off Topic: Tierkinder schreien angeblich nicht...
so oft habe ich schon in Bücher über Kindererziehung (die Ideologische richtung Sears, AP etc.) gelesen, dass Tierbabys nicht weinen und schreien würden etc. und wenn unsere Babys das täten, dann aufgrund von unnatürlichem elterlichem Verhalten wie "nicht rumtragen", nicht im Familienbett etc.
Kein Affenbaby würde z.b. schreien.
Um so erstaunter bin ich, dass in diesem Buch ein Affenforscher z.b. schreibt, dass Schimpansenbabys eine sehr laute Stimme hätten, lauter als 3 menschliche Säuglinge zusammen, wenn Sie schreien würden.
Er beschreibt z.b. dass Affenbabys wenn sie irgendwas von der Affenmutter nicht bekommen, zunächst winseln, dann wimmern, und dann falls alles die Mutter nicht dazu bewegt anfangen zu Kreischen und schreien,
im Extremfall ihr gestilltes vor die Füsse kotzen in einem Wutanfall.
(Reaktion der Mutter darauf: Sie kletterte ganz nach oben in einen Baum und tat so als würde sie ihr Junges fallen lassen. Was sie natürlich nicht tat. 15 Sekunden kreischte das Junge und danach gab es für diesen Tag keinen einzig weiteren Wutanfall).
Natürlich soll das jetzt nicht heissen, dass die Schimpansenerziehugn eine für uns natürliche wäre, sind ja doch völlig unterschiedlich von uns in ihrem Sozialleben.
Aber erstaunlich fand ich es doch das zu lesen und vor allem warum wird das so häufig mit etwas das gar nicht stimmt in ERziehungsbüchern argumentiert?
lg Julia
Re: off Topic: Tierkinder schreien angeblich nicht
Viele Grüße,
Christine
Sag ich doch *g*
LG Uta
Echt? David nicht
Viele Grüße,
Christine
Re: off Topic: Tierkinder schreien angeblich nicht
Ich hab ja mittlerweile auch ein halbes Primatenstudium hinter mir. *g*
Es ist natürlich falsch zu behaupten, die Kinder von Schimpansen würden nie schreien, man darf nur nicht Schreien und Schreien in einen Topf werfen.
Schimpansenkinder in der Trotz- und Frustphase sind ein ziemliches Kaliber, da zieh ein einem Schimpansenkind 10 Menschenkinder vor. ;-)
LG,
Darla
Re: off Topic: Tierkinder schreien angeblich nicht...
Mütter gut ablesen, wie das gesamte Sozialverhalten in einer Gruppe
aussieht und auch umgekehrt. Es gibt "gute" und "lausige"
Schimpansenmütter. :o)
Also, man findet auch Schimpansengruppen, in denen es allgemein
friedlicher zugeht, dort werden die Babys nicht schreien gelassen. Es
gibt Gruppen, in denen es sehr aggressiv zugeht und dann halt auch die
Babys entsprechend behandelt werden. Kommt immer ein wenig darauf
an, wer dort das Sagen hat, wie die Lebensbedingungen allgemein sind
(es gibt Gruppen, da herrscht Dauerstress, keiner traut dem anderen
über den Weg, mehrmals täglich kommt es zu heftigen
Auseinandersetzungen, Vergewaltigungen und häufig zu Kindstötungen
etc., grausig, aber eben auch bei Menschen zu finden. Bei
Schimpansen in den "Spiegel" zu schauen, ist doch manchmal
unangenehm... :o) ).
Die Entwöhnung mit vier bis fünf Jahren sieht dann meist etwas grob
aus: die zu entwöhnenden protesieren lautstark und sind regelrecht
verzweifelt. Aber: Bis dahin haben sie dann doch meist alles Nötige von
der Muttter bekommen. Das ist wie einem fünf Jahre nach Bedarf
gestillten Kind, die Brust verweigern. Vielleicht erstmal schlimm für das
Kind, aber in dem Alter kein Drama mehr, da es ja sein Stillbedürfnis so
gut wie befriedigt haben sollte.
