Abstilltabletten, Frage hab!!
Keine Sorge ich soll die nicht nehmen, aber meine Freundin die aufgrund eines erhöhten Prolaktinwertes einen Tumor an der Hinanhangsdrüse hat :-(
Nun hört sich Tabletten gegen den Tumor schlimmer an als Abstilltabletten. Also wer die kennt, melde sich bitte!! LG Nicole
@die LZSler, das ihr keine persönliche Erfahrung habt ist mir klar, aber ihr wißt immer so gut Bescheid.
Re: Abstilltabletten, Frage hab!!
ich habe gerade mal nach dem Medikament gegoogelt. Es handelt sich dabei um den neueren Wirkstoff Caberlogin, der alternativ zum älteren Wirkstoff Bromocriptin eingesetzt wird. Gegenüber diesem hat er offenbar den Vorteil einer stärkeren Wirksamkeit, manche Nebenwirkungen sind weniger, manche gleich oft zu beobachten.
Mit Bromocriptin habe ich zweimal Erfahrungen gesammelt. Beide Male wurde bei mir lange vor der ersten Schwangerschaft ein erhöhter Prolaktin-Wert festgestellt. Mir ging es unter der Tabletteneinnahme gar nicht gut, meine Stimmung war sehr beeinträchtigt. Beim zweiten Mal wollte ich schwanger werden, was durch den hohen Prolaktin-Spiegel verhindert wurde. Die Nebenwirkungen waren mir diesmal bekannt, ich nahm sie (nach zwei Fehlgeburten) in Kauf und wurde auch schnell schwanger. Ich wäre aber nicht bereit gewesen, das Medikament ein weiteres Mal zu nehmen.
Nun liegt der fall bei deiner Freundin ja ganz anders; ich nehme an, es geht auch gar nicht so sehr um Kinderwunsch. Sie sollte, so finde ich, sich auf die zu erwartenden Nebenwirkungen einstellen, die aber ja zu einem Teil weniger zu erwarten sind, weiul sie den neuen Wirkstoff bekommt. Ein Tumor im Kopf ist natürlich keine schöne Sache. Da kann sie von Glück reden, dass sie einen hat, der behandelt werden kann. Ein Freund von mir hat aufgrund eines Astrozytoms eine Lebenserwartung von maximal noch zehn Jahren, sein Sohn ist gerade 9 geworden. Übrigens ist auch der Tumor Schuld am hohen Prolaktin-Spiegel, nicht umgekehrt.
Alles Gute für deine Freundin und liebe Grüße,
Katja
Re: Abstilltabletten, Frage hab!!
Re: Abstilltabletten, Frage hab!!
welche Nebenwirkungen sie zu erwarten hat, geht ja aus der Packungsbeilage hervor. Ich hatte selbst sehr mit depressiven Verstimmungen zu kämpfen, habe aber ja auch den anderen Wirkstoff bekommen.
Hilft dir der Anhang weiter? Die Quelle nenne ich bei Bedarf gerne.
LG Katja
Cabergolin (Dostinex)
Dopaminagonisten, wie das schon länger am Markt befindliche Bromocriptin (Bromed, Bromocriptin Generika, Parlodel, Umprel) und das nun neu eingeführte Cabergolin (Dostinex), wirken so wie der endogene Neurotransmitter Dopamin über D2-Rezeptoren hemmend auf die Sekretion der Prolaktin-sezernierenden Hypophysenzellen - ein Effekt, der insbesondere bei der hyperprolaktinämischen Amenorrhoe der Frauen zur Fertilitätssteigerung und im Puerperium zum Abstillen ausgenützt werden kann. Inwieweit hat nun die neue Substanz Cabergolin Vorteile gegenüber dem seit langem etablierten Bromocriptin? Bei der Beantwortung dieser Frage können wir uns auf eine ausführliche Studie (1) und zwei zusammenfassende Bewertungen stützen (2,3).
