Liebe Yvonne!
Ich kann dich gut verstehen,diese ängste kenn ich gut.Allerdings ist es bei mir umgekehrt,ich hab eine Grosse Stieftochter(15 Jahre alt) und die lebt bei mir und meinem Mann.Ich hab sie grossgezogen seit sie 4 Jahre alt war und ich liebe sie sehr.Ihre leibliche Mutter ist leider sehr problematisch,sie ist sehr krank (psychisch und physisch) und hat sich nie um ihre Tochter gekümmert,nie angerufen,in all den Jahren vielleicht 3 Briefe geschrieben wenns hoch kommt.
Als meine Stieftochter vor ca 5 Jahren das erste mal den Wunsch äusserte,ihre Mutter in Spanien besuchen zu wollen,hab ich sehr mit mir gehadert.Ich hatte unglaubliche Angst,meine Tochter zu verlieren,denn nebst der Mutter leben da noch die Grosseltern und die ganze Verwandtschaft und die Spanier sind ja bekanntlich sehr Familienbezogen...Ich hab Angst gehabt,dass sie meine Tochter gegen mich aufhetzen,sie ev.sogar dabehalten könnten.Ich hab sie aber dann fahren lassen weil sie trotz all meiner persönlichen Bedenken das Recht hat,ihre leibliche Mutter zu besuchen.
Als die unendlich langen 2 Wochen endlich vorbei waren und die Kleine zurückkam,war alles wie immer.Klar hat sie einiges von Spanien mit rübergenommen aber wie ich später vernommen hab,hat sie mich sogar verteidigt,weil vor allem die Grossmutter gegen mich gehetzt habe...
Naja.Jedenfalls fährt sie nun jedes Jahr einmal nach Spanien zu ihrer Mutter und es ist für mich nach wie vor schwer,sie gehen zu lassen.Letzten Sommer hatten meine Stieftochter und ich eine einschneidende Krise zusammen.Plötzlich musst ich mir von ihr sagen lassen,dass ich den Kontakt zwischen ihr und der leiblichen Mutter nicht gefördert hätte und dass ich die Mutter schlecht machen würde.Ich hab dann meiner Stieftochter einfach den Spiegel vorhalten müssen und ihr gesagt,dass es mir sehr leid täte aber dass sie nicht mich für den spärlichen Kontakt verantwortlich machen könne sondern einzig und allein ihre leibliche Mutter,denn sie ist die,die sich nicht meldet und nicht kümmert.Ich musste ihr damals auch sagen,dass sie sich entscheiden müsse wem sie glaube und wo sie hingehört.Das war sehr hart aber sie hat sich dann wirklich mit der SAche auseinandergesetzt und musste einsehen dass ihre Mutter sich wirklich einfach nicht um sie kümmert,weil sie sich schlicht nicht wirklich um sie schert.
Seither haben wir ein besseres Verhältnis denn je un das hätten wir heute nicht,wenn ich den Kontakt zwischen meiner Stieftochter und ihrer leiblichen Mutter verhindert hätte,egal wie wenig sich die Mutter um sie schert.
Ich finde,du solltest den Kontakt zwischen deiner Tochter und ihrem leiblichen Vater nicht verhindern.Du kannst nicht ändern dass er ihr Vater ist und dass sie sich wünscht,ihn kennenzulernen.Wenn du das jetzt verhinderst,wird sie dir das sehr verübeln.Du kannst sie meiner Meinung nach nicht vor Enttäuschungen schützen,sie muss die Erfahrung selber machen dürfen.Es ist IHR VATER und das bleibt er auch ihr Leben lang und ich finde es schön,dass sich der Vater für seine Tochter interessiert.Natürlich hat er Dich enttäuscht,nur das kannst du nicht vergleichen.Für dich war er ein Partner,aber für deine Tochter ist er der leibliche Vater.
Lass sie ein Stück weit los,sie wird dich niemals verlassen,du wirst sie nicht verlieren.Sie ist jetzt 10 Jahre alt und bestimmt reif genug für eine Konfrontation.Wenn sie die Erfahrung will,wird sie sie durchsetzen,nötigenfalls auch hinter deinem Rücken,spätestens wenn sie in die Pubertät kommt und das wär für euer Verhältnis nicht gut.Lass sie ihren Papa treffen,du wirst sehen,deine Tochter wird sich ihr Bild selber machen und wenn sie enttäuscht wird,sei für sie da.Sie wird dir später dankbar sein dass du ihr den Kontakt nicht verboten hast.Du bist ja schliesslich immer für sie da und das weiss sie auch!
Lg und ich wünsch dir dass du eine Entscheidung triffst,die für euch beide stimmt
Susi