Mein Sohn ist suchtgefährdet...
Hatte gestern eine Begegnung der besonderen Art ;o). Eigentlich die erste seit meiner Stillbeziehung, weil sich sonst keiner einmischte bei unserer "Privatsache".
Wir hatten gestern das erste Gespräch im KiGa und die Erzieherin (an sich eine sehr nette und kompetente Person, ca. 40 J. ohne eigene Kinder) wollte mir bezüglich des Stillens klar machen, dass Frederick dafür ja wohl mittlerweile zu alt sei (er ist 3 J. 1 Mon.) und dass das Stillen langsam Suchtcharakter bekäme. Stillen hätte etwas mit Ernährung zu tun und das hätte er ja wohl nicht mehr auf diese Art nötig. Zuneigung sollte man doch besser auf andere Art zeigen und schmusen würde da ja wohl ausreichen. Und es würde ihn doch anfälliger machen, auch zukünftig Ersatzbefriedigung zu suchen (irgendwie kam sie dann auf ihr ehemaliges Rauchen zu sprechen *?*).
Mein Mann meinte, nach dem Gespräch habe er Fredi schon an der Nadel hängen sehen *lol*.
Ich habe ihr gesagt, dass ich in den letzten Wochen manchmal auch ans Abstillen dachte, weil Fredi nachts permanent nach Mumi verlangte und ich selten mehr als 3 Stunden Schlaf bekam und die nicht mal am Stück :o(. Aber er hatte auch heftige Umstellungen zu verkraften. Umzug, Aupair ging, Kindergarten fing an, komplette Umstellung der Schlafenszeiten, etc.. Außerdem kam recht plötzlich die "eigene Sprache" in sein Leben, die er bis vor 3 Monaten fast komplett ignoriert hatte. Sein Wortschatz war sehr begrenzt und er hatte noch viele Babywörter.
Durchgeschlafen hat er bei mir noch nie und ich führe das schon manchmal auf das Stillen zurück, denn bei seinem "Babysitter" schläft er eigentlich immer durch.
Aber grundsätzlich, meinte ich zu der Erzieherin, würde ich schon erst dann abstillen, wenn ich dazu bereit sei bzw. einer von uns beiden nicht mehr wollte. Sie meinte, so wie sie Frederick kennengelernt hätte (sie beschrieb ihn als passiv), würde dieses Signal wohl kaum von ihm aus kommen. Ich meinte: Abwarten! Außerdem hätte ich mich durchaus intensiv mit dem Thema beschäftigt und als ich ihr die Empfehlungen der WHO nannte, war sie ganz überrascht. Ich meinte zu ihr, dass das Stillen mit Ernährung nach dem ersten Jahr im Prinzip nur bedingt was zu hat, da sich wohl die meisten Kinder ab da hauptsächlich von fester Nahrung ernähren und dennoch empfiehlt die WHO das Stillen über diesen Zeitraum hinaus. Und andere Kulturen stillen durchaus wesentlich länger. Ach ja, das kann man doch nicht 1 : 1 auf hier übertragen. Na gut, dann halt nicht, aber ich musste am Ende doch noch in einem freundlichen Nebensatz los werden, dass ich früher als Grundschullehrerin - pädagogisch und theoretisch gut geschult - Elterngespräche führte und heute - nachdem ich selbst Mutter bin - viele Dinge, Einstellungen und Probleme der Eltern erst wirklich verstanden habe. Mein Mann grinste innerlich vor sich hin. Bin ja schon froh, dass er mich da voll unterstützt. Gegen andere kann ich mich wehren, gegen ihn würde es mir schwerfallen.
Wenn ich in einem halben Jahr immernoch stille, werfen sie mich bzw. Fredi vermutlich aus dem KiGa raus ...
Liebe Grüße
Ines
Mein Sohn ist suchtgefährdet...
mich überrascht weniger die Einstellung der Erzieherin als dass das Thema überhaupt auf's Stillen kam! Da rechtnet doch kein normaler Mensch mehr damit, dass ein 3jähriger noch stillt *g*.
Und klar, in anderen Ländern haben Kinder völlig andere Bedürfnisse!?!
Aber ich find's eigentlich super dass ihr das thematisiert habt. Ich denke oft wenn wir LZSler uns immer verstecken wird's nie wirklich "normal" ein KLeinkind zu stillen!
LG Tini
Mein Sohn ist suchtgefährdet...
Hallo Ines,
auf was für Ideen die Leute so kommen ;-)
Als meine Kleine letztes Jahr in den KiGa kam (da war sie 3J+2M alt), hatte ich erst einmal nicht erzählt, dass sie noch gestillt wird. Die Erzieherinnen hatten mich nach einigen Tagen angesprochen und meinten, sie hätten selten so ein selbstbewusstes, mit Urvertrauen ausgestattetes Kind gesehen.
Ich lächelte ein wenig und sagte dann: "Vielleicht liegt es daran, dass ich sie noch stille." Das wäre wohl möglich, meinten sie, möglicherweise sollte man allen Müttern empfehlen, länger zu stillen.
Ich stille Katharina noch immer, sie ist selbstbewusst, aufgeschlossen, hat einen großen Freundeskreis. Mein Sohn war in dem Alter äußerst zurückhaltend, Freunde hatte er keine, möglicherweise lag es daran, dass ich ihn nur 6 W lang stillen konnte.
LG Lili m. Katharina, schon mehr als 4J+2M Stillkind :-)
Mein Sohn ist suchtgefährdet...
wenn man Stillen nur im ersten Lebensjahr als normal (aner)kennt, liegt es nahe, längeres Stillen als eine potenzielle Gefährdung des Kindes bzw. als Merkmal einer nicht normalen Entwicklung zu sehen. :o)
Aber: Dass sicher gebundene Kinder weit weniger suchtgefährdet sind, ist (wohl) allgemein anerkannt. Dass Stillen nach Bedarf (immer!) normal und ein Bindungsfaktor ist, ist halt nicht "präsent".