Ein Hauptcharakteristikum von Cabergolin ist seine lange Wirkungsdauer. Eine Gabe von 0.5 bis 1.0 mg zweimal pro Woche ist ausreichend zur Behandlung der Hyperprolaktinämie, während von Bromocriptin zweimal täglich 2.5 - 5.0 mg gegeben werden müssen. Bei dieser Dosierung war Cabergolin bei 223 Patientinnen mit Hyperprolaktinämie erfolgreich und führte in 83% (versus 59% für Bromocriptin) zu einer Normalisierung der Prolaktinblutspiegel, dementsprechend wurden auch 72% der Frauen (versus 52%) unter der Behandlung schwanger (1). In dieser Studie wurden auch die Nebenwirkungen genau registriert. Nausea und Erbrechen kamen bei Cabergolin signifikant seltener (aber immer noch bei über 30%) vor, während Kopfschmerz (ca. 30% für beide Substanzen) und Schwindel eine ähnliche Häufigkeit zeigten. 3% der Frauen in der Cabergolin-Gruppe, aber 12% in der Bromocriptingruppe mußten die Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen abbrechen. Neben den genannten Nebenwirkungen wurde auch über Hypotension, Depression und Obstipation berichtet. Cabergolin dürfte also bei der Behandlung der Hyperprolaktinämie gegenüber Bromocriptin aufgrund erhöhter Effizienz und zumindest teilweiser besserer Verträglichkeit Vorteile besitzen (1,2,3).
Bezüglich der Effektivität beim Abstillen im Puerperium wurde eine Einmaldosis von Cabergolin (1 mg) mit Bromocriptin (2.5 mg zweimal täglich für 14 Tage) verglichen, wobei beide Mittel sich als gleich effizient erwiesen, allerdings kam es in der 3. Woche post partum bei 24% der Bromocriptin Patientinnen (aber nur bei 5% unter Cabergolin) zu einem Wiedereinsetzen der Laktation (2,3). Auch bei dieser Indikation waren die oben genannten Nebenwirkungen zu beobachten.
Für Bromocriptin wurde während der Behandlung im Wochenbett über das Auftreten schwerer kardiovaskulärer Komplikationen, wie Schlaganfall und Herzinfarkte, berichtet (3), in den USA betraf dies 531 schwere Reaktionen mit 32 Todesfällen allerdings bei millionenfacher Verschreibung (4). Diese Daten haben in den USA für Bromocriptin zur Zurücknahme der Indikation Abstillen geführt. In Europa waren diese Nebenwirkungen anscheinend seltener, möglicherweise auch deswegen, weil die Indikation zum Abstillen hier strenger gestellt wurde, es wurde auch der kausale Zusammenhang dieser Komplikationen mit der Bromocriptin-Therapie nie ganz geklärt, da ja kardiovaskuläre Zwischenfälle im Puerperium auch ohne Medikamente zu beobachten sind. Für Cabergolin als Abstillmittel liegen bezüglich schwerer Nebenwirkungen keine Daten vor, allerdings könnte hier die lange Halbwertzeit dieser Substanz ein Nachteil sein. Auf jeden Fall sollte die Verschreibung von Bromocriptin bei der Indikation Abstillen nur mit entsprechender Zurückhaltung erfolgen. Wenn man Cabergolin wegen seiner stärkeren Wirkung bevorzugt, sollte auch hier die Möglichkeit schwerer Nebenwirkungen in Betracht gezogen werden, das heißt, eine Verschreibung nur mit entsprechend strenger Indikation erfolgen, wenn z.B. das Hochbinden der Brust nicht ausreicht oder nicht indiziert ist.
Zusammenfassend: Cabergolin (Dostinex) ist ein Dopaminagonist, der die Prolaktinsekretion hemmt. Sowohl bei der Hyperprolaktinämie als auch zum Abstillen scheint es effektiver als Bromocriptin (Bromed, Bromocriptin Generika, Parlodel, Umprel) zu sein. Häufige Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Erbrechen wurden seltener als bei Bromocriptin beobachtet, andere (wie Hypotonie, Schwindel, Kopfschmerzen, Obstipation) waren gleich häufig. Ob schwere Komplikationen (Schlaganfälle, Myokardinfarkte), wie sie mit Bromocriptingabe im Wochenbett in Zusammenhang gebracht wurden, bei Cabergolin nicht zu befürchten sind, ist noch unbekannt. Eine Verwendung beim Abstillen sollte daher nur nach strenger Indikationsstellung erfolgen.
Literatur
(1) New Engl.J.Med. 331,904,1994
(2) Drugs 49,255,1995
(3) Drug and Ther.Bull. 33,65,1995
(4) Lancet 344,602,1994
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