Mikrozephalie beim Baby: Lebenserwartung, Ursachen & wann sie erkennbar ist
Eine Mikrozephalie – der Fachausdruck bedeutet „kleiner Kopf“ – betrifft etwa eines von 600 neugeborenen Babys. Die Gründe dafür sind mannigfaltig, eine ursächliche Behandlung gibt es nicht. Eine Mikrozephalie kann zu Behinderungen führen, in manchen Fällen verläuft die motorische und geistige Entwicklung aber auch unauffällig. Die wichtigsten Infos dazu bekommst du hier!
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Kurzübersicht
Was ist Mikrozephalie? Von einer Mikrozephalie sprechen Fachleute, wenn der Kopf eines Babys kleiner ist als der von 97 Prozent aller Kinder gleichen Alters und Geschlechts. Dies kann ein Anzeichen für eine Wachstumsstörung des Gehirns sein. Mikrozephalie ist oft angeboren, kann aber auch erst im Lauf der Entwicklung auftreten.
Warum entsteht eine Mikrozephalie? Die Ursache für einen auffallend kleinen Kopf ist in den meisten Fällen ein eingeschränktes Wachstum des Gehirns (Mikroenzephalie), bedingt zum Beispiel durch das vorzeitige Verknöchern der Schädelnähte. Die angeborene Form, auch primäre Mikrozephalie genannt, entsteht oft durch Infektionen oder andere schädigende Einflüsse während der Schwangerschaft.
Wann ist eine Mikrozephalie erkennbar? Bei manchen Babys fällt die Mikrozephalie schon im letzten Schwangerschaftsdrittel (Trimester) bei einer Ultraschallkontrolle auf. Bei anderen Kindern wiederum zeigt sich erst nach der Geburt, dass die Kopfgröße deutlich unter dem Durchschnitt liegt.
Bedeutet eine Mikrozephalie, dass mein Kind behindert ist? Eine Mikrozephalie kann – muss aber nicht – mit Erkrankungen und Beeinträchtigungen einhergehen. Manche Kinder mit auffällig kleinem Kopfumfang entwickeln sich normal, andere weisen deutliche körperliche und intellektuelle Behinderungen auf.
Artikelinhalt auf einen Blick:
- Was ist Mikrozephalie?
- Welche Symptome können auftreten?
- Ursachen der Mikrozephalie
- Diagnose: Wann ein zu kleiner Kopf erkennbar ist
- Behandlung: Ist Mikrozephalie heilbar?
Mikrozephalie beruht häufig auf Fehlbildung des Gehirns
Mediziner*innen sprechen von einer Mikrozephalie, wenn die Kopfgröße unter der 3. Perzentile liegt. Das bedeutet, dass 97 Prozent der gleichaltrigen Babys einen größeren Kopf haben.
Der auffällig kleine Schädel geht oft mit einem unterdurchschnittlich großen Gehirn und Störungen der Gehirnentwicklung einher.
Schätzungen zufolge kommt eines von etwa 600 Babys mit einer Mikrozephalie zur Welt. In Zikavirus-Gebieten kann diese Zahl deutlich höher liegen.
Symptome: Mikrozephalie ohne Behinderung?
Menschen mit Mikrozephalie sind nicht automatisch krank. Allerdings ist die Mikrozephalie ein bedeutender Risikofaktor für motorische Entwicklungsschwierigkeiten sowie eine Minderung der Intelligenz. Dieses Risiko ist umso höher, je kleiner der Kopf ist.
Leichtere und schwere Formen der Mikrozephalie
Die Anzeichen einer Mikrozephalie können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Sie reichen von Symptomfreiheit über mildere Formen bis hin zu schwerwiegenden Einschränkungen der kognitiven Fähigkeiten.
Bei der leichten Form haben Kinder etwa nur eine verzögerte Sprachentwicklung oder Lernschwäche. Schwerere Ausprägungen können dazu führen, dass ein Mensch dauerhaft auf dem Entwicklungsstand eines Babys verbleibt.
