Hallo zusammen,

wir haben jetzt im Juni nochmals eine Icsi gemacht. Im Vorfeld alle möglichen Untersuchungen bei Dr. Reichel-Fentz, und dementsprechend habe ich auch noch Prednisolon, Heparin und Granocyte bekommen. Es gab beim Blastocystentransfer nur einen einzigen  Krümel, der gut genug entwickelt war, der aber doch nicht bei uns bleiben wollte.

Ja, jetzt ist für uns wirklich der Zeitpunkt gekommen, von dem Gedanken an eigene Kinder Abschied zu nehmen. Das war definitiv der letzte Versuch. Das wird nicht einfach und tut weh, ich räume hier im Haus verschiedene Sachen weg, die ich nie brauchen werde... und versuche einfach, mein Leben neu zu sortieren. Andererseits bin ich froh, dass diese Entscheidung nun getroffen ist und ich nicht mehr jahrelang mit "angezogener Handbremse" lebe, sondern jetzt ein paar Entscheidungen getroffen werden können. Kennt Ihr das auch?

Viele Grüße

Melanie

Hallo Melanie,

bin neu auf dieser Seite und habe deinen Beitrag soeben gelesen.

Ich persönlich habe nie versucht einer Schwangerschaft künstlich auf die Sprünge zu helfen, doch auch bei mir hat es leider nie mit Mutter werden geklappt.

Ich bin jetzt erst 47 geworden. Meinen ersten Ehemann habe ich mit 23 kennengelernt und hier noch nicht an Familie gründen gedacht. Mit 28 machte ich mich selbstständig, Zeit für Kind war hier überhaupt nicht und auch absolut nicht der Wunsch.

Später, mein damaliger Ehemann und ich  (ich war da 30, er 27) sind in das Haus meines verstorbenen Opas gezogen und haben dies umgebaut, der Wunsch nach einer eigenen kleinen Familie wuchs und so wurde das Thema Kinder machen öfter angesprochen. Als ich dann 32 (mein damaliger Mann war 29)war, war der Umbau des Hauses endlich geschafft und so machten wir uns an die Arbeit, damit wir bald zu dritt sind.

Im Jahr 2002 ist dann etwas passiert, der schlimmste Tag bisher in meinem Leben. Mein noch junger sportlicher Mann ist bei einem Rad Ausflug durch Sekundentot verstorben, an Ort und Stelle. Ich stand hilflos da, damals war es mit den Handys noch nicht so wie jetzt, ich hatte auch keines dabei, war allein im Wald hilflos, verzweifelt. Durch Glück kam ein Mountainbiker vorbei, war echt Glück, hatte ein Handy dabei und rief sofort einen Rettungswagen, leider zu spät. Mein Mann war bereits tot.

Die nächsten Jahre waren schlimm ich hatte ständig Panikanfälle, Angstzustände und wollte den verlorenen Mann schnellstmöglich durch einen anderen ersetzen. Ich konnte einfach nicht allein sein und so hielt ich mich an jedem Hosenbein fest, welches nicht schnell genug den Baum hinaufkam. Keine Beziehung hielt lange und daher hatte ich aich viele Möglichkeiten schwanger zu werden, ich nahm keine Pille, doch ohne Erfolg.

Vor 5 Jahren lernte ich dann meinen 2. Ehemann kennen wir sind zusammen sehr glücklich, doch mit einem Kind (wir waren damals ja schon 42 und 43) wollte es auch hier nicht klappen, jetzt bin ich zu alt. Ich komme eigentlich oft gut klar damit.

Unsere neuen direkten Nachbarn haben einen Sohn mit 5 Jahren, die Mutter und der Vater sind so alt wie ich und hier wird das Elternsein absolut zelebriert, bei jeder Gelegenheit werden Eltern Kinder Partys gefeiert, dir mitgeteilt, dass es das schönste ist ein Kind zu haben, man war ja vorher nie so glücklich usw. Das sind dann Momente in denen ich mich ausgeschlossen fühle, die Momente wenn man im Urlaub ist und um einen herum nur Eltern mit kleinen Kindern, ja in diesen Momenten muss ich dann weinen, weil ich nie dazu gehören werde, weil ich nie erfahren darf wie es ist Mama zu sein, wirklich gebraucht zu werden und zu tiefst einen kleinen Menschen zu lieben. Bis jetzt gingen diese Phasen Gott sei Dank auch immer wieder vorbei, aber ich glaube, sie werden nie ganz aufhören.

Ich konnte dir mit meinen vielen Zeilen nicht wirklich helfen, aber bei mir ist es so, dass es gut tut, wenn ich weiss, das es Menschen da draußen gibt denen es ähnlich geht, vielleicht tut es dir ja auch gut.

Lieber Gruss von Marion