Bin ich eine Sklavin?
ich bin eine fleißige stille Mitleserin und habe eine glückliche Stillbeziehung zu meiner Tochter Franka (19 Mon.)
Beim Googeln bin ich auf einen Artikel einer Frau Uni.Dr.gestoßen, wo ein Typ namens Ainsworth (den sie zitiert), eine nette Einteilung gemacht hat:
Bei der Gestalt, in der sich die zwischenmenschliche Bezogenheit darstellen kann, werden nach Ainsworth et al. vier Typen unterschieden:
(1) Das sicher gebundene Kind isst autonom. Es lebt in einem Umfeld verfügbarer Nahrung und reguliert seine Nahrungsaufnahme nach Angebot und Nachfrage. Seine Geschmacksorientierung ist genetisch sowie soziokulturell geprägt. Individuelle sowie interaktionelle Faktoren beeinflussen Zeitpunkt, Menge und Inhalt. Ein funktionierender Zyklus von Hunger und Sattheit wird von der nährenden Bezugsperson, meist der Mutter, respektiert, erkannt und ihr Nahrungsangebot wird den individuellen, dyadischen wie auch kulturellen Bedingungen angepasst.
(2) Das unsicher-ambivalent gebundene Kind wird von der ängstlich-unsicheren Atmosphäre der Beziehung zur Hauptbezugsperson in seinem Essverhalten, oft schon seit der Geburt, bedrängt. Diese Mütter meinen, dass ihre Kinder ohne besonders große Aufmerksamkeit und Anpassung ihrerseits effektiv verhungern würden. Die moderne Empfehlung der "ad libitum"-Fütterung wird sowohl beim gestillten wie ungestillten Kind zur Farce übertrieben, so dass die Mutter eine dependente und sich zunehmend erschöpfende Sklavin der kindlichen oralen Bedürfnisäußerungen wird. Strukturlos wird rund um die Uhr gestillt und gefüttert; es entsteht keinerlei Rhythmik. Die Gedeihstörung entsteht hier auffällig oft, beginnend mit Spucken, Erbrechen, Heraufwürgen und Ruminieren.
(3) Das unsicher-vermeidende Kleinkind lebt in einem, seine biologischen und emotionalen Bedürfnisse ? wenn auch nicht absichtlich ? unterstimulierenden und unterstimulierten Umfeld. Es wird, wenn auch nicht krass, real vernachlässigt, meist lieblos und technisch versorgt. Der zwischen Mutter und Kind entstehende Signal-Dialog und der Austausch geglückter kommunikativer Kreise ist auf das Minimum reduziert. Das Baby ist meist der einzige interaktive Motor der Kommunikation. Bei ausreichender Nahrungsmenge wird problemlos getrunken und gegessen, die Babys halten das Fläschchen sehr frühzeitig selbst und sind im autonomen Essverhalten technisch oft erstaunlich geschickt.
(4) Das irregulär bindungsgestörte Kind gehört zu der numerisch kleinsten Gruppe. Psychische Desorientierung und Desorganisation sind hier die Reaktion auf den Versuch, das Bindungssystems zu aktivieren. Die Kinder dieser Gruppe zeigen selten isolierte Essverhaltensstörungen. Eher tritt bizarres Essverhalten, wie Rumination oder induzierter Reflux auf, manchmal im Zusammenhang mit anderen psychiatrischen Symptomen. Kinder psychiatrisch erkrankter Mütter (z.B. protrahierte postpartale Depressionen und Psychosen) stellen hier eine besondere Risikogruppe dar.
Aus:
Die Literaturangaben sowie Informationen über ein psychosomatisches Behandlungsschema bei frühkindlichen Ess- und Fütterungsstörungen (Modell der Sondenentwöhnung nach Dunitz-Scheer) sind über die Verfasserin erhältlich.
UD Dr. Marguerite Dunitz-Scheer, Universitäts-Kinderklinik, A-8036 Graz
Tel.: +43-316-385-2679, Fax: +43-316-385-3754
Univ. Prof. Dr. Marguerite Dunitz-Scheer ist Kinderfachärztin und Psychotherapeutin. Sie leitet die Station Kinderpsychosomatik an der Universitäts-Kinderklinik Graz. Ihre Schwerpunkte sind Säuglingspsychiatrie und Interaktionsstörungen.
