Ängste gehen nicht weg
ich weiß garnicht so recht so ich anfangen soll, vor ca. zwei Jahren habe ich das schlimmste Wochenende meines Lebens durchmachen müssen. Nun bin ich genau im selben Monat wieder schwanger geworden und kann meine Ängste einfach nicht abschütteln.. Es ist so schlimm geworden dass ich kein normales Leben mehr führen kann und meinen Mann halb in den Wahnsinn treibe.
Vor genau zwei Jahren wurde ich schwanger, es war das beste was uns je passieren konnte und obwohl die ss nicht einfach war (extreme Übelkeit) habe ich jede Sekunde genossen. Die ersten Monate war alles in Ordnung, habe mit dem Rauchen aufgehört und auch sonst alles erdenkliche getan damit unser Würmchen die besten Chancen hatte.
Dann kam aufeinmal alles anders als erwartet, dabei waren wir doch schon im 6. Monat.
Es war kein Herzschlag mehr zu sehen.
Mein Frauenarzt sagte nur kühl 'Tja, manchmal solls halt nicht sein.. Hier ist eine Überweisung zum KH zur AS'
Ich war erstmal völlig fassungslos und wusste garnicht so recht was los ist und hoffte inständig dass es alles nur ein Missverständnis sei..
Als wir ins KH kamen wurden uns gesagt dass wir einen Termin hätten machen müssen und wurden nach Hause geschickt mit der Bitte am nächsten Tag wieder zu kommen... Ich war am Boden zerstört... Ich wollte es einfach hinter mir haben...
Am nächsten Tag gingen wir also zu unserem Termin ins KH, da habe ich dann eine Tablette bekommen und wurde gebeten erneut am nächsten Tag wieder zu kommen. Zu dem Zeitpunkt war ich mit den Nerven schon völlig am Ende und fühlte mich von KH verarscht.
Am nächsten Morgen fühlte ich schon beim aufstehen wie die wehen eingesetzt hatten, bis zu diesem Zeitpunkt hatte mir keiner gesagt dass ich eine Todgeburt durchgehen sollte, dies erfuhr ich über Google.
Erneut im KH angekommen (vor der Tür der Notaufnahme ist meine Fruchtblase geplatzt) mussten wir eine Stunde im Wartezimmer der Notaufnahme warten und wurde nicht beachtet bis ich angefangen habe die Schwester an der Rezeption anzuschreien, darauf hin wurde ich in die Gynäkologie gebracht.. wo ich erneut im Wartezimmer warten musste "haben sie Geduld, so schlimm kann es doch nicht sein" wurde mir von einer Schwester gesagt.
Die wehen wurden immer schlimmer..
Da habe ich mich komplett verloren, ich bin ausgerastet und habe die komplette Abteilung zusammen gebrüllt..
Kurze Zeit später kamen fünf Schwestern mit einem Bett, ich wurde in ein Einzelzimmer gebracht und mit Beruhigungsmittel vollgepumpt. Während dieser Zeit wurde ich bestimmt zehn Mal von der Ärztin gefragt ob ich unseren Sohn sehen möchte wenn er da ist, ich verneinte dies jedes Mal, es war einfach zu viel für mich.
Als unser kleiner da war, wurde ich direkt in den OP gebracht um die AS zu machen.
Als ich aus der Narkose wach wurde, hat die Ärztin mich erneut gefragt ob ich ihn sehen möchte.. Noch völlig vernebelt habe ich dann ja gesagt..
Sie brachte ihn in einer Pappschale mit einem Papiertuch bedeckt ins Zimmer und legte ihn aufs Bett vor mir.. Die Situation war für mich völlig befremdlich und sein Anblick, in dieser trostlosen Schale.. Nicht bescheiblich.. nach 10 min kam sie wieder, nahm ihn uns weg, legte ihn auf den Tisch und gab mir meine Entlassungspapiere.
Eine halbe Stunde später waren wir wieder zuhause, unsere Welt völlig zerscheppert und einfach nur in Schock.
Meine jetzige SS ist zwei Tage nach der letzten Ausgezählt, zwar werde ich nun von einem anderen Frauenarzt betreut, jedoch kann ich wie gesagt einfach nicht loslassen.
Ich freue mich überhaupt nicht, ich traue mich nicht.. Denn ich rechne irgentwie jede Sekunde damit dass alles schief läuft.
Ich weiß einfach nicht wie ich damit klar kommen soll, es ist alles wie vor 2 Jahren (momentan bin ich in der 11. SSW) und fürchte auch dass wenn ich nicht loslassen kann ich mir selber Steine in den Weg lege.
Wie komme ich aus dieser abwärtsspirale raus?! Wie schaffe ich es wieder positiv zu denken?
Re: Ängste gehen nicht weg
Vllt haben die anderen noch bessere Tipps als ich. Aber mir persönlich hatte ein persönlicher Beistand einer Hebamme, mit viel Reden über das Erlebte und meine Ängste, fast zwei Jahre nach einer traumatischen Geburt wirklich sehr geholfen.
