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Triploidie

Hallo an alle da draußen,

nie hätte ich gedacht, dass mir solch ein Schicksal wiederfährt und nun gehöre ich doch zum traurigen Kreis der verwaister Eltern.

Ich möchte meine Geschichte erzählen und hoffe, auf Gleichgesinnte zu stoße, die ein ähnliches Schicksal wie ich erleiden müssen.

Am 11.12.17 hielt ich einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand, es sollte unser 2. Wunschkind werden. Mein Großer steht kurz vor seinem 3. Geburtstag und geht bald in den Kindergarten. Also der perfekte Augenbilick für Nachwuchs Nummer 2.

Ich war überglücklich!

Am 21.02.18 wurde bei mir das Ersttrimesterscreening in der 13. Ssw gemacht. (Ja, ich bin ein Kontrollmensch), hätte aber nicht im Leben mit einem auffälligem Ergebnis gerechnet. Die Erste Schwangerschaft war wie im Bilderbuch und so bin ich auch mit Naivität und völlig Sorgenfrei in die 2. gestartet.

Am 28.02.18 kam dann der Anruf meiner Ärztin.

Die Aussage " kommen Sie bitte umgehend in die Praxis, wir müssen uns über den Befund unterhaten", traf mich wie ein Schlag. Vor Ort gings dann ans Eingemachte. Verdacht auf Trisonomie 13 und 18! Ultraschall völlig unauffällig aber die Blutwerte katastrophal. Wahrscheinlichkeit auf Trisomie 1:50. Das einzigste was ich noch fühlte war ein brennen in der Brust und im Hals, sonst war ich wie ferngesteuert. Natürlich war mir der Begriff Trisonomie 21 geläufig aber dann hörte es auch schon auf. Trisomie 13, 18??? Nicht Lebensfähig??? Was erzählte die Frau mir da??? Die Ärztin riet mir dringend zu einer Fruchtwasseruntersuchung. Diese kann aber aller frühstens in 2 Wochen durchgeführt werden.

Das waren die schlimmsten 2 Wochen meines Lebens!

Nicht zu wissen, ob dein Kind gesund oder nicht lebensfähig ist, gezwungen eine unmenschliche Entscheidung zu treffen. Ich wusste nicht, ob ich noch auf ein gesundes Kind hoffen darf oder eher auf eine eindeutige Diagnose.

Am 09.03.18 war es dann soweit. Der Tag der Fruchtwasseruntersuchung und auch der 3. Geburtstag meines Erstgeborenen. Schicksal?

Der Arzt (wohl eine Koryphäe auf seinem Gebiet) machte vorher einen umfangreichen Ultraschal und meinte letztendlich es seien einige Softmarker und Auffälligkeiten zu erkennen. - Disproportionales Verhältnis von Kopf und Rumpf, Nackenödem, leichte Ventrikulomegalie, white spot im LV, Mittelphalanx  Dig. V nicht nachweisbar und Fruchtwasser vermindert. Alles was ich auf der Leinwand sah, war ein hübsches Baby mit allem was dazu gehört.

Am Montag den 12.03.18 kam dann der Anruf der Humangenetik. "Es tut uns sehr leid, die Auswertung des Fish tests hat ergeben, dass ihr Kind Triploidie hat. Diagnose XXX69" Sehr selten, keine Überlebenschance für das Kind.

Da hatte ich meine eindeutige Diagnose. Warum nur ich? Ich habe immen auf meinen Körper und die Natur vertraut und jetzt das. Wenn es keine Überlebenschance gab, warum lebt dann mein Kind in meinem Bauch.

Seitdem reagierte ich wie eine Maschiene, als hätte ich alle Gefühle auf Eis gelegt. Und schon am 16.03.18 war ich im Krankenhaus um mein geliebtes Mädchen zu töten. Ich fühlte mich als ob ich wahnsinnig werden würde.

Dann kam die Ärztin rein, klärte mich auf und stellte das Behältniss mit 2 Tablette vor mir ab mit der Auskunft "ich kann jetzt mit der ersten Einnahme Beginnen". Das war der Augenblick, wo ich Panik bekam. Das ging mir doch zu schnell, ich hatte doch noch tausend Fragen aber kein Mensch der Welt kann mir Antworten geben. Kein Arzt spricht von 100% und Keiner kann mir sagen, ob das richtig ist was ich tue. Ich tat es... und alles was ich wieder spürte war dieses brennen in der Brust.

