine gesteigerte Ausscheidung von Eiweiß aufgrund einer gestörten Nierenfunktion sind die wichtigsten Symptome einer Präeklampsie. Der Blutdruck steigt dabei über einen Zeitraum von 24 Stunden mehrmals auf über 140/90 mmHg. Eine Beteiligung der Nieren ist typisch für eine Schwangerschaftsvergiftung. Dabei steigt der Gehalt von Eiweiß im Urin über 300 mg über einen Zeitraum von 24 Stunden. Als normal gelten bis 150 mg. Auch erhöhte Leberwerte statt vermehrter Eiweißausscheidung können auf eine Schwangerschaftsvergiftung hinweisen.
Sehr häufig kommt es zusätzlich zu Wassereinlagerungen (Ödemen). Die Beschwerden zeigen sich in der zweiten Schwangerschaftshälfte, also etwa ab der 20. Schwangerschaftswoche.
Bei einer Schwangerschaftsvergiftung kommt es häufig zu einer Plazentainsuffizienz und damit zu einer mangelnden Versorgung des Babys. Man nimmt an, dass der Körper ganz automatisch "den Druck erhöht" und sich dies in Form des Bluthochdrucks zeigt. Durch die mangelnde Versorgung Wachstumsverzögerungen. Außerdem können Leber- und Nierenfunktionsstörungen auftreten.
Anzeichen einer Schwangerschaftsvergiftung: Achte auf diese Symptome
Die Präeklampsie ist eine ernste Komplikation, die umgehend ärztlich abgeklärt und behandelt werden muss. Bei den folgenden Symptomen solltest du dich umgehend deiner*deinem Ärztin*Arzt vorstellen:
- rasches Ansteigen des Gewichts (mehr als ein Kilogramm pro Woche), insbesondere im dritten Trimester
- plötzlich auftretende Kopfschmerzen
- Schwindel- und Benommenheitsgefühl
- Übelkeit und Erbrechen
- Oberbauchschmerzen direkt unter den Rippen
- verminderte Urinmenge trotz normaler Flüssigkeitsaufnahme
Das gilt vor allem, wenn du dich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium deiner Schwangerschaft befindest.
Wassereinlagerungen als Symptom einer Präeklampsie
Viele Frauen bekommen im Laufe der Schwangerschaft Wassereinlagerungen, insbesondere in den Beinen. Eine deutliche Zunahme innerhalb kurzer Zeit mit Wassereinlagerungen in Gesicht und Händen kann aber auch Symptom einer Präeklampsie sein. Als Orientierungsgröße gilt ≥ 1 kg Gewichtszunahme pro Woche im letzten Schwangerschaftsdrittel.
Was ist eine Präeklampsie?
Die Präeklampsie gehört zu den hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen. Diese gehen mit einem erhöhten Blutdruck einher. Zwischen sechs und acht Prozent aller Frauen in Europa entwickeln im Laufe der Schwangerschaft Bluthochdruck (Hypertonie).
Bei der Präeklampsie kommen neben Bluthochdruck noch weitere Beschwerden wie vermehrte Ausscheidung von Eiweiß über den Urin oder, wesentlich seltener, erhöhte Leberwerte, hinzu. Beides sind Anzeichen einer Schädigung von Leber oder Nieren.
Die Präeklampsie ist sowohl für die Mutter als auch für das Kind gefährlich. Neben den bereits beschriebenen Symptomen kann es bei der Mutter zur Organschädigung von Leber oder Niere kommen, zu Blutungen aufgrund eines Blutplättchen-Mangels oder zu Krampfanfällen.
Für das Kind besteht das Risiko von Wachstumsverzögerungen, da es über die Plazenta nicht mehr gut versorgt wird. Auch Frühgeburtlichkeit ist möglich.
Je nach Ausprägung der Symptome kann die Präeklampsie moderat, aber auch schwer verlaufen. Neben vaginalen Blutungen ist die Präeklampsie die bedeutendste Schwangerschaftskomplikation.
