warum kommt sie nachts so oft?
Emily ist jetzt 14 wochen alt und hatte eigentlich von Geburt an nachts einen schönen Rhythmus. Sie kam 1-2 mal nachts. Vor zwei Wochen hat sie angefangen, öfter zu stillen und inzwischen sind wir bei alle 2 Stunden gelandet... Tagsüber habe damit auch kein Problem, aber nachts dafür schon. Ich habe noch einen großen Sohn, der in die Kita geht und somit ist die Nacht um 7.00 Uhr vorbei.. Heute war sie schon um 5.30 vorbei, da wurde ich mit einem fröhlichen "örö" geweckt.... Der 12-Wochen Schub sollte doch eigentlich mal vorbei sein. Habt Ihr Ideen?
LG
Claudia
warum kommt sie nachts so oft?
Ist natürlich schwierig, wenn man so verwöhnt wurde (nur ein bis zwei mal nachts zu stillen war erst meine Erwartung, dann mein "Traum") und wenn man noch ein großes Kind zu versorgen hat.
Wenn du etwas dazu lesen magst, schau mal unter der uebersstillen-Adresse in meinem Profil in den Artikel " Durchschlafen?" - vielleicht hilft der weiter.
LG, Sonne
Ach, wenn ich schon beim Reinkopieren war, kann ich das ja hier auch noch mal machen. :o) Also:
Autor: Dr. Katherine Dettwyler PhD
zugeordneter Professor fuer Anthropologie und Ernaehrungswissenschaft
Texas A & M University
Originaltitel des Textes: "Sleeping through the night?"
Ich weiss aus eigener Erfahrung, dass Elternsein eine harte Anpassungszeit erfordert, besonders wenn die Erwartungen nicht mit der Realitaet uebereinstimmen, wenn uns unsere Kultur gelehrt hat, dass Kinder bestimmte Beduerfnisse/Verlangen/Verhaltensweisen haben, und unsere Kinder dann in dieses Modell nicht hineinzupassen scheinen. Es kann fuer neue Eltern sehr schwierig sein, diese Differenz zwischen Erwartungen und Realitaet zu akzeptieren und damit fertig zu werden. Manche Kinder koennen dazu aufgemuntert, gezwungen oder davon ueberzeugt werden, sich den kulturellen Erwartungen anzupassen, und sie werden problemlos damit fertig. Bei andere hingegen, auch wenn sie sich letztendlich anpassen, geschieht das zum Schaden ihrer Persoenlichkeit, Ihrer Selbstsicherheit, ihrer Faehigkeit, die Welt als einen sicheren und vertrauenseinfloessenden Ort zu betrachten, und manchmal zieht es gesundheitliche oder sogar lebensbedrohende Folgen nach sich. Wahrscheinlich besteht nirgends ein so grossen Konflikt zwischen kulturellen Erwartungen und den physiologischen Beduerfnissen der Kinder, wie in den beiden Bereichen Stillen und Schlafverhalten.
Die Erwartung, sehr oft gestillt zu werden, ist Babys angeboren (egal ob man glaubt, durch Millionen von Jahren der Evolution oder durch Gott).
Hinweise dafuer sind:
Die Zusammensetzung der Muttermilch.
Die Tatsache, dass bei allen hoeheren Primaten (zoologische Ordnung, zu denen auch der Mensch gehoert - zu den hoeheren Primaten zaehlt man auch Affen und Menschenaffen) die Muetter ihre Jungen viele Jahre lang im Arm oder auf dem Ruecken tragen.
Die Groesse des Magens eines Saeuglings.
Die Schnelligkeit, mit der Muttermilch verdaut wird.
Die Notwendigkeit einer fast ununterbrochenen Nahrungszufuhr fuer das Wachstum des grossen menschlichen Gehirns.
usw.
