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Ihr habt bestimmt schon gedacht, ich sei eine blöde Nuss...

...bin ich aber nicht! ;o)

Ich habe all Eure Beiträge zu unserem Problem gelesen und konnte viel davon verweten. Dafür ganz lieben Dank.

Inzwischen war ich mit Maxi sowohl beim Kinderarzt, als auch bei einer psychologischen Beratungsstelle und was soll ich sagen: Kleine Erfolge sind schon zu verzeichnen.

Erstens: Maxi hat ja, wie bei einem Krankenhausaufenthalt im Babyalter (so ca. 1,5 Jahre war sie da) bekannt wurde, eine Stoffwechselstörung, die verhindert, dass sie ein Hungergefühl verspürt. Da halfen wirklich nur sehr regelmäßige Mahlzeiten mit superleckeren und hochkalorischen Nahrungsmitteln...damit sie nicht dauernd im Körperfettabbau blieb.

In den letzten Wochen, seit ich abends arbeiten gehe, verschob sich aber die Abendmahlzeit etwas nach vorne und da konnte die Maus einfach noch nicht wieder etwas essen. So ging sie mit leerem Magen ins Bett und morgens war sie dann schon wieder so tief im Blutzuckerloch und in der Abnahmephase, dass sie erst recht wieder nichts essen konnte...Stress fürs Kind und für uns alle.

Das war also mal der erste Punkt, der wieder geregelt werden musste. Wir machen es jetzt so, dass Maxi später ins Bett geht, mit mir zusammen noch ein leckeres Betthupferl isst und dafür morgens später in den Kindergarten geht. Leichte Entspannung schon allein dadurch, denn die Blutzuckertiefs, die sie selbst ja nicht als solche einordnen konnte (und ich ja im ersten Moment auch nicht), waren natürlich tödlich für die Laune!

Bei der Beratungsstelle gab es noch mehr Hilfe. Maxi ist ja schon von Geburt an so eine extreme Persönlichkeit und bei ihr haben wir wohl wirklich irgendwie den Moment verpasst, an dem aus 'Stillen nach Bedarf' ein 'Gehorchen (der Eltern!...eigentlich aller Menschen, einschließlich Erzieherinnen, Geschwister, Großeltern und was es sonst noch so gibt) auf Befehl' wurde. Der Rat war: Kommt es jetzt zu einer 'Nein-Situation' mit dem Kind auch räumlich aus dem Geschehen verschwinden (wir legen uns jetzt immer in Colins Zimmer aufs Bett), es so im Arm halten, dass es sich und andere nicht verletzen kann (sie schlägt ja ganz gerne mal ihren Kopf gegen alles mögliche, Beulen an der Stirn und ein ausgeschlagener Zahn (bei MIR!) sind die möglichen Folgen) und den Frust aushalten. Maxis erste Grenzen! Mannomann, ich kann Euch sagen, das ist kein Spaß gewesen!

Unweigerlich kam das erste Nein nach der Beratung (Maxi wollte dem Hund Essig in den Napf schütten, Ablenkung a la "Hier hast Du ein bischen Wasser und kannst es dem Hund einschütten" half nicht) und ich verzog mich mit der Krümeline ins Bett. 1,5 Stunden Wutgebrüll, versuchtes Um-sich-schlagen und viele, viele Tränen...mir ging es sauschlecht, ihr auch, aber ich fühlte etwas in mir: Die Möglichkeit zu bestehen. Das tat ich auch. Es ging ohne Bestechung, ohne Ablenkung, ohne alles. Irgendwann wurde sie ruhig, guckte mich an und meinte "Du sagst ja gar nicht 'Ja'!?"

Ich: "Nein, das KANN ich auch nicht! Lola kann kein Essig trinken, sie wird dann krank!" (hatte das vorher schon zu erklären versucht, aber kam nie damit an)

Und es war sofort gut. Kein Problem mehr. Sie war wieder lieb und 'normal'. Bis jetzt ist es so heftig nicht mehr gewesen. Inzwischen kann ich sie, wenn mal wieder so eine 'Nein-Situation' kommt, mit nach oben nehmen und wir kuscheln eine Runde. Unterwegs wehrt sie sich zwar, aber wir haben den Konsens gefunden, dass wir dann eine kleine Pause zusammen machen und danach ist es dann auch wieder gut. Bissl schwer zu beschreiben, wie das abläuft, aber es ist, abgesehen vom Hochtragen, kein Zwang dabei. Einmal ist sie sogar freiwillig mitgegangen ("Ich bin sauer auf Colin, können wir kuscheln?" und ich habe das Gefühl, dass sie mir mein Mitgefühl auch endlich abkauft. Es muss echt schwer sein, wenn man an Machbarkeitsgrenzen stößt...sie sah richtig abgearbeitet aus beim ersten mal. Aber auch zum ersten mal richtig entspannt. Anscheinend ist die Erfahrung, dass etwas nicht geht aber die Welt davon trotzdem nicht untergeht, etwas, dass wir ihr bis jetzt mit gutem Willen erspart haben. Allerdings haben wir ihr und uns damit wohl keinen Gefallen getan. Ich beobachte das Ganze jetzt mal noch ein Weilchen und schreibe Euch dann noch mal, wie es weiter ging.