Frühe und späte Präeklampsie
Man unterscheidet zwischen früher (vor der 34. SSW) und später (nach der 34. SSW) Präeklampsie. Die frühe Präeklampsie ist mit einem höheren Risiko für das Kind verbunden. Mit dem Präeklampsie-Screening lassen sich knapp 90 Prozent dieser frühen Schwangerschaftsvergiftungen bereits in einem sehr frühen Stadium der Schwangerschaft identifizieren.
Präeklampsie oder Schwangerschaftsvergiftung?
Präeklampsie wird häufig auch als Schwangerschaftsvergiftung bezeichnet. Früher ging man davon aus, dass die Erkrankung durch die Produktion von gesundheitsschädlichen, "giftigen" Substanzen verursacht wird. Obwohl diese Theorie schon lange widerlegt ist, ist der Begriff Schwangerschaftsvergiftung heute noch geläufig.
Die Bezeichnung EPH-Gestose wird ebenfalls noch verwendet. Sie setzt sich aus den Begriffen
- Edema (englisch für Ödeme),
- Proteinurie (erhöhte Eiweißausscheidung mit dem Urin) und
- Hypertonie (Bluthochdruck)
zusammen und benennt damit die drei Hauptsymptome der Präeklampsie. Gestose bedeutet "gestörte Schwangerschaft".
HELLP-Syndrom und Eklampsie
Beide Syndrome gehören ebenfalls zu den hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen, die häufig mit einer Präeklampsie einhergehen.
Das HELLP-Syndrom ist sehr selten, aber lebensbedrohlich. Es geht mit dem Abbau der roten Blutkörperchen (Hämolyse), erhöhten Leberwerten und einer reduzierten Zahl der Blutplättchen (low plates) einher.
Eine Eklampsie tritt in zwei bis drei Prozent aller Fälle schwerer Präeklampsien auf. Es kommt zu Krampfanfällen, auch eine vorzeitige Plazentaablösung ist möglich.
Ursachen der Präeklampsie
Obwohl sich eine Präeklampsie erst im späteren Verlauf der Schwangerschaft zeigt, weiß man heute, dass die Auslöser schon in der Frühschwangerschaft angelegt werden: Möglicherweise kommt es bereits bei der Bildung der Plazenta kurz nach der Einnistung zu Störungen der Gefäßversorgung, die sich im Laufe der Schwangerschaft zunehmend manifestieren.
Eine erbliche Veranlagung scheint zu bestehen, denn unter Schwangeren, deren Mutter in der Schwangerschaft mit ihnen selbst eine Präeklampsie hatte, gibt es ein gehäuftes Vorkommen.
Ob und wie dabei der Stoffwechsel der Schwangeren sowie immunologische oder entzündliche Faktoren eine Rolle spielen, wird weiter erforscht.
Individuelle Risikofaktoren
Einige Faktoren können das Risiko für die Entstehung einer Präeklampsie erhöhen:
- Erstgebärende
- Präeklampsie in einer früheren Schwangerschaft
- familiäre Vorbelastung (selbst ein "Gestose-Kind", Mutter oder Schwester auch an Präeklampsie oder Eklampsie erkrankt)
- Alter der Schwangeren über 40 Jahre
- Übergewicht (Body-Mass-Index über 30)
- Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto, Rheuma oder Lupus
- bereits vor der Schwangerschaft bestehender Diabetes mellitus
- vorbestehende Nierenerkrankung
- bereits vor der Schwangerschaft bestehender Bluthochdruck
- Gerinnungsstörungen
- Frauen mit vielen vorhergehenden Fehlgeburten
Risikofaktoren in Verbindung mit der Schwangerschaft
- bilaterales notching, erhöhter Widerstand der Arteria uterina (Diagnostik mittels Doppler-Ultraschall im Ersttrimesterscreening oder Präeklampsie-Screening)
- Mehrlingsschwangerschaften
- Zustandekommen der Schwangerschaft durch IVF oder Eizellspende
- Schwangerschaftsdiabetes
Diagnose und Früherkennung der Präeklampsie
Blutdruckkontrolle, Urintest und Blutuntersuchung sind feste Bestandteile jeder regulären Vorsorgeuntersuchung in der Schwangerschaft. So lassen sich Risikofaktoren für eine Präeklampsie heute in der Regel frühzeitig erkennen.