Mit sehr oft ist gemeint drei- bis viermal pro Stunde, jedesmal fuer wenige Minuten. Die Art, in der einige Babys in unserer Kultur gestillt werden - zu versuchen, sie an einen 3-4-Stunden-Rythmus zu gewoehnen, mit Stillmahlzeiten die jeweils 15-20 Minuten dauern, geht gegen unsere Natur. Wir Menschen sind jedoch sehr anpassungsfaehig und einige Muetter schaffen es, mit diesen sehr distanzierten Bruststimulationen und -entleerungen genug Milch zu bilden und einigen Babys gelingt es, mit grossen, weit auseinanderliegenden Milchmahlzeiten zurechtzukommen. Leider koennen jedoch einige Muetter mit so seltenen Stillmahlzeiten nicht genug Milch bilden und einige Babys passen sich diesem Rythmus nicht an, werden unruhig, schreien viel, moechten "vor der Zeit" gestillt werden und wachsen und gedeihen nicht. Es wird dann meistens der Koerper der Mutter angeklagt. "Sie haben nicht genug Milch!" - statt die von der Kultur aufgezwungene Erwartung, dass es ausreichen sollte, alle drei bis vier Stunden zu stillen, und die Mutter beginnt, mit Flaschenmilch zuzufuettern, was zu einer stetig abwaerts fuehrenden Spirale bis hin zum gaenzlichen Abstillen fuehrt. Kinder kommen auch mit der biologischen Erwartung auf die Welt, dass Muttermilch bis mindestens 2,5 Jahre einen Teil ihrer Diaet darstellt und viele Indizien weisen darauf hin, dass 6-7 Jahre die wahre physiologische Stilldauer ist - egal, wie unsere kulturelle Ueberzeugung ist. Ich kann Referenzen meiner diesbezueglichen Studie zur Verfuegung stellen, wenn jemand mehr darueber erfahren mochte.
Das gleiche gilt auch fuer das Schlafverhalten. Kinder kommen mit der angeborenen Erwartung auf die Welt, dicht neben ihren Eltern zu schlafen. Der Tastsinn ist der wichtigste Sinn der Primaten, zusammen mit dem Sehsinn. Junge Primaten werden jahrelang auf dem Koerper der Mutter getragen und schlafen neben ihr, oft noch wenn sie schon laengst abgestillt sind. Die biologische Erwartung fuer Mutter und Kind ist, zusammen zu schlafen und fuer das Kind, waehrend der Nacht, sooft es das Beduernis dazu spuert, an der Brust trinken zu koennen.
Normale, gesunde, gestillte und neben der Mutter schlafende Kinder schlafen nicht "durch" (das heisst sieben bis neun Stunden in einer Strecke) bis sie nicht 3-4 Jahre alt sind und das Nachtstillen nicht laenger notwendig ist.
Ich wiederhole: das ist NORMAL und GESUND.
Dr. McKenna's Schlafstudie zeigt deutlich die Gefahr, der ein einsam schlafendes Kind ausgesetzt ist, das in einen unnatuerlichen Tiefschlaf gleitet, aus dem es schwerlich alleine aufzuwachen imstande ist, wenn es zu einer Atemstillstandsepisode kommt. Wenn die Mutter neben ihrem Baby schlaeft, lenkt sie den Schlaf des Babys und seinen Atemrythmus, selbst waehrend sie schlaeft. Wenn das Baby eine Atemstillstandsepisode durchmacht, erinnert es die Mutter mit ihren Bewegungen und mit der Beruherung daran, wieder zu atmen. Man glaubt, dass das der Hauptgrund dafuer sei, dass das Zusammenschlafen des Babys mit der Mutter vor S.I.D.S. (ploetzlicher Krippentod) schuetzt. In anderen Worten, in vielen Faellen von S.I.D.S. in einsam schlafenden Kindern glaubt man, dass es darauf zurueckzufuehren ist, dass ihnen in sehr zartem Alter beigebracht wurde, lange Strecken durchzuschlafen und dass, wenn sie sich waehrend einer Atemsstillstandepisode in einer Tiefschlafphase befinden, niemand neben ihnen ist, der es bemerkt, und sie ans Atmen erinnert, und sie nehmen es ganz einfach nie mehr auf.
Das Nebeneinanderschlafen erlaubt der Mutter auch, die Koerpertemperatur ihres Kindes waehrend der Nacht zu kontrollieren, da zu sein, wenn es Milch erbricht und zu husten beginnt und ihm ganz einfach die normale, sichere Umgebung zu bieten, die sich das Baby instinktiv erwartet.
Ist das vorteilhaft fuer die Eltern? Nein!
Ist es fuer einige neue Eltern schwer, sich anzupassen? Ja!
