Blähungen in der Schwangerschaft: Was tun?
Blähungen in der Schwangerschaft musst du nicht als peinliches Problem ansehen – sie sind vollkommen normal. Wie Darmwinde entstehen, ab wann du in der Schwangerschaft damit rechnen musst und was dir bei einem Blähbauch hilft.
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Kurzübersicht: Blähungen in der Schwangerschaft
Definition: Bei Blähungen befindet sich zu viel Gas im Verdauungstrakt. Das äußert sich durch einen Blähbauch und durch den Abgang von Darmwinden.
Ursachen: Dass sich bei der Verdauung Gase bilden, ist ganz normal. Bestimmte Faktoren können jedoch vermehrt zu Blähungen führen. Dazu gehört das Essverhalten und ein falsche Ernährung. In der Schwangerschaft sorgen Hormone und die wachsende Gebärmutter für einen Blähbauch und vermehrte Blähungen. Oft machen sich die Beschwerden schon in der Frühschwangerschaft bemerkbar.
Symptome: Blähungen oder Wehen? Beides kann mit Krämpfen einhergehen. Den Unterschied erkennst du durch den Badewannen-Test.
Therapie: Hausmittel verschaffen dir Linderung, wenn der Bauch aufgebläht ist: Tee trinken, Wärme, Bewegung und Ruhe sind dann ratsam.
Vorbeugung: Mit der richtigen Lebensmittelauswahl und -zubereitung, einem achtsamen Essverhalten und genügend Bewegung hältst du die Verdauung auf Trab.
Artikelinhalte im Überblick:
- Definition
- Allgemeine Ursachen
- Spezielle Ursachen in der Schwangerschaft
- Ab wann Blähungen in der Schwangerschaft?
- Symptome
- Diagnose
- Therapie und Hausmittel
- Vorbeugung
- Blähungen nach der Geburt
Was sind Blähungen?
Hinter dem umgangssprachlichen Begriff „Blähungen“ verbergen sich eigentlich zwei verschiedene Fachbegriffe. Sie werden aber nicht immer trennscharf verwendet. Bei beiden Bezeichnungen geht es darum, dass sich zu viel Gas im Verdauungstrakt befindet.
Flatulenzen sind die Winde, die dem Darm entfleuchen – mal laut und mal leise. Dies geschieht etwa zehn Mal am Tag.
Meteorismus ist das subjektive Empfinden von zu viel Luft im Bauch (Blähbauch).
Ursachen: Wie entstehen Blähungen überhaupt?
Kaum eine andere Körperreaktion ist den Menschen so peinlich wie Pupsen – das haben verschiedene Umfragen ergeben. Dabei ist es ganz normal, dass sich im Darm während der Verdauung Gase bilden. Damit der Darm seiner Verdauungsaufgabe unentwegt nachgehen kann, unterstützen ihn zahlreiche Helfer – schätzungsweise 100 Billionen Darmbakterien. Während die Bakterien Ballaststoffe verdauen, entstehen Gase aus Kohlendioxid, Methan und Wasserstoff. Täglich bilden sich so rund 1,5 Liter Darmgase im Körper.
Kommt es verstärkt zu Blähungen, können dafür allgemein verschiedene Ursachen verantwortlich sein:
Ernährungsbedingte Ursachen für Blähungen: Einige Lebensmittel sind dafür bekannt, dass bei ihrer Verarbeitung im Darm mehr Gase entstehen als bei anderen. Dazu gehören sowohl üppige und fettige Speisen wie Fast Food als auch Lebensmittel, die eigentlich sehr gesund sind: Lauch- und Kohlgemüse sowie Hülsenfrüchte wie Bohnen und Linsen. Zu den blähenden Lebensmitteln zählen außerdem Zwiebeln und Knoblauch. Kohlensäurehaltige Getränke und Kaffee können Blähungen ebenfalls fördern.
Essverhalten als Ursache von Blähungen: Wer hastig isst, schluckt dabei viel Luft – auch das kann sich als Blähbauch bemerkbar machen. Es empfiehlt sich daher, langsam zu essen und die Nahrung ordentlich zu kauen. Blähungen beim Baby treten häufig durch das Verschlucken von Luft auf. Erwachsenen passiert dies übrigens nicht nur beim Essen: Stressbedingt kommt es im Alltag häufig zu unbemerktem Luftverschlucken.
Krankheitsbedingte Ursachen von Blähungen: Zusammen mit Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung in der Schwangerschaft treten Blähungen auch in Verbindung mit Erkrankungen und Störungen des Magen-Darm-Trakts auf. Vor allem für Menschen mit Reizdarmsyndrom sind Blähungen ein störendes bis belastendes Problem. Aber auch Unverträglichkeiten wie eine Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit) oder die Einnahme von bestimmten Medikamenten können hinter dem Symptom stecken.