Dr. Alexandra Schein ist Psychologin, Psychotherapeutin und Psychoanalytikerin in Ausbildung. Ihre Schwerpunkte sind Psychische Konstellationen während der Schwangerschaft und der frühen Elternschaft.
Gefunden bei: www.liga-kind.de/pages/duni200.htm
Darf ich mich also in Gruppe 2)einreihen als erschöpfende Sklavin der oralen Bedürfnisse meines Kindes... und das seit Geburt an?
Gibt es keine Gesetze, die so einen Blödsinn, den diese Frau Professor hier veröffentlicht, verbietet?
Also, die zunehmend erschöpfende Sklavin geht jetzt ins Familienbett und freut sich schon aufs Aufwachstillen!
Liebe Grüsse von Petra
hier auch Sklavin - aber ohne Gedeihstörung..
Naja, solang unsere Kinder da nicht auf deren Station müssen!
LG Berit
Re: hier auch Sklavin - aber ohne Gedeihstörung..
ja, im vorletzten Jahrhundert hat sie's gelernt!
Liebe Grüsse, Petra
*grins* gut möglich!!
Re: Bin ich eine Sklavin?
"Strukturlos wird rund um die Uhr gestillt und gefüttert; es entsteht keinerlei Rhythmik. Die Gedeihstörung entsteht hier auffällig oft, beginnend mit Spucken, Erbrechen, Heraufwürgen und Ruminieren."
Ich habe auch rund um die Uhr gestillt, wenn mein Sohn es wollte und tu das heute noch. Er hat aber keinerlei Gedeihstörung, er war als Baby zwar ein Speihkind aber nicht lange, Erbrechen und Heraufwürgen kenne ich von ihm gar nicht und was ist "Ruminieren"???? Was das auch ist, das hat hier keins meiner Kinder!
Mach Dir keine Gedanken und mach einfach so weiter, wie es Dir Dein Herz sagt.
LG Mattina
Ach ja, der Kleine hat ein völlig anderes Stillverhalten als der Große und hat auch keine Gedeihstörungen, im Gegenteil. *g*
Re: Bin ich eine Sklavin?
...und was ist "Ruminieren"???? Wusste ich bisher auch nicht.
Ruminieren: Das sogenannte Ruminieren ist eine Art Wiederkäuen der Nahrung. Dieser Vorgang ist harmlos. Die Säuglinge würgen die Nahrung, die sie bereits verschluckt haben, wieder in den Mund hoch, kauen und schlucken sie erneut. In der Regel ist das kein Anlaß zur Sorge geben. Die Kinder sehen zufrieden aus und erleben das Ruminieren offenbar als lustvollen Vorgang.
Liebe Grüsse von Petra, die ewig Strukturlosstillende mit zwei prächtig gedeihten Kindern!
Re: Bin ich eine Sklavin?
oweia..
Aber mein Kind hat nie "ruminiert" ?
Gruss Gala
Re: Bin ich eine Sklavin?
Re: Bin ich eine Sklavin?
Viele Grüße,
Christine
Re: Bin ich eine Sklavin?
ich finde es immer wieder erstaunlich wieviel unserer Patienten Psychologie angefangen haben zu studieren und dann aufgrund ihrer psychischen Erkrankung das Studium schmeissen mussten *hm*
LG Berit
in einer geschlossen akutpsychiatrischen Station arbeitend
Re: Bin ich eine Sklavin?
Psychologie-Studenten würde ich kaum jemanden vermuten, der
psychisch völlig gesund ist, aber einige, die ihr Studium als eine Art
Selbsttherapie betreiben oder über eigene Probleme darauf gekommen
sind, anderen helfen zu wollen. Wer tut sich das sonst freiwillig an?
Hätte ich weiter studiert, hätte ich Entwicklungspsychologie dazu
genommen - mir hatte damals ein wenig davor gegraut. :o) Wegen
meiner Kommilitonen und wegen der haarsträubenden, veralteten
Theorien zum Thema.
Ein angesehener Primatologe aus der Schweiz hatte eine
Kompaktvorlesung gehalten, "Einführung in die Primatologie". Es wurde
bei den Jungentypen nur zwischen Nesthocker und Nestflüchter
unterschieden. Hallo? Traglinge? Na, vielleicht wäre das dann im
Aufbauseminar dran gekommen... oder so. *seufz*
LG, Sonne
Re: Bin ich eine Sklavin?
