Galaktorrhoe: Warum kommt Flüssigkeit aus der Brust?
Dein Baby schreit in der Ferne und auf einmal tritt unerwartet milchige Flüssigkeit aus deiner Brust? Während der Stillzeit kann das schon einmal passieren. Ohne Schwangerschaft und Stillperiode könnte die Flüssigkeit aus der Brustwarze aber auf eine Erkrankung hinweisen. Was zu tun ist.
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Kurzübersicht: Galaktorrhoe
Was ist das? Von Galaktorrhoe ist die Rede, wenn spontan milchige Flüssigkeit aus der Brust austritt.
Warum passiert das? Während Schwangerschaft und Stillzeit kann es vorkommen, dass unerwartet Muttermilch aus der Brust fließt. Das ist ganz normal und kein Grund zur Sorge. Sollten diese Umstände nicht bestehen, bedeutet das: Der Körper produziert Milch, ohne dass dies im Zusammenhang mit einem Baby steht. Dafür gibt es unterschiedliche Ursachen, zum Beispiel hormonelle Umstellungen oder ein Überschuss an Prolaktin im Blut.
Was tun? Ob milchig, klar, eitrig oder blutig: Wenn du den Abgang von Flüssigkeit aus der Brust bemerkst, solltest du deine*deinen Ärztin*Arzt kontaktieren und die Ursache abklären lassen. Je nach Auslöser sind verschiedene Behandlungen möglich: Ein Prolaktiom wird mit Medikamenten behandelt, ein Milchgangspapillom operativ entfernt.
Artikelinhalte im Überblick:
Flüssigkeit aus der Brust: Was ist Galaktorrhoe?
Als Galaktorrhoe oder auch Galaktorrhö wird das spontane Austreten von milchiger Flüssigkeit aus der Brust bezeichnet. In der Fachliteratur wird hierfür eine Häufigkeit von 0,5 bis ein Prozent der Frauen vor der Menopause angegeben. Dabei kommt Galaktorrhoe häufiger bei Frauen vor, die bereits ein Kind geboren haben.
Verschiedene Flüssigkeiten können aus der Brustwarze (Mamille) abgesondert werden. Von Galaktorrhoe ist aber genau genommen dann die Rede, wenn es sich um milchige Ausscheidungen handelt. Ist der Ausfluss aus der Brust eitrig oder blutig, handelt es sich um ein anderes Krankheitsbild.
Galaktorrhoe-Symptome: Welche Anzeichen treten auf?
Nicht immer wird die Absonderung von Flüssigkeit aus der Brust unmittelbar bemerkt. Manche Frauen entdecken sie erst durch gelbliche Flecken im BH oder auf ihrer Kleidung. Im Allgemeinen sprechen folgende Anzeichen für Galaktorrhoe:
Es tritt Milch aus der Brustwarze aus, obwohl weder eine Schwangerschaft noch eine Stillphase besteht.
Die Milch kommt aus einer oder aus beiden Brüsten.
Es handelt sich um einen milchig-klaren bis bernsteinfarbenen Ausfluss.
Die Menge reicht von einem bis hin zu einigen Tropfen.
möglicherweise treten gleichzeitig Spannungsgefühle in den Brüsten auf
gegebenenfalls bestehen zusätzlich Zyklusstörungen
Ursachen von Galaktorrhoe: Warum tritt milchige Flüssigkeit aus der Brust?
Galaktorrhoe kann verschiedene Ursachen haben. Grundsätzlich ist zu unterscheiden, ob gestillt wird oder die Flüssigkeit vollkommen unabhängig von einer Schwangerschaft austritt. Nur bei Letzterem wird je nach Ursache von einer krankhaften Flüssigkeitssekretion gesprochen.
Milchige Flüssigkeit aus der Brust in Schwangerschaft und Stillzeit
Nach der Geburt eines Babys bilden die Brustdrüsen Muttermilch, die dann durch die Milchgänge zur Brustwarze fließt. Doch bereits während einer Schwangerschaft kann es vorkommen, dass einige Tropfen Milch aus der Brust austreten – vor allem in den letzten Schwangerschaftswochen. Hierbei handelt es sich um die sogenannte Vormilch (Kolostrum), die bereits während der Schwangerschaft durch verschiedene Hormone gebildet wird und dem Baby direkt nach der Geburt zur Verfügung steht.
Auch während der Stillzeit passiert es womöglich, dass spontan Milch aus der Brust austritt. Hinter dem Milchfluss steckt keine krankhafte Ursache, sondern in der Regel nur ein leicht auslösbarer Milchspendereflex. Es kann sogar passieren, dass du nur bei dem Gedanken an dein Baby bereits Milch absonderst. Meist pendelt sich dies aber nach einigen Wochen ein und die spontanen Milchabsonderungen hören auf. Sollte dies nicht der Fall sein oder gleichzeitig Probleme beim Stillen bestehen, empfiehlt sich eine Beratung.
Selbst bei Neugeborenen kommt manchmal milchige Flüssigkeit aus der Brust. Hierfür ist der Begriff Hexenmilch geläufig. Grund zur Sorge besteht deshalb nicht. Als mögliche Ursache werden die hormonellen Einflüsse der Mutter genannt, unter denen das Neugeborene kurz nach der Geburt noch steht.