Es besteht kein Zweifel: der Spalt zwischen dem, was uns unsere Kultur gelehrt hat, vom Schlafverhalten unserer Kinder zu erwarten (ihnen eine Geschichte vorzulesen, sie schoen zuzudecken, das Licht auszuschalten und sie in den naechsten acht Stunden nicht mehr zu sehen) und der Realitaet, das heisst, wie gesunde und normale Kinder tatsaechlich schlafen, klafft weit auseinander.
Der erste Schritt, sich mit der Tatsache abzufinden, dass ein Baby nicht die Nacht durchschlaeft, oder dass es nicht ohne die Mutter schlafen moechte ist, sich der folgenden Punkte bewusst zu werden:
Dass Kinder bis zum Alter von drei bis vier Jahren nicht durchschlafen, ist ein normales und gesundes Verhalten.
Kleine Kinder sind nicht "schwierig" und sie wollen einen nicht "manipulieren". Sie sind normal und gesund und benehmen sich artgerecht.
Sobald man diese einfachen Wahrheiten akzeptiert hat, wird die naechtliche Betreuung des Kindes viel einfacher. Wenn man die Idee aufgibt, dass man 8 Stunden ununterbrochenen Schlaf pro Nacht braucht, und diese naechtlichen Interaktionen mit dem Kind als wertvoll und voruebergehend betrachtet, gewoehnt man sich sehr schnell daran. Ich kann das Buch von Dr. Sears empfehlen "Schlafen und Wachen" (bei der "La leche League" zu beziehen). Die ersten Jahre unserer Kinder sind die wichtigsten und einflussreichsten ihres Lebens und sie vergehen nur allzu schnell. Wenn man den Beduefnissen seiner Kinder in diesen wichtigen Jahren nachkommt, wird man in den darauffolgenden Jahren reichlich Fruechte ernten koennen.
Copyright © Katherine Dettwyler PhD
Dieser Artikel kann fuer den persoenlichen Gebrauch ohne weitere Genehmigung ausgedruckt und unbegrenzt ausgeteilt werden; Fuer die Verwendung in anderen Publikationen setze man sich bitte mit dem Autoren in Verbindung: kadettwyler(at)HOTMAIL.COM
Uebersetzung von - Ulrike Schmidleithner
warum kommt sie nachts so oft?
Ich habe nicht wirklich ein Problem damit, dass sie so oft kommt, es laugt nur ungemein aus...
LG
Claudia
warum kommt sie nachts so oft?
Meine hat zwei Jahre lang alle zwei Stunden gestillt, phasenweise auch mal stündlich. Ich hab es unbeschadet überstanden (auch wenn ich die ersten Monate dauermüde war und phasenweise auch Durchhänger hatte). Und als sie anfing durchzuschlafen, konnte ich wider erwarten kaum einen Unterschied feststellen - es war, als wäre nie etwas gewesen. :o)
Ich vergleiche das gerne mit der Geburt: Sie tut weh, sie ist anstrengend, aber wenn sie vorbei ist, ist das meiste auch schon wieder vergessen. Ich fand es genauso befriedigend, sie selbst den Schritt zum Durchschlafen machen zu lassen, wie die Geburt normal zu Ende gehen zu lassen (man hätte ja irgendwie beschleunigen können, muss dazu sagen, ich hatte vier Stunden Presswehen, insg. vergingen von Platzen der Fruchtblase bis zur Geburt etwas über 20 Stunden).
Rückblickend ist das natürlich immer etwas einfacher, aber auch im Hinblick auf ein zweites Kind, schockt mich das jetzt nicht mehr (ich weiß ja nun, dass das irgendwann ein Ende hat). Wenn mir jemand in der Ss gesagt hätte, was da auf mich zukommt *uff* - das hätte mir einige schlaflose Nächte bereitet. :o)
LG, Sonne
@Sonne
wow, was für ein beeindruckender Text, dem ist eigentlich nix mehr hinzuzufügen. Mir ist aufgefallen, daß Du öfters so tolle wissenschaftliche texte hervorzauberst. hast Du dafür gute Quellen, wäre daran beruflich sehr interessiert.
Viele Grüße Alice
@Sonne
Den Text von Dettwyler und noch weitere von ihr, findest du unter der uebersstillen-Adresse in meinem Profil. Bei uebersstillen sind auch andere Autoren versammelt, vielleicht ist da noch das ein oder andere für dich bei.
