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helfen Gedichte?

Hallo,

ich bin nicht betroffen, Gott sei Dank, aber ich hatte hier vorletzte Woche schon geschrieben, dass eine Mama aus dem Ki-Ga ihren Sohn stillgeboren hat.

Vermutlich werde ich morgen ihre Mutter (Erzieherin meines Sohnes) treffen, die deswegen auch 3 Wochen abwesend war, da Tochter (Mutter eines Sohnes in gleicher Gruppe) auch im Krankenhaus war u. die anderen zwei Söhne betreut werden mussten.

Ich habe bereits eine schöne Beileidskarte gekauft u. persönliche Worte hineingeschrieben u. ich versuche, bei Ebay das Buch "Gute Hoffnung jähes Ende" für sie zu ersteigern.

Ich habe auch schon schnell im Internet wunderschöne Gedichte gefunden, die für verwaiste Eltern sind, auch von Eltern geschrieben wurden.

Ich selbst finde sie schön u. würde sofort sagen, dass man sie der betroffenen Person ausdruckt u. gibt.

Aber dann spricht eine Stimme dagegen: wie kann ein solches Gedicht helfen???? Sie hat ihr Kind verloren, welch Schmerz kann schlimmer sein, welche Worte können helfen?

Meine Freundin, die selbst eine Totgeburt hatte, fand meine zwei ausgedruckten Gedichte (auch eins am Grab vorgelesen von mir) wunderschön, wir mussten auch beide gleichzeitig weinen u. die Worte kamen nur gestockt aus dem Mund.

Ich muss sagen, die Mutter aus dem Ki-Ga ist keine Freundin, aber ich mag ihre Mutter u. ich kenne halt ihre Tochter, da unsere Söhne in einer Gruppe sind u. unsere anderen Kinder fast gleichaltrig sind.

Was meint Ihr? Ich würde mir die Arbeit machen, die Gedichte auf Papier drucken (oder selbst von Hand schreiben) und ihr über die Mutter geben.

Aber wirklich, was sagt Ihr? Können solche Worte wirklich annähernd helfen?

Ich habe erst im Urlaub kurzzeitig meine Tochter vermisst u. diese Sekunden waren die Hölle, ich bin fast gestorben und hätte nicht gewusst, wie ich weiterleben wollte ohne sie u. daher gibt es mir auch zu Bedenken, ob Wörter überhaupt helfen.

Danke für Eure Antworten.

LG, Anita

Bisherige Antworten

helfen Gedichte?

Liebe Anita,

mir persönlich haben Gedichte/ Geschichten usw. nach meiner FG schon "geholfen" - aber zunächst haben sie mich erst recht umgehauen. Sie werden sicher erst mal Tränen verursachen und den Schmerz "verstärken". Aber ich glaube irgendwie an den Spruch: "Jeder Mensch hat eine gewisse Menge Tränen, die er in seinem Leben vergießen muss" - d.h. jede Träne, die geweint ist, muss später nicht nochmal geweint werden - und ich weiß auch selbst, dass Tränen hilfreich sind...

Vielleicht kannst Du die Texte ja auf ein separates Blatt schreiben und in der Karte drauf hinweisen, dass Du ihr ein paar Texte rausgesucht hast, die sie lesen kann/ soll, wenn sie sich dafür "bereit" fühlt.

Dann bin ich noch am Überlegen, was ich von der "Beileidskarte" halte... Einerseits finde ich eine Beileidskarte "gut", weil es zeigt, dass auch für Dich das Baby schon ein "vollwertiger Mensch" war, es für Dich also keinen Unterschied macht, ob jemand "nur" ein ungeborenes Kind verliert oder ein Mensch stirbt. Andererseits hätte ich es glaub ich schrecklich gefunden, wenn ich eine Beileidskarte (also die, die man tatsächlich auch als Beileidskarte kaufen kann) bekommen hätte... Aber vielleicht auch nur, weil sie so "deutlich" aussagt, was eigentlich passiert ist...

Das Buch von Hannah Lottrop ist gut. Bin da nur auch am Überlegen, ob es vielleicht etwas "zu viel des Guten" ist - nur bezogen darauf, dass Ihr nicht befreundet seid... Aber wahrscheinlich nicht - wenn es von Herzen kommt, dann ist es auch richtig so.

Schön, dass Du Dich so bemühst... Sie wird es irgendwann zu schätzen wissen...