Warum Blähungen in der Schwangerschaft?
Beschwerden durch zu viel Luft in der Bauchregion können bei Schwangeren neben den genannten Ursachen noch weitere Gründe haben. Allen voran sind daran meist die Hormone schuld, denn während der Schwangerschaft wird vermehrt Progesteron gebildet. Das Hormon stabilisiert die Schwangerschaft, bewirkt aber gleichzeitig, dass sich die Darmmuskeln entspannen – und genau das macht den Darm träge. Die Folge: Die Verdauung verlangsamt sich und der Nahrungsbrei verbleibt länger im Darm. Dadurch haben Bakterien länger Zeit, Nahrungsbestandteile zu verstoffwechseln, wodurch mehr Gas entsteht. Der erhöhte Progesteronspiegel ist oft auch Ursache für eine Verstopfung in der Schwangerschaft.
Die Hormone sind jedoch nicht allein für Blähungen in der Schwangerschaft verantwortlich: Die wachsende Gebärmutter macht dem Darm zudem den Platz streitig – und der reagiert mit Schmerzen und Blähungen.
Einige Frauen stellen zudem ihre Ernährung in der Schwangerschaft um. Selbst bei einer sehr gesunden Lebensmittelauswahl kann dies Blähungen begünstigen, da der Körper sich nur langsam an Veränderungen im Essverhalten gewöhnt.
Ab wann kommt es zu Blähungen in der Schwangerschaft?
Ein Blähbauch kann sich bereits in der Frühschwangerschaft bemerkbar machen. Denn schon nach Befruchtung und Einnistung der Eizelle produziert der Körper vermehrt Progesteron. Diese heftige Hormonumstellung macht dem Darm zu schaffen. Für einige Frauen fühlt es sich deshalb früh danach an, als würden sie einen Schwangerschaftsbauch herumtragen, obwohl sich darin eigentlich nur Luft befindet.
Zum Ende der Schwangerschaft treten Blähungen dann aufgrund des Platzmangels häufig noch einmal vermehrt auf.
Symptome bei Blähungen in der Schwangerschaft
Blähungen machen sich meist durch Folgendes bemerkbar:
- Darmgeräusche,
- das Gefühl, aufgetrieben zu sein und
- krampfartige Schmerzen, wenn sich die Luft ihren Weg sucht.
Zu dem häufigem Gasabgang gesellen sich möglicherweise andere Verdauungsbeschwerden wie Völlegefühl oder eine Verstopfung.
Blähungen oder Wehen? Da beides mit Krämpfen einhergeht, fällt die Unterscheidung mitunter gar nicht so leicht. Als hilfreich hat sich der Badewannen-Test erwiesen: Leg dich in das warme Wasser und beobachte, wie sich deine Krämpfe verändern. Echte Wehen verschwinden in der Wanne nicht! Im Zweifelsfall solltest du Rücksprache mit deiner Hebamme oder gynäkologischen Praxis halten.
Blähungen in der Schwangerschaft: Wann ärztlichen Rat einholen?
Zwar sind Blähungen in der Schwangerschaft meist ungefährlich und bloß Folge der oben genannten Ursachen. Dennoch gibt es Fälle, in denen du sicherheitshalber ärztlichen Rat einholen solltest. Treten die Beschwerden plötzlich auf, sind sie sehr heftig, kommen immer wieder, gehen mit Schmerzen einher oder geht dabei Stuhl ab, zögere nicht, deine ärztliche Praxis zu kontaktieren.
Sollte der Verdacht auf eine Erkrankung oder eine Unverträglichkeit bestehen, können entsprechende Untersuchungen eingeleitet werden.
Therapie und Hausmittel: Was hilft gegen Blähungen in der Schwangerschaft?
Liegt keine Ursache wie eine Laktoseintoleranz vor, sondern handelt es sich nur um ganz normale Blähungen in der Schwangerschaft, kannst du selbst viel für die Linderung tun:
Tee trinken: Tees aus Kümmel-, Anis- oder Fenchelsamen sorgen bei einigen Schwangeren für Linderung. Am besten langsam in kleinen Schlucken trinken. Im Übermaß solltest du Tee in der Schwangerschaft aber nicht trinken, bei einigen Sorten ist zudem besondere Vorsicht geboten. Frage am besten in deiner Apotheke um Rat!
Wärme: Eine angenehme Wärme entspannt und hilft dir, die Blähungen loszuwerden. Achte darauf, dass die Temperatur nie zu heiß ist. Bade bei einer moderaten Temperatur und verwende lieber Kirschkernkissen als Wärmflaschen.
