Suchen Menü

alles vorbei aber tatsächlich Lichtblicke..(lange)

... Hallo zusammen,
meine OP war vor drei Tagen. Ich habe körperlich alles gut überstanden und es gab keine Komplikationen oder Schwierigkeiten währenddessen oder danach. Die Blutungen gehen allmählich zu Ende und in etwa zwei Wochen werde ich wieder arbeiten gehen (müssen).
Der Pathologische Beund hat - wie zu erwarten gewesen war - kein nennenswertes Ergebnis gebracht, kurzum wir wissen nicht woran's lag, dass unser Pünktchen nicht bei uns bleiben durfte. Naja die meisten werden das kennen..
Aber wie aus dem Betreff ersichtlich habe ich auch bei allem Traurigem dieser Tage etwas Positives zu berichten..
Ich habe mich zur OP in dem KH entschlossen, in dem ich auch schon die letzten 4 Male gewesen bin, also auch meine Große entbunden habe..
Dort gibt es eine Hebamme, die sich sehr in Trauerbegleitung und -verarbeitung engagiert und sogar eine SHG leitet, die auch speziell Eltern anspricht, deren Verlust schon in der frühen SS (so wie bei uns) stattgefunden hat. (Das wußte ich aber vorher nicht)!
Das Personal angefangen bei den Schwestern, den Ärzten (sogar der Chefarzt, der mich dann selber operiert hat), den Anästhesisten und Hebammen haben mich sehr gestützt und mir viel Zeit eingeräumt, das tat sehr gut..
Die Klinik hat sich mit einer weiteren und dem beauftragten Pathologen zusammengeschlossen und führen zweimal im Jahr (April/Oktober) eine Gedenkfeierlichkeit durch, in deren Anschluss die ganz kleinen Würmchen gemeinsam bestattet werden. Die gemeinsame Platte wird mit den "Daten" der kleinen Engel versehen. Auf Wunsch haben die Eltern die Möglichkeit in diesem Abschnitt des Friedhofes auch ein eigenes Grab zu erwerben und ihr Kleines (egal wie klein) gesondert beizusetzen.
Die Sammelstelle finanziert ein Verein und die beiden Kliniken. Die Einzelgräber (selbtredend) jeder für sich. Der Gedanke, dass unser Kleines mit anderen kleinen Engeln begraben sein wird, gibt uns unendlich viel Halt und gefühlsmäßig dem Kind ein bißchen Würde zurück...
Für mich war das entsetzlichste an diesem Ganzen, der Gedanke, was bei der OP passiert und dass danach mein Baby kein Baby mehr sein wird und es behandelt werden könnte wie ein Abzest oder Geschwür oder Gott weiß was.. so habe ich ein bißchen meinen Frieden mit den Medizinern gemacht, die meinen Schmerz und mich damit an- und ernstgenommen haben.
Mein Schatz, der im Übrigen genauso leidet wie ich, und ich haben uns außerdem heute beim Steinmetz eine kleine Platte für den Garten bestellt. Wir haben uns entschieden Pünktchen, den Beinamen "Luca" zu geben, weil es sich dabei sowohl um einen Mädchen- als auch Jungennamen handelt und alle unsere Wunschnamen auf "A" enden.
Eigentlich hatten wir den Steinmetz nach einem Steinrest fragen wollen, den wir dann selbst beschriften wollten, doch als er - nach dem Grund gefragt - erfahren hatte, wieso wir danach fragten, erklärte er, dass sie generell in solchen Fällen Steine auch nach Wunsch zum Selbtskostenpreis fertigen würden, weil ihn soetwas menschlich sehr bewege..
Ihr Lieben, ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wieviel Anteilnahme uns in diesen Tagen zuteil geworden ist.. ich habe nie und nimmer damit gerechnet und war schon voller Angst vor jeder Erklärung und jedem Gespräch, dass ich hierzu führen musste.. bedingt auch durch Erfahrungen,d ei andere in dieser Situation machen mussten...
Ich habe geweint als ich ins KH fuhr, ich hatte einen Weinkrampf als ich untersucht werden sollte und aus mir rausbrach, dass ich das Baby gar nicht hergeben wolle, wenn sie es "wegwerfen", ich habe vor Erleichterung geweint, als mir die Ärztin von den Bestattungen erzählte, ich habe geweint als ich auf dem Zimmer saß und auf den Anästhesisten wartete und ich weinte, als er sein Aufklärungsgespräch führen musste. Eine Stunde später wurde ich (bereits mit Beruhigungstablette intus - das stärkste was sie haben lt. Schwester)immer noch heulend in den OP gefahren, ich habe dann bei der Vorbereitung zur Anästhesie wieder nur geweint, so dass der Anästhesist zu meiner Beruhigung meine Hand hielt, mir den Arm streichelte und die Tränen trocknete...
als er mir die Maske aufsetzte, kurz bevor ich endgültig in der Narkose versank, schluchzte ich wieder laut auf.
Dann kann ich mich an nichts mehr erinnern, außer dass ich wieder aufwachte und von fern meine Stimme fragen hörte - ob es vorbei sei und eine bejahende Antwort bekam, die mich wieder in Tränen ausbrechen ließ.
Ich glaube ich habe noch Stunden später geweint...
Ich habe mich so leer gefühlt... einfach leer!
Einige Zeit später brachte die Schwester mir das Essen und blieb eine Weile um mich zu trösten, dann plötzlich fragte sie mich unvermittelt, ob ich eine Currywurst wolle und sie organisierte mir tatsächlich eine.. Ich habe dann den restlichen Tag nur noch in mich reingestopft.. die Leere irgendwie füllen.. keiner hat mich zurechtgewiesen, keiner hat mich aufgehalten, sie haben mich einfach trauern lassen und das tat gut.. als ich in der Nacht nicht schlafen konnte, bin ich durch die Gänge gewandert - mit der diensthabenden Ärztin hatte ich da ein mehrstündiges Gespräch und ich habe wieder alles rausgelassen und sie hat jede Frage geduldig auch zum x-ten Mal beantwortet und alles sowohl menschlich als auch medizinisch durchleuchtet.. mein Fazit war, dass wieder käme, aber diesmal das KH mit einem Baby verlassen werde!
Beim Abschied habe ich den Chefarzt aufgesucht und mich bei ihm bedankt und ihm zu seinem tollen Team gratuliert - er hat geantwortet, dass jede traurige Erfahrung es verdient habe geachtet und verarbeitet zu werden. Dann hat er mich in den Arm genommen.
Ihr Lieben - ich wollte Euch mit dieser nun wirklich sehr langen Geschichte zeigen, dass die Landschaft sich ändert - langsam zwar, sehr lansgsam, aber stetig! Versteckt Eure Trauer nicht und vor allem lebt sie (aus), denn nur so könnt Ihr Frieden schließen mit Euch und etwas neues zulassen..
Ich bin jetzt noch nicht bereit für einen neuen Versuch(auch, wenn ich körperlich lt. den Ärzten nach dem nächsten Zyklus könnte) aber, meine Aufarbeitung beginnt ja auch jetzt erst und ich habe tolle Hilfen!
Ich wünsche Euch allen auch einen solchen (kleinen) Lichtblick..
LG Fy
Bisherige Antworten

