Ich habe mich hier angemeldet, weil ich mir mal alles von der Seele schreiben möchte. Derzeit glaube ich, ich dreh mich im Kreis und ich mag einfach nicht mehr. Angefangen hat das vor 6 Jahren, mit 38. Wir wollen ein Kind, hatten wir beschlossen, Pille abgesetzt, 3 Monate später schwanger. 12. Woche. Zwillinge, meinte der Arzt. Um im nächsten Atemzug meinen Bauch anzustupsen: „ach, da bewegt sich nichts, wird wohl die zweite Blase bereits die Blutblase sein“. Ab zum Ausschaben, und nein, es dauerte bei mir keine 2 Wochen, sondern 2 Monate, bis die Blutungen aufhörten.
Dann haben wir 1,5 Jahre mit Clomifen und Auslösen probiert. Nichts. Dann waren wir in Polen in einer hervorragenden KiWu-Klinik. Das mehrmalige Hin- und Herfahren haben wir deshalb in Kauf genommen, weil es außerhalb von D erlaubt ist, die befruchteten und geteilten Eizellen nach Qualität zu bewerten und man dann nur die besten eingesetzt bekommt. Haben wir gemacht, sehr teuer, sehr weit. Der 1. Versuch hat sofort geklappt. Nuja, zumindest 10 Wochen lang. Nach 7 Wochen wuchs das Kleine nicht mehr, obwohl es bereits Herzschlag hatte. Dann war der auch weg. Ausschabung Numero 2, schon fast Standard. Der 2. Versuch mit den Kryos brachte gar kein Ergebnis.
Arztwechsel. Insemination wäre eine Möglichkeit, da ich ja Eizellen produziere, auch die Durchlässigkeit der Eileiter wurde kontrolliert. Nach einigen Versuchen hatte ich kurz einen positiven SST, aber gleich darauf die Tage. Weg. Wieder mal. Dann nach einigen Versuchen eine positive Schwangerschaft, 8. Woche. Herzschlag. Herzschlag weg. Dieses Mal empfahl mir der Arzt, ich solle den natürlichen Abgang abwarten. Vier Wochen lang trug ich das tote Kleine im Bauch und war mir dessen jede Minute bewusst. Dann, Gott sei Dank am Wochenende, der Abort. Auf dieses Blutbad und auf diese Wehen hat mich niemand vorbereitet, hätte mich wahrscheinlich auch niemand vorbereiten können. Ich habe gelitten wie ein Hund und mein Bad ähnelte einem Schlachthaus. Egal. Vorbei.
Dann der Gedanke, es könnte eine seltene Erkrankung sein, die so genannte Immunologische Sterilität, eine Autoimmunerkrankung. Ob eine solche Krankheit vorliegt, wird erst medizinisch überprüft, wenn ein Paar mindestens 2 Fehlgeburten hatte. (!!!) Ich hatte 4. Also hieß es: Blut einschicken, abwarten. Ja, selbstverständlich leide ICH an genau dieser Krankheit, genauer gesagt, an einer noch selteneren Unterform. Die Form, bei der mein Körper nicht die eigenen Eizellen oder das Sperma des Mannes angreift, sondern, fies wie das Ding ist, mich erst schwanger werden lässt, meinem Kleinen einen Herzschlag verpasst und dann entscheidet: „Oh, ein Fremdkörper, den wollen wir doch gleich mal vernichten!“
Aber da gibt’s a die Immunisierung. Haben wir auch gleich gemacht. Resultat: 6 Monate immun. Also ran an den Speck. 1. Insemination: Fehlschlag. 2. Monat war über Weihnachten, also ein Nullmonat. Im Januar gleich weitergemacht.
Und jetzt das, was mich so fertig macht: Ich war ganz eindeutig schwanger. Meine Brüste platzten fast, sie wuchsen und waren so schmerzempfindlich, dass ich kaum mehr einen Pulli tragen konnte. Ich war zickig ohne Ende und hatte tierische Lust auf gewisse Genüsse. Genau wie bei den anderen Schwangerschaften, und das schon in den beiden Wochen nach dem Eisprung. War ja ganz klar, dass ich mit echt positiven Gedanken zum Blutabnahmetermin ging. Auch der Arzt meinte, das sei ein gutes Zeichen. Einen Tag später waren meine Brüste wieder „normal“, aber das waren sie auch schon mal zwischendurch. Habe 2 Tage auf die Ergebnisse aus dem Labor gewartet. NEGATIV.