Alles Gute für dich und deinem kleinen Bauchbewohner!
Re: Ängste gehen nicht weg
deine Geschichte ist sehr schlimm und ich ich möchte mir gar nicht vorstellen was du durchmachen musstest. Ich kann deine Ängste verstehen, aber ich glaube es wird keine Lösung dafür geben. Du kannst dir natürlich psychologische Hilfe holen, viel reden tut sicherlich gut um das Erlebte aufzuarbeiten und dein Mann ist dadurch vl auch 'entlastet'. Er kann ja auch nichts ändern oder dir helfen....
Denke so gut als möglich positiv, genieße jeden Kontakt mit deinem Baby, sende ihm positive Gedanken.
Ich wünsche dir alles erdenklich Gute- Kopf hoch- diesmal wird dein Baby bleiben.
GLG Hoffnung
Re: Ängste gehen nicht weg
ich gebe Jeka recht, du musst das nicht alleine schaffen. Es gibt tolle Personen, sei es eine Hebamme oder eine Psychologin oder eine andere Begleitung, die dich unterstützen können. Bei mir war und ist es meine Hebamme und eine kurze Zeit war ich bei einer Psychologin der profamilia.
Es ist einfach schwer und die Ängste sind da. Das ist ganz normal. Oft können Personen aus dem Umfeld/Familie wenig helfen, weil sie selbst emotional eingebunden sind.
Wir haben nach unserem Sternenjungen noch eine gesunde Tochter (2J) und gerade mit ich mit unserem zweiten Mädchen in der 31 Ssw. Die Ängste waren und sind mein ständiger Begleiter, aber man kann lernen, damit umzugehen.
Glg und ich wünsche dir für deine Schwangerschaft alles alles Gute!
Re: Ängste gehen nicht weg
Meine Mutter brachte mich mal zu einem Psychiater der zu mir sagte "In Afrika sterben täglich Kinder, DAS ist schlimm, also stellen sie sich nicht so an".. Danach hatte ich keine Lust mehr mit einem zu sprechen und mir ging es schlechter als vorher. (Je mehr ich darüber nachdenke, je mehr bin ich überzeugt dass ich mit meiner Auswahl an Ärzten völlig ins Klo gegriffen habe)
Leider hatte ich damals keine Hebamme, da es immense schwierig ist hier eine zu finden, diesmal jedoch hatte ich Glück und hoffe dass es einen Unterschied machen wird.. Jedes bisschen hilft, das wir das alles nicht alleine durchmachen müssen.
Erneut vielen Dank für eurer Rat und ich wünsche euch alles erdenklich Gute <3
Re: Ängste gehen nicht weg
ich verstehe dich sehr gut und musste gerade auch erstmal wieder heulen. Ich kann den anderen Mädels nur beipflichten. Und dir selbst auch, du hattest wirklich reichlich Pech mit dem Frauenarzt, Krankenhaus und auch Psychiater. Soviel Mangel an Empathie und Unterstützung ist ja unfassbar!
Ich bin aktuell mit Jumpy26 zusammen im September/Oktoberforum, in der 32. Woche in der dritten Schwangerschaft. 2016 ist unser Sternensohn im 6. Monat völlig unerwartet verstorben und die Totgeburt war schrecklich, im letzten Jahr gab es eine Fehlgeburt in der 9. Woche. Beides Mal im August und in diesem Jahr soll um fast so gleiche Zeit Anfang September unser Baby kommen.
In dieser Schwangerschaft habe ich auch sehr mit meinen Ängsten gekämpft, war mehrfach außer der Reihe beim Arzt und im Krankenhaus. Dafür hat auch jeder gute Arzt volles Verständnis! Es ist erst besser geworden, seit ich das Kind mehrfach täglich merke seit ein paar Wochen, aber ganz gehen die Ängste nie. Ich musste vor allem erst über die SSW hinaus kommen, als der Schock damals kam. Und die ersten Sachen kaufe ich seit ca 4 Wochen erst.
Such dir weitere Gesprächspartner, eine gute Psychologin oder Hebamme und auch andere Frauen die so etwas schon erlebt haben wie hier im Forum. Das kann wirklich helfen. Mein Mann hat auch versucht mir Mut zu machen, hatte aber natürlich auch mit den eigenen Ängsten zu kämpfen und war eigentlich hilflos. Das geht deinen Lieben sicher genauso.
Darfst du denn jetzt bei der neuen Ärztin in kürzeren Abständen kommen z. B.? Ich durfte alle zwei Wochen kommen von Beginn an, sie hat jedes Mal kurz geschallt und bei übermächtigen Sorgen auch nochmal kurz dazwischen. Das hat auch sehr geholfen.
Bis die Albträume vor den Terminen weniger wurden etc. hat es gedauert, aber irgendwann kommst du etwas besser damit zurecht. Fühl dich gedrückt und ich drücke alle Daumen, dass dieses Mal alles gut geht.
Katja
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