4 Stunden später die 2. Dosis, wieder 4 Stunden später die 3. Dosis. Ich hatte nicht wirklich Schmerzen obwohl ich mir welche gewünscht hätte. Kein Körperlicher Schmerz könnte mit dem Schmerz im Herzen mithalten. Plötzlich hatte ich ein heftiges Ziehen im Unterleib und die Fruchtblase platzte. Panisch drückte ich den Notfallknopf, woraufhin auch gleich eine Schwester reinkam. Sie versorgte mich kurz auf dem Bett und rief dann einen Arzt.

Was dann geschah werde ich im Detail nie vergessen.

Die Tür ging auf, es kam ein junger Assistensarzt rein, der mich keines Blickes würdigte. Er besprach sich mit der Schwester und wendete sich dann mit den Worten zu mir " ich werde jetzt ihren Muttermund untersuchen". Er griff in mich rein und nach einer gefühlten Ewigkeit fragte er mich, ob ich das Kind denn sehen möchte. Damit war ich völlig überfordert und sagte : Erst mal nicht. Und dann zog er mein Kind einfach aus mir herraus, ohne auch nur ein Wort oder ein Blick der Emphatie in meine Richtung. Das Kind übergab er dann der Schwester und meinte zu mir " ich bringe Sie jetzt in den OP zur Ausschabung".

Ich fühlte mich, als wäre ich in diesen Augenblick mitgestorben.

Als ich von der Narkose erwachte, wurde ich wieder in mein Zimmer gebracht und man meinte, es sei alles ohne Komlikationen gelaufen und wenn ich mich gut fühle kann ich am Folgetag nach Hause.

Das wars also... Und jetzt? Wie geht es weiter? Alle haben ihren Job gemacht und ich kann wieder nach Hause gehen? Kapitel abgeschlossen? Und immernoch keine Antworten. Alleine gelassen mit seinem Schicksal, mit der Entscheidung und mit der Frage.

Ich wurde dann von meinem lieben Mann und unserem kleinen Großen abgeholt. Sie geben mir so viel Kraft. Jedoch zerreißt es mich nach wie vor.

Es ist die Frage, die mich quält.

Habe ich das Richtige getan oder war es der größte Fehler meines Lebens?!

Eine Entscheidung, mit der ich jetzt leben muss...

 

Bisherige Antworten

Re: Triploidie

Hallo Sternenmama!

Mir fehlen fast die Worte.... was du erlebt hast, ist ja unvorstellbar!!!! Ich drücke dich mal in Gedanken ganz fest! Wie tapfer bist du denn, dass du dass alles durchgestanden hast- einfach unglaublich.

Ich denke, bei so einer Diagnose muss man ja irgend jemanden vertrauen und dass ist nun mal der Arzt. Hätte es denn überhaupt eine Alternative gegeben??? Es hätte dir bestimmt niemand zu diesem Weg geraten, wenn nicht zu 100% sicher war, dass dein kleines Mädchen keine Chance hat um zu überleben.

Tja, zu dem Arzt der dein kleines Mädchen geholt hat fehlen mir die Worte... kein Mitgefühl... einfach nur schlimm.

Hat es eine Nachuntersuchung gegeben?

Ich würde mir an deiner Stelle auf alle Fälle Hilfe holen um das Geschehene verarbeiten zu können. Du kannst das glaube ich nicht alleine bewältigen, zuviele Fragen die dich beschäftigen.

Ich wünsche dir alle Kraft der Welt um deinen Frieden mit deinem Mädchen zu finden.

GLG Hoffnung1234

Re: Triploidie

Hallo Hoffnung!

Ich danke dir für deine Antwort und die aufbauenden Worte.

Eine Alternative wäre natürlich gewesen, nicht einzugreifen und der Natur ihren Lauf zu lassen. Dann wäre es entweder früher oder später zur Fehlgeburt gekommen oder im seltenen Fall zur Lebendgeburt, wobei bestenfalls mit einigen Monaten Überlebenchance zu rechnen ist.

