Hallo Rabea,
für die Beruhigung Deiner Nerven würde ich Dir empfehlen, mal ein paar Tage lang eine Liste zu führen, was Dein Sohn in welchen Mengen pro Tag isst und trinkt und die entsprechenden Kalorien auszurechnen. Wenn man immer Streß mit dem Essen beim Kind hat, entsteht bei uns Eltern leicht der Eindruck "der isst gar nichts", was natürlich falsch ist, denn sonst wäre das Kind längst verhungert. Meistens essen die Kinder zwar nicht das, was wir Eltern gerne hätten, aber die notwendigen Kalorien holen sie sich schon irgendwo.
Isst Dein Sohn im Kindergarten?
Isst er besser, wenn er woanders isst (bei Großeltern, Freunden, im Restaurant etc.)? Hast Du mal ausprobiert, die Essenszeiten zu tauschen (warme Mahlzeit abends statt mittags, dann möglichst als Familienmahlzeit, wenn Dein Mann bis dahin auch zu Hause sein kann)? Ich erinnere mich noch sehr gut an meine eigene Kindheit, da hatte meine Mutter auch immer nach Kindergarten/Schule mittags das Essen fertig, ich hatte noch gar keinen Hunger und es gab regelmäßig Streß. Hast Du mal ausprobiert, Deinen Sohn bei der Essensvorbereitung helfen zu lassen?
Ich denke, dass Ihr schon in einem richtigen Teufelskreis drin seid. Du machst Dir Mühe, kochst und gehst doch wahrscheinlich schon vor dem Essen innerlich davon aus, dass Dein Sohn wieder nicht essen will. Er spürt das, hat vielleicht darüber hinaus keinen Hunger o.ä. und es kommt zum üblichen Spiel. Ich würde auf zwei Seiten ansetzen: einmal solltest Du Dir vielleicht etwas weniger Arbeit machen und z.B. größere Mengen gleich für zwei Tage kochen o.ä. Ich weiß noch, welche Trinkschwierigkeiten wir mit unserem Sohn hatten: er ist als Frühchen zur Welt gekommen, hat nie gelernt, an der Brust zu trinken, so dass ich Milch abgepumpt habe. Ich hatte sehr wenig Milch und wenn Tobi diese wenige Milch, die ich mir unter viel Mühe abgepumpt hatte, nicht trinken mochte oder - was sehr häufig vorkam - wieder gespuckt hat, war ich total sauer und habe mich gefragt, warum ich mir die ganze Mühe mache. Ich könnte mir vorstellen, dass Du Dich in ähnlicher Weise ärgerst, wenn Du einkaufst und kochst und dann isst Dein Sohn nichts. Deshalb würde ich Dir raten, Deine eigenen Standards runterzufahren und Dir weniger Mühe mit dem Essen zu machen. Dann ist der Ärger auch nicht so groß, wenn Dein Sohn nicht essen will.
Die andere Seite ist Dein Zutrauen in Deinen Sohn. Was wäre so schlimm daran, wenn er einmal keine warme Mahlzeit isst? Ein Dreijähriger verhungert nicht auf der Stelle, wenn mal eine Mahlzeit ausfällt. Von daher würde ich versuchen, den Teufelskreis zu unterbrechen, indem Du Deinem Sohn das Essen anbietest und es akzeptierst, wenn er es ablehnt. Dann gibt es allerdings bis zur nächsten Mahlzeit nichts anderes. Irgendwann wird er schon irgendetwas essen. Ich habe selbst immer große Ängste ausgestanden, wenn unser Sohn (inzwischen auch fast 3 und die ersten 1,5 Jahre seines Lebens total eßgestört, er hat immer nur geweint und gespuckt, wenn er Milch trinken oder Brei essen sollte) nicht essen wollte, aber inzwischen bin ich ruhiger geworden. Letztlich soll Essen doch ein Vergnügen sein und keine leidige Pflicht oder ein Machtkampf mit den Eltern.
Wahrscheinlich wird Dein Sohn völlig erstaunt sein, wenn Du sein "nein" beim Essen einfach akzeptierst. Dann habt Ihr hoffentlich die Chance auf einen Neuanfang.
Viele Grüße
Stefanie