Es lassen sich auch nur allgemeine Tendenzen im Vergleich mit anderen
Primaten feststellen. Der Vergleich mit Bonobos und Orang Utans wäre
in der Beziehung m.E. auch passender. Da lernt man: Befriedigt man die
Bedürfnisse der Babys, werden daraus im Allgemeinen(!) ruhige,
gelassene, friedliche Erwachsene, und ebenso "gute" Mütter. Bei den
Schimpansen lernen wir: Bringt man Kindern von Anfang an bei, "dass es
nicht nach ihrere Nase geht", zieht man zuweilen unwirsche, schnell
ausrastende, depressive und/oder "unsoziale" Erwachsene heran (in der
Ausprägung immer eine Frage der Persönlichkeit), die dies natürlich
wiederum an ihre Kinder weitergeben.
Dazu muss man sich eigentlich nur Menschen anschauen, aber da fällt
der "objektive Blick" oft sehr schwer (und eigene Fehler erkennen/
eingestehen und beseitigen, ist nicht gerade die Lieblingsdisziplin des
zivilisierten Menschen). Wenn man Primatologie und Kulturenvergleich
zusammenlegt, kann man um einige "Erkenntnisse" eigentlich nicht
drumrum kommen, also z.B. Bedürfnisse befriedigen=stabile
Persönlichkeitsentwicklung und gutes Sozialverhalten.
LG, Sonne
Ps: Welcher Affenforscher hatte das Buch (Titel?) denn geschrieben? Und
waren das Freilandbeobachtungen?
Re: off Topic: Tierkinder schreien angeblich nicht...
Oh doch, und wie! :o) Aber halt nur, wenn es nötig ist. Wenn man sich
einige andere menschliche Kulturen anschaut, könnte man daraus auch
schließen, dass Menschenkinder nicht schreien (bzw. höchstens 5
Minuten am Tag).
Wir entscheiden mit, wie zufrieden unsere Kinder sind und wie zufrieden
sie als Erwachsene sein werden. Ist schwierig, weil wir selbst nicht
erfahren haben, wie es ist, ausreichend bemuttert zu werden. Wenn wir
alle lange gestillt, getragen und familiengebettet, niemals unnötig
schreien gelassen worden wären etc., bräuchte man über so etwas keine
Diskussionen führen. :o) Es wäre einfach selbstverständlich. So aber,
muss man sich einiges "erarbeiten", Partner, Familie, Bekannte
"überzeugen" oder sich gegen sie verteidigen, gegen den "inneren
Schweinehund" kämpfen usw.
LG, Sonne
Re: off Topic: Tierkinder schreien angeblich nicht
deswegen sind die einen aggressiver die anderen weniger aggresiv.
da ist sonst auch noch einiges anders, bonobos kein kindsmord durch vaterschaftsverschleierung etc.
frans de waal "der affe im menschen" heisst das buch.
er hat da die ganzen erfahrungen eingebracht, die er sein leben über gesammelt hat, natürlich auch freilandbeobachtungen.
lg Julia
Re: off Topic: Tierkinder schreien angeblich nicht
Menschenaffen vergleichen. :o) Nur das beim Menschen fast alles
vorzufinden ist: Matriarchat, Patriarchat, aggressive "Populationen",
friedliche, soziale Strukturen, wenig soziale Strukturen etc. und alles
dazwischen.
Auffällig ist dann, dass die friedlichen, sozialen Menschen eine Kindheit
hatten, in der ihre Bedürfnisse befriedigt wurden, und selbst ihre Kinder
nicht unnötig stressen. In friedlichen Schimpansengruppen ist das dann
sehr ähnlich, bzw. durch ständigen Stress in einer Gruppe, werden auch
die Kinder sehr viel stressanfälliger und wiederum stressiger, wenn sie
herangewachsen sind usw. Dauer und Häufigkeit des Schreiens von
Babys und Kleinkindern sind gute Indikatoren für Sozialverhalten,
Stabilität der Persönlichkeit und "Zufriedenheit" der Erwachsenen.
Sozialverhalten und "Zufriedenheit" sind ein "Kulturgüter". Schon bei
Mäusen hat die Persönlichkeit der Mutter großen Einfluss auf die
Persönlichkeit der Kinder (unabhängig von den Genen, ->Versuch mit
Leihmüttern). Erst recht bei so hoch entwickelten Lebewesen wie den
Hominoiden.
LG, Sonne
Re: off Topic: Tierkinder schreien angeblich nicht...
Uah ich habe so oft gestilltes vor die Fuesse/ins Gesicht, auf die Anziehsachen schlicht ueberall hin gekotzt bekommen....das ich im nachhinein gar nicht weiss warum ich sie nicht hab fallen lassen.
LG Kerstin
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