Aber ich habe Angst gehabt. Dass das Kind immer mehr in meinem Bauch wächst und immer mehr mitbekommt und fühlt. Und Angst, dass auch ich immermehr fühle. Die Kindsbewegung, der wachsende Bauch mit dem Wissen, dass meine Kleine so oder so nicht überleben wird. Das hätte ich nicht ertragen. Ich dachte, wenn schon Abschied nehmen dann ist es für das Ungeborene, für mich und meine Familie eher in einem frühen Stadium zu ertragen als in einem Späteren.

Im Krankenhaus gab es zu meinem Erstaunen gar keine Nachuntersuchung. Eine Woche später war ich noch mal beim meiner Frauenärztin. Die meinte, sieht soweit alles gut aus. Aber da ich darauf verzichtet habe meine Kleine hinterher obduzieren zu lassen, konnte Sie mir natürlich auch keinerlei Infos mehr geben.

Jetzt warte ich noch auf den histologischen Befund von meinen Gewebeproben und das wars dann.

Ich bin selbst erstaunt, wieviel Kraft und Stärke man in extremen Situationen entwickeln kann und das schreiben hift mir beim verarbeiten des Geschehenen.

Ich danke dir für dein Mitgefühl. Es ist wie Balsam für meine Seele.

Hast du auch schon ähnlich schmerzhafte Erfahrungen machen müssen?

Re: Triploidie

Liebe Sternenmama!

Es freut mich sehr, dass dich meine Worte erreicht haben und ich schreibe dir diese aus tiefsten Herzen weil ich mir nur annäherend vorstellen kann welches Leid du erfahren musstest. Ich habe heute noch den mehrigen Tag an deine Geschichte gedacht, sogar nach dieser Krankheit gegoogelt weil es mit absolut unbekannt war. So schlimm, denn es ist eine Krankheit die wirklich aussichtslos ist. Ich kann deine Entscheidung verstehen, ich würde keinen Sinn darin sehen, diesen 'Schritt' hinaus zu zögern. Es würde ja nichts ändern, deine Kleine hätte sich ja nicht ins positive entwickeln können- ganz im Gegenteil, es wäre nur schlimmer geworden- vermutlich für euch beide. Dann vielleicht die ersten Bewegungen zu spüren und später dann wieder nicht weil das Herzlein zu schlagen aufhört, dass macht keinen Sinn, dass schmerzt umso mehr und würde einen noch unerträglichen Schmerz hinterlassen.

Ich musste zwei Sternchen gehen lassen, am Beginn meiner beiden Schwangerschaften einmal durch eine Ausschabung und einmal mit Tabletten. Beides Mal hat es mir das Herz zerissen und ich habe mich so schlecht gefühlt weil ich dachte mein Körper schafft es nicht ein gesundes Baby auszutragen. Ich denke heute noch sehr oft daran und die Natur hatte ihren Grund, wahrscheinlich wären Beide schwerst behindert gewesen- wissen werde ich es nie aber sie sind fest in meinem Herzen verankert und ich bete jeden Abend für sie.

Aber du hast ja schon selbst geschrieben, man entwickelt eine ungemeine Kraft und Stärke um das Geschehen verkraften zu können.

Ich bin aber auch reich beschenkt worden mit meinem Sohn (4 Monate), ich hatte einen sehr guten Pränataldiagnostiker dem ich auch zu 100% vertraute und der mich durch die Schwangerschaft begleitet hat (ich hatte sehr viel Angst, aufgrund der vorangegangen Fehlgeburten und die Jüngste (40) bin ich auch nicht mehr). Es ist alles gut gegangen, ich danke dem lieben Gott jeden Tag auf's neue für dieses Wunder.

Ich wünsche dir dass auch, dass du den schweren Verlust verkraften kannst um positiv wieder in die Zukunft blicken zu können.

GLG
Hoffnung1234

Re: Triploidie

Liebe Sternenmama!

Ich hoffe dir geht es mittlerweile schon besser, und dass dich nicht allzu große schuldgefühle quälen!

Ich habe einen riesen Respekt vor allen Frauen, welche so etwas enscheiden und durchstehen müssen. 

