Hallo zusammen,
heute vor einer Woche bekamen wir die Mitteilung, dass wir keine eigenen Kinder bekommen können.
Wir haben es 1,5 Jahre versucht und bei der Untersuchung kam heraus, dass nicht ich das "Problem" bin wie wir immer vermutet hatten, sondern bei meinem Mann nicht ein einziges Schwimmerchen gefunden wurde.
Dieses Ergebnis hat uns so den Boden unter den Füssen weggezogen. Man rechnet bei sowas ja mit allem, aber das?!?!
Vor der Diagnose hatten wir uns schon über künstliche Befruchtung und der Gleichen unterhalten und uns ganz bewusst, auf Grund eines Gendefekts bei mir, dagegen entschieden.
Tja soviel zu Theorie und Gewissheit. Wir stehen weiter zu unserer Entscheidung aber es tut so unendlich weh.
In den letzten sieben Tagen sind wir glaube ich durch alle Emotionen die ein Mensch empfinden kann gegangen. Und es tut mir so im Herzen weh meinen Mann in manchen Momenten so hoffnungslos traurig zu sehen und ich kann es ihm nicht abnehmen. Ich kann ihn nur trösten und für ihn da sein.
Das sind die Monmente wo ich denke wie ungerecht ist doch die Welt.
Ich bin nicht wütend auf andere Frauen die grade schwanger sind, aber ich habe angst vor den Augenblicken, wenn Freundinnen von mir ihre Schwangerschaft verkünden.
Ich möchte nicht mehr traurig sein, die letzten Monate waren ein ständiges schwanken zwischen Trauer und Hoffnung. Ich habe das Traurig sein so satt, aber ich weiß das es uns noch lange begleiten wird.
Ich möchte wieder nach vorne sehen, bin ein Mensch der Probleme anpackt, irgendetwas gegen "Hände gefesselt haben"-Situationen macht, doch alles was uns in dieser Situation bliebe, wäre uns auf die Adoptionsliste setzen zu lassen. Aber das können wir noch nicht, weil wir in 1,5 Jahren wieder beruflich umziehen müssen und das Kinderzimmer in unserer Wohnung noch als Arbeitszimmer dienen muss. Es würde wohl kein Jugendamt toll finden wenn wir erklären wir würden das Kinderbettchen erstmal zu uns ins Schlafzimmer stellen, so wie wir es mit unserem eigenen Krümelchen geplant hatten.
Wieso müssen wir uns jetzt über so viele Dinge Gedanken machen, später super toll begründen können, warum ausgerechnet wir ein Kind möchten. Sachen, die alle anderen, die Kinder ganz normal bekommen nicht müssen.
Wieso muss man vorher, wenn man ein eigenes Kind möchte, kämpfen und dann, wenn einem dieses genommen wird, weiter kämpfen?
Ich will zur Zeit so vieles nicht, ich will wieder ich sein und eine klare Perspektive haben, aber all das ist nicht möglich.
Ich stelle grade jetzt beim Schreiben fest wieviel Wut ich in mir habe. Und ich weiß, das ich diese Wut an niemanden richten kann. An wen denn auch, keiner kann etwas für unsere Situation. Und warum sollte es uns besser gehen als anderen kinderlosen Paaren.
Ich weiß, ich werde einen Weg finden aus meiner Wut, Trauer und Hoffnungslosigkeit. Ich werde viel Geduld brauchen, aber jeden Tag werde ich wieder etwas mehr lächeln können. Und ich weiß an meiner Seite ist jemand dem es genauso dreckig geht wir mir grade und wir werden uns stützen...
Tut mir leid, dass ich diesen Roman geschrieben habe, aber irgendwo müssen die Gedanken hin, sonst wird man völlig verrückt im Kopf.
GLG an euch
Jutta