Ich muss das jetzt gerade mal loswerden, denn ich weiß nicht, wie ich das verarbeiten soll.
Wie einige schon mitbekommen haben, arbeite ich einer Steuerberaterkanzlei. Ich sitze in einem 4er-Büro, wobei ein Schreibtisch gerade unbesetzt ist. Eine Kollegin arbeitet nur halbtags. Die dritte Kollegin ist 62 Jahre alt und arbeitet wie ich ganztags. Sie ist nun seid fast 30 Jahren hier tätig, ich seid 10.
Wir beide kommen uns immer mal wieder in die Quere.
Sie meint sich überall einmischen zu müssen und bei privaten Dingen lasse ich mir nicht gerne von jedem ungefragt reinquatschen.
Seid Anfang 2009 sitzt sie nun hier im 4er-Büro, vorher hatte sie ein Einzelbüro.
Das erste dreiviertel Jahr war ein Graus, ständig hat sie rummerkert. Andererseits hat sie mir mit unwichtigen Dingen die Ohren vollgequatscht.
Aber heute morgen hat sie den Bogen überspannt.
Es stand noch eine andere Kollegin dabei, als sie mich fragte, ob ich wisse, warum ich keine Freunde hätte.
Ich habe es erst nicht geschnallt und nicht reagiert.
Wie ich mit den Azubis umginge, gehe ja gar nicht.
Unsere Azubine hätte ich gestern nachgesagt, dass sie eher Feierabend machen würde, um sich noch mit ihr zu treffen. Die Azubine würde nie eher gehen, wäre ja sogar morgens eine viertel Stunde eher da. Die Azubine wäre den Tränen nahe gewesen.
Zur Info: Wir reden von einer 40-jährigen Auszubildenden, die im 2. Lehrjahr ist, weil sie einen anderen Beruf erlernen wollte.
Ich war total perplex. Aber meine Seite durfte ich nicht erklären. Ich würde mich ja immer nur rechtfertigen, immer nur rausreden.
Später habe ich dann die Auszubildende darauf angesprochen, was sie denn genau gesagt hat. Und was ist, sie hat es gar nicht so weitergegeben, wie es tatsächlich abgelaufen ist, sondern das was sie in meine Worte reininterpretiert hat.
Es war so:
Ich bin gegen viertel vor fünf runter in die Zentrale gegangen, um noch einmal in den Kalender zu schauen und Tschüß zu sagen.
Da sagte ich so was wie, dass sie ja auch gleich ginge, weil sie mit der Kollegin noch verabredet sei.
Darauf sagte, dass sie noch aufräumen müsse, die Kaffeemaschine reinigen und so. Sie würde also nich jetzt gehen.
Ich habe sofort reagiert und gesagt, dass ich das so nicht gemeint habe. Sondern so, dass es ja schon kurz vor fünf sei, es also nicht mehr lange dauere, bis sie auch Feierabend hat.
Und sie sagt zu der älteren Kollegin, ich hätte gemeint, dass sie für das Treffen eher gehen würde und dass das Treffen ja privat sei.
Mir stehen immer noch die Tränen in den Augen. Zum einen diese falschen Vorwürfe und dann werde ich auch noch vor den anderen Kollegen, die sogar extra bleiben sollten, angeschrien.
Ich kann sowas nicht einfach wegstecken und zur Tagesordnung übergehen.
Mir ist schlecht und ganz zittrig. Ich habe regelracht Angst davor, mit ihr heute Nachmittag alleine hier im 4er-Büro zu sitzen.
Ich versuche mich damit über Wasser zu halten, dass sie nur noch bis Jahresende hier ist. Dann geht sie in Rente.
Jede von uns hat noch je 3 Wochen Urlaub vor sich und den Weihnachtsurlaub.
Am liebsten würde ich zum Arzt gehen und mich bis Ostern krank schreiben lassen.
Aber ich habe Termine und nächste Woche stehen die Lohnabrechnungen an.
Habe mir für Freitag Urlaub genommen.
Mein "Glück" ist jetzt, dass meine Kollegin nicht mehr mit reden will und mir auch nichts mehr erzählen will.
Hoffe, dass sie das die nächsten 8,5 Monate auch durchhält.
Danke für's lesen.
Ich musste es mir einfach von der Seele schreiben.
lg
Sabrina