Sex nach der Geburt
Mit der Geburt eines Kindes verändern sich in der Regel auch die Paarbeziehung und der Sex. Gerade für Eltern, die ihr erstes Kind bekommen haben, bedeutet das, dass aus dem Liebespaar ein Elternpaar wird, welches sich gemeinsam vielen neuen Aufgaben stellen muss.
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Die Frau ist nach der Entbindung meist auf das Neugeborene konzentriert und muss sich in die Mutterrolle einfinden. Neben hormonellen Veränderungen, Rückbildung Rückbildung und eventuellen körperlichen Beschwerden, beispielsweise nach einem Kaiserschnitt kommen oft Müdigkeit und Erschöpfung hinzu, sodass die Libido im Wochenbett nur schwach ausgeprägt ist. Sex spielt nach der Geburt zunächst häufig eine untergeordnete Rolle.
Körperliche Voraussetzungen für Sex nach der Geburt
Generell können Paare dann wieder Sex nach einer Geburt haben, wenn sie es beide möchten und dazu bereit sind. Wenn beide wollen, spricht auch im Wochenbett in der Zeit des Wochenflusses nichts dagegen - allerdings unbedingt mit Kondom wegen der Infektionsgefahr. Allerdings ist dies bei den wenigsten Paaren so, denn die Natur hat es anders eingerichtet. Die Frau steckt nach der Geburt erst mal all ihre Energie in die Versorgung des Säuglings. Von Natur aus dient Geschlechtsverkehr ja der Arterhaltung - und die hat die Frau zu diesem Zeitpunkt ja erfolgreich "erledigt".
Das Stillhormon Prolaktin kann die sexuelle Lust mindern und auch schuld an einer trockenen Scheide in der Stillzeit sein. Frauen, die in der ersten Zeit nach der Geburt unter Unlust leiden, sind nichts Ungewöhnliches. Dies ist völlig natürlich und ist nicht mit der Ablehnung des Partners zu verwechseln. Bei einer Dammnaht nach einem Dammschnitt oder -riss oder einem Kaiserschnitt können auch über den Heilungsprozess hinaus Schmerzen bestehen, die die sexuellen Aktivitäten automatisch hemmen. Der Zeitraum, nach dem Frauen wieder Sex nach einer Geburt haben möchten, variiert von einer Woche bin hin zu einem Jahr (oder auch länger) und ist absolut individuell. Es gibt kein "muss" oder "normal". Durchschnittlich haben die meisten Paare drei Monate nach der Geburt wieder zum ersten Mal Sex. Es sollte aber auch nicht vergessen werden zu erwähnen, dass auch frisch gebackene Väter oft Berührungsängste haben, ihrer Frau nicht weh tun möchten und deshalb zurückhaltend sind.
Schmerzen beim ersten Sex nach der Geburt
Der erste Sex nach der Geburt ist für viele Paare wie ein zweites "erstes Mal". Dass eine Frau dabei leichte Schmerzen hat, ist nicht ungewöhnlich. Von Schmerzen beim ersten (vaginalen) Sex nach der Geburt berichteten in einer australischen Studie mit über 1.200 Frauen fast 86 Prozent.
Treten beim ersten Sex nach der Geburt trotz eines vorsichtigen und zärtlichen Partners Schmerzen auf, könnte auch sehr kleiner oder nicht korrekt genähter Dammriss die Ursache sein. Frauen sollten das bei ihrem Frauenarzt ansprechen, der danach schauen kann.
Sex nach Kaiserschnitt?
Ob vaginale Entbindung oder Kaiserschnitt spielt keine Rolle, wann Paare das erste Mal wieder Sex nach der Geburt haben. Laut einer australischen Studie sind Schmerzen beim Sex jedoch nach Kaiserschnitt und anderen operativen Eingriffen wie Dammschnitt häufiger und können länger anhalten.
Tipps für den ersten Sex nach der Geburt
Lassen Sie sich Zeit, bis Ihr Körpergefühl Ihnen widerspiegelt, dass Sie bereit für das erste Mal sind. Angst ist auch hier bei kontraproduktiv. Setzen Sie sich nicht unter Druck und lassen Sie es langsam angehen. Wenn noch druckempfindliche Stellen vorhanden sind, benutzen Sie ein Gleitmittel oder probieren Stellungen, die weniger Druck ausüben. Sprechen Sie offen mit Ihrem Partner darüber. Wichtig ist auch, die Verhütung sicherzustellen, um abschalten zu können.
Mann und Frau oder Vater und Mutter?
Die Mutter steht in der ersten Zeit nach der Geburt normalerweise in engem Kontakt mit ihrem Baby. Sex spielt dann einen untergeordnete Rolle. Der enge körperliche und emotionale Kontakt zwischen Mutter und Kind füllt die Frau in der Regel aus und lässt zunächst keine Lust nach der Geburt aufkommen. Manche Männer fühlen sich dann ausgeschlossen, werden eifersüchtig auf das Neugeborene und ziehen sich schließlich zurück - die Partnerschaft leidet.
Frauen ist nach einer Geburt ihr eigener Körper häufig fremd. Die Brüste fühlen sich anders an, die Vagina wird verändert wahrgenommen und mögliche Verletzungen im Intimbereich lassen Frauen ängstlich werden. Obwohl manche Frauen Lust haben, ziehen sie sich deshalb zurück und möchten mit dem Sex nach der Geburt lieber etwas warten. In den ersten Tagen nach der Geburt leiden viele Frauen auch an einem Stimmungstief - dem sogenannten Baby-Blues: Tipps & Hilfe für die Heultage - und haben deshalb kein Verlangen nach körperlicher Nähe.
Schlafen ist wichtiger als Sex
Ein anderer Punkt ist der Schlafmangel in der ersten Zeit mit einem Neugeborenen. Der Alltag mit Baby ist ungewohnt anstrengend und viele Paare sind erschöpft und ausgelaugt durch ihre neue Elternrolle. Dadurch erledigt sich das Thema Sex oft in den ersten Wochen bis Monaten nach der Geburt von selbst. Entlastung bei der Hausarbeit oder ein bewusst kinderfreier Abend kann dem Paar helfen, Zeit und Energie für sich selbst zu finden.
Wann wieder zurück zum normalen Sexualleben?
Sex nach einer Geburt wird von Paaren durchschnittlich nach drei Monaten wieder regelmäßig aufgenommen. Es kann aber auch deutlich länger dauern - das ist so individuell, wie jede Paarbeziehung auch. Wichtig ist, dass die Partner offen miteinander reden und Ängste aussprechen. Auch kann beispielsweise die Hebamme um Rat gefragt werden, wenn Sorgen in Bezug auf Sex nach der Geburt bestehen. Ein Rückbildungskurs kann der Frau helfen, die anatomischen Voraussetzungen zu verstehen und wieder ein gutes Körpergefühl zu erlangen. Wenn das Sexualleben wieder aufgenommen wird, sollte unbedingt schon vorher die Verhütung geklärt sein. Denn auch stillende Frauen oder Frauen, die noch keine Blutung seit der Geburt hatten, können beim Sex wieder schwanger werden. Und wenn es zu der schönsten Nebensache der Welt kommt, sollte sich darüber niemand mehr Gedanken machen müssen, sondern genießen und abschalten.