Ich habe Genetik Studiert und würde meinen, dass du dich richtig entschieden hast... wenn so ein Kind auf die Welt kommt und nicht im Bauch verstirbt, hat es ausnahmslos schwere (Organ)Fehlbildungen, und höchstwahrscheinlich auch starke Schmerzen und kann ohne Medikamente gar nicht überleben. Ich habe einmal ein Video über einen Trisomie 13 Buben gesehen, der auf die welt gekommen ist. auch er hat nur sehr kurz überlebt, hat immer wieder zu atmen aufgehört und dann wieder nach einer minute zu atmen begonnen....ich denke mir für Eltern, als auch für euer Erstgeborenes wäre das noch viel furchtbarer gewesen.

Du hast dem Kind viel Schmerz erspart, das ist meine Ansicht der Dinge. Und wahrscheinlich auch dir. Je länger du deine kleine im Bauch gehabt hättest, desto weniger hättest du sie gehen lassen können!

Mach dir keine Vorwürfe, du hast das richtige getan. Ich hoffe dir geht es jetzt besser, und deiner kleinen die jetzt bei den Engeln ist auch! Sie ist sicher noch bei euch und schaut auf euch herunter! Sie wird immer in euren Gedanken und Herzen weiterleben!

Dicke Umarmung,

Luna

 

Re: Triploidie

 

Hallo Sternenmama,

ich kann sehr gut nachvollziehen wie es dir geht und hoffe deine Familie konnte dich etwas auffangen und unterstützen.

Heute Vormittag bin ich durch Zufall auf diese Seite und deinen Beitrag gestoßen und wäre mir das vor zwei Jahren passiert, hätte ich dir wohl nicht schreiben können. Großen Respekt, dass du in den Block geschrieben hast.

Damals war ich mit unserer Tochter schwanger. Wir waren überglücklich, hatte es doch nach so langem Kinderwunsch endlich geklappt. Erstmals war auch alles in Ordnung und die Untersuchungen liefen alle gut und mit erfreulichem Ergebnis ab. Das Kind ist gesund, bewegt sich und hat einen kräfigen Herzschlag.

Ich glaube es war in der 19. SSW als die Ärztin wärend der Untersuchung sagte, da ist am Köpfchen ein Schatten. Was ein Schatten? Was hat das zu bedeuten? Sie meinte nur, es könnte sein, dass da nichts ist aber das sollte man abklären und schickte mich für einen besonderen Ultraschall zu einer Spezialistin. Es verging erstmal quelende Zeit bis wir überhaupt einen Termin bekamen, immer mit der Ungewissheit, dass vielleicht etwas nicht stimmt.

Bei der Untersuchung sahen wir das Ultraschallbild auf einem risigen Bildschirm. Für uns ein wundervolles kleines Baby. Die Ärztin meinte das eigentlich alles gut aussehe bis sie sich das Köpfchen ansah und meinte, dass die Trennwand zwischen den beiden Gehirnhälften etwas verschoben sei. Das könnte auf eine Trisomie hindeuten, aber um Gewissheit zu haben müsste man eine Fruchtwasseruntersuchung machen. Dieser Untersuchung haben wir dann zugestimmt, natürlich musste man auf diese auch wieder warten ...

Und diese Untersuchung ergab dann Triploidie. Die Diagnose kam recht nüchtern per Post bei uns an. Dem Schreiben beigefügt eine Telefonnumer unter der wir einen Termin in der Humangenetig ausmachen und uns dort erklären lassen könnten, was die Diagnose für uns bedeutet. Natürlich haben wir gegooglt und waren auf das wir lasen absolut nicht vorbereitet. Zum Glück waren meine Frauenärztin und die Ultraschallexpertin sehr freundlich und fürsorglich und haben uns gleich auch einen Termin bei der Frauenberatungsstelle besorgt, wo wir auch am selben Tag noch einen Termin bekommen haben. Die hat uns unsere Optionen aufgezeigt und uns auch über die ganzen rechtlichen Details aufgeklärt.

