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Häufiger Harndrang

Blasenentzündung in der Schwangerschaft: Was hilft?

Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen – das können Anzeichen für eine Blasenentzündung in der Schwangerschaft sein. Ob eine solche Harnwegsinfektion gefährlich ist und sie deinem Baby schadet? Ärztlicher Rat ist auf jeden Fall ein Muss!

Blasenentzündung: Frau muss zur Toilette
© Getty Images/gpointstudio

Unfair, aber wahr: Anatomisch bedingt leiden Frauen aufgrund ihrer kurzen Harnröhre häufiger an Harnwegsinfektionen als Männer – und in der Schwangerschaft sind sie dann sogar noch anfälliger für eine Blasenentzündung.

Eine unkomplizierte Blasenentzündung oder Zystitis lässt sich in der Regel problemlos therapieren. Es gilt: Mit entsprechenden Symptomen ab in die ärztliche Praxis, damit eine passende Behandlung eingeleitet werden kann. Warum sie gerade in der Schwangerschaft so wichtig ist, erfährst du in unserem Artikel.

Artikelinhalte im Überblick:

Alarmzeichen in der Schwangerschaft: Bei diesen Symptomen zum Arzt

Was ist eine Blasenentzündung?

Die Blasenentzündung gehört zu den Harnwegsinfektionen. Eine solche Infektion kann sowohl die unteren (Harnröhre und Harnblase) als auch die oberen Harnwege (Harnleiter und Nieren) betreffen. Es wird unterschieden in:

  • Urethritis (Entzündung der Harnröhre)
  • Zystitis (Entzündung der Harnblase)
  • Pyelonephritis (Entzündung des Nierenbeckens)

Am häufigsten handelt es sich bei einer Harnwegsinfektion um die Blasenentzündung. Steigt eine Infektion aus den unteren Harnwegen in die oberen auf, kann eine Nierenbeckenentzündung entstehen.

Ursachen für eine Blasenentzündung in der Schwangerschaft

Eine Blasenentzündung wird meist dadurch ausgelöst, dass Bakterien wie Escherichia coli oder Enterokokken vom Darm in die Harnblase gelangen, die sich dort schnell und ungehindert vermehren. Bei Frauen ist die Anfälligkeit für solche Infekte bereits anatomisch bedingt, denn Scheide und After liegen nah beieinander. Außerdem haben Frauen eine kürzere Harnröhre, weshalb die verschleppten Bakterien bis zur Harnblase nur wenig Distanz zurücklegen müssen.

Um Infektionen vorzubeugen, hat sich die Natur eigentlich etwas Schlaues einfallen lassen: Das Scheidenmilieu stellt eine natürliche Abwehr gegen Bakterien dar. Es gibt allerdings viele Faktoren, die das Milieu aus dem Gleichgewicht bringen und Infektionen begünstigen – zum Beispiel ein geschwächtes Immunsystem oder eine übertriebene Intimhygiene. Auch Veränderungen im Hormonhaushalt können die Abwehrfunktion des Scheidenmilieus herabsetzen. Zu solchen Veränderungen kommt es zum Beispiel im Verlauf des Menstruationszyklus, in den Wechseljahren – oder eben in der Schwangerschaft.

Warum Schwangere anfälliger sind

Die erhöhte Anfälligkeit für eine Blasenentzündung in der Schwangerschaft wird auf unterschiedliche Ursachen zurückgeführt, die es den Bakterien ermöglichen, sich leichter zu vermehren oder einfacher nach oben aufzusteigen. Zu den schwangerschaftsbedingten Ursachen zählt zum Beispiel die Erweiterung der Harnleiter. Auch die muskuläre Entspannung im kleinen Becken, anatomische Veränderungen der Organe und eine mechanische Verengung durch die wachsende Gebärmutter können eine Rolle spielen. Zudem enthält der Urin weniger infekthemmende Substanzen.

Symptome der Blasenentzündung in der Schwangerschaft

Die Symptome einer Blasenentzündung äußern sich meist sehr eindeutig durch die klassischen Anzeichen:

  • Schmerzen beim Wasserlassen (Algurie)
  • Brennen beim Wasserlassen
  • starker Harndrang (imperativer Harndrang)
  • häufiger Harndrang, aber geringe Urinmenge (Pollakisurie)
  • Schmerzen oberhalb des Schambeins (Symphysenschmerzen)

Bei einer Nierenbeckenentzündung ist ein Flankenschmerz typisch, da sich in der seitlichen Rumpfregion die Nieren befinden. Außerdem kann es zu Fieber und einem allgemeinen Krankheitsgefühl kommen – bei einer reinen Blasenentzündung ist das in der Regel nicht der Fall.

Bestehen keinerlei Krankheitszeichen, aber es werden Bakterien über den Urin ausgeschieden, handelt es sich um eine asymptomatische Bakteriurie (früher auch als asymptomatische Harnwegsinfektion bezeichnet).

Diagnose: Wie wird eine Blasenentzündung festgestellt?

