Entwicklung jung eingeschulter Kinder
Ich sehe die Problematik, daß ich glaube, daß meine Tochter (geb. 31.12.01) in der Grundschule ab nächstes Jahr und dann also 5,5 Jahre jung, bestimmt gut zurecht kommen würde (sehr kleine Grundschule, nur 1 Klasse je Jahrgang, kleine Klassen 15-20 Schüler). Ich stelle mir allerdings die Frage, wie der Übergang in die weiterführende Schule sein wird und wie die Situation, wenn sie dort dann auch immer mit Abstand die jüngste sein wird. Ich habe Sorge, daß sie dann dort nicht mehr von engagierten Lehrern vor den Ältern "beschützt" wird. Wie ist es, wenn die Pubertät von den Älteren in der Klasse voll durchschlägt und die jüngste, damit noch nichts anfangen kann. Wird sie dann nicht möglicherweise schnell zum Außenseiter?
Wenn es hier Usus wäre, früh einschulen zu lassen, würde ich es sofort tun, weil ich wüßte, sie wäre dauerhaft mit gleichjungen zusammen. Leider ist es hier noch nicht Usus, sondern die Ausnahme.
Über diesbezügliche Erfahrungsbericht wäre ich froh.
LG
Petra
Re: Entwicklung jung eingeschulter Kinder
gerade in der Pubertät entwickeln sich Kinder, bzw. Jugendliche so unterschiedlich, dass man nur schwer etwas dazu sagen kann. Es ist eher eine Frage der persönlichen Reife, ob deine Tochter als wahrscheinlich Jüngste in der Klasse klarkommt. Ich war selbst an jeder Schule (inkl. Ausbildung) die Jüngste in der Klasse, habe allerdings Anfang März Geburtstag. Mein Ältester ist einer der jüngsten und hat Anfang April Geburtstag. Er macht heute ähnliche Erfahrungen, wie ich vor zwanzig Jahren: In seiner Klasse wird geraucht, Alkohol getrunken, die ersten sexuellen Erfahrungen werden gemacht. Er kann damit noch überhaupt nichts anfangen (Ausnahme: uninteressant ist das andere Geschlecht nicht gerade...). Aber er ist so reif, dass er sich weder als Aussenseiter fühlt, noch muss er alles mitmachen. Er hat seine eigene Position gefunden, die auch von den anderen akzeptiert wird. Allerdings beobachte ich auch, dass das unter den Mädchen der Klasse anders ist. Dort ist es schwieriger, wenn ein Mädchen anders ist, als die anderen, der Gruppenzwang erscheint dort größer.
Warum möchtest du deine Tochter so früh einschulen? Ich weiß, dass einige Bundesländer die Einschulung ab fünf forcieren, halte davon (auch als Pädagogin) nichts. Es bedeutet, dass deine Tochter mit 15 bereits eine Ausbildung beginnen muss oder mit 17 (wenn das Abi nach 12 Jahren sich überall durchsetzt) bereits ein Studium beginnen muss. Beides sind Wendepunkte in ihrem Leben, die weitreichender Entscheidungen bedürfen. Ich bin mir nicht sicher, ob das in dem Alter so ideal und auch immer so möglich ist. Mein Großer jedenfalls mag ja in anderen Bereichen recht reif sein, aber er ist noch lange nicht soweit, dass er überblickt, was Ausbildung, die Entscheidung für einen Beruf etc. für sein ganzes Leben so bedeutet.
Ich weiß aus meiner Zeit im Vorschulbereich, dass Eltern ihre Kinder in der Regel lieber früh als spät einschulen lassen möchten und es gibt auch Kinder, die sich im letzten Kiga- oder KitaJahr langweilen (aber dann machen die KollegInnen dort etwas nicht richtig), aber ich persönlich würde diese Entscheidung immer anders treffen.