Da ich das alles nicht wahrhaben wollte und nicht realisieren konnte, dass mein Kind, dass in mir wächst und sich immerwieder durch Bewegungen bemerkbar macht, nicht lebensfähig sein soll, habe ich weitere Expertenmeinungen eingeholt und mir einen Termin in der Uniklinik geben lassen. Dort wurde erneut ein Ultraschall gemacht und wir konnten mit einem Arzt sprechen, der schon andere Paare mit der gleichen Diagnose betreut hat. Bei Triploidie sei es wohl so, dass das Kind, falls es nicht bei einer Fehlgeburt oder im Mutterleib verstibt, meist nur ein bis zwei Tage nach der Geburt überlebt. Da die Schwangerschaft schon so weit fortgeschritten sei, ist es warscheinlich, dass das Kind bis zur Geburt überlebt. Er versicherte mir, und ich hab bestimmt tausende male gefragt, dass das Kind solange es von mir versorgt wird, keine Schmerzen oder der gleichen hat, so bald es auf die Welt kommt aber nicht überlebensfähig sein wird.

Ich war völlig verzweifelt, da liegt man da und schaut sich ein vollkommen normal entwickeltes Baby im Ultraschall an und der Arzt erklärt einem, dass dieses Kind obwohl alle Organe normal groß und entwickelt sind, nicht überleben wird.

Die Ärzte meinten es gäbe nun zwei möglichkeiten. Entweder abwarten und "der Natur ihren Lauf lassen" oder die Geburt einleiten.

Und damit war ich an dem gleichen Punkt wie du, ich soll darüber entscheiden ob mein Kind weiter leben darf? Damit war ich völlig überfordert. Es war unser erstes Kind und durch die Untersuchungen und das ganze hin und her war ich doch schon in der 23/24. SSW. Zu dem Zeitpunkt hatte ich eine so starke Bindung zu unserer Tochter aufgebaut, dass ich es mir nicht vorstellen konnte, die Entscheidung zur Einleitung der Geburt zu treffen. Ich hatte das unbendige Gefühl noch warten zu müssen, ich konnte garnicht genau sagen worauf.

Neulich habe ich in einem Buch gelesen, keine Entscheidung zu treffen ist auch eine Entscheidung. Die Ärzte schickten uns nach Hause, wir sollen uns das alles in Ruhe überlegen. Wir haben uns dann dafür entschieden abzuwarten, zu einem Teil bestimmt auch weil wir es beide nicht wahr haben wollten und Zeit brauchten, um zu realisieren was genau das alles bedeutet und was damit auf uns zukommt.

Da die Möglichkeit bestand, dass es jeder Zeit zu einer Geburt kommen könnte und die Kleine lebend auf die Welt kommt, wurden wir von den Ärzten darüber aufgeklärt, dass sie dann alles dafür tun müssten, dass das Kind am Leben bleibt. Das erschien mir so unglaublich grausam, ein nicht lebensfähiges Kind an Maschinen zu hängen, damit es dann einpaar Stunden länger lebt und sich womöglich nur quelt. Wir haben dann in der Uniklinik erfahren, dass wir durch die eindeutige Diagnose als Eltern das Recht haben zu sagen, dass wir keine lebensverlängernden Maßnahmen möchten und genau das haben wir auch schriftlich festgelegt.

Wir haben uns dazu entschieden, gleich alle Entscheidungen zu treffen und haben einen Pfarrer für die Taufe gesucht, das Bestattungsunternehmen eingeschaltet und unsere Wünsche festgelegt. Wir hatten das Gefühl, das wir nach der Geburt emotional erst recht nicht in der Lage dazu sein würden diese Dinge zu entscheiden.

Nachdem alles entschieden und geregelt war haben wir beschlossen, die Zeit zu dritt so weit es geht zu genießen und den "natürlichen" Verlauf gewählt. In der 27. SSW hatte ich dann das Gefühl, dass sie gegangen ist. Bei einem Ultraschall zwei Tage später war kein Herzschlag mehr erkennbar.

