Meines Wissens nach stammt das Programm ursprünglich aus Australien und war wohl für "schwer erziehbare" Kinder entwickelt worden. Einige Grundsätze halte ich zwar nicht für falsch, z.b. dass man eine gewisse Konsequenz haben sollte bzw. sich überlegen sollte, was einem wichtig ist und dann dabei auch bleibt (also so in etwa nicht etwas verbieten und nach 3x Quengeln dann doch erlauben, mal was drakonisch ahnden und dann wieder überhaupt nicht registrieren - also diese ganzen Probleme in die man sich hineinreitet, indem man entweder unüberlegt etwas verbietet oder androht und dann mit völligem Quatsch konfrontiert ist, weil es einfach blöd ist (sowas wie "du bekommst die ganze Woche nichts Süßes wenn...." wozu man sich in emotionalen Hochphasen schon mal hinreißen lässt) oder wenn man eben eine Larifari-heute-bin-ich-gut-drauf und erlaube alles Einstellung, aber morgen sieht das dann wieder ganz anders aus praktiziert). Also so gesehen finde ich Konsequenz in Ordnung, nicht aber, wenn es zu so einem stereotypen Verhaltensmuster wird. In die Kategorie gehört für mich auch der Stille Stuhl oder die Stille Treppe, ich bin in sechs Jahren gut ohne ausgekommen - eine Mutter, die ich mal kennen gelernt hat hat sehr stark nach dem Prinzip agiert, aber im Prinzip war ihr das Kind oder die Beschäftigung damit einfach lästig und wenn das Kind nicht schön (für sich) gespielt hat, kam dann irgendwann ein hysterisches "wenn du das und das jetzt nicht machst dann kommst du auf den stillen Stuhl", alles sehr unentspannt und irgendwie mechanisch. Also wenn man das Programm und die Teile daraus wirlich so anwendet finde ich das nicht sehr zielführend, weil das Kind auch kaum etwas versteht, sondern hauptsächlich diszipliniert wird.
LG Annalisa

Grundsätzlich bin ich Deiner Meinung. Kosequenz halte ich auch für wichtig. Dann entstehen häufig solche Probleme gar nicht. Allerdings gibt es auch Kinder (mein Großer ist so) der muss wirklich mal gebremst werden und eine Auszeit kassieren. Er muss dann eben auch mal in sein Zimmer für ein paar Minuten wenn er seine Wutausbrüche nicht in den Griff bekommt und anfängt seine Schwester (11Monate) zu quälen. Das beste Beispiel heute... Wir spielen mit Duplo und bauen ein Haus (nach einer halben Stunde friedlichen bauens) passt ein Stein nicht auf das Dach vom Haus, mein Sohn rastet völlig aus und springt wütend auf das Sofa, was er leider verfehlt und schlägt mit dem Kopf vor eine Steinwand (rechter Winkel). Daraufhin mussten wir leider in die Notaufnahme der Kinderklinik (war aber doch nur eine riesen Beule mit Bluterguß und Schürfung wenn er nicht anfängt sich zu übergeben). Mein Sohn hört wirklich sehr gut. Er darf viel aber er kennt auch seine Grenzen. Und in Situationen die überhaupt nicht gehen und sich auch nicht anders lösen liessen haben wir eben auch einen "Stillen-Stuhl" der bei uns eine Schildkröte in seinem Zimmer ist. Das akzeptiert er, da weiß er das er eine Grenze überschritten hat aber er hat auch keine Zeitspanne die er dort absitzen muss. Entweder sage ich das ich ihn hole oder er kommt von alleine wenn er sich beruhigt hat. Das klappt bei uns sehr gut und ich denke nicht, dass er davon irgendwelche Schäden bekommt oder unsere Beziehung darunter leidet. Allerdings denke ich auch, dass solche Methoden nicht für jedes Kind geeignet sind und man nach Möglichkeit die Probleme anders lösen sollte. Bei uns kommt es auch höchstens einmal pro Woche vor das er in sein Zimmer muss.
LG Sunshine

Das versteh ich jetzt nicht ganz - du hast deinen Sohn doch sicher nicht in sein Zimmer geschickt, weil er sich den Schädel eingeschlagen hat, oder? ;-)
Ansonsten bin ich der Meinung, dass die Kleinen gerade bei solchen Wutausbrüchen so von ihren Gefühlen übermannt werden, dass sie eigentlich eher Trost als Strafe brauchen - sind andere gefährdet, sieht das natürlich anders aus, da kommt bei uns auch das Zimmer zum Einsatz, leider momentan nicht nur einmal pro Woche *seufz*...und ohne "stillen Stuhl", wüsste nicht wie ich Julius dazu bringen sollte dass er auf einem bestimmten PLatz sitzen bleiben muss, ich finde Zimmer reicht.
Und zum Thema: ich halte von dem Programm eher wenig, weil ich denke es führt am eigentlichen Problem vorbei.
LG
Doro