Liebe Grüße, Natascha
Re: Entwicklung jung eingeschulter Kinder
Ich selbst wurde mit knapp 7 eingeschult und überblickte zum Abi hin kaum, was ich werden wollte. ;-)
Ich finde es halt schade, daß die Zeit, in der die Kinder sehr schnell lernen könnten und wollten so ungenutzt bleibt. In unserem Kiga gibt es vom Wissen her kaum Input, es gibt keine Vorschule. Sie will lernen und bekommt dort keinen Input. Wir lesen viel und sie saugt alles in sich auf, doch ich will es nicht übertreiben, sonst langweilt sie sich später in der Schule. Doch ich befürchte ich kann das nur sehr schwer noch zwei Jahre unterdrücken. Ich weiß nicht, was richtig ist.
LG
Petra
Re: Entwicklung jung eingeschulter Kinder
dann kann ich deine Überlegungen gut nachvollziehen. Schade, dass in der Vorschuleinrichtung nicht auf die intellektuellen Besonderheiten eingegangen wird. In diesem Fall ist es wahrscheinlich nicht die schlechteste Lösung, sie früher einzuschulen, aber dennoch wird ihr damit einiges genommen. Ich würde dann einfach die Entwicklung in der Schule gut im Auge behalten. Wenn ihr sie als Eltern gut begleitet, ist das meiner Meinung nach viel wert.
LG Natascha
Re: Entwicklung jung eingeschulter Kinder
Ich kann dir jetzt nur von einer Entwicklung eines Kides erzählen, das nicht vorzeitig eingeschult wurde.
Mein Sohn ist Ende Januar 1997 geboren und kommt nächste Woche in die 4. Klasse.
Er konnte vor der Schule schon lesen, was er sich selbst beigebracht hatte. Mein Mann wurd frühzeitig eingeschult (Oktoberkind) und war absolut dagegen und zwar nicht wegen des Intellektes, sondern weil er immer der Jüngste war und bei vielen Dingen, die gerade "in" waren noch nicht mitmachen durfte! Außerdem kommen im Laufe der Schulzeit immer mehr Ältere von oben in die unteren Klassen, so dass der Schnitt der Klasse eh immer älter wird.
So, unser Sohn tat sich vom ersten Tag, wie erwartet sehr, sehr leicht (unser Kindi war übrigens wie eurer) und wir fingen und fangen immer noch seine viele Freizeit mit viel Sport auf! Das geht natürlich nur, weil er sehr sportlich ist und sehr viel Spass daran hat - aber es gibt ja auch noch andere Möglichkeiten, z.B. Englisch...!
Es wurde uns sowohl in der 1., als auch in der 3. Klasse angeboten, dass er überspringen könnte, wenn wir wollten, aber da bei uns mittlerweile das G8 eingeführt ist und ich sowohl die gigantische Stundenbelastung (36 Wochenstunden in der 6. Klasse) bei meinem Großen dort sehe, als auch das Altersproblem sehe (siehe Beitrag davor - Abi mit 17), haben wir uns weiterhin für diese Varianten entschieden:
"Was gibt es Schöneres, als mit absoluter Leichtigkeit durch die Grundschulzeit zu kommen und für alles, was einen sonst noch so interessiert, trotzdem noch genug Zeit zu haben!"
Jetzt in der 4. Klasse steht bei uns in BaWü die Grundschulempfehlung an, die normalerweise von allen Beteiligten als große Belastung empfunden wird. Ich sehe dem ehr gelassen entgegen - natürlich immer mit der Voraussetzung im Hinterkopf, dass er so weitermacht, wie die ganze Zeit. Aber er weiß das alles und will unbedingt aufs Gymi - wie sein Bruder!
Ich denke die letztendliche Entscheidung müssen alle Eltern für ihr Kind selbst treffen, aber glaube mir, es hat uns viel Zeit und schlaflose Stunden gekostet!
Sorry für die Länge
So long Siggi
Re: Entwicklung jung eingeschulter Kinder
wir haben unser Kind als "Kannkind" einschulen lassen.