Neben Defiziten in der Entwicklung kann sich eine Mikrozephalie durch folgende Symptome zeigen:
- Gleichgewichtsprobleme
- Krampfanfälle
- Verringertes Koordinationsvermögen
- Hör- oder Sehstörungen
- Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme
- eingeschränkte (Fein-)Motorik
- Hyperaktivität
- verminderte Lebenserwartung
Vielfältige Ursachen führen zu Mikrozephalie
Fachleute teilen die Mikrozephalie in eine primäre und eine sekundäre Form auf:
- Primär bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der kleine Kopf schon während der Schwangerschaft bestand, also bereits bei der U2 wenige Tage nach der Geburt auffällt.
- Bei der sekundären Form entwickelt sich die Mikrozephalie erst zu einem späteren Zeitpunkt.
Genetische Auslöser für Mikrozephalie
Eine Mikrozephalie kann also zum einen durch das Erbgut bedingt sein. Zu den häufigsten Auslösern aus dieser Kategorie gehören:
- Trisomie 13, 14, 18 oder 21 (Down-Syndrom)
- Angelman-Syndrom
- Katzenschrei-Syndrom
- Williams-Beuren-Syndrom
Darüber hinaus können Virusinfektionen der schwangeren Frau sowie andere schädigende Einflüsse im Mutterleib dazu führen, dass das Gehirn- und Kopfwachstum hinter dem Normalmaß zurückbleiben.
Lesetipp: So entwickelt sich dein Baby im Mutterleib!
Infektionen und andere Probleme während der Schwangerschaft
Zu den häufigsten nicht-genetischen Ursachen für Mikrozephalie zählen vor allem schädliche Einflüsse, denen Ungeborene im Bauch der werdenden Mutter ausgesetzt sind:
- Zika-, Röteln- oder Zytomegalie-Virus
- Toxoplasmose oder Syphilis
- Medikamenten-, Drogen- oder Alkoholmissbrauch
- Strahlenbelastung
- Kontakt der Schwangeren mit Giftstoffen
- Unfälle während der Schwangerschaft
Darüber hinaus stehen schwere angeborene Herzfehler oft mit einer Mikrozephalie in Zusammenhang.
Kraniostenose beendet das Wachstum des kindlichen Schädels
Eine weitere Ursache ist das vorzeitige Verwachsen der Schädelnähte (Kraniostenose), wodurch das Gehirnwachstum stoppt. Hier kann eine Operation Abhilfe schaffen, die normalerweise zwischen dem achten und 12. Lebensmonat stattfindet.
Deutlich seltener sind folgende Auslöser einer sekundären Mikrozephalie:
- Sauerstoffmangel unter der Geburt
- Unfälle oder Gehirnentzündungen im Baby- oder Kleinkindalter
Diagnostik per Ultraschall oder nach der Geburt
Manchmal fällt die Mikrozephalie bereits im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung in der Schwangerschaft auf. Feststellbar ist sie in der Regel zwischen dem 2. und 3. Schwangerschaftsdrittel, also frühestens ab der 26. Schwangerschaftswoche (SSW).
Nach der Geburt können eine Messung des Kopfumfangs, Blut- und Urintests, ein Ultraschall sowie ein MRT des Kopfes Aufschluss geben, ob eine Mikrozephalie vorliegt und wie ausgeprägt diese ist.
Symptomatische Behandlung für eine bestmögliche Entwicklung
Für die Mikrozephalie gibt es keine ursächliche Behandlung und somit auch keine Heilung, die Einschränkungen bleiben ein Leben lang bestehen. Therapiert werden können lediglich die Symptome. Das hilft Menschen mit Mikrozephalie dabei, ihr intellektuelles und körperliches Potenzial bestmöglich auszuschöpfen.
Zu den möglichen Therapiebausteinen zählen:
- Physiotherapie
- Logopädie
- Ergotherapie
- medikamentöse Therapie, etwa bei Hyperaktivität oder Krampfanfällen