Re: alles vorbei aber tatsächlich Lichtblicke..(lange)

Hallo Fy,
das hast Du sooo schön geschrieben. Ich sitze hier und heule Rotz und Wasser. Verzeih, wenn ich nicht mehr dazu schreiben kann.
Sei lieb gegrüsst,
emaille

Re: alles vorbei aber tatsächlich Lichtblicke..(la

Liebe By,
auch ich sitze hier und heule Rotz und Wasser. Bei mir ist das Ganze jetzt fast ein Jahr her - und die Beerdigung im Gemeinschaftsgrab schon über ein halbes Jahr...
Noch immer stehe ich weinend vor dem Grab und kann es nicht fassen. Aber ich empfinde es auch als wahnsinnig großen Trost, dass es dieses Grab gibt.
Ich kann mich auch noch an das Gefühl erinnern, dass ich mein Kind "wegmachen" lasse und an die Angst, dass es "weg geworfen" wird...
In der Klnik waren sie auch alle sehr liebevoll - und ich habe versprochen, dass ich wieder komme, zur Entbindung. Aber manchmal habe ich Angst, dass ich dieses Versprechen nicht halten kann... Aber ich möchte es so gerne...
Liebe Grüße
Alex
Meistgelesen auf 9monate.de
Rat und Hilfe zur Bedienung
Übersicht aller Foren

Mit der Teilnahme an unseren interaktiven Gewinnspielen sicherst du dir hochwertige Preise für dich und deine Liebsten!

Jetzt gewinnen