Mittlerweile ist er in Klasse 5.
Wir mußten es bereuen.
Schon nach 2 Jahren hatte er psych. Probleme.
Er hatte die Aufgabenstellungen begriffen, konnte eigentlich alles aber er hat sich einfach in der Klasse nicht wohlgefühlt.
Es wurde immer schlimmer, er war richtig depressiv.
Wir wollten ihn zurücksetzen lassen aber es war ein Kampf.
Die schul. Leistung waren nicht so schlecht und die Lehrer wollten nicht.
Erst als wir bei einer Psychologin in Behandlung waren ging es auf einmal. Sie hat es dann dringend empfohlen.
In Kl. 3 haben wir ihn zurückstufen lassen und seitdem haben wir keine Probleme mehr. Heute geht er auf das Gymnasium.
Natürlich gibt es auch viele Kinder die damit keine Probleme haben. Unser Kind konnte einfach mit den älteren Kindern nicht mithalten.
Mit dieser Erfahrung würde ich niemals mehr ein Kind früher einschulen.
Wenn alle Kinder früher eingeschult werden ist das ok. Dann sieht der Unterricht auch anders aus. Niemand muß beschützt werden.
Ich denke das müßt ihr ganz für euch entscheiden ob ihr das wollt oder nicht und was passiert wenn es nicht so gut klappt. Ob für euch ein Wiederholen ein Problem wäre etc.
LG und viel Glück mit eurer Entscheidung
Eveline
Re: Entwicklung jung eingeschulter Kinder
ich habe mal in Deinem Profil gestöbert. Welches Deiner Kinder war denn ein
Kann-Kind? Nach den Geburtsdaten wären Deine beiden zumindest in Bayern
keine Kann-Kinde gewesen, denn bis vor einem Jahr war doch Stichtag 30.06.
Mein Sohn ist im September 1994 geboren und war ein Kann-Kind (hat einen
Test gemacht). Er hatte nie Probleme in der Schule und geht jetzt in die 7. Klasse
Gymnasium.
Meine Tochter wird auf jeden Fall im Schuljahr 2009/2010 eingeschult. Da da
alle Kinder schulpflichtig werden, die bis 31.12.2009 6Jahre alt werden, ist sie
dann Gott-sei-Dank auch kein Kann-Kind mehr und muss keinen Test machen.
Obwohl ich sie nach den Erfahrungen mit meinem Großen auch ohne die neue
Stichtagsregelung eingeschult hätte.
LG Lili m. Katharina *24.09.03
Re: Entwicklung jung eingeschulter Kinder
Niklas (geb. 30.06) war ein Kann-Kind. Er war zu früh geboren und das haben die mitgerechnet. Stichtag war auch hier der 30.06..
Ich sage ja auch, das muß man von Kind zu Kind entscheiden.
Bei uns ist es halt nicht gutgegangen.
Nicht dass er den Stoff nicht geschafft hätte...es war vielmehr psychologisch. Seine Entwicklung war einfach noch nicht so ausgereift. Genau das machte es so schwierig ihn zurückzustufen. Die Schule wollte es nicht. Erst als eine Psychologin dringend dazu geraten hatte klappte es dann ganz schnell.
Er zeigte große psych. Auffälligkeiten.
Heute würde ich ihn so wie er damals war NIEMALS einschulen lassen. Jetzt bin ich schlauer, aber damals konnte ich es noch nicht wissen.
Wenn der Stichtag immer weiter nach vorne gelegt wird, muß Schule anders aussehen. Es ist doch ein Unterschied ob ich von 30 Kindern mind. 15 Kinder mit 5 Jahren da sitzen habe oder ob viele der Kinder schon knapp 7 Jahre alt sind.
Im Moment habe ich da nicht so viel Einblick, denn mein Jüngster ist ja (glücklicherweise) erst 3 Jahre alt.
LG Eveline
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