Ist komisch ne??
Hab auch das Gefühl, dass einige unserer Psychos das aus Gründen der Selbsttherapie machten......
Zum Glück arbeiten bei uns kaum Psychologen sonder fast alles "Neurologe/Psychiater" und das sind auf jeden Fall "normalere" Leute ;-))
Ach ja; morgen geh ich wieder schaffen :-)
GLG Berit
sollte bestimmt onanieren heißen *blödel*
Re: Bin ich eine Sklavin?
nun ich finde ja, dass das Stillen nach Bedarf ganz eindeutig in die erste Kategorie fällt:" Das sicher gebundene Kind isst autonom. Es lebt in einem Umfeld verfügbarer Nahrung und reguliert seine Nahrungsaufnahme nach Angebot und Nachfrage." Wobei ich nicht weiß, wie "autonomes" Essen bei Neugeborenen anders aussehen soll als an der Brust so lange zu saugen, wie es will, dass was kommt.
Die zweite Kategorie würde für mich bedeuten, dass Kind bekommt was in den Mund geschoben, egal was sein momentanes Bedürfnis wirklich ist.
Gruß Annette *autonom*
Re: Bin ich eine Sklavin?
sehe ich genauso!
LG Tina
Re: Bin ich eine Sklavin?
LG,
Susanne
Re: Bin ich eine Sklavin?
da steht doch:.. "das "ad-libitum" Füttern.. wird zur Farce ...übertrieben". Da ist für mich die unheilvolle Kombination von stillunerfahrenen Müttern, buckliger Verwandtschaft, Hebammen und KiÄrzten zugange, die bei allen Problemen erstmal vermutet: "das Kind wird an der Brust nicht satt", Kontrollwahn (ich muss doch wissen, was das Kind trinkt, und wenn das nicht die auf den Flaschenmilchpackungen angegebenen 100 oder so ml sind, dann VERHUNGERT mein Kind, das Kind muss pro Woche/Tag/Stunde sounsoviel zunehmen, sonst ...) und dann ist es tatsächlich nicht mehr das Bedürfnis des Säuglings, sondern das der Umgebung.
So interpretier ich das zumindest ;o)
Gruß Annette
*die sich da überhaupt nicht angesprochen fühlt*
ich unterschreibe hier LG -->
Das war auch mein erster Gedanke..
Re: Bin ich eine Sklavin?
hier schließe ich mich an!
Es heißt doch "Die moderne Empfehlung der 'ad libitum'-Fütterung wird sowohl beim gestillten wie ungestillten Kind ZUR FARCE (Hervorhebung von mir) übertrieben (...)".
LG Katja
Verstehe ich auch so, LG
Kann man MuMi "ruminieren"?! *dummguck* ;-)
Re: Kann man MuMi "ruminieren"?! *dummguck* ;-)
unter medizininfo.de gefunden
LG Tina
Re: Kann man MuMi "ruminieren"?! *dummguck* ;-)
;-)
LG
Doro
Re: Kann man MuMi "ruminieren"?! *dummguck* ;-)
LG tina
Re: Bin ich eine Sklavin?
Viele Grüße,
Christine
Re: Bin ich eine Sklavin?
Stimmt, eigentlich bedeutet, Stillen nach Bedarf die erste Gruppe; da hat die frau Doktor irgendwas durcheinander gebracht ;-)
LG Berit; auch eher die erste Gruppe ;-)
alles andere würde bedeuten ich liefe nackig vor den Kindern rum und rufe: hallo bitte wollt ihr nicht stillen??? *gg*
Hier was zu Mary Ainsworth
Hallo Petra,
bei mir hats gerade geklingelt, als ich den Namen gehört hab. Ich hab mal im Studium ein Referat über Bindungstheorien gehalten und da gibt es einmal John Bowlby, der die Theorie begründet hat und Mary Ainsworth, die sie weiter entwickelt hat.
Hier wird das ganz gut erklärt.
http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Fachbeitrag/a_Kindheitsforschung/s_1509.html
Ich würde Stillen nach Bedarf des Kindes übrigens auch eher unter Kategorie eins stecken.