LG, Alex mit Hummelchen für immer im Herzen, Lucia, *26.09.07 und Bauchzwucki, 13+6

helfen Gedichte?

Hallo Alex,

danke für Deine Erfahrungen.

Es ist eine Beileidskarte mit einem kindlichen Engel u. einem schönen Spruch, der sehr tröstend ist, ich habe extra diese Karte ausgewählt, weil ich meine sie ist für ein verstorbenes Kind, weil der Spruch u. der kindliche Engel so wirken.

Die Familie ist sehr katholisch veranlagt, ich hab mir überlegt, ob ich nicht vielleicht etwas fürs Grab kaufe, eine Kleinigkeit, vielleicht auch einen Engel. Das Buch hab ich leider nicht bekommen u. neu für 20 € + versand wäre mir zu teuer, eben weil sie keine Freundin ist, sondern eine Bekannte vom Ki-Ga.

Ich denke auch, sofort wird keiner etwas schätzen können, aber ja, ich will zeigen, dass mir ihr Baby nicht egal ist, es ein vollwertiger Mensch war u. es mich auch sehr betroffen gemacht hat.

Ich denke, ich werde morgen sehen, was ich noch tun kann, übertreiben will ich nicht, aber ich denke, eine Kleinigkeit kann nicht zuviel sein, im Anbetracht dessen, dass ihre Mutter ne liebe Erzieherin ist u. ich sie täglich sehe.

Das mit den GEdichten selbst geschrieben von Hand ist wohl auch besser als schlicht ausgedruckt.

Vielen Dank, Dir alles Gute für Deine Tochter u. den Bauchzwergen.

LG, Anita

@ Alex Lexxle

Hi Alex,
ich habe einen guten Kompromiss gefunden, ich habe einen Grabengel gekauft (Porzellan, mittelgross), zwei Grabkerzen
die Beileidskarte hatte ich ja schon, dazu habe ich vier Gedichte, die nicht zu lange sind in schöner Schrift auf zwei Seiten gedruckt und in einen seperaten Umschlag getan.
Heute morgen traf ich ihre Mutter, die den Tränen sehr nahe war, als sie darüber sprach, wie schlecht es ihrer Tochter geht.
Ich habe noch für die zwei Geschwisterbrüder zwei Autos gekauft, als Extra, was ich aber nicht zusammen mit den Trauer"geschenken" abgebe, sondern getrennt.
ich habe auf einer Seite für Trauernde gelesen, dass häufig Geschwisterkinder genauso leiden, man es ihnen aber nicht ansieht.
Daher habe ich eine kleine Aufmunterung für die Jungs geholt.
Ich werde es dann morgen abgeben.
Euch alles Gute, LG, Anita

@ Alex Lexxle

Das ist schön... Wirklich.
Euch auch alles Liebe,
Alex

helfen Gedichte?

Liebe anita,

diese hier fand ich sehr schön und sie sind mir so nahe gegangen, daß ich sie all die Jahre, die seit meinen FG´s vergangen sind behalten habe

Es weht ein Blatt vom Baum,

von vielen Blättern eines.

Das Blatt man merkt es kau,

denn eines ist doch keines.

Doch dieses kleine Blatt allein,

war Teil von unserem Leben.

Drum wird dies´eine blatt

uns immer wieder fehlen.

Kleines Seelchen in der Nacht, hast mir soviel Glück gebracht.

mußtest gehen, bist nun fort, weit an einem schönen Ort.

regenbogen, wasserfall, grüne Wiesen überall,

spielen, toben, frohes Treiben...

hier wirst du ganz sicher bleiben.

Kleines Seelchen warte dort, wart auf mich an diesem Ort.

eines Tages, du wirst sehen, werden wir uns wiedersehen.

Ich glaube, daß Worte sehr unvermögend sind, um auszudrücken, was es für eine Mutter bedeutet ein Kind zu verlieren. Egal ob nun ganz früh oder still geboren oder unter der Geburt gestorben. Es verändert das ganze Leben, den ganzen Menschen. ich hatte meine FG´s relativ früh 9. und 10. SSw. Mich hat es verletzt, wenn Menschen, die ich mochte, die mir teilweise sogar sehr nahestanden einfach mit Phrasen reagiert haben. Besser früh, als später. besser so als ein behindertes Kind. Ihr seid noch jung ihr könnt noch viele Kinder haben. du schickst der Frau eine Karte mit einem sehr einfühlsamen Gedicht. Vielleicht kommt diese Frau, obwohl sie dir nicht besonders nahesteht in die Situation wo es ihr einfach überläuft und sie vielleich bei dir anfängt zu weinen oder ihr Herz ausschütten möchte. Ich kann dir nur raten, sie einfach an der Hand zu nehmen oder in den Arm, lieber nichts sagen als soetwas. Leider haben viele in unserer Gesellschaft verlernt, mit solch schwierigen Situationen umzugehen. So etwas wird totgeschwiegen und es wird erwartet, daß die Eltern kurzzeitig wieder anfangen "zu funktionieren".

