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Antidepressiva in der Schwangerschaft

 

Hallo,

ich möchte schwanger werden, leide aber an Depressionen. Mein Psychiater rät mir Fluoxetin 40mg normal weiterzunehmen. Elontril 300mg empfiehlt er nach der Empfängnis aprubt bis zur 12.SSW abzusetzen, dann normal weiter. Er würde mir bei evtl. auftretenden Symptomen während des 1.Trimenon Ritalin verschreiben. Würden Sie mir auch zu diesem Vorgehen raten oder gibt es bessere Alternativen? Was können die Medikamente im schlimmsten Fall bewirken? Wie sieht es in der Stillzeit aus?
Ich bin sehr gut auf die Medikamente eingestellt und hatte auch anfangs kaum Nebenwirkungen. Möchte diese daher auch ungern absetzen.
Vielen Dank im Voraus für eine Beratung!

Bisherige Antworten
Expertin-Grüne
Expertin-Grüne | 09.11.2018, 08:41 Uhr
Registriert seit 03.11.2011

Re: Antidepressiva in der Schwangerschaft

Hallo Samawa,

zunächst einmal muss ganz klar gesagt werden: eine erforderliche medikamentöse Therapie einer Depression sollte in der Schwangerschaft zur Vermeidung einer akuten Verschlechterung des Verlaufes fortgesetzt werden.

Unter den SSRI, zu denen auch Fluoxetin gehört, zählen nach Angaben des Pharmakovigilanzzentrums Embryotox die Wirkstoffe Sertralin und Citalopram zu den erprobteren Mitteln bei medikamentös therapiebedürftiger Depression in der Schwangerschaft. Unter Fluoxetin besteht ein mögliches geringes entwicklungstoxischen Risikos (kein eindeutiger Hinweis, aber evtl. geringe Risikozunahme für  angeborene Herzfehler). Daher wird geraten, wenn möglich eine Umstellung auf Sertalin oder Citalopram anzustreben.

Für Bupropion gilt ähnliches. Die Beobachtung einzelner Herzfehlbildungen konnte in Folgestudien nicht bestätigt wurden, es bleibt aber aufgrund der Datenlage eine Restunsicherheit. Wenn möglich, ist auch hier die Umstellung auf die besser untersuchten Sertalin oder Citalopram sinnvoll.

In jedem Fall ist bei einer medikamentösen antidepressiven Therapie im ersten Schwangerschaftsdrittel ein Organultraschall in der 20.-22. Schwangerschaftswoche zur Bestätigung der unauffälligen Entwicklung des Kindes anzuraten.

Bei Gabe von Antidepressiva bis zur Geburt sind kindliche Anpassungsstörungen möglich. Die Entbindung sollte daher in einer Klinik mit Neonatologie erfolgen.

In der Stillzeit erreichen die Medikamente das Kind ebenfalls. Wenn keine ungewöhnlichen Symptome auftreten (vor allem Verdauungsprobleme, Unruhe, übermäßiges Schreien oder vermehrte Müdigkeit) ist eine Fortsetzung der Therapie denkbar.

Sie können sich (gemeinsam mit Ihrem Arzt)  individuell beim genannten Pharmakovigilanzzentrum beraten lassen. Hier finden Sie die entsprechenden Kontaktmöglichkeiten:

https://www.embryotox.de/beratung/

viele Grüße,
Dr. Grüne!

Re: Antidepressiva in der Schwangerschaft

Danke für die schnelle und ausführliche Antwort Dr.Grüne!

Mein Arzt meinte, dass mittlerweile bei Fluoxetin die Datenlage besser als vor einigen Jahren sei. Ein Wechsel auf Sertalin und Cytalopram sei nicht nötig, da ich wie gesagt gut eingestellt bin. Er nutzt übrigens auch embryotox.de

Was halten Sie davon Elontril von einem Tag auf den anderen abzusetzen? Ich dachte Antidepressiva sollte man langsam ausschleichen. Ist am nächsten Tag wirklich kein Elontril mehr im Körper vorhanden?

Viele Grüße!

Expertin-Grüne
Expertin-Grüne | 09.11.2018, 15:30 Uhr
Registriert seit 03.11.2011

Re: Antidepressiva in der Schwangerschaft

Hallo Samawa,

ja, das ist sicherlich richtig. Wenn eine Umstellung mit dem Risiko einer Verschlechterung einhergeht, kann es besser sein, bei dem bewährten Mittel zu bleiben.
Zu diesen pharmakologischen Details in Bezug auf die Halbwertszeit von Elontil und dem optimalen Absetzen bzw. Ausschleichen sollten Sie Ihren Neurologen befragen, der mit diesen Mittel häufig umgeht und entsprechende Erfahrung hat.

viele Grüße,
Dr. Grüne

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