Nu. Geht ja. 6 Jahre lang probieren und machen, Geld, das man nicht mal eben übrig hat, investieren für das kleine bisschen Glück, das frau sich wünscht. Und rundherum bekommen Freunde, Verwandte und Arbeitskollegen Babies. Sogar die, die gar keine Babies bekommen können, weil der Mann nicht fähig dazu sei. War er aber doch. Wattn Glück! Und die andere, die auch unfruchtbar ist, bekommt ein Baby. Ein Adoptionskind, vor einigen Jahren angemeldet und nun innerhalb einer Woche angekündigt und geliefert!! Sogar meine Chefin hat letzte Woche einen Jungen bekommen. Meine Schwägerin ist gerade schwanger und eine ehemals unfruchtbare Freundin, die bereits ein Mädel hat, auch wieder. Neidisch? Ach woher denn? Wenigstens die Streunerkatze konnte ich sterilisieren lassen (wobei das rein aus Tierschutzsicht geschah, nicht falsch denken, auch wenn´s so klingen mag)
Jetzt bin ich bald 44 Jahre alt. Zu alt, um ein Baby zu adoptieren. Weil der Unterschied Eltern/Kind nicht mehr als 40 Jahre betragen sollte. Und durch die vielen teuren Versuche ist nichts mehr auf der hohen Kante, womit eine weitere künstliche Befruchtung finanziert werden könnte. Nur das könnte die Chance sein, innerhalb der Immunzeit schwanger zu werden und es dann auch zu behalten. Aber das geht nicht. Hätte man das ganze nach 2 FG ausgetestet, dann wäre noch was zu machen gewesen. Aber jetzt bleibt nur eine weitere Insemination.
Ich denke jeden Tag, dass ich gar nicht mehr aufstehen möchte. Einfach liegen bleiben und schlafen, damit der innere Schmerz aufhört. Damit ich nicht mehr ständig knapp vor einem Nervenzusammenbruch stehe. Damit ich wieder frei atmen kann.
Und nun zu dir, die du es wirklich geschafft hast, bis hierhin zu lesen: Was zur Hölle ist los mit mir? Warum kann ich damit nicht abschließen. Klar, es ist mein größter Traum, mein Herzenswunsch, aber jeder sagt mir, ich muss damit abschließen. Warum muss ich?
Sorry für den Roman, ich muss mir das einfach vom Herzen schreiben, sonst schreie ich oder weine oder beides. Und ich möchte das nicht, ich möchte frei sein von diesen Schmerzen. Ich möchte glücklich sein, und ja, ein Baby gehört für mich dazu. Sicher kann ich mit meinem Göga alleine auch glücklich sein, aber ich drehe fast durch, wenn ich Mütter mit Kindern sehe, und davon gibt es so einige in meinem Bekannten- und Verwandtenkreis. Ich kann die ja nicht schneiden, das möchte ich auch nicht. Aber es ist mir nicht genug, anderen zuzusehen, wie sie das haben, was ich mir so sehnlichst wünsche. Ja. Ich neide ihnen ihr Glück und bin gleichzeitig glücklich für sie. Aber ich selbst mag nicht mehr, ich mag meinen verlogenen Körper nicht mehr, und ich mag nicht mehr, dass er angefasst wird. Ich mag mich einfach nicht mehr spüren, weil ich so eine Wut auf mich habe. Aber das hilft alles nichts.
Bitte, keine Kommentare wie: „du bist zu alt“ oder „dann soll es wohl nicht so sein“, das höre ich schon genug. Laut meinem Arzt habe ich ein biologisches Alter von 35 und nein, ich kann nicht akzeptieren, dass es dann wohl so ist.
Eine verzweifelte Möchtegern-Mutter am Ende