Ich dachte mir, der ein oder andere hier könnte mal eine Portion "Mutmachen" vertragen.
Seit über einem Jahr bin ich nun stille Leserin in diesem Forum. Keine Ahnung, warum ich mich nie zu Wort gemeldet habe. Vielleicht hat das Lesen und Teilhaben an euren Schicksalen (den traurigen, wie den glücklichen) schon so viel von mir in Anspruch genommen? Vielleicht war mir mein eigenes doch zu persönlich? Ich habe in dieser Zeit das Forum geliebt und gehasst. Ersteres, weil ich mich so verstanden gefühlt habe und letzteres, weil es mich teilweise so unglaublich in seinen Bann gezogen hatte, dass es mitunter einfach zu viel war. Wahrscheinlich habe ich mich deshalb auch nie zu Wort gemeldet, weil ich Angst hatte, mich dadurch noch mehr darin zu verlieren. Letztendlich bin ich aber sehr froh, dieses Forum gefunden zu haben und dankbar, dass ich euch ein Stück in eurem KiWu begleiten durfte und auch von euch begleitet wurde - auch wenn bis heute niemand je davon gewusst hat.
Ich bin mir übrigens ziemlich sicher, dass es weitere zahllose stille Leserinnen wie mich hier gibt.
Noch länger als dass ich in diesem Forum gelesen habe, bestand bei mir der KiWu. Ich habe bereits ein 3 ½ jähriges Kind, das nach langem Basteln und einigen verzweifelten Momenten damals für mich wie eine Sternschnuppe vom Himmel fiel. Unendlich dankbar bin ich dafür! Damals waren mir viele Zusammenhänge im KiWu nicht bewusst und ich bin viel leichter an die Sache rangegangen. Mittlerweile weiß ich, dass mein Kind ein Wunder ist - und nicht nur mein Kind - ein jedes ist das! An dieser Stelle möchte ich auch noch anmerken, dass es egal ist, ob man schon ein Kind hat oder auch mehrere, wenn eine Frau KiWu hat, dann hat sie den beim zweiten oder einem weiteren Kind genauso stark wie beim ersten. Das ist meine Erfahrung.
Und so sehnte ich mich schon bald nach der Geburt erneut nach einem Kind. Doch erstmal zog mich mein erstes so in seinen Bann und ich genoss das "neue" Leben so sehr, dass einige Zeit ins Land zog. Verhütet haben wir nicht mehr - wir wollten ja ein weiteres Kind. Anfangs war es auch noch nicht so schlimm, dass es nicht so sehr schnell klappte. Irgendwann jedoch begannen die Zweifel, ob es überhaupt noch einmal klappen würde: Die Zeit des Tempimessens, der Lh-Tests, der Unstimmigkeiten, des ES-Zweifels begannen und somit das immer tiefere Hineinrutschen in die KiWu-Mühle. Es lässt sich einfach nicht vermeiden und ist immerzu im Kopf. Immer dieses Hin und Her zwischen hoffnungsvollen Hibbeln und dem großen, tiefen Loch an ZT1. Ihr kennt das ja! Es ist furchtbar.
Bei mir lag das Problem wohl in einer Eireifestörung. Ich hatte wohl zwar Eisprünge, aber immer sehr spät im Zyklus. Ob auch tatsächlich immer noch etwas gesprungen ist oder meine Follis dann mit der langen Zeit trotz sprungbereiter Größe zu sehr schwächelten - ich weiß es nicht. Woher ich diese Eireifestörung habe, weiß ich auch nicht. Vielleicht bestand sie schon damals vor dem ersten Kind und es hat deshalb damals auch so lange gedauert und ich hatte dann einfach in einem Monat mal Glück, dass alles gepasst hat? Vielleicht lag diesmal das Grundproblem auch darin, dass ich mich insgesamt in einer miserablen körperlichen wie psychischen Verfassung befand. In dieser Zeit wurde bei meiner Mutter ein Hirntumor festgestellt und ich habe sie die zwei Jahre ihrer Krankheit begleitet und die letzten Monate bis zu ihrem Tod gepflegt. Eine unglaublich fordernde und intensive Zeit - eigentlich kein Wunder, dass man da nicht schwanger wird. Das war mir im Prinzip auch klar - gewünscht habe ich es mir trotzdem. Ich hätte ihr so gerne noch erzählt, dass sie noch mal Oma wird. Auf der anderen Seite: Schwangerschaft und Pflege hätte ich ja gar nicht geschafft. Vielleicht sollte es deshalb so sein? Doch nach ihrem Tod wurde mein Wunsch immer stärker, obwohl mir die letzte Zeit immer noch sehr zu schaffen machte und es mir nicht gut ging. Doch ich fasste den Entschluss den KiWu aktiver zu verfolgen und nicht noch mehr Zeit ins Land ziehen zu lassen. So wurde erstmal die Eireifestörung festgestellt und ich versuchte ihr auf zweierlei Weise entgegenzuwirken. Zum einen ging ich zum Osteopathen, der meine Hirnanhangsdrüse und somit die Hormonproduktion stimulierte und dann entschloss ich mich aus Ungeduld heraus einen Clomi-Zyklus zu probieren. Viele werden fragen, wie kann man zwei so verschiedene Wege einschlagen. Das widerspricht sich ja fast. Die Antwort ist, ich war verzweifelt.
Welcher von den beiden Wegen mich nun zum Erfolg gebracht hat, kann ich nicht sagen, aber das Ergebnis ist wunderbar. Ich weiß, viele von üben und basteln noch viel länger als ich an ihrem Wunder, viele haben viel schwerwiegendere Fruchtbarkeitsprobleme, aber ich hoffe, dass ich auch euch etwas Mut machen kann. Manchmal muss man Geduld haben und manchmal wird man auch sehr arg vom Leben enttäuscht, aber die Hoffnung sollte man nicht aufgeben. Manchmal schließt sich auch eine Tür, dafür öffnet sich dann eine andere. So kommt es mir im Moment vor. Ich befinde mich immer noch in tiefer Trauer. Diese Schwangerschaft ist für mich ein Zeichen, dass ich das Vergangene zwar nicht vergessen aber doch hinter mir lassen sollte.
Nun bräuchte ich noch ein paar Däumchen, dass mein Wunder bestehen bleibt und alles gut wird. Kann ich auf euch zählen, auch wenn wir uns gar nicht kennen?
Weiterhin wünsche ich euch allen alles Gute für euren KiWu. Ich wünsche jeder von euch hier ihr Wunder. Auch wenn erstmal keiner von uns daran denken will, so kommt es doch vor, dass man immer und immer wieder enttäuscht wird und aufgeben muss. Dann hoffe ich, dass nicht die Verzweiflung siegt, sondern sich eine andere Tür öffnet, die das Leben wieder lebenswert macht. Aber eigentlich will ich euch ja Mut machen! Also viel Glück euch allen!