Ihr Lieben,
vielleicht kennt mich noch die eine oder andere. Ich bin im Moment arg verzweifelt, und zwar geht es um meine Jüngste (im Mai drei Jahre alt geworden), die mich mittlerweile an allem, was ich bisher in der Erziehung für selbstverständlich gehalten habe, zweifeln lässt.
Es geht darum, dass sie brüllt...brüllt, brüllt, brüllt. Und zwar nicht weinerlich, sondern wütend und das nicht selten den ganzen Tag lang. Geht auch nur die kleinste Kleinigkeit nicht nach ihrem Willen, kreischt sie in den höchsten Tönen. Wir leiden! Und ich kann nicht mehr immer springen, wenn sie irgendwas will. Sie denkt sich mittlerweile willkürlich irgendwelche Bedingungen aus, die erfüllt werden sollen und, bitte verzeiht mir, sie erpresst uns dann mit ihrem Geschrei und Gebrüll, bis einer es nicht mehr aushält und nachgibt. Dabei legt sie eine Ausdauer an den Tag, die nicht mehr normal ist. Manchmal kann man die Befehle nicht mal erraten, dann hilft alles nichts, sie kreischt, brüllt und (wirklich) spuckt stundenlang. Schläft sie irgendwann vor Erschöpfung ein, hat sie nach dem Schläfchen mitnichten vergessen, was vorher war, sondern brüllt dann weiter.
Bitte vergesst diese berühmten Schübe, sie macht das im Grunde schon immer und ich sehe auch kein Ende. Zwischendrin ist sie das charmanteste, liebste Kind und sie ist auch unheimlich clever, aber sie ist wie eine Bombe, jeden Moment bereit zu explodieren. Ich kann nicht mehr. Mir gehen so Gedanken durch den Kopf, wie einfach abzuhauen. Ich habe sie sogar schon geschlagen, weil ich nach ewigen Stunden des Gebrülls, das allen hier auf den Magen schläft, keine Geduld und keine Nerven mehr hatte. Das hat natürlich gar nichts geholfen...genauso wie diese tolle Festhaltestrategie (Erzieherin vom Jugendamt, die ich schon um Hilfe gebeten hatte). Alles andere, jede Form von Grenzen setzen oder 'hart bleiben' (sogar Dinge, die nicht GEHEN! Beispiel: Ich will auf einem Elefanten reiten!), endet mit, es fühlt sich wirklich so an, ihrem Sieg. Ich habe im Zug irgendwann einmal nicht nachgegeben...am Ende stand ich heulend mit dem Kind vor dem Klo, nirgendwohin konnte man fliehen und ich hatte sowas wie einen Nervenzusammenbruch, ich hätte sie aus dem Fenster werfen können! Die Blicke, die Kommentare von Mitreisenden...ich halte das nicht mehr aus. Ich kann mit dem Kind nirgends hingehen, weil sie jederzeit diese Schreianfälle kriegen kann. Wie oft schon bin ich mit den Kindern ins Schwimmbad und musste nach einer Stunde Gebrüll mit den enttäuschten Großkindern wieder abziehen?!
Es ist nicht so, dass ich sie links liegen lassen will oder nicht trösten will oder ihr nicht helfen will, aber sie hat mittlerweile eine massive Herrschsucht entwickelt und ich habe Angst, dass ich mit ihr zum Psychologen muss...ich selbst bin schon in Therapie, aber gegen das Gebrüll hilft das natürlich nichts. Entspannungsstrategien sind dabei so gut wie wirkungslos, weil es ja nicht nur um mich geht, sondern auch um die anderen Kinder, Nachbarn, Mitmenschen. Es ist zum Heulen.
Hat irgendjemand eine zündende Idee und verurteilt mich nicht? Die die mich vielleicht noch kennen, wissen dass ich eine liebe Mutter bin...aber meine Grenzen sind erreicht und ich weiss mir keinen Rat mehr.
Traurige Grüße von
Steffi mit Lina, Colin und Horrorbrüllkind Maxi