Morgen werden es zwei Monate, dass unsere Tochter starb.
Nächste Woche Freitag (23.03.) findet die Beerdigung statt.
Seit gut einem Monat arbeite ich wieder. Ich habe viele positiven Erfahrungen mit anderen Menschen gemacht. Die meisten haben sehr geschockt reagiert und hatten tröstende Worte für mich über. Sicherlich ist es eine schwere Situation, wenn man jemanden freudestrahlend anspricht: "Na, alles klar, geht es Dir gut?" Und dann kommt die Antwort, nein mir geht es nicht gut weil mein Baby starb. (Bei mir wussten die meisten dass ich SS bin, weil ich ja schon recht weit war, aber viele scheinen es nicht wirklich wahrzunehmen, dass man nicht mehr SS ist und ich habe auch keine lust gute Laune vorzugauckeln, wenn mir zum heulen zumute ist.)
Leider fühlen sich viele dann dazu genötigt mich damit trösten zu wollen, dass sie sagen: "Wer weiß, vielleicth wäre das Kind ja behindert gewesen." Ich habe dann irgendwie das Bedürfnis meine Soraya zu verteidigen, denn es klingt in meinen Ohren so abwertend. Ich antworte dann immer, dass meine Tochter sehr krank war und versuche dann weiteren Gesprächen aus dem weg zu gehen.
Ich merke aber die mitleidigen Blicke in der Kantine, wenn ich vorbei gehe. Ich merke wie sich andere Leute über mich unterhalten und sehe schockierte Gesichter, wenn jemanden ihnen meine "Geschichte" erzählt.
Viele Kollegen sind schon auf mich zugekommen und haben gesagt: "Mensch, dass ausgerechnet Dir sowas passiert, Dir hätten wir das Kind am meisten gegönnt..."
Ich finde das einerseits schön, stelle aber mittlerweile immer häufiger fest, dass ich kein Mitleid mehr haben möchte. Ich finde es schön, dass die Leute Anteil nehmen und die Reaktionen sind wirklich sehr nett. Ich denke mir nur immer öfters: "Ich möchte nicht diejenige mehr sein, die bemitleidet wird, ich möchte lieber beneidet werden. Ich möchte diejenige sein, die der neidige Blick einer Frau trifft, die ihr Kind verloren hat." Nicht dass ich das irgendjemandem wünschen würde, aber ich möchte es eben auch nicht sein. Versteht ihr was ich meine?
Jetzt habe ich gehofft, zu Sorayas Beerdigung mit einem Geschwisterchen wieder SS zu sein, aber es sieht nicht gut aus. Ich habe so garkeine SS-Symptome. Mir ist zwar häufig schlecht, aber ich habe eher das Gefühl, weil ich mich so rein steigere. Meine Brüste fühlen sich ganz normal an (und das war bei meinen beiden SS ein sichere Symptom), ich habe ein wenig Kreuzschmerzen, aber das sind bei mir die üblichen PMS. Am Sonntag sollte ich, wenn ich wieder meinen "früheren" Zyklus bekommen meine Mens bekommen.
Ich bin, ehrlich gesagt zimelich verzweifelt.
Alle die mein Gejammer bis hihin durchgelesen haben, danke. Ich muss das mal los werden. Leute die das nicht erleben verstehen es wohl nicht, denn ich bin von Haus aus ein eher freundlicher Mensch und ich mag die Aussagen: "Ach das wird schon wieder." etc nicht mehr hören, denn es klingt so inhaltsleer und ich mag mich auch nicht ständig bei Leuten erklären, die es nciht verstehen können.
Also nochmals vielen Dank
GLG
Cornelia