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Trauer in der Schwangerschaft

Sehr geehrter Herr Dr.,
ich bin in der 10 Woche nach der 3. Icsi. Nun meien Frage. Mein Vater ist schwer krebskrank und wie ich heute erfahren habe geht es ihm nun so schlecht, dass die Ärzte wohl nicht mehr viel tun können. Er hat sehr starke Schmerzen und durch die Metastasen ist der Darm verschlossen, so dass sie ihn wohl doch noch mal,operieren müssen und leider zu erwarten ist, dass er sehr leiden muss, bevor er erlöst wird. Ich hänge sehr an meinen Eltern und werde auch versuchen so schnell wie möglich dort hin zu fahren (80km entfernt). Aber ich habe auch noch eine Tochter 6Jahre. Muss mal schauen wie ich das schaffe.
Nun zur Frage: Kann die Trauer die ich spüre und noch spüren werde ... und der Stress der in nächster Zeit zu erwarten ist schädlich für das Baby sein? Kann ich irgendetwas tun um es abzufangen?
Vielen dank!
Mit freundlichen Grüßen
Andrea
Bisherige Antworten

Trauer in der Schwangerschaft

Hallo
Ob psychischer Stress der Mutter während der Schwangerschaft bleibende Auswirkungen auf die geistige, psychische und/oder körperliche Entwicklung der Kinder ist eine Frage, die zunehmend auf Interesse stößt. Zunehmend findet man Tagungen oder wissenschaftliche Arbeiten, die die Themen "pränatale Psychologie " oder "fetal programming" behandeln.
Schon lange ist bekannt, dass Stress ein Risikofaktor für vorzeitige Wehen und Frühgeburten sein kann.
Bisher gibt es aber eher wenig wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über fortbestehende psychische oder gesundheitliche Probleme. So halte ich es persönlich für nicht aussagekräftig, wenn vorgeburtliche Erlebnisse im Rahmen von Drogenerfahrungen, Hypnose oder Reinkarnationserlebnissen geschildert werden.
Tierversuche zeigten bei künstlich erzeugtem Stress (z.B. Isolation oder Schlafentzug bei den Muttertieren) Verhaltensauffälligkeiten bei den Jungtieren. Inwieweit sich diese Beobachtungen auf Menschen übertragen lassen ist aber nicht gesichert.
Das Problem ist, dass oft psychischer Stress nicht nur auf die Zeit der Schwangerschaft beschränkt ist. Wenn z.B. der Partner während der Schwangerschaft durch einen Unfall stirbt wird das die Mutter nicht nur während der Schwangerschaft sondern auch noch nach der Geburt belasten. Eine eher ängstliche Mutter macht sich nicht nur in der Schwangerschaft sondern auch danach noch gehäuft Sorgen.
Die bisher aussagekräftigste Untersuchung befasste sich mit der Auswirkung von Kriegserlebnissen in Holland während des zweiten Weltkrieges. Es wurden Erwachsene untersucht, deren Mütter in der Schwangerschaft Krieg erlebten. Da die Kämpfe in Holland nur relativ kurz andauerten handelte es sich um zeitlich recht gut begrenzten Stress. Bei den damals ungeborenen Kindern fanden sich im Erwachsenenalter häufiger Diabetes, Bluthochdruck und psychische Erkrankungen.
Auch bei Kindern, deren Mütter die Flugzeugattentate am 11.9.2001 miterlebten hatten wurden gehäuft Verhaltensauffälligkeiten beobachtet.
Es kann als sehr wahrscheinlich gelten, dass sehr starker psychischer Stress Auswirkungen auf die psychische Entwicklung des Kindes hat. Bei leichteren Problemen, wie nach einem Partnerstreit oder einem einmaligen Erschrecken ist dagegen eine Auswirkung sehr unwahrscheinlich.
In ihrem Fall halte ich eine negative Auswirkung für eher unwahrscheinlich. Wenn sie sich sehr belastet fühlen sollten sie klären lassen, ob eine kurze psychotherapeutische Hilfe sinnvoll ist. Das kann bei sog. akuten Belastungsreaktionen durchaus sinnvoll sein.

Vielen Dank!! Schönes We.

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