Jetzt begann eine Tortour die ich mir nicht vorstellen konnte und auch niemandem wünsche. Ich wurde ins Krankenhaus eingewiesen um die Geburt einzuleiten. Nach der Aufklärung, die ja die gleiche ist, als wäre man am Beginn einer ungewollten Schwangerschaft ...,  bekam ich Gel direkt an den Muttermund gespritzt und das im Abspand einiger Stunden mehrach. Als das nichts bewirkte wurde ich an einen Tropf angehängt um ein stärkeres Wehenmittel zu erhalten, doch auch das zeigte keine Wirkung. Nach drei Tagen hieß es ich solle am nächsten Tag nach Hause entlassen werden um dem Körper ein paar Tage eine Pause zu geben und es dann erneut zu versuchen. Da ist meine Welt völlig zusammen gebrochen, wie stellen die sich das denn nur vor? Man geht nach Hause und dreht Däumchen? Diese Vorstellung hat mich wahnsinnig gemacht und da muss ich meiner Tochter danken denn am Abend bevor ich entlassen wurde haben doch noch die Wehen eingesetzt. Da es meine erste Schwangerschaft war, konnte ich die Schmerzen nicht einordnen und die Hebamme meinte ich solle einfach Bescheid geben wenn die Fruchtblase geplatz sei, dann fahren wir auf die Entbindungsstation. Nur das die Fruchtblase nicht geplatzt ist, die Wehen aber immer stärker wurden. Als ich es nicht mehr aushielt, hat mein Mann wieder den Arzt gerufen und dann ging alles ganz schnell. Bis auf die Entbindungsstation haben wir es nicht mehr geschaftt. Unsere Tochter ist im Krankenzimmer zur Welt gekommen, mit Glückshaube, wie die Hebammen sagen. Das bedeutet, dass sie samt Fruchtblase auf die Welt kam. Das war mein großes Glück, denn dadurch brauchte ich keine Ausschabung, die Ärzte haben micht direkt im Zimmer untersucht und ich durft dort bei meiner Tochter bleiben.

Wir hatten danach viel Zeit um unsere kleine wirklich perfekte Tochter zu bewundern und uns von ihr zu verabschieden. Die Zeit danach ist, wie die Zeit davor, wie ein Film an mir vorbei gelaufen. Man funktioniert wie eine unbeteiligte Maschine. Da unsere Tochter zu leicht auf die Welt kam, hatte ich nicht das Recht auf Mutterschutz und wurde somit vom Krankenhaus für ganz zwei Wochen (ab Einweisungstermin) krankgeschrieben. Also eine knappe Woche um zu verdauen, dass mein Kind gerade gestorben ist. Gott sei dank ist unsere Kleine am Anfang der Sommerferien auf die Welt gekommen, da ich Lehrerin bin, hatte ich einen knappen Monat, bis ich wieder auf die Arbeit gehen und Kinder unterrichten musste. Dort sind natürlich alle davon ausgegangen, dass ich längst im Mutterschutz sein werde wenn die Ferien vorbei sind. Das war nochmals wie ein Schlag ins Gesicht, immer wieder aufs neue Erklären zu müssen warum ich wieder da bin.

Die Entscheidung die Schwangerschaft nicht abzubrechen war zu dem Zeitpunkt für mich genau richtig. Ich bin auch sehr dankbar, dass Wunder der Geburt erlebt zu haben, zumal ich nicht weis ob ich jemals wieder diese Chance bekommen werde.

Letztes Jahr im Frühjahr bin ich erneut schwanger geworden und habe mich unglaublich gefreut. Die erste Untersuchung ist sehr gut verlaufen und bei der zweiten Untersuchung konnte man im Ultraschall bereits das Herzschlagen sehen. Das war für mich das Zeichen jetzt wird alles gut und bestimmt besser als beim letzten Mal. In der 11. SSW bekam ich allerdings leichte Schmierblutungen, wobei die Ärztin meinte das kann vorkommen und es sei im Moment noch alles normal. Die Woche drauf begann die Blutung erneut und diesmal stärker. Bei der Untersuchung meinte die Ärztin, das Baby sei wohl nicht lebensfähig gewesen und bereits verstorben. In den nächsten Tagen wird die Blutung stärker werden und es wird zu einer Fehlgeburt kommen. Wenn ich möchte, könnte ich eine Überweisung ins Uniklinikum erhalten, um einen Ausschabung einzuleiten oder ich warte ab, denn normalerweise regelt die Natur das selbst.

