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Heparin nach 2 FG und bei Faktor V- Leiden/APC-Resistenz ?

Guten Tag Frau Dr. Grüne,

ich hatte kurz aufeinander 2Fehlgeburten. 1.FG in der 5ssw mit natürlichem Abgang und 2. in der 9.ssw, wobei das Herz bereits geschlagen hat.
Dabei wurde ich immer sofort schwanger.
Meine Frauenärztin hat mir dann Überweisungen zum Gerinnungsarzt und Humangenetiker gegeben.
Dabei kam raus,dass ich eine Faktor V -Mutation habe und ein erhöhtes Thromboserisiko. Der Gerinnungsarzt meinte,dass das man bei der nächsten SS sofort Heparin spritzen sollte.
Die Humangenetikerin meinte,dass Faktor V Leiden eher für Fehlgeburten im späteren SS-Verlauf verantwortlich sei.

Ich lese auch überall,dass Heparin in diesem Zusammenhang empfehlenswert ist!
Wie sehen Sie das?

Vielen Dank für eine Rückmeldung

Beste Grüße
Anna
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Expertin-Grüne
Expertin-Grüne | 12.08.2017, 12:37 Uhr
Registriert seit 03.11.2011

Re: Heparin nach 2 FG und bei Faktor V- Leiden/APC-Resistenz ?

Hallo Anna,

in welcher Ausprägung wurde denn die Faktor-V-Leiden Mutation festgestellt (hetero- oder homozygot)?
Es ist ein erheblicher Unterschied in der Risikobewertung, ob nur eines oder beide der beim Menschen ja immer zweifach vorliegenden Chromosomen betroffen sind.

Die Mutation des betreffenden Gens führt zu einer Verminderung der Bindungsfähigkeit eines körpereigenen Hemmstoffes der Gerinnung, des sogenannten aktivierten Protein C (abgekürzt APC), an den Gerinnungsfaktor V. Daraus resultiert eine  verstärkte Gerinnbarkeit des Blutes (Thrombophilie). Man nennt das auch "APC-Resistenz". Wenn die Veränderung in Reinform (homozygot) vorliegt, ist das Thromboserisiko sehr deutlich erhöht (80 - 100-fach). In der gemischten Form (heterozygot) kommt es zu einem 5-10-fach erhöhten Thromoboserisiko.
Spezielle Gefahren in der Schwangerschaft mit entsprechend der vorliegenden Ausprägung auch sehr unterschiedlich großem Risiko sind Thrombosen im Körper, aber auch in der Plazenta mit Plazentainsuffizienz, Schwangerschaftshochdruck, wiederholte Fehlgeburten.

Informationen zum Thema:

https://www.9monate.de/gesundheit-vorsorge/frauengesundheit/faktor-v-leiden-mutation-id136472.html

Bei heterozygoter Merkmalsausprägung geht man anders als bei homozygoter Merkmalsausprägung in der Schwangerschaft üblicherweise von einem niedrigen Risiko aus und es werden normalerweise keine blutverdünnenden Therapien verordnet, es sei denn, die Vorgeschichte oder der aktuelle Schwangerschaftsverlauf lässt von einem mittleren Risiko ausgehen.  Dazu gehören u.a. wiederholte Fehlgeburten, Adipositas, Präeklampsie in einer vorausgegangenen Schwangerschaft, Bettlägerigkeit.
Unter diesen Voraussetzungen wäre gemäß aktueller Empfehlungen Blutverdünnung mit einem niedermolekularen Heparin von Schwnagerschaftsnachweis an bis 6 Wochen nach der Geburt angezeigt.

Sofern nun bei Ihnen eine nur heterozygote Ausprägung der Veränderung festgestellt wurde, keine weiteren Risikofaktoren vorliegen und die Fehlgeburten nur bedingt in einem Zusammenhang gebracht werden können, bleibt die Indikationsstellung Ermessenssache. Bei homozygoter Ausprägung wäre die Indikation für Heparin klar gegeben.
Lassen Sie sich also am besten noch einmal differenziert beraten.

viele Grüße!

Re: Heparin nach 2 FG und bei Faktor V- Leiden/APC-Resistenz ?

Guten Tag Frau Dr. Grüne,

herzlichen Dank für diesen ausführlichen,sehr hilfreichen Bericht.
Ich habe die heterozygote Form. Interessant ist auch zu lesen,dass ggfls. ein verstärktes Risiko zu Schwangerschaftshochdruck und Präeklampsie besteht.
Ich leide seid über 10 Jahren an Bluthochdruck,der aktuell mit Presinol eingestellt ist. Das Albumin im Urin in der Schwangerschaft war ebenfalls erhöht (75),sodass in der nächsten Schwangerschaft diese möglichen Präeklampsie Faktoren engmaschig kontrolliert werden müssen.
Da stellt doch Heparin ein adäquates prophylaktisches Mittel dar, gerade auch angesichts meiner Fehlgeburten.
Wer entscheidet das (Frauenarzt,Internist o. Hämatologe)? Meine Ärzte haben da leider unterschiedliche Auffassungen.

Beste Grüße
Anna
Expertin-Grüne
Expertin-Grüne | 13.08.2017, 11:57 Uhr
Registriert seit 03.11.2011

Re: Heparin nach 2 FG und bei Faktor V- Leiden/APC-Resistenz ?

Hallo Anna,

der Gerinnungsspezialist sollte eine schriftliche Empfehlung aussprechen, dann wird der Frauenarzt dieser folgen.
Oder Sie wenden sich an ein Zentrum für Pränatal-Medizin. Dort gibt es üblicherweise eine Risikosprechstunde oder eine Abortsprechstunde und man wird eine konkrete Einschätzung formulieren. 
Gibt es auch vorausgehende ausgetragene Schwangerschaften oder nur die beiden Fehlgeburten?

viele Grüße!

Re: Heparin nach 2 FG und bei Faktor V- Leiden/APC-Resistenz ?

Guten Tag Frau Dr. Grüne,

danke für die rasche Rückmeldung.

Nein,es gibt keine vorausgegangene ausgetragene Schwangerschaft.Lediglich die beiden Fehlgeburten.

Beste Grüße
Expertin-Grüne
Expertin-Grüne | 13.08.2017, 20:21 Uhr
Registriert seit 03.11.2011

Re: Heparin nach 2 FG und bei Faktor V- Leiden/APC-Resistenz ?

Hallo Anna,

die Indikation für Heparin bleibt Ermessensache, in Kombination der Risiken und Fehlgeburten aber durchaus erwägenswert.
Letztlich kann man nicht sagen, ob es etwas nützen würde.

viele Grüße!

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