Wenn du Beschwerden bemerkst, die auf eine Blasenentzündung hinweisen, wende dich an eine ärztliche Praxis. Dein*deine Arzt*Ärztin wird dich nach deinen Symptomen befragen und dadurch meist schon das typische Beschwerdebild einer Blasenentzündung erkennen. Bei schwangeren Frauen können zudem eine körperliche Untersuchung und gegebenenfalls auch ein Ultraschall durchgeführt werden – je nach individueller Situation.

Eine Urinprobe mit Mittelstrahlurin kann Aufschluss darüber geben, ob sich Bakterien darin befinden. Hierzu kommen bestimmte Teststreifen zum Einsatz, die in den Urin gehalten werden. Ob diese Untersuchung bereits ausreicht, entscheidet die ärztliche Fachperson. Wenn der Krankheitserreger identifiziert werden soll, muss die Probe in ein Labor eingeschickt und eine Kultur angelegt werden.

Übrigens: Bei Kindern zeigt sich eine Blasenentzündung häufig durch unspezifische Symptome. Neben einem häufigen Harndrang mit nur kleinen Urinmengen können zum Beispiel auch Bauchschmerzen oder Übelkeit auftreten. Wenn du bei deinem Kind Anzeichen einer Blasenentzündung bemerkst, solltest du diese ebenfalls ärztlich abklären lassen. Da Harnwegsinfekte bei Kindern auf Fehlbildungen hinweisen können, kann in solchen Fällen gegebenenfalls ein Ultraschall sinnvoll sein.

Komplikationen: Ist eine Blasenentzündung in der Schwangerschaft gefährlich fürs Baby?

Laut Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Urologie werden Blasenentzündungen in der Schwangerschaft als unkompliziert eingestuft, wenn keine relevanten Begleiterkrankungen, Fehlbildungen oder Funktionsstörungen vorliegen. Mit einer entsprechenden Behandlung sind Komplikationen selten. Aufsteigende Infektionen, die zu einer Nierenbeckenentzündung führen, können unbehandelt chronische Nierenschäden verursachen. Mit einer Behandlung heilen sie aber ebenfalls folgenlos aus.

Frühgeburt durch Nierenbeckenentzündung?

In der Schwangerschaft galt eine Nierenbeckenentzündung lange Zeit als gefürchtet, weil sie das Risiko einer Frühgeburt oder Fehlgeburt begünstigen kann. Heute wird das Risiko hierfür aber wesentlich geringer eingestuft als noch vor Jahren. Es gibt Studien, die Hinweise auf mögliche Komplikationen wie eine Präeklampsie, Frühgeburt oder Entwicklungsverzögerungen beim Kind liefern. Laut Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Urologie ist die Qualität der Studien aber niedrig und die Schlussfolgerungen sind mit Vorsicht zu interpretieren.

Zur Sicherheit gilt bei einer Blasenentzündung in der Schwangerschaft aber: Lass die Beschwerden ärztlich abklären und dich individuell zu den möglichen Komplikationen beraten. Ausschlaggebend für die Beurteilung kann zum Beispiel sein, ob ein Schwangerschaftsdiabetes besteht oder es vorausgegangene Frühgeburten gab.

Liegt eine asymptomatische Bakteriurie vor, ist das Risiko für die Entstehung einer Harnwegsinfektion wie eine Blasenentzündung oder eine Nierenbeckenentzündung erhöht. Deshalb gehört die Behandlung in ärztliche Hände. Es gibt aber keine Hinweise darauf, dass die asymptomatische Bakteriurie selbst zu einer Schädigung beim Baby führt.

Therapie: Wie wird eine Blasenentzündung in der Schwangerschaft behandelt?

Bei einer Blasenentzündung in der Schwangerschaft handelt es sich meist um einen bakteriellen Infekt. In der Regel wird hier auf Nummer sicher gegangen und eine Behandlung eingeleitet, um mögliche Komplikationen zu verhindern. Zur Bekämpfung der Krankheitserreger kommen Antibiotika zum Einsatz. Die Behandlung sollte ärztlich abgesprochen werden und nie in Eigenregie erfolgen:

  • Antibiotika bei Blasenentzündung in der Schwangerschaft: Nicht jedes Medikament darf in der Schwangerschaft eingenommen werden. Informiere deine*deinen Ärztin*Arzt daher stets darüber, dass du schwanger bist. Zur Behandlung der Blasenentzündung können Penicilline oder Cephalosporine verwendet werden oder Fosfomycin-Trometamol als Mittel der zweiten Wahl. Auch bei einer asymptomatischen Bakteriurie können Antibiotika verschrieben werden, obwohl keine Beschwerden bestehen, damit die Bakterien nicht aufsteigen und eine Nierenbeckenentzündung hervorrufen. Die Behandlungsdauer hängt von der Diagnose und dem Antibiotikum ab und beträgt in der Regel wenige Tage. Bei einer Nierenbeckenentzündung in der Schwangerschaft kann die Behandlung eventuell stationär erfolgen. Wenn dein*deine Arzt*Ärztin dir ein Antibiotikum verschreibt, das in der Schwangerschaft geeignet ist, solltest du es genau nach den ärztlichen Anweisungen und den Informationen aus der Packungsbeilage einnehmen. In solchen Fällen ist davon auszugehen, dass der Nutzen das Risiko überwiegt und die Medikamente deinem Baby nicht schaden. Ob ein Medikament für die Schwangerschaft geeignet ist, kannst du selbst auf der Website des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie der Charité Berlin überprüfen: www.embryotox.de.