Krankhafter Austritt von Flüssigkeit aus der Brust
Wenn außerhalb von Schwangerschaft und Stillzeit milchige Flüssigkeit aus der Brust kommt, können verschiedene Ursachen für den Milchfluss verantwortlich sein. In einigen Fällen sind die Auslöser harmlos, etwa bei einer Druckeinwirkung auf die Brust oder bei Stress.
Hormonelle Veränderungen wie die Pubertät oder die Einnahme der Antibabypille können ebenfalls Ursachen sein. Bestimmte Medikamente wie manche Antidepressiva können zudem als Nebenwirkung mit Galaktorrhoe einhergehen.
Außerdem kann Galaktorrhoe ein mögliches Symptom für verschiedene Erkrankungen darstellen:
Milchgangspapillom: Hierbei handelt es sich um eine gutartige Wucherung im Milchgang nahe der Brustwarze.
Hyperprolaktinämie: Es besteht ein zu hoher Prolaktinspiegel im Blut. Prolaktin ist das wichtigste Hormon für die Milchbildung. Für einen Überschuss an Prolaktin kommen wiederum verschiedene Ursachen infrage. Das Leitsymptom ist eine Amenorrhoe. Dabei handelt es sich um das vollständige Ausbleiben der Menstruation. In über 80 Prozent der Fälle tritt eine Galaktorrhoe auf.
Prolaktinom: Selten kommt es aufgrund eines meist gutartigen Tumors der Hirnhangsdrüse zum Austritt von Flüssigkeit aus der Brust.
Eiter und/oder Blut aus der Brustwarze
Wenn andere Flüssigkeiten aus der Brust abgesondert werden, können ebenfalls verschiedene Ursachen dafür verantwortlich sein. Die Flüssigkeit aus der Brust ist dann zum Beispiel klar, eitrig oder blutig.
Milchgangspapillom: Bei einem Milchgangspapillom sind die Flüssigkeitsabsonderungen teilweise blutig.
Duktektasie: Hierbei handelt es sich um eine Erweiterung eines Milchgangs. Die Flüssigkeit aus der Brust kann ein rahmiges Sekret sein, das möglicherweise blutig ist.
Mastopathie: Bei dieser gutartigen Erkrankung verändert sich das Brustgewebe, es treten Schwellungen, Zysten oder kleine Knoten auf. Selten kommt Flüssigkeit aus der Brust.
Mastitis: Eine Brustentzündung kann mit einer Absonderung von eitrigem Sekret aus der Brustwarze verbunden sein.
Krebserkrankungen: Unter anderem kann es bei dem sogenannten DCIS (ductales Carcinoma in situ) zu einem Austritt von Blut aus der Brustwarze kommen. Dies ist eine Frühfrom von Brustkrebs in den Milchgängen oder Milchdrüsen, die frühzeitig erkannt eine gute Prognose hat. Klare Flüssigkeit, Eiter oder Blut aus der Brustwarze könnten auch Anzeichen einer anderen Brustkrebs-Erkrankung sein.
Übrigens: Auch beim Stillen ist es möglich, dass etwas Blut zusammen mit der Muttermilch austritt, weil kleine Gefäße beim Saugen verletzt wurden.
Diagnose bei Flüssigkeit aus der Brustwarze: Was tun?
Wenn du nicht schwanger bist oder stillst, sollte Flüssigkeit aus der Brust stets ärztlich abgeklärt werden, da viele verschiedene Ursachen dafür verantwortlich sein können. Welche Untersuchungsmethode zum Einsatz kommt, hängt auch vom Krankheitsverdacht ab und wird für deinen individuellen Fall ausgewählt. Infrage kommen zum Beispiel:
- Anamnese (Erfassung der Krankheitsgeschichte und der Symptome)
- Tastuntersuchung der Brust
- Blutuntersuchung auf Hormone
- Ultraschall
- Mammografie (Röntgenuntersuchung der Brust)
- Galaktografie (Kontrastmitteldarstellung der Milchgänge)
- Duktoskopie (Milchgangspiegelung)
- ggf. weitere bildgebende Verfahren wie CT oder MRT
Therapie bei Flüssigkeit aus der Brust: Wie wird Galaktorrhoe behandelt?
Wie die Behandlung verläuft, ist abhängig von der Ursache und wird daher individuell mit der ärztlichen Betreuung besprochen. Sollte zum Beispiel ein Überschuss an Prolaktin bestehen, können Medikamente verabreicht werden, die dessen Produktion hemmen. Auch ein Prolaktinom kann medikamentös behandelt werden. Ein Milchgangspapillom wird meist chirurgisch entfernt.
Wenn du vermutest, dass die Flüssigkeit aus der Brust als Nebenwirkung eines Medikaments auftritt, besprich das weitere Vorgehen mit deiner ärztlichen Betreuung. Setze Medikamente wie Antidepressiva nicht eigenmächtig ohne ärztlichen Rat ab.
Während der Schwangerschaft und in der Stillzeit ist bei einer Galaktorrhoe keine Behandlung erforderlich. Manchmal wird empfohlen, die Milch auszustreichen. Am besten besprichst du das mit deiner Hebamme. Auf jeden Fall empfiehlt es sich in dieser Zeit, Stilleinlagen und gut waschbare Kleidung zu tragen.