Da es eine Prädisposition zu geben scheint, ist die Erhebung der eigenen Krankheitsgeschichte, aber auch die Frage nach dem familiären Auftreten von Präeklampsie in der Vergangenheit ein wichtiger Bestandteil der Früherkennung.
Die Doppler-Ultraschalluntersuchung der Gebärmutterarterien deckt als Hinweiszeichen auf ein späteres Auftreten einer Präeklampsie typische Veränderungen der Arterien in der Gebärmutter auf. Bei der Messung der Blutflussgeschwindigkeiten wird eine Widerstandserhöhung in den Gebärmutterarterien festgestellt.
In Laboruntersuchungen findet sich meist ein erhöhter Hämatokrit-Wert (> 40 Prozent) als Zeichen der Eindickung des zirkulierenden Blutes, ein Anstieg des Hämoglobinwertes über 14 g/dl, eine Abnahme der Blutplättchen (Thrombozyten) und ein Anstieg von Leber- und Nierenwerten.
Präeklampsie-Screening in der Frühschwangerschaft
Das Präeklampsie-Screening erfolgt üblicherweise zwischen der 11. und 14. SSW und kann im Rahmen eines erweiterten Ersttrimesterscreenings durchgeführt werden. Die Kosten für diese Untersuchung müssen meist selbst getragen werden.
Mittels verschiedener Messwerte lässt sich das Risiko für eine später in der Schwangerschaft auftretende Schwangerschaftsvergiftung per Computer berechnen. Für die Risikoermittlung werden die Werte ins Verhältnis gesetzt. Die Untersuchung ist risikofrei.
Durchgeführt wird:
- Messung des Blutdrucks an beiden Oberarmen nach einer kurzen Ruhepause
- Blutentnahme mit Bestimmung von zwei bestimmten Bluteiweißen, die Einfluss auf die Gefäßbildung haben
- Ultraschalluntersuchung mit Blutflussmessung von zwei Arterien, welche die Plazenta versorgen
- ggf. Urinuntersuchung
Außerdem spielt die Anamnese eine wichtige Rolle: Kam es in einer vorherigen Schwangerschaft schon einmal zu einer Schwangerschaftsvergiftung, welche individuellen Risikofaktoren bestehen (z.B. höheres Alter)? Alle diese Faktoren schließt die Risikoberechnung mit ein.
Wie wird die Präeklampsie behandelt?
Die eigentliche Behandlung der Ursache erfolgt erst durch die Geburt. Da nicht vorhergesagt werden kann, wie sich die Präeklampsie nach der Diagnose entwickelt, wird die Schwangerschaft bei leichten Formen der Schwangerschaftsvergiftung und -hypertonie engmaschig ambulant betreut.
Körperliche Schonung, Abbau von Stressfaktoren, Krankschreibung und regelmäßige Selbstmessungen des Blutdrucks sind von Bedeutung. Blutdrucküberwachung, regelmäßige Kontrolle der Urin- und Eiweißausscheidung und der Blutwerte sowie ggf. Überwachung der Atemfunktion unumgänglich. Auch das Wachstums des Kindes wird mittels CTG und Ultraschall kontrolliert.
Wenn die Präeklampsie nahe am Geburtstermin auftritt, wird in der Regel die baldige Entbindung angestrebt. Treten die Symptome schon im mittleren Schwangerschaftsdrittel auf, kann der Blutdruck der Schwangeren im Krankenhaus mit Medikamenten eingestellt und die Lungenreifung des Kindes durch Gabe von Kortisonpräparaten gefördert werden, um im Falle einer Verschlechterung des Zustands vorzeitig entbinden zu können.