  • Hausmittel bei Blasenentzündung in der Schwangerschaft: Zur Entspannung bei Schmerzen kannst du eine Wärmflasche mit moderater Wärme (kein kochendes Wasser!) oder ein Kirschkernkissen verwenden. Bei nicht schwangeren Frauen werden milde Blasenentzündungen manchmal auch mit pflanzlichen Mitteln behandelt. In der Schwangerschaft sind viele pflanzliche Mittel nicht geeignet – unter anderem aus dem Grund, dass zu wenig Untersuchungen vorliegen. Als ungeeignet gelten zum Beispiel bestimmte Trockenextrakte aus verschiedenen Kräutern, Blättern oder Wurzeln. Nimm auch pflanzliche Mittel daher nicht ohne ärztliche Rücksprache ein. Ist dir ein Antibiotikum verschrieben worden, lässt sich dessen Einnahme nicht durch pflanzliche Mittel ersetzen.

  • Tee bei Blasenentzündung in der Schwangerschaft: Ein hilfreiches Hausmittel bei einer Blasenentzündung in der Schwangerschaft: viel trinken und die Blase regelmäßig entleeren! Am besten eignet sich Wasser, aber auch ein Tee kann dabei helfen, die Trinkmenge zu erhöhen. Trinke auf keinen Fall weniger, weil du das schmerzhafte Wasserlassen vermeiden möchtest. Die erhöhte Trinkmenge spült deine Blase durch und unterstützt bei der Genesung. In der Apotheke sind spezielle Blasentees erhältlich, doch nicht jeder davon wird in der Schwangerschaft empfohlen. Bevor du einen solchen Tee trinkst, halte Rücksprache mit deiner gynäkologischen Praxis oder frage in der Apotheke um Rat.

Vorbeugung: Lässt sich eine Blasenentzündung in der Schwangerschaft vermeiden?

Da dich die körperlichen Veränderungen in der Schwangerschaft anfälliger für eine Blasenentzündung machen, lässt sich eine Zystitis nicht immer sicher vermeiden. Es gibt aber ein paar Maßnahmen, die du zur Vorbeugung eines Harnweginfekts beachten kannst:

  • Trinkverhalten: In der Schwangerschaft ist es ohnehin wichtig, dass du ausreichend trinkst. Mindestens zwei Liter am Tag sollten es sein. Am besten geeignet sind Wasser und ungesüßte Tees. Ab und zu kannst du dir auch eine verdünnte Fruchtschorle zubereiten oder du aromatisierst dir als geschmackliche Alternative dein Wasser mit frischen Früchten wie Beeren, Orangen oder Zitronen. Zur Vorbeugung von wiederkehrenden Blasenentzündungen wird häufig Cranberrysaft empfohlen. Laut Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Urologie sind die Studien zur Einnahme von Cranberrys bisher widersprüchlich und es kann keine generelle Empfehlung ausgesprochen werden.

  • Hygiene: Die richtige Hygiene ist wichtig, um eine Blasenentzündung vorzubeugen. Nach dem Stuhlgang sollte der Po stets von vorne nach hinten abgewischt werden, damit du die Darmbakterien von der Scheide fernhältst. Ansonsten ist eine normale Hygiene angebracht. Das heißt: Übertreibe es beim Waschen nicht, verwende Wasser und pH-neutrales Waschgel, verzichte auf Intimsprays.

  • Blasenentleerung: Wenn du zur Toilette musst, dann geh! Zögere die Blasenentleerung nicht unnötig hinaus. Denn in einer gut durchgespülten Blasen haben es Bakterien schwerer, sich zu vermehren. Entleere deine Blase außerdem nach dem Geschlechtsverkehr. Häufiger Sex kann die Entstehung einer Blasenentzündung übrigens begünstigen – man spricht dann auch von einer „Honeymoon-Zystitis“ (übersetzt: „Flitterwochen-Blasenentzündung“).

  • Beckenbodentraining: Dein Beckenboden wird in der Schwangerschaft und bei der Geburt stark beansprucht. Die Muskulatur ist jedoch sehr wichtig, denn sie ist unter anderem für den Vorgang der Blasenentleerung zuständig. Ein schwacher Beckenboden kann zu Inkontinenz (Blasenschwäche) und im schlimmsten Fall zur Absenkung von Blase oder Gebärmutter führen. Mit kleinen Übungen kannst du deinen Beckenboden fit halten: Spanne ihn täglich mehrmals bewusst für einige Sekunden an und lasse wieder locker. Das kannst du im Sitzen machen, unter der Dusche oder während du vor der Kaffeemaschine im Büro wartest.

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