Falsch beraten - Kleinkind verdurstet
Tagelang wurde ein einjähriges Kind in Niedersachsen falsch ernährt, bis es an Flüssigkeitsmangel starb - offenbar weil eine Heilpraktikerin falsche Ratschläge gab, sagen die Ermittler. Die Frau soll den Eltern aus gutbürgerlichen Verhältnissen empfohlen haben, die Stillzeit zu verkürzen.
Hannover - In Deutschland ist einem Zeitungsbericht zufolge erneut ein Kleinkind an Mangelernährung gestorben. Das berichtet die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft Hildesheim.
Man ermittele wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen, wurde Behördensprecher Bernd Seemann zitiert. Das rund ein Jahr alte Mädchen starb demnach an Flüssigkeitsmangel. Allerdings gebe es keinen Hinweis darauf, dass das Kind vernachlässigt wurde. Vielmehr seien die Eltern "offenbar von einer Heilpraktikerin über die Ernährung des Kindes falsch informiert worden".
Die Ermittlungen richten sich dem Bericht zufolge sowohl gegen die Eltern als auch gegen die Heilpraktikerin. Nach Informationen der Zeitung hatte die Mutter den falschen Rat befolgt, die Stillzeit zu reduzieren. Dadurch habe das Kind zu wenig Flüssigkeit bekommen und sei daran schließlich gestorben.
Zweijähriges Geschwisterkind ist wohlauf
Die im Landkreis Hildesheim lebenden Eltern seien am vergangenen Dienstag mit ihrer kranken Tochter in ein Kinderkrankenhaus nach Hannover gefahren. Dort hätten Ärzte aber nur noch den Tod des Mädchens feststellen können.
Acht Tage zuvor seien die Eltern mit ihrer Tochter noch bei einer der üblichen Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt gewesen. Anschließend sei es zu dem Fehler bei der Ernährung gekommen.
Dem Bericht zufolge lebt die Familie in gutbürgerlichen Verhältnissen. Das zuständige Jugendamt habe festgestellt, dass das zwei Jahre alte Geschwisterkind des kleinen Mädchens in einer guten Verfassung sei. Das Landessozialministerium bezeichnete den Tod des Mädchens auf Anfrage der Zeitung als "tragischen Fall". Die üblichen Mechanismen wie die Familienhebammen hätten in einem solchen Fall nicht greifen können, sagte Ministeriumssprecher Thomas Spieker.
Erst am Freitag war bekannt geworden, dass im bayerischen Erding ein Säugling an Mangelernährung gestorben war. Die Eltern des zwei Monate alten Mädchens sollen laut Polizei wegen Pflegemangels dessen Tod verschuldet haben.
plö/AP