Was ich noch sagen möchte: Ich bin KEIN Fan von kontrolliertem Festhalten nach dieser russischen Psychologin, deren Name mir jetzt nicht einfällt, aber diese Aktion hatte schon etwas davon. Es war eine Konfrontation und ich weiss nicht, wie gewalttätig es ausgesehen hat, weil ich ja selbst mitten drin war. Trotzdem glaube ich, dass Maxi das eine ganz wichtige Erfahrung vermittelt hat: Eine Grenze, die nicht überschritten werden KONNTE und trotzdem ganz nah bei Mama, die MITleidet und Trost gibt gleichzeitig. Fühle mich jedenfalls gut damit und sie sich anscheinend auch.

Liebe Grüße

Steffi, ein bischen weniger verzweifelt und hilflos jetzt.

Bisherige Antworten

Ihr habt bestimmt schon gedacht, ich sei eine blöde Nuss...

Hallo Steffi,
das klingt doch sehr viel versprechend. Ich bin auch keine Freundin dieser Festhalte-"Therapie", allerdings habe ich das bei Manuel (grad 2 geworden) auch 3-4x gemacht, als er so heftige Wutanfälle hatte. Anders wär es gar nicht gegangen. Er verletzt sich zwar nicht selbst, aber wenn er draußen ist, dann läuft er sofort los (und meistens an den Ort zurück, wo das "Drama" angefangen hat).
Ich finde es daher legitim und wichtig, Kinder aus der Situation herauszunehmen. Und wir können wohl nicht erwarten, dass 1 Kleinkind (oder auch ein älteres Kind) einfach freiwillig mitgeht (zumal wenn wir über Kinder mit einem sehr starken Willen reden - ich weiß wovon ich rede 8-) ). Und einige Kinder brauchen wohl auch die Erfahrung dieser körperl. Grenze - so nervenaufreibend das für alle Beteiligten auch ist.
Manuel wird dann so lange von mir festgehalten, bis er sich soweit beruhigt hat, dass er an Ort und Stelle bleibt. Irgendwann will er dann "freiwillig" auf meinen Arm u. wir kuscheln kurz.
Übrigens hatten wir solche extremen, langen Anfälle bisher wie gesagt 3 od. 4x in relativ kurzen Zeitabständen (es fing, glaube ich, irgendwann im August an). Danach nicht mehr.
Klar, er hat immer noch Wutanfälle (das wird wohl auch die nächsten 1-x Jahre so sein). Aber sie sind i.d.Regel kürzer, oft hat es mit der Situation zu tun (z.B. hungrig + müde + irgendwas klappt nicht etc.), d.h. es kommen mehrere Dinge zusammen.
Und ich bin so konsequent, dass ich jede Aktivität sofort abbreche, wenn er 1 Anfall bekommt. D.h. wir fahren/gehen dann sofort nach Hause - egal, ob wir Schwimmen gehn od. seine Freundin besuchen wollten. Das ist natürl. anstrengend aber anders kann er ja nicht verstehn, dass sein Verhalten nicht immer toleriert werden kann.
Ich wünsche Dir starke Nerven (ich weiß, wie fertig man nach so einem Anfall ist, mir haben teilweise die Hände gezittert von der nervlichen Anspannung u. der körperl. Anstrengung) und eine baldige "Besserung" Eurer Situation.
LG
Nadine

Ihr habt bestimmt schon gedacht, ich sei eine blöde Nuss...

Danke für Deine Rückmeldung! Hatte mich schon gewundert...
Es klingt -wieder- dramatisch, aber vielversprechend. Wahrscheinlich wirst Du nie wieder bei ihr so zupacken müssen. Ihre Frage "...du sagst ja gar nicht Ja..." finde ich dafür die Schlüsselaussage - wie Du das auch selber beschreibst.
Die kleinen Wänster - überraschen einen immer wieder. :-)
Alles Gute weiterhin!
Gruss
Fanny mit
FannyBoy (4j11m), FannyGirl (2j11m) und Krümel (19.ssw)
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