Grundsätzlich gilt: Je früher eine Schwangerschaftsvergiftung erkannt und behandelt wird, desto günstiger ist die Prognose. Trotzdem kommt es in sehr seltenen Fällen auch zu schweren Verläufen. Da sich diese relativ schnell einfinden können, kommt der Verlaufskontrolle besondere Bedeutung zu.
Präeklampsie nach der Geburt
In den ersten Tagen nach der Geburt und im Wochenbett wird die Schwangere weiter engmaschig betreut und auch medikamentös versorgt. Der Blutdruck normalisiert sich in der Regel innerhalb weniger Wochen wieder. Bis zu zwölf Wochen nach der Entbindung wird weiter kontrolliert, die Medikamente in dieser Zeit ausgeschlichen.
Durch eine vorzeitige Entbindung und/oder Mangelversorgung kann es zu Komplikationen beim Kind kommen. Ob durch die Präeklampsie an sich Spätfolgen für das Kind zu erwarten sind, ist immer wieder Gegenstand verschiedener Studien und nicht abschließend geklärt.
Lässt sich der Präeklampsie vorbeugen?
Noch weiß man zu wenig über die Entstehung einer Präeklampsie. Es gibt jedoch schon heute zahlreiche Empfehlungen, die sich für die ärztliche Praxis bewährt haben.
- Acetylsalicylsäure: Schwangere mit einem erhöhten Risiko für Präeklampsie können – bitte ausschließlich auf ärztlichen Rat hin – vorbeugend (Beginn möglichst vor der 16. Schwangerschaftswoche) niedrig dosierte Acetylsalicylsäure erhalten. Laut Leitlinien kann eine Dosis von 150 mg ASS/Tag bis zur 36+6 Schwangerschaftswoche das Risiko für eine Schwangerschaftsvergiftung senken.
- Eiweißreiche Ernährung: Der Proteinbedarf ist in der Schwangerschaft um rund 30 Prozent erhöht (1,3 g pro kg Körpergewicht). Ein Mangel an diesem wichtigen Makronährstoff wiederum kann das Einsickern von Wasser aus den Blutgefäßen ins umliegende Gewebe begünstigen und damit Wassereinlagerungen fördern. Das Blut wird durch diesen Prozess dicker, was den Körper wiederum veranlasst, den Blutdruck zu erhöhen. Achte deshalb auf eine ausreichende Zufuhr von Eisen, um die Symptome nicht noch zu begünstigen.
- Salzreiche Ernährung: Die früher häufig empfohlene Einschränkung des Konsums von Kochsalz (Natrium-Restriktion) ist nicht sinnvoll, sondern erhöht sogar das Risiko einer Präeklampsie. Je nach Ernährungsgewohnheiten empfiehlt sich ein zusätzlicher Teelöffel (jodiertes) Salz täglich. Ein positiver Einfluss der Vitamine C und E konnte dagegen bisher nicht belegt werden.
In einer US-amerikanischen Studie beobachtete man im vergangenen Jahr, dass sich das Risiko einer Präeklampsie durch die sogenannte mediterrane Ernährung senken lässt. Darüber berichtete das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE). Die mediterrane Ernährung enthält viel Vollkorn, Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst, Fisch und Olivenöl. Möglicherweise wirkt sich diese erwiesenermaßen herzgesunde Ernährungsform auch in der Schwangerschaft positiv auf die Gefäße aus.
Zur Vorbeugung der Eklampsie mit Krampfanfällen wird bei einer schweren Präeklampsie eine Behandlung mit Magnesiumsulfat durchgeführt. Eine Infusionstherapie wird zur Verbesserung der Durchblutung bei Eindickung des Bluts (erhöhter Hämatokrit-Wert im Blut) durchgeführt.