Bewegung: Hilf deiner Verdauung nach den Mahlzeiten durch einen kleinen Spaziergang auf die Sprünge.
Massage: Feste Bauchmassagen sind in der Schwangerschaft tabu. Du kannst aber mit sanften Streichbewegungen über deinen Bauch kreisen. Das hat zumindest einen entspannenden Effekt.
Ausruhen: Einfach mal für 30 Minuten hinlegen und nichts tun – das wirkt bei werdenden Mamas manchmal wahre Wunder.
Solltest du neben den Blähungen auch an Verstopfung leiden, können natürliche Hausmittel wie Trockenfrüchte (zum Beispiel Datteln), Flohsamenschalen oder Leinsamen deinem Bauch helfen. Dazu solltest du unbedingt genügend Wasser trinken. In Fällen einer schweren Verstopfung und bei Versagen von natürlichen Mitteln können Abführmittel, die für die Schwangerschaft zugelassen sind, eine kurzzeitige Hilfe darstellen. Die Einnahme sollte aber ausschließlich in Absprache mit der*dem Ärztin*Arzt erfolgen.
Blähungen in der Schwangerschaft vorbeugen
Da oft die Hormonumstellung für Blähungen bei Schwangeren verantwortlich ist, lassen sich solche Beschwerden nicht immer präventiv vermeiden. Folgende Tipps eignen sich aber als Hausmittel, um Blähungen bestmöglich vorzubeugen:
In Ruhe essen und gut kauen: Mahlzeiten Bissen für Bissen genießen, dabei am besten an einen Tisch setzen und Ablenkungen wie den Fernseher ausschalten. Wer auf dem Sofa nebenbei das Essen in sich hineinstopft und unzureichend kaut, begünstigt die Entstehung von Blähungen. Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit blähen übrigens auch leicht: Auf häufiges Kaugummikauen daher besser verzichten.
Getränke und Milch klug wählen: Konsumiere Getränke, die Blähungen begünstigen, besser nur in Maßen. Wenn Milch sowie Milchprodukte bei dir Verdauungsprobleme hervorrufen, wähle Alternativen ohne Laktose – zum Beispiel ungesüßten Mandel- oder Haferdrink. Verzichte generell auf einen Strohhalm, da du sonst viel Luft einsaugst.
Darmtätigkeit ankurbeln: Körperliche Aktivität tut dem Darm gut! Bewege dich im Alltag ausreichend und betreibe moderaten Sport – das hält die Verdauung auf Trab. Du hast einen Bürojob? Dann vergiss nicht, auch während deiner Schreibtischtätigkeit immer wieder aufzustehen und kleine Bewegungseinheiten einzulegen. Nimm im Sitzen außerdem eine gerade Haltung ein, die deinen Bauch entlastet.
Lebensmittel sorgfältig auswählen: Wenn du dich bisher eher ballaststoffarm ernährt hast, taste dich langsam heran: Verzehre erst kleine Mengen an Hülsenfrüchten und teste die Verträglichkeit. Schritt für Schritt kannst du deine Ballaststoffzufuhr erhöhen und mehr blähende Lebensmittel wie Hülsenfrüchte und Vollkorngetreide einbauen. Bei Gemüse kannst du auf gut verträgliche Produkte für Magen und Darm zurückgreifen – zum Beispiel Kürbis, Möhren und Fenchel. Auf ballaststoffreiche Kost aus Angst vor Blähungen zu verzichten, ist keine gute Idee: Dein Körper braucht diese unverdaulichen Quell- und Faserstoffe für eine reibungslose Verdauung.
Lebensmittel richtig zubereiten: Rohkost verursacht bei dir Blähungen? Vermeide es, zu große Mengen auf einmal zu verzehren. Brate das Gemüse kurz an oder gare es, so wird es bekömmlicher. Frisch gebackenes Brot oder Kuchen solltest du nicht warm essen. Besser: einen Tag lang stehen lassen und dann zugreifen. Das Brot kannst du wieder auftoasten oder im Ofen erwärmen.
Blähungen nach der Geburt
Nach der Entbindung ist der Darm meist träge, viele frischgebackene Mütter kämpfen daher mit Verdauungsproblemen wie Blähungen. Wer per Kaiserschnitt entbindet, hat es auch aufgrund der Narkosemedikamente oft mit einer herabgesetzten Darmtätigkeit zu tun. Sobald die natürliche Funktion wieder zurückkehrt – was im Normalfall spätestens nach ein paar Tagen passiert – entweichen auch die angesammelten Gase auf natürlichem Wege.