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Salbe, Nasenspray & Co.

Kortison in der Schwangerschaft: Ja oder Nein?

Tabletten, Nasenspray und Cremes: Kortison ist in zahlreichen Medikamenten enthalten. Es wirkt antientzündlich und unterdrückt überschießende Immunreaktionen. Auch im Fall einer bevorstehenden Frühgeburt kommt das Medikament zum Einsatz. Alles rund um seine Wirkungen und Nebenwirkungen.

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© GettyImages/Revolu7ion93

Kortison (Alternativschreibweise: Cortison) gehört aufgrund seiner vielseitigen Einsatzgebiete zu den am häufigsten verschriebenen Wirkstoffen. Es gibt ihn bereits seit etwa 70 Jahren. Er kommt zum Beispiel bei allergischem Schnupfen sowie Asthma zum Einsatz, aber auch die Lungenreifespritzen bei einer drohenden Frühgeburt enthalten einen Wirkstoff aus der Kortison-Familie. Nasenspray, Cremes, Spritzen und Tabletten: Wie sicher kortisonhaltige Medikamente für Schwangere und ihre Babys sind, kannst du hier nachlesen.

Artikel-Inhalte im Überblick:

Was ist Kortison?

Kortison ist eigentlich ein Sammelbegriff für verschiedene Hormone mit glukokortikoider Wirkung (Glukokortikoide). Darunter fallen beispielsweise die Wirksubstanzen Prednisolon, Methylprednisolon, Prednison, Betamethason sowie Mometason.

Glukokortikoide kommen als Hormone natürlicherweise im Körper vor und beeinflussen hier eine Reihe von Vorgängen und Organen. Gebildet werden sie im Körper in den Nebennieren.

Als Medikament wird künstlich hergestelltes Kortison gegen eine Vielzahl von Erkrankungen eingesetzt. Aufgrund seiner stark entzündungshemmenden Wirkung kann der Wirkstoff lebensrettend sein. Kortison kommt als Medikament auch bei einer Nebenniereninsuffizienz zum Einsatz, wenn die Nebenniere nicht mehr ausreichend Glukokortikoide produzieren kann.

Wirkung von Kortison

Es handelt sich bei körpereigenem Kortison um die inaktive Vorstufe des "Stresshormons" Cortisol. Es wird von den Nebennieren in erster Linie bei Stress und Belastungen ausgeschüttet, erhöht den Blutzuckerspiegel und steigert den Eiweißabbau, um dem Körper kurzfristig mehr Energie zur Verfügung zu stellen. Außerdem unterdrückt Cortisol Reaktionen des Immunsystems, indem es die zu den weißen Blutkörperchen gehörigen Lymphozyten hemmt. Damit werden auch Entzündungen, die das Immunsystem notwendigerweise verursacht, um Krankheiten zu bekämpfen, abgeschwächt.

Diesem Hormon ist auch das synthethische Kortison nachempfunden. Eines der bekanntesten Einsatzgebiete von Kortison ist die Behandlung von Asthma. Kortison wirkt hier deshalb so gut, weil bei Asthma die Atemwege entzündet sind. Gegen diese dauerhafte Entzündung werden Glukokortikoide eingesetzt. Auch bei Allergien und Rheuma kommt Kortison häufig zur Anwendung, da es die Autoimmunreaktion des Immunsystems unterdrückt. Kortison gehört damit zur Gruppe der Immunsuppressiva, das sind Wirkstoffe, die das Immunsystem unterdrücken.

Hauterkrankungen wie Neurodermitis, Schuppenflechte oder Ekzeme sprechen ebenfalls gut auf Kortison an. In der Regel wird der Wirkstoff dann als Salbe oder Creme aufgetragen.

Nebenwirkungen von Kortison

Aufgrund seiner zahlreichen Nebenwirkungen hat Kortison einen schlechten Ruf. Welche davon vorkommen und wie intensiv sie sind, hängt aber maßgeblich von der Darreichungsform (also Gabe als Tablette, Creme oder Injektion) sowie von der Höhe der Dosierung ab. Vor allem in hoher Dosierung und langfristig angewandt, kann Kortison Nebenwirkungen haben. Das gilt insbesondere für eine systemische Gabe, also die Einnahme von Kortisontabletten, und wenn die Dosis höher ist als diejenige, die normalerweise vom Körper produziert würde. Kortisontabletten sind daher immer verschreibungspflichtig.

Weil Kortison das Immunsystem unterdrückt, steigt die Anfälligkeit für Infektionen und Wunden heilen schlechter. Manche Kortikoide können sich auf den Mineralienhaushalt auswirken, da vermehrt Kalium ausgeschieden wird, was zu Kaliummangel und Wassereinlagerungen (Ödemen) führt.

Weitere Nebenwirkungen kortisonhaltiger Medikamente sind:

  • Bluthochdruck
  • Osteoporose
  • Muskelschwund
  • dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel
  • Gewichtszunahme
  • Diabetes mellitus
  • Umverteilung des Körperfetts hin zum Oberkörper (Gesicht, Nacken, Rumpf)
  • erhöhte Neigung zu Candida-Infektionen im Mundraum
  • erhöhte Neigung zu Magengeschwüren
  • grüner oder grauer Star
  • psychische Veränderungen (Schlafstörungen, Verstimmungen, Depressionen)

Wird der Wirkstoff als Salbe oder Creme aufgetragen, können lokal Hautreizungen entstehen. Bei längerfristiger Anwendung wird die Haut an der Stelle dünner bis hin zur sogenannten Pergamenthaut (Hautatrophie).