Da ich Angst vor der OP hatte, wollte ich noch warten. Meine Ärztin ist dann für zwei Wochen in den Urlaub gefahren und hat mir für den Notfall eine Kollegin genannt. Als die Blutungen plötzlich stärker wurden und nicht mehr aufhörten, bekam ich Angst und habe mir einen Termin bei der Vertretung geben lassen. Dort angekommen wurde ich aber nicht zu dem Arzt gelassen, mit der Aussage wir nehmen nur Notfälle. Bei einer Fehlgeburt sei eine Blutung normal ich sollte wieder nach Hause gehen. Ich war so vor den Kopf gestoßen und zu dem Zeitpunkt schon mit meinen Kräften so am Ende, dass ich keine Energie besaß, um um den Termin zu kämpfen obwohl die Praxis völlig leer war...

Tags darauf kam meine Frauenärztin aus dem Urlaub zurück und gab mir eine Überweisung in die Uniklinik. Dort hatte ich das unglaubliche Glück den Arzt vom Vorjahr zu erwischen. Dieser erklärte mir, dass ich eine Fehlgeburt ohne Fehlgeburt hätte, das bedeutet, dass das Kind nicht überlebenfähig war und vom Körper wieder abgebaut wurde, die Fruchtblase aber noch in Takt ist. Dies passiere wohl häufig. Da meine Blutwerte unauffällig waren, hatte ich schon wieder die Entscheidung zu treffen Natur oder OP. Ich hatte solche Angst, dass bei der OP etwas schiefgehen könnte, denn man Unterschreibt, dass man unter Umständen keine Kinder mehr kriegen kann, dass ich mich für die Natur entschieden haben. Trotz verschiedener homeopatischer Mittel, passierte bis in die 16. Woche nichts. Da lagen dann irgendwann meine Nerven so blank, dass ich mich doch für die OP entschied. Auf das was danach kam, war ich trotz der Erfahrungen im Vorjahr, nicht vorbereitet. Wie du schon sagtest, bekommt man ein Medikament um die Wehen einzuleiten und den Muttermund weicher zu machen. Dieses Mittel hat bei mir solche Krämpfe verursacht, dass ich vor Schmerzen gezittert habe, trotz des angeschlossenen Schmerztropfs. Die Fruchtblase ist darauf hin geplatzt, was wohl auch beabsichtigt ist. Trotzdem hat es danach noch eine gefühlte Ewigkeit gedauert bis ich in den OP abgeholt wurde. Gott sei dank, dass die Schmerzmittel irgendwann angeschlagen haben und zumindest das Zittern aufhörte. Der Ablauf im OP ist dir ja bekannt ...

Als ich wieder aufgewacht bin, wollte ich sofort nach Hause ich wollte keine Sekunde länger auf dieser doofen Entbindungsstation bleiben. Nicht schon wieder in Gesichter schauen die nicht wissen, wie sie mit einem umgehen oder was sie sagen sollen. Das Krankenhauspersonal kann noch so kompetent sein aber für solche Fälle, in denen Eltern ihre Kinder verlieren, sind einfach nicht ausreichend geschult.

Aber ich musste im Aufwachraum über eine Stunde warten bis ich auf das Zimmer abgeholt wurde, es sei so viel los ... Gleich nach dem eine Ärztin mir betätigt hat, dass "alles gut gegangen sei" was auch immer das in dem Fall bedeuten soll, habe ich mich von meinem Mann nach Hause fahren lassen. Am liebsten hätte ich mich irgenwo verkrochen und wäre nie mehr rausgekommen. Ich muss ständig daran denken was denn mit mir nicht stimmt, dass ich das das zwei Jarhe nacheinander durchmachen muss. Letztes Jahr kamen bei uns noch einige Schicksalsschläge in der Familie dazu wodurch es nur noch schwerer wurde.

Ich hoffe einfach, dass ich wieder schwanger werden kann. Denn nach der OP bin ich weit von einem regelmäßigen Zyklus entfernt, auch wenn angeblich alles in Ordnung ist...

 

Um zu deiner Frage zurück zu kommen, ob du einen Fehler gemacht hast. Das glaube ich auf keinen Fall. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir instiktiv richtig handeln. Man kann nie sagen, was wäre wenn, denn es ist immer anders als man es sich vorstellt und niemand kann in die Zukunft sehen. Aber ich glaube ganz fest daran, dass wir in der Entscheidung auch von dem Kind in uns geleitet werden. Du hast für diesen Moment für dich und dein Kind die beste und somit richtige Entscheidung getroffen!