LG Katrin
PS: Ich lese gerade Mutter Natur von Sarah Blaffer Hrdy, das geht um die Evolution mit dem Fokus auf weibliche Tiere und Frauen. Und da wird es immer wieder deutlich, dass in den Wissenschaften (auch der Psychologie) nicht die neuen Erkenntnisse das Problem zu sein scheinen, sondern die Überwindung von scheinbar festzementierten Überzeugungen.
Re: Hier was zu Mary Ainsworth
Ich kannte v.a. das Werk "Trennung" - als mit vier Monaten unserer Trennungen ( wegen meiner Arbeit) anstanden hatte ich große Ängst, beim Kind Schäden zu verursachen.
An und für sich sind die Stimmungs-Philophien schon ganz nett.
Gruss Gala
Re: Hier was zu Mary Ainsworth
ja, ich weiß, dass man Bowlby etwas mit Vorsicht genießen muss, ich bin aber jetzt auch nicht mehr so detailliert mit ihm vertraut. Diese Bindungskategorien von Mary Ainsworth sind aber wohl allgemein anerkannt. In dem Buch, das ich gerade lese, werden beide Theorien noch genauer erklärt, aber bei dem Kapitel bin ich noch nicht.
LG Katrin
Re: Bin ich eine Sklavin?
ich schließe mich einem Teil der Antworten an, das normale Stillen nach Bedarf fällt mit Sicherheit in Gruppe 1. Bei den restlichen Gruppen handelt es sich ja um richtige Krankheitsbilder - da würde ich einer Fachärztin durchaus zutrauen, dass sie ihre Aussage auf die klinischen Fälle stützt, die sie sieht. Es ist mit Sicherheit nicht die gesunde Stillbeziehung gemeint. In meinem ET-Forum hatten wir den Fall eines Mädchens, das eine ganz schlimme Gedeihstörung hatte, anfangs gestillt, dann nach ein paar Monaten mit Flasche, weil sie nichts zunahm. Das Kind hat nichts gegessen, wurde irgendwann nur noch schlafend (!) gefüttert und erst durch einen mehrwöchigen stationären Aufenthalt in einer Spezialklinik mit Mutter und Vater abwechselnd hat sie das normale Essverhalten gelernt. Soweit ich mich erinnere, war das auch eine psychische Störung beim Säugling, wodurch die genau ausgelöst wurde ist mir allerdings nicht bekannt.
LG Annalisa
Re: Bin ich eine Sklavin?
Viele Grüße,
Christine
Re: Bin ich eine Sklavin?
ja genau, so in etwa muss es bei der Mutter auch gewesen sein, sie hatte mal vor dem Krankenhausaufenthalt Auszüge aus der Einschätzung einer Psychologin gepostet, da waren ganz schön harte Sätze drin, ich erinnere mich noch an den Ausdruck "Vergewaltigung des Säuglings" in Bezug auf die anfänglichen Fütter-Situationen. Scheint es aber gar nicht sooo selten zu geben, immerhin gibt es einige Krankenhäuser in Deutschland und Österreich, die extra für solche Fälle da sind und trotzdem monatelange Wartezeiten haben. Bei dem Kind im Forum war es wohl auch so, dass sie gar kein Hungergefühl hatte und immer im Schlaf getrunken hat - echt bizarr, zum Glück geht es Mutter und Kind jetzt wieder gut!
LG Annalisa
Re: Bin ich eine Sklavin?
Viele Grüße,
Christine
Re: Bin ich eine Sklavin?
wir gehören zu 100% zu Gruppe 1. Meine Kinder essen autonom von der frei verfügbaren Nahrung in ihrem sozialen und kulturellen Familienumfeld. ;-)
Die Frau wiederspricht sich doch selbst. Die These 1 mit der von den kindlichen Bedürfnissen gesteuerten Nahrungsaufnahme passt nicht zum starren Ruf nach Rhythmus in These 2.
Ich würde unter These 2 eher die Mütter sehen, die einen Riesendruck mit Flasche austrinken nach festem Zeitplan machen. Zum Stillen kann man kein Kind zwingen, deswegen kann ein vollgestilltes Kind eigentlich nie in diese Gruppe fallen.
Kein gesunder Erwachsener isst und trinkt übrigengs nach starr festgelegten Plänen in Bezug auf Menge und Uhrzeit. ;-)
LG
Claudia
Re: Bin ich eine Sklavin?
was aber ist bitteschön:
dyadisch??? und ruminieren?????
sorry, war zu schnell :-))
glg tina
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