Die Kortisonspritze birgt ebenfalls nur eine geringe Gefahr für Nebenwirkungen. An der Einstichstelle kann es zu Reizungen kommen. Um zu verhindern, dass Bakterien in den Körper eindringen können, ist eine besonders sorgfältige Desinfektion der Stichstelle angeraten.

Trotz der aufgelisteten unerwünschten Wirkungen ist Kortison ein sehr wichtiges Medikament zur Behandlung zahlreicher Erkrankungen und manchmal sogar lebensrettend. Eine kurzfristige Behandlung ruft meist keine Nebenwirkungen hervor. Schwere Nebenwirkungen wie in der Liste kommen eher bei langfristiger, hochdosierter systemischer Kortison-Therapie vor. Ärzt*innen verordnen Kortison nur nach sorgfältiger Abwägung und dann auch nur so lange wie nötig.

Kortison in der Schwangerschaft

Manchmal ist es auch in der Schwangerschaft nötig, Kortison einzunehmen. Entscheidend ist es, ein für die Schwangerschaft geeignetes Präparat zu wählen. Für die systemische Anwendung, also die Einnahme von Kortison als Tablette, haben sich laut Embryotox unter Beachtung von bestimmten Höchstgrenzen die Wirkstoffe Prednisolon und Prednison – sowohl für werdende Mütter als auch in der Stillzeit – bewährt.

Ob sich bei Einnahme von Kortison im ersten Schwangerschaftsdrittel das Risiko einer Kiefer-Gaumen-Spalte beim Baby erhöht, konnte seitens der Forschung bislang nicht eindeutig beantwortet werden. Frühe Studien sprechen dafür, neuere Forschungen konnten keinen Zusammenhang belegen. Ausgeschlossen werden kann das aber nicht.

Eine allgemeine Zulassung für Kortisonpräparate in der Schwangerschaft wird es schon allein deshalb nicht geben, weil entsprechende Studien aus ethischen Gründen nicht durchgeführt werden können.

Bei Einnahme im zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittel kann es zu Wachstumsstörungen und einem geringeren Geburtsgewicht des Kindes kommen, zudem erhöht sich das Frühgeburtsrisiko.

Da Kortison über die Muttermilch in den kindlichen Organismus gelangt, empfiehlt es sich, in der Stillzeit Kortison ebenfalls nur noch sorgfältiger Risiko-Nutzen-Abwägung einzunehmen und hier bestimmte Höchstgrenzen bei der Dosierung zu beachten. Für Prednisolon etwa liegt die Menge in der Muttermilch unter der Nachweisgrenze, sofern die täglich durch die Mutter eingenommene Dosis 10 Milligramm (mg) nicht übertsteigt.

Nasenspray und Creme: Lokale Kortison-Therapie ist meist unproblematisch

Kortisonsalbe oder -creme sollte in der Schwangerschaft nur nach ärztlicher Rücksprache angewendet werden. Zwar sind die Nebenwirkungen bei lokaler Anwendung auf der Haut deutlich geringer als bei Einnahme, die Wirkstoffe gelangen trotzdem in den Blutkreislauf und damit – wenn auch in geringeren Mengen – zum Baby.

Aber keine Bange: Nach einer lokalen Anwendung von Kortisonsalben besteht laut Embryotox kein erhöhtes Risiko für das ungeborene Kind. Auch kortisonhaltiges Nasenspray gegen allergische Beschwerden kann nach Einschätzung des Fachgremiums in der Schwangerschaft zum Einsatz kommen – allerdings ebenfalls nur nach ärztlicher Absprache und einer gründlichen Abwägung von Nutzen und Risiko. 

Frühgeburt: Kortison beschleunigt die Lungenreifung des Babys im Mutterleib

In den letzten Wochen produziert das Baby in seinen Nebennieren zunehmende Mengen Kortison, das die Lungen reifen lässt und sie für den ersten Atemzug rüstet. Kortisonartige Medikamente können die Lungenreifung von Babys im Mutterleib beschleunigen. Eine medikamentöse Behandlung mit Kortison ist immer dann angezeigt, wenn in der Schwangerschaft frühzeitige Wehen oder sonstige Komplikationen auftreten, die auf eine bevorstehende Frühgeburt hinweisen. Die sogenannte Lungenreifespritze wird der werdenden Mutter in diesem Fall zwei Mal im Abstand von 24 Stunden in den seitlichen Oberschenkel verabreicht.

Die Behandlung mit Kortisonpräparaten gehört in die Hände von Ärzt*innen. Sie kann in Risikoschwangerschaften das Leben vieler Neugeborener retten und schwere frühkindliche Erkrankungen verhindern: Das Sterberisiko sinkt um ein Drittel, das Risiko von Atemwegsbeschwerden um die Hälfte und das Risiko von Nervenschäden und Lähmungen um rund 70 Prozent.

Nebenwirkungen der Lungenreifespritzen für das Baby sind laut Studien kaum zu erwarten, sofern wie gewöhnlich nur zwei Injektionen erfolgt sind. Allerdings ist auch hier die Forschungslage nicht ganz eindeutig, weshalb die Beschleunigung der Lungenreife – wie jeder Eingriff in den Schwangerschaftsverlauf – sorgfältig ärztlich abgewogen werden sollte.

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