Der Schmerz des Verlustes wird nicht weniger auch wenn man mit der Zeit immer mehr Ablenkung im Alltag findet. Trotdem muss ich sagen, dass ich für jeden glücklichen Moment, den wir in den beiden Schwangerschaften erleben durften, dankbar bin und aus diesen Momenten unglaublich viel Kraft ziehen kann. Ich hoffe ich konnte dir mit meiner Nachricht zeigen, dass du mit der Diagnose und deinen Erlebnissen nicht alleine bist. Laut den Ärzten und Experten ist es keine erblich bedigte Krankheit, womit wir weiterhin die Chance haben, gesunde Kinder zu kommen. Also dürfen wir einfach die Hoffnung nicht aufgeben, so schwer das auch manchmal fällt.

Ich wünsche dir und deiner Familie von Herzen alles erdenklich Gute und viel viel Kraft für die nächste Zeit!

 

 

Re: Triploidie

Liebe Aljona,

erst mal möchte ich dir von Herzen danken, dass du mit mir deine Geschichte teilst. Es geht immer wierder unter die Haut, von solchen Schicksalen zu hören. Niemand kann so gut mitfühlen, wie jemand, der den "gleichen" Weg gehen musste. 

Ich empfinde es als heilsam sich alles von der Seele zu schreiben und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Toll, dass du dies auch tust.

Oft wissen die Familie und der Freundeskeis nicht so gut damit umzugehen und sind auch ein Stück weit hilflos in der Situation, sodass ich mich dort zurückgenommen habe. Um so mehr tut es gut, sich hier ganz zu öffnen. Für mich war es ein wichtiger Weg um das Geschehene zu verarbeiten und ich denke, ich bin auf einem guten Weg.

Wie du geschrieben hast war es auch bei mir. Die Welt dreht sich weiter und bleibt nicht für mich stehen. Der Alltag fordert und dass manchmal nicht zu knapp. Man bekommt keine Sonderbehandlung, obwohl man grade durch die Hölle und wieder zurück ist.

Es schein manchmal, als ob alles im Leben zusammen kommt. Bei mir war zu der Zeit mein Leben ein Chaos. Das Verhälnis zu meinen Eltern war am Zerbrechen und da ich im Familienunternehmen arbeite, damit auch meine Existens und dann kam die Diagnose...

Nach all dem Geschehenen, kann ich von mir behaupten, dass ich gestärkt aus der Sache gekommen bin. Zum Einen musste ich lernen, die Dinge anzunehmen wie sie sind und dass war wirklich schwer. Zum Anderen habe ich nun viel mehr Selstvertauen. Ich denke, ich war an einem Punkt in meinem Leben, an dem es für mich nicht schwerer hätte sein können und anstatt daran zu zerbrechen, habe ich es angenommen und für meinen Teil gemeistert. Das gibt mir Kraft, weil ich das geschafft habe. (So schnell haut mich jetzt nichts mehr um.) Sorgen, die mich sonst aus der Bahn geworfen hätten, erscheinen mir jetzt als relativ klein.

Und so konnte ich meine Sicht auf die Dinge ändern. Es erfüllt mich mit Dankbarkeit, dass das Leben mir Aufgaben stellt an denen ich wachsen kann. Das ich in der größten Not erkennen konnte, dass nichts umsonst ist und alles genau so geschieht, wie es geschehen soll.

Meine Zukunft jedoch ist ungewiss. Ich bin jetzt 35 Jahre alt geworden und nach dieser Erfahruhg weiß ich nun, dass es auch mich treffen kann. Ich bin grade so froh zur Ruhe zu kommen und mein Leben mit meinem Mann und meinem Sohn zu genießen. Natürlich ist der Wunsch nach einem Baby da, doch bereit bin ich dafür noch nicht.

Wie ist es bei dir aktuell? Bist du aktiv mit deiner Familienplanung oder brauchst du auch erst mal Zeit zur Ruhe zu kommen?

Ich wünsche auch dir von Herzen alles Gute.

Liebe Grüße Katrin

 

 

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