Nein natürlich nicht ins Zimmer weil er sich den Kopf angeschlagen hat. :) Er muss sonst in sein Zimmer wenn er seinen Zorn nicht geregelt bekommt oder eben die Kleine absichtlich gequält hat. Bevor er mir dann wehtut oder vor Wut Sachen auf oder nach Eléna wirft... Kommt aber gsd nur selten hier bei uns vor. Also er bleibt aber schon sitzen wenn ich das möchte aber ist nicht mehr nötig. Haben wir nur am Anfang drauf geachtet als die schlimme Zeit war. Nun ist es völlig ausreichend wenn er kurz in sein Zimmer geht. Manchmal reicht auch nur das ich ihn darauf hinweise das er sonst mal ne Auszeit nehmen darf. :)
LG Sunshine

hallo,
was hier bis jetzt geschrieben wurde, sind alles falsche anwendungsbeispiele. vermutlich übernommen als angebliches tripleP aus der supper nanny oder so.
triple p bedeutet POSITIVE parenting programme.
es heißt also gerade nicht, dass man über strafen und verbannen sein kind erzieht, sondern über lob und fördern des erwünschten verhaltens, wie es etwas stakato formuliert wird. die annahme dahinter ist, dass die kinder eben nicht automatisch wissen, welches verhalten erwünscht ist und dass man ihnen durch lob und unterstützung den weg dorthin zeigen kann.
in triple p gibt es ich glaube 14 "reaktionsmuster", die aber alle sehr individuell mit leben und farbe gefüllt werden können - passend zum kind und zu den eltern. nur 2 oder 3 davon haben einen eher negativen klang (und sind irrer weise genau die, die die super nanny dauernd anwendet, also wie stiller stuhl bzw. stille treppe oder auszeit. konsequenzen soll man dich eben normalerweise POSITIVE ausdenken, entsprechend dem namen des programms.
ich habe ein richtiges training mitgemacht und einiges darauf hin besser hinbekommen als zuvor. aber manchmal neige ich selber (das liegt an mir, nicht am programm) eben mehr dazu, mir negative konsequenzen auszudenken. bzw. fällt mir manchmal echt nichts anderes mehr dazu ein, was meine große so verzapft ... überlege daher schon, ob ich nochmal eine art auffrischungskurs mache oder mal einige stunden einzelberatung via telefon vereinbare, um da einige schlechte gewohnheiten meinerseits (!) abzustellen.
ich kann das programm vom ansatz her nur empfehlen.
übrigen hat unsere trainerin auf die vorstellung des stillen stuhls und der auszeit fast vollständig verzichtet, es nur ganz kurz abgehandelt, da sie darauf selber nicht so steht. man kann also durchaus im kurs auch selber prioritäten setzen, eben auch passend dazu, was die kinder für herausforderungen schaffen.
in meinem profil ist glaube ich noch ein link gespeichert zur stellungnahme der triple-p leute zur super nanny. das ärgert die natürlich sehr, dass da quasi unter ihrem namen kinder vor laufender kamera gedemütigt und vorgeführt werden. die nachbarn schauen zu (außer hundertausende andere leute) und wird es womöglich häufig wiederholt werden und es wird dann halt heißen, dass es bei denen ja so und so abgeht, obwohl inzw. vielleicht längst alles wieder anders aussieht in wirklichkeit...
LG gonschi

wg. stellungnahme zur super nanny: meine links zu den triple-p-seiten sind leider alle veraltet, aber der vom kinderschutzbund war inhaltlich ganz ähnlich und ist noch da:
http://www.kinderschutzbund-nrw.de/StellungnahmeSuperNanny.htm
die triple-p-leute haben freilich noch betont, dass das, was da im TV zu sehen ist, nichts mit ihnen und ihrem programm zu tun hat. inhaltlich sonst die kritik ähnlich.
LG gonschi

gefunden. die haben den link geändert. werde gleich mal mein profil überarbeiten:
http://www.triplep.de/pages/infosfuerfachleute/erziehunginderdiskussion.htm#a8
LG gonschi

Ich muss Gonschi zustimmen.
Ich habe auch einen Kurs mitgemacht. Viel Zeit wurde im Kurs darauf verwendet, mitzugeben, wie man Kinder fördern kann und damit problematisches Verhalten vorbeugt (wertvolle Zeit, Zuneigung, Aufmerksamkeit, spannende Beschäftigung, beiläufiges Lernen) und der Rest wurde uns auch so vermittelt:
* Grundsätzlich positiv denken und dem Kind "Unwissenheit zugestehen",
* loben wenn das Kind "erwünschtes Verhalten" zeigt,
* Vorgehen nach 7 Strategien (Eskalationsprinzip)
* Kosequenzen positiv formulieren (Bsp. wenn das-n-das klappt, dann gehe ich mit Dir zum Tierpark, etc. Belohnung mgl. nie materiell oder mit Essen verbinden, da dadurch falsche Wertung entstehen kann)
* negative Konsequenzen (Bsp. stiller Stuhl, Auszeit) nur, wenn es gar nicht anders geht
* negative Konsequenzen nie permanent anwenden (wenn ein best. neg. Verhalten immer wieder auftritt und stiller Stuhl/Auszeit nach ca3x nicht hilft, muss man anders an das Problem ran)
Mir hat das Training gezeigt, dass ich best. negative Muster vorher erkennen und quasi mit Liebe entschärfen kann. Es gibt mir ein Mittel in die Hand, wie ich systematisch bei einer Problemfindung vorgehen kann. Das wiederum gibt mir mehr Sicherheit im Umgang mit den Kindern.
Stillen Stuhl/Auszeit wollte und musste ich noch nie anwenden. Punktekarte finde ich (bei 3-6 Jährigen) zu leistungsorientiert. Das will ich ihnen nicht antun, das haben sie für den Rest ihres Lebens noch genug.
Gruss
Fanny mit
FannyBoy (4j am Freitag) und FannyGirl (1j11m)

Die Meinungen sind ja sehr unterschiedlich, aber Ihr habt alle sehr interessant geschrieben und ich werde mich jetzt nochmal genauer darüber informieren (danke Gonschi!)
VLG Andrea