Suchst du noch was spezielles? Und für welchen Beruf?
LG, Sonne
@Sonne
Danke und viele Grüße
alice
warum kommt sie nachts so oft?
Meine Mädels haben insbesondere bei Zahnweh laufend gestillt, nachts durchaus auch stündlich. Irgendwann hatte ich mich drangewöhnt und konnte nachts im Halbschlaf stillen und dann morgens trotzdem halbwegs funktionieren. Pack das Baby in Dein Bett, damit Du nicht aufstehen mußt, und schau möglichst NICHT auf die Uhr, damit machst Du Dir nur selbst das Leben schwer. Solche Phasen kommen immer wieder, aber erfahrungsgemäß kommt man am Besten damit klar wenn man sie einfach akzeptiert und versucht, sie sich so bequem wie möglich zu gestalten.
Schöne Grüße, Meike mit Svenja (8 Monate) und Wiebke (3J 10M und seit gut einem Jahr ein KiGa-Kind)
warum kommt sie nachts so oft?
wer weiss, vielleicht drücken die Zähnchen ja wirklic schon
Ich hab Emily schon praktisch bei mir im Bett. Im zum Babybalkon umgebauten Gitterbett und je nach letzter Trinkseite landet sie da oder bei uns in der Mitte. Ich hätte kein Problem mit der häufigen Stillerei, wenn es eben nicht so auslaugen würde...
LG
Claudia
warum kommt sie nachts so oft?
mit ca. 14 Wochen hatte Paula (jetzt fast 2) auch begonnen, nachts deutlich häufiger zu trinken, während sie vorher sich auch ,,nur'' 1-2-Mal nachts gemeldet hatte. Gründe? Es ist müßig, darüber nachzudenken, finde ich. Hier noch ein paar Gedanken/Tipps:
- nachts schmeckt die Milch besonders ,,lecker'' (höhere Prolaktinausschüttung...)
- ich habe irgendwo mal das Zitat gelesen ,,die Brust ist der zweitsicherste Ort der Welt, und aus dem sichersten wurden die Babys rausgeschmissen''-mit einem Augenzwinkern lesen...
- Zähne können manchmal ein Grund sein, die einschießen
- mein Tipp ist immer. sich radikal tagsüber hinzulegen; wenn Dein Sohn in der Kita ist, leg Dich zusammen mit Deinem Baby hin (ich weiß, 1000 Sachen wie Haushalt etc. warten, aber ich denke, man muß mit seinen Kräften haushalten). Falls der Haushalt z.B. sehr drückt: entlastungen suchen, sich z.B. zu Weihnachten für 1 jahr eine Putzfrau wünschen, die 1-Mal in der Woche oder so kommt.
Irgendwann geht diese Phase auch vorbei (früher oder später ;-))
Ich wünsche Dir gute Nerven und viel Kraft
Viele liebe Grüße
Alice
warum kommt sie nachts so oft?
Kann gut verstehen, dass dich das auslaugt, aber man gewöhnt sich wirklich daran (wenn du das hören willst ;-), mir ging es damit eigentlich nur so lange schlecht (auch körperlich), wie ich versucht habe etwas daran zu ändern oder zu überlegen woran es liegen könnte.
Und auf die Uhr schauen sollte man nachts tunlichst vermeiden, das stresst nämlich erst richtig, wenn man einfach im Halbschlaf stillt und nicht weiter drüber nachdenkt, kann man viel besser schlafen und empfindet das Ganze als nicht so anstrengend.
Und vielleicht ist es bei deiner Tochter auch wirklich nur eine kurze Phase und wird bald wieder besser.
LG
Doro
warum kommt sie nachts so oft?
es kann alles mögliche sein und 3 monate ist ja noch sehr jung ;-)
meine tochter ist jetzt 9 monate und hatte irgendwann mal auch eine sehr schöne phase - nur 1-2x nachts stillen. diese ist leider vorbei und sie stillt seit wochen nachts 3-6x, was sehr anstrengend ist. dabei hat sie zur zeit weder ein schub, noch bekommt sie zähne.
also einfach abwarten, irgendwann wird es besser :)
lg,
duedi mit julia (4) und emma (9m)
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