LG Ilona

helfen Gedichte?

Hallo Ilona,

vielen DAnk für die rührenden Gedichte, ich war ja drei Mal schwanger u. hatte jedesmal Todesängste vor einer Fehlgeburt, geschweige denn späterer Verlust in der Schwangerschaft. Einmal, als ich nur glaubte, ich hätte das Kind frühzeitig verloren, war ich schon am Weinen u. sah einen Teil verloren von mir. Zum Glück war die Blutung harmlos u. mein Sohn ist bald 6 Jahre alt.

Daher kann ich mich etwas hineinfühlen, auch wenn ich nicht wirklich wissen kann, wie es ist, wenn man tatsächlich sein Kind verloren hat.

Ich habe der Erzieherin (Mutter der Sternenkind-Mama) gestern morgen einen Grabengel, zwei Grabkerzen, eine Beileidskarte, sowie in sep. Umschlag enthaltene vier Gedichte gegeben, sie war verwundert, dass jemand familien-fremdes so etwas für jemand Anderes tut, sie meinte sogar: womit ihre Tochter das verdient hätte.

Sie war überrascht, positiv, ich weiss selbst, es ist hierzulande keine Selbstverständlichkeit, dass man etwas mehr Aufmerksamkeit rüberbringt als nötig.

Zudem habe ich noch den verbliebenen Geschwisterbrüdern eine kleine Aufmerksamkeit mitgebracht, die ja auch seit Wochen fehlen u. das Ganze auch mitkriegen.

Die Erzieherin hat sich bedankt u. gemeint, die Eltern würden sich sicher freuen.

Ich weiss noch nicht, wann die die Mutter treffen werden, ihre Mutter hat auch noch nicht sagen können, wann ihre Tochter wieder bereit für draussen ist, auch körperlich ist sie wg. der Geburt mit anschliessendem KS u. Intensiv-Station angeschlagen.

Ich habe meinen für mich wichtigen Teil gebracht u. werde auch weiter da sein, sofern ich gebraucht werde, aber dumme Worte, von wegen: Ihr habt doch schon zwei Söhne...Du bist noch jung (sie ist es tatsächlich, ca. 23 Jahre alt) "

werden von mir nicht kommen, denn kein Kind kann Ersatz für ein Anderes sein u. schon gar nicht die Trauer nehmen.

Dir vielen Dank, ich wünsche Euch alles Gute, LG, Anita

helfen Gedichte?

Hallo Anita,

ich habe mein Mädchen vor 7 Wochen verloren und inzwischen ein klein wenig Abstand zu den ersten Tagen. Mir haben Texte schon geholfen beim verarbeiten der Trauer. Ich stecke ja auch noch mitten drin und der Verlust wird immer wahr sein.

Ich fand es heilsam, daß ansprechende Worte meine Trähnen rührten und rühren. Die Trauer sucht sich ihren Weg und wird so oder so raus kommen. Es ist etwas dran, an der Aussage einer Vorrednerin. Man kann nicht mehr Tränen weinen, als vorhanden sind. Weint man sie nicht, weint eine andere Stelle später im Körper als Krankheit oder so. Worte können also eine Brücke bauen zu der Trauer. Insofern können sie tröstlich sein :0)

Gedichte, Texte, Sprüche, Weisheiten. Da ist doch Freiraum, wie sie verpackt sind.

Zum Schluß möchte ich hier einen Text schreiben, der mein liebster ist:

Wenn man einen kleinen Menschen verliert, den man unglaublich geliebt hat, dann stirb ein Stück seines eigenen Lebens mit ihm. Aber, wenn man sich etwas von dem bewahrt, das sich einem durch ihn an innerem Reichtum erschlossen hat, wird er in einem gegenwärtig und durch einen selber hindurch auch in Zukunft lebendig sein.

Und hab nur Mut, was kann an Anteilnahme falsch sein, wenn sie echt ist und der andere das spürt.

Liebe Grüße, Dani

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