"Aus anthroposophischer Sichtweise bietet Felicitas Vogt eine ?mögliche Definition: Sucht ist ein sich steigernder zwanghafter Prozess, durch Außenstimulation, egal welcher Art, Konflikte zu verdrängen und Genuss ohne Eigenanstrengung an die Stelle zu setzen. ... Allen Suchtformen liegt eine unstillbare Sehnsucht zu Grunde nach Ruhe, Geborgenheit, Sinnerfüllung, Ankommen bei sich selbst."
Ruhe, Geborgenheit etc. hat ein Langzeitstillkind zwar nicht zwangsläufig (und so manches Kind hat es auch, ohne gestillt zu werden), aber meistens schon. Diese "Sehnsucht" danach und das obige normal infantile Verhalten (ohne die zwanghafte Steigerung; Stillen als Trost, Beruhigung, Abschalten etc.) lässt es dann irgendwann hinter sich. Mit dem Stillen. Und das Abstillen kommt normalerweise immer. :o)
Befriedigte Bedürfnisse, sind Bedürfnisse, die ein Kind ablegt. Unbefriedigte Bedürfnisse bleiben bestehen und sind, da für das Alter dann unangemessen, schwer adäquat zu befriedigen.
Also, stillen, bitte. :o)
LG, Sonne
Hab ich bis zum 19. Monat auch gedacht *g*...
So lange hat meiner nämlich gestillt wie ein Verrückter. Verrückt ist er jetzt manchmal noch aber stillen tut er nimmer. ;-)
LG Uta
Mein Sohn ist suchtgefährdet...
Ich kann nicht verstehen wieso irgendwelche Personen sich bemüßigt fühlen sich über so eine Privatsache auszulassen.
Herrje, Sophie muss schon mit 2 in den Kiga.....
Ei und Henne - hier ist es ja wohl eindeutig.
Hallo Ines,
"Und es würde ihn doch anfälliger machen, auch zukünftig Ersatzbefriedigung zu suchen (...).
AUCH zukünftig Ersatzbefriedigung zu suchen? Es ist doch wohl eher so, dass alles mögliche Ersatz für das Stillen ist, das Stillen aber nicht Ersatz für irgend etwas, sondern ein Bedürfnis an sich. Dein Sohn sucht keine Ersatzbefriedigung und braucht auch keine, er hat doch das Original.
Da kann ich die Argumentation mit den Ambivalenzkonflikten, die das Stillen über das erste Lebensjahr hinaus erzeuge (Kind will sich eigentlich von der Mutter lösen, wird aber durch das Stillen zu ihr gezogen), ja schon eher verstehen. Ich habe in gut vier Jahren aber noch keinen solchen Konflikt bei meinem Kind beobachtet.
LG Katja
Mein Sohn ist suchtgefährdet...
falls es Dir irgendwie helfen sollte: Abstillen hat bei uns das Durchschlaf-Problem nicht gelöst. Wir haben unser 2. Baby bekommen, als die Große 2,5 Jahre alt war - und sie verlangte nächtlich ebenfalls mehrmals nach Stillen. Mitunter kam sie öfter als der Kleine. War für mich irgendwann nicht mehr machbar - aber ganz abstillen wollten wir auch nicht. Also habe ich mir ihr vereinbart, dass wir nur noch am Tag dreimal stillen, und das hat irgendwann auch geklappt. Aber Durchschlafen war trotzdem nicht drin - nur hat es eben so auch öfter gereicht, wenn der Papa da war, und ich musste nicht ewig zwischen beiden Kindern "pendeln".
Inzwischen ist sie übrigens 4, Baby Nr. 3 ist unterwegs und angesichts der knappen Milchmenge hat sie großzügig auch noch auf die letzte, abendliche Stillmahlzeit verzichtet (erst wurde die Mittags-Stillerei zusammen mit dem Mittagsschlaf abgeschafft, dann hatte sie morgens auch keine Lust mehr). Trotzdem ist ein nächtlicher Spaziergang immer noch die Regel.
Der Kleine ist übrigens schon jetzt (gerade 2 geworden) bei nur einmal abends stillen angekommen und schläft durch. Zumindest wenn er gesund ist. Stillhäufigkeit und Durchschlafverhalten liegt also wohl echt am Kind, und nicht an der mütterlichen Stillwut.
LG,
Claudia
Mein Sohn ist suchtgefährdet...
Es beruhigt mich zwar einerseits, anderseits schaudert es mir bei dem Gedanken, dass ich ja noch ein zweites Baby möchte. Spätestens bis dahin sollte Frederick ein bisschen mehr schlafen ;o).
Aber ich kann merkwürdiger Weise Positives vermelden: Mein Sohn hat bereits 3 Tage hintereinander für seine Verhältnisse außerordentlich lang am Stück geschlafen. Das war auch durchaus angebracht, denn erst hatte er die Magen-Darm-Grippe, dann ich und nun mein Mann. Und heute wollten wir eigentlich in den Kurzurlaub (werden wir nachher auch noch).
Aber ich war echt froh, dass ich nicht jede Stunde zu ihm rüber musste, weil mein Kreislauf das kaum gepackt hätte. Vielleicht hat er das gespürt, wer weiß.
Und das Stillen war während seiner Magen-Darm-Geschichte mal wieder das einfachste und sinnvollste, was er zu sich nehmen konnte und auch wollte. Und plötzlich ist Mumi wieder echte Nahrung ;o)! Wenn das die Kindergarten-Tante